Ostermärsche und -aktionen 2010

update:
02.04.2010


 voriger

 nächster

Ostermärsche und -aktionen 2010

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Redbeitrag für die Ostermarschveranstaltung in Erlangen am 3. April 2010

Liebe Friedensfreunde,

Wolfgang Nick (in Erlangen)



- Sperrfrist: 3.4.10, Redebeginn: ca. 11 Uhr -

- Es gilt das gesprochen Wort! -



ich begrüße euch herzlich hier auf dem xxx-Platz zum Ostermarsch 2010. Heute vor 50 Jahren gab es zum ersten Mal einen Ostermarsch in Deutschland, in England schon zwei Jahre früher - und was war das Thema dieser frühen Ostermärsche: "Widerstand gegen Atomwaffen - in Ost und West!" 50 Jahre danach gibt es den damaligen Feind im Osten nicht mehr, aber die Atombomben sind noch da. Doch 2010 gibt es vielleicht - ich sage hoffentlich - eine große Chance, daß die weltweite atomare Abrüstung endlich vorankommt. Durch die Initiative des amerikanischen Präsidenten Obama ist das Thema auf die internationale Tagesordnung gekommen, und Anfang Mai wird die Überprüfungskonferenz für den Atomwaffensperrvertrag in New York zusammenkommen. Doch wir wissen aus leidvoller Erfahrung, daß wir uns auf unsere Regierungen nicht verlassen können. Deshalb ist es wichtig, daß öffentlicher Druck entsteht, daß wir unsere Meinung laut sagen:

"Die Atomwaffen müssen weg! YES WE CAN!

Alle Atomwaffen müssen weg! DO IT NOW!"

Als die frühen Ostermarschierer sich auf den Weg machten, da hatten sie die Bilder von Hiroshima und Nagasaki noch gut vor Augen. Damals wurde auch fast jede Woche, fast jeden Monat irgendwo auf der Welt eine Atombombe getestet. Und die Bilder der Opfer radioaktiver Strahlung waren überall präsent - Albert Schweitzer hielt seine berühmte Rundfunkrede gegen die Atomrüstung.

Doch inzwischen halten sich die Atombombenmächte geschickt zurück. Und in der Öffentlichkeit hat eine verhängnisvolle Abstumpfung stattgefunden, die Gefahr wird nicht mehr so deutlich wahrgenommen. Doch wir sollten uns nicht irremachen lassen: eine Atombomben-Explosion, das ist viel schlimmer, grausamer, fürchterlicher als alles, was wir uns vorstellen können.

Unvergleichlich auch zu einem Terrorangriff wie am 11. September 2001. Und deshalb auch durch Nichts zu rechtfertigen. Deshalb hat der Internationale Gerichtshof die Atomwaffen, auch die Drohung mit dem Einsatz von Atomwaffen, als grundsätzlich völkerrechtswidrig eingestuft. Wir sagen:

"Die Atomwaffen müssen weg! YES WE CAN!

Alle Atomwaffen müssen weg! DO IT NOW!"

Wir leben nicht in einer Welt mit der Atombombe, sondern mit Tausenden von Atombomben. Das ist die Perversion des Wahnsinns. Daß dies immerhin so lange - in Anführungszeichen - "gutgegangen" ist, das ist zum Teil Glück gewesen, zum Teil auch Ergebnis des Atomwaffen-Sperrvertrags. Kurz zusammengefaßt: Staaten, die keine Atombombe haben, verpflichten sich, weiterhin keine zu entwickeln. Im Gegenzug versprechen die Atombomben Besitzer, daß sie sich in ehrlichen Verhandlungen um Abrüstung ihrer Arsenale bemühen wollen. Das haben sie jetzt schon gut 40 Jahre lang nicht gehalten! Doch 2010 kommen die Delegationen der 180 Unterzeichnerstaaten wieder zusammen, im Mai in New York. Was ist neu dieses Jahr? Zum Beispiel ein US-Präsident, der sich für die Sicherheit einer Welt ohne Atomwaffen einsetzen will.

Und der folgendes sagte: "... als einzige Weltmacht, die Atomwaffen militärisch eingesetzt hat, haben die Vereinigten Staaten eine moralische Verpflichtung, auch bei der Abrüstung voranzugehen."

An uns liegt es, das zu unterstützen:

YES WE CAN! Die Atomwaffen müssen weg. DO IT NOW!

Auch andere Staaten versuchen jetzt, sich in der Abrüstung zu profilieren - selbst wenn das in unserer Presse bisher kaum aufgegriffen wurde. Hält man das nicht für wichtig? Es gibt solche Stimmen aus England und Frankreich. Doch ich halte es für einen Skandal, daß die offizielle deutsche Position, die Position des Außenministeriums hier weitgehend ohne Medienberichterstattung bleibt. Herr Außenminister Westerwelle ist sicher nicht gerade beliebt in unseren Kreisen.

Aber er hat erreicht, daß die Forderung nach atomarer Abrüstung Teil der schwarz-gelben Koalitionsvereinbarung wurde!

