Ostermärsche und -aktionen 2009

update:
16.04.2009


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Ostermärsche und -aktionen 2009

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Rede beim Ostermarsch 2009 in Bruchköbel am Karfreitag, 10. April

Frieden und soziale Gerechtigkeit - zwei Seiten einer Medaille

Klaus Seibert (in Bruchköbel)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Friedensfreunde,

gestattet mir zuerst eine Vorbemerkung:

Ich arbeite bei Honeywell in Maintal. Wie kommt nun ein Betriebsrat aus einem Rüstungsbetrieb dazu, auf dem Ostermarsch eine Rede zu halten?

1.

Ich bin in einer Familie aufgewachsen, deren oberste Richtschnur im Handeln immer war: Nie wieder Faschismus - Nie wieder Krieg! - Deshalb bin ich seit meinem 14. Lebensjahr immer bei den Ostermärschen dabei.

2.

Wir bei Honeywell haben eine lange Tradition in unseren Friedensengagement. Das war und ist vor allem das Verdienst unseres langjährigen Betriebsratsvorsitzenden Rolf Knecht, der leider letztes Jahr viel zu früh verstorben ist.

Zu Beginn eine einfache Feststellung: Rüstung sichert keine Arbeitsplätze. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Die Rüstungsindustrie ist der Bereich der Wirtschaft, der am stärksten durchrationalisiert ist. Für das Geld, das für die Rüstung zum Fenster rausgeschmissen wird, könnte man wesentlich mehr zivile Arbeitsplätze schaffen. Zum Beispiel in der Medizintechnik, für umweltfreundliche Verkehrssysteme und vieles andere mehr. So haben wir immer auch im Betrieb diskutiert und werden das auch weiter tun. Rüstung schafft keine Arbeitsplätze, sondern vernichtet welche und nicht nur Arbeitsplätze.

In unserem Land hungern Kinder. Mit Hartz IV wurde Armut zum Gesetz erhoben. Das Bildungswesen ist vom Aufbau her immer noch das gleiche Klassenbildungssystem wie aus dem Kaiserreich. Es fehlt immer mehr an erschwinglichen Wohnungen. Es mangelt überall an Kinder- und Jugendeinrichtungen. Kultur wird zum Luxusgut einer elitären Oberschicht. Seit Jahren jagt eine Sozialabbaumaßnahme die nächste.

Zur gleichen Zeit wird der Rüstungsetat, einschließlich verdeckter Posten in anderen Haushaltsstellen, immer mehr aufgebläht. Zurzeit hat die Bundeswehr das größte Waffenbeschaffungsprogramm ihrer Geschichte. Diese Bundeswehr wird zu einer Armee hochgerüstet, die überall weltweit agieren soll. Und das heißt Krieg führen wie in Afghanistan, auch wenn das Kriegsminister Jung nicht so nennen will. Wir nennen es so, weil es so ist! Es ist Krieg!

Und noch ein Grund lässt mich hier dabei sein: Die Konzerne, die an der Rüstung sich goldene Nasen verdienen, sind die selben, die rigoros gegen Arbeitnehmer vorgehen. So ist erklärtes Ziel von Honeywell in den USA und anderswo, die Betriebe gewerkschaftsfrei zu halten. Auch in Deutschland bricht der Konzern Betriebe aus der Tarifbindung heraus, streicht noch vorhandene Sozialleistungen zusammen, vernichtet Arbeitsplätze in großen Ausmaßen.

Und in der Krise treiben es diese Konzerne auf die Spitze. Das erleben wir zurzeit fast täglich, dass man in der Konzernzentrale immer neue Grausamkeiten gegen die Beschäftigten ausheckt. Sie nutzen schamlos die miese gesamtwirtschaftliche Situation aus. Das ist bei Opel so, bei Karmann, auch bei Daimler und wie sie alle heißen. Übrigens der Honeywell-Konzern hat als größten Anteilseigner die selbe verharmlosend "Finanzinvestor" genannte Zockerbude wie General Motors. Oder ein anderes Beispiel: Hier im benachbarten Alzenau sollen bei Mahle 424 Kolleginnen und Kollegen auf die Straße geschmissen werden. Seit Anfang März findet dort eine Mahnwache statt. Hier ist unsere Solidarität gefragt, zumal unsere ach so überparteiliche Presse das gerne totschweigt. So wie die Demo von 2,7 Millionen Italienern gegen Berlusconi letzten Samstag.

Aus all diesen Gründen ist meine Forderung: Arbeitsplätze statt Kriegseinsätze! Wir zahlen nicht für eure Krise - und erst recht nicht für eure Kriege! Frieden und soziale Gerechtigkeit sind zwei Seiten einer Medaille. Deshalb bin ich hier, und deshalb werde ich auch am Montag um 11:00 Uhr vor dem Rathaus in Offenbach sein, um mit dem dortigen Ostermarsch nach Frankfurt zu demonstrieren. Ich hoffe, wir sehen uns dann dort wieder.



E-Mail: kl (Punkt) seibert (at) web (Punkt) de
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