OM 2013

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31.03.2013


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Ostermärsche und -aktionen 2013

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Redebeitrag für den Ostermarsch Ruhr 2013 in Dortmund am 1. April

Nie wieder 1933 - und nie wieder Krieg

Ulrich Sander (in Dortmund)



- Sperrfrist: 1. April, Redebeginn: ca. 16 Uhr -

- Es gilt das gesprochene Wort -



Liebe Freundinnen und Freunde,

In diesem Jahr sind es 80 Jahre her, da Hitler und seiner Partei die Macht übertragen wurde. Sofort nach dieser Machtübertragung an die Naziverschwörer, so stellte das Nürnberger Kriegsverbrechertribunal im November 1945 fest, begann die geheime Aufrüstung. Schon vier Tage nach dem 30. Januar traf sich Hitler mit den Befehlshabern des Heeres und der Marine. Man einigte sich darauf, die "Wiedergewinnung der militärischen Macht" und deren Gebrauch anzugehen mit dem Ziel der "Eroberung von Lebensraum im Osten" und dessen rücksichtslose "Germanisierung" als Hauptaufgabe. Mit "Germanisierung" war die Ausrottung von Juden und Slawen umschrieben. Mit den Rüstungsbossen der Industrie einigte sich Hitler am 20. Februar 1933 darauf, dass sie ihn unterstützen und er ihnen gewaltige Rüstungsaufträge verschafft. Und so kam es zum grauenvollsten Krieg der Weltgeschichte.

Es ist gut, dass mit dem Fernsehfilm "Unsere Mütter, unsere Väter" einem millionenfachen Publikum, vor allem auch jungen Menschen, deutlich gemacht wurde, wohin diese Kriegspolitik führte und zu welchen Verbrechen der deutsche Faschismus und Militarismus fähig ist. Rund 60 Millionen Tote und Europa zerstört - das war das Resultat dessen, was am 3. Februar 1933 im Gebäude der Reichswehrführung ausgeheckt wurde.

1945 schworen sich die Menschen: Es darf nie wieder soweit kommen! Krieg darf nie mehr sein. Aber inzwischen wird mit deutschen Waffen wieder weltweit Krieg geführt. Deutsche Soldaten stehen im Kriegseinsatz auf drei Erdteilen.

Ein historisches Dokument ist der Aufruf zum ersten deutschen Ostermarsch gewesen. "Schon einmal hat man dem deutschen Volk den Vorwurf gemacht, geschwiegen zu haben, wo mutige Worte und Taten notwendig waren. In den Konzentrationslagern kamen Millionen Menschen ums Leben. Bei Fortsetzung der Versuchsexplosionen und der atomaren Aufrüstung aber drohen der gesamten Menschheit Vernichtung." So begann der Aufruf zum ersten deutschen Ostermarsch der Atomwaffengegner, der 1960 von Hamburg zum Raketenübungsplatz Bergen-Hohne (unweit von Bergen-Belsen) führte.

Heute gibt es noch immer die atomare Aufrüstung, stehen wir vor der Modernisierung der auch in Deutschland lagernden Atombomben und vor der Neuausrüstung der Bundeswehr mit Kampfdrohnen und neuen Raketen, mit denen vieltausendfach den Menschen Tod und Vernichtung gebracht werden kann. So vom NATO-Kommando Kalkar aus. Wir fordern: Schluß damit.

Hat es sich unser Kampf dennoch auch gelohnt? Die Kanzlerin Angela Merkel führte vor drei Jahren aus, sie sei zutiefst davon überzeugt, dass es richtig ist, "dass wir eine repräsentative Demokratie und keine plebiszitäre Demokratie haben", denn: "all die großen Entscheidungen" hatten "keine demoskopische Mehrheit (.), als sie gefällt wurden": so die Marktwirtschaft und der Euro, "die Wiederbewaffnung, der NATO-Doppelbeschluß (.) und auch die zunehmende Übernahme von Verantwortung durch die Bundeswehr in der Welt - fast alle diese Entscheidungen sind gegen die Mehrheit der Deutschen erfolgt."[1]

Merkels Äußerung macht ihr zynisches Verhältnis zur Meinung der Bevölkerung deutlich. Demokratie? Keine Spur. Solchen Politikerinnen und Politikern geht es nur darum, die Macht zu erringen und mit List und Täuschung ihre Politik durchzusetzen. Und diese Politik bringt den Völkern Tod und Vernichtung, zumindest aber Armut und noch mehr Ausbeutung.

Und daher ist unsere Opposition unerlässlich. Keine wirkliche Veränderung im Lande ergab sich ohne Kampf - und zwar nicht nur im Parlament. Neben den bestehenden Bewegungen muss auch die Friedensbewegung wieder einen Aufschwung erleben. Wir hier arbeiten daran.

Allerdings ist die Friedensbewegung infolge der Wirtschaftskrise ebenfalls in Schwierigkeiten. Die Tatsache der anhaltenden Arbeitslosigkeit und sozialen Not sogar jener, die in Arbeit stehen, macht es den Rüstungsbefürwortern leichter, Soldatinnen und Soldaten fürs Kriegshandwerk anzuwerben und die Rüstungsindustrie in Gang zu halten. Besonders die Jugend ist den Anwerbeversuchen ausgesetzt. Dem stellen wir uns entgegen. Wir brauchen Abrüstung und Konversion, statt immer mehr Rüstungsexport und Entsendung von Truppen in alle Welt. Wer rüstet, kann auch daran zugrunde gehen.

Wir brauchen eine Gewerkschaftsbewegung als Teil der Friedensbewegung und keinen Kriegspakt des DGB mit der Bundeswehr. Wenn die Gewerkschaften nicht aufpassen, dann werden sie schon bald an ihren sozialen Kämpfen durch Streikbruch und bewaffnete Bundeswehreinsätze im Innern gehindert, die von rechten Reservisten besorgt werden. Wir sagen: Diesem Kriegssystem darf sich kein Kollege und keine Kollegin beugen. Und hinsichtlich der Schulen und Hochschulen sagen wir: Kein Werber fürs Töten und Sterben.

Zu den wirkungsvollen Bewegungen im Lande gehört Gott sei Dank die antifaschistische. Überall treten die Menschen den Nazis und Rassisten entgegen. Die Untätigkeit der Behörden im Umgang mit den gewalttätigen Faschisten, wenn nicht Mithilfe der Behörden bei den Naziaktivitäten wie die NSU-Verbrechen, empört uns alle sehr - und es entwickelt sich der Protest, oft unter dem Motto "Bunt statt braun". Wir sind jedoch nicht nur Nazigegner, sondern auch Kriegsgegner. Wir fordern: Bunt statt braun und olivgrün! Tragen wir dieses Motto auch am 1. Mai und am 1. September wieder auf die Straße, und wehren wir uns gegen die Nazis und die Kriegstreiber. Nie wieder Krieg und nie wieder Faschismus!



[1] Rede zur Vorstellung des "Allensbacher Jahrbuchs der Demoskopie "Die Berliner Republik`", 2010


Ulrich Sander ist Bundessprecher der VVN-BdA, Journalist, Mitbegründer der Ostermarschbewegung 1960 in Hamburg und lebt im Ruhrgebiet.

E-Mail: ullisander (at) gmx (Punkt) de

Website: www.vvn-bda.de
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