Da sollten wir uns nicht hämisch grinsend abwendend, sondern ihm den Rücken stärken - damit er nicht vor Nato und Amerikanern umfällt.

Wir fordern, daß den Worten unbedingt auch Taten folgen müssen. Also:

Die Stationierung amerikanischer Atomwaffen - ein unseliges Erbe der Adenauerzeit - muß beendet werden. Jetzt sind es nur noch 20 atomare Fliegerbomben in Büchel in der Eifel. Nach Aussage des Außenministeriums sind die militärisch sinnlos, sie sind ein gefährlicher Anachronismus, ein Überbleibsel aus der Zeit, als Franz-Josef Strauß die deutsche Atombewaffnung durchsetzen wollte.

YES WE CAN! Die letzten atomaren Bomben in Büchel müssen abgerüstet werden! DO IT NOW!"

Es gab in den vergangenen 50 Jahren viele falsche Argumente zugunsten der Atomwaffen. Eines davon: sie hätten uns aufgrund der Abschreckung den Frieden gesichert. Ich glaube eher, daß wir sagen müssen, wir haben auf einem Berg atomarer Explosionskraft sitzend unheimlich Glück gehabt.

Aber es wäre purer Wahnsinn, daraus zu schließen, das könne auf Dauer gut gehen. Heute gibt es die fünf anerkannten Atomwaffenbesitzer, USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, dazu noch Israel, Indien und Pakisten - und eventuell Nordkorea. Dazu noch mehrere Dutzend Staaten, die technisch in der

Lage wären, in kurzer Zeit Atomwaffen herzustellen. Und wenn weitere NPTKonferenzen scheitern, dann droht ein großer Dammbruch!

Die Idee eines atomaren Gleichgewichts in einer so unübersichtlichen Welt ist Unsinn. Nichts wird dadurch besser, daß zum Beispiel Indien und Pakistan beide Atombomben besitzen, die außerdem die Gefahr schaffen, in die Hände von Terroristen zu fallen. Stabilität in Sicherheit gibt es beim Verhältnis Null zu Null.

Und der Iran? Ein Gleichgewichts-Argument würde doch bedeuten, daß er auch Atomwaffen bräuchte - gegenüber Israel. Abgesehen davon, daß wir die Ziele des Regimes dort nicht kennen, wäre das nicht unser Argument. Der Iran darf genausowenig von außen atomar bedroht werden, wie von dort eine Bedrohung der Umlieger ausgehen darf. Die richtige Lösung wäre folglich eine atomwaffenfreie Zone in Nah-Mittel-Ost, inklusive Israels natürlich.

Wir wollen, daß die Atomwaffenbesitzer endlich mit der Abrüstung anfangen, je mehr einer hat, um so mehr ist er in der Pflicht. Wie Präsident Obama sagte:

"YES WE CAN! Weg mit den Bomben, DO IT NOW!

Nach 50 Jahren Ostermärschen ist das überfällig!

Mit diesen Forderungen jetzt vor der New Yorker Konferenz sind wir Teil einer internationalen Kampagne "ABOLITION 2000", an der sich über 10 000 Organisationen weltweit beteiligen. Nicht von den offiziellen Diplomaten, sondern von Nichtregierungsorganisationen wurde ein Vorschlag für eine Nuklearwaffen- Konvention erarbeitet, der inzwischen von 40 Staaten übernommen wurde und auch vom UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verwendet wird. Ziel ist, den Besitz von Atomwaffen generell zu verbieten. Dies muß in gleicher Weise für alle Staaten gelten, also nicht wie beim NPT-Vertrag: die einen dürfen, die anderen nicht, sowas geht nicht auf Dauer.

Hat die Nuklearwaffen-Konvention eine Chance? Kurzfristig bin ich skeptisch. Wie das Beispiel der Landminen-Kampagne zeigt, die zu einem völkerrechtlich gültigen Vertrag führte und mit dem Nobelpreis belohnt wurde, ist langfristig ein Erfolg möglich, wenn - wir mit Ausdauer und Konsequenz hinter diesen Zielen stehen.

Deshalb die Forderungen an die Zivilgesellschaft, also an UNS:

Engagieren wir uns, wo immer das möglich ist!

Das sind vielleicht Gespräche unter Kollegen, das können Leserbriefe an die Zeitung sein, oder die Teilnahme an der Kundgebung hier.

Auch die Unterzeichnung dieser Unterschriftensammlung hier, damit unsere Regierung mitkriegt, was in New York rauskommen soll.

Ist das möglich? YES WE CAN! DO IT NOW!



Wolfgang Nick ist aktiv in der Nürnberger Friedensbewegung. Vita siehe hier

E-Mail: nick (at) fen-net (Punkt) de

Website: www.friedensmuseum.odn.de
 voriger

 nächster




       


Bereich:

Netzwerk
Die anderen Bereiche der Netzwerk-Website
        
Themen   FriedensForum Termine   AktuellesHome