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Demos
13.10.2001


vom:
18.10.2001


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Demonstrationen 13.10.2001:

  Demo in Berlin

Demonstration "Aufstehen für den Frieden!", 13. Oktober 2001 in Berlin

Textcollagen im Vorprogramm

Zusammengestellt von Hans-Peter Richter

Vorgetragen von Bibi Fuchs, Matthias Friedrich und Lennart Koerber (SchauspielnerInnen)



Stellungnahmen aus aller Welt

Jean Lamarche aus Kanada schrieb uns:

"Es ist wichtig die Debatte auf die Frage zu verlagern: "Warum ist das geschehen?", anstelle von "War das richtig?", "Wer hat es getan?", "Wie sollten wir darauf reagieren?", oder noch dümmer: "Sollten wir mit militärischer Gewalt reagieren?".

Die Politik des Militarismus, wie sie von den Vereinigten Staaten verfolgt wird, hatte als Ergebnis Millionen von Toten, bei der historischen Tragödie des Indochina-Krieges, über die Finanzierung von Todesschwadronen in Zentralamerika und Kolumbien, bis hin zu den Sanktionen und Luftangriffen gegen den Irak. Diese Nation ist der größte Versorger der Welt mit "konventionellen Waffen" - diese Waffen treiben den totalen Terrorismus von Indonesien bis Afrika immer weiter an." Die USA starten keinen Krieg, sie sind die ganze Zeit im Krieg.

Warum sind die USA gegen die Konvention von 1997 mit der die Landminen geächtet werden, gegen die Konvention von 1994, die die Kindersoldaten ächtet, gegen die globale Ächtung von Atomwaffentests, gegen die Konventionen der Vereinten Nationen von 1966 über wirtschaftliche und soziale Rechte, gegen die Konvention von 1979 über die Rechte von Frauen, gegen die Konvention der OAS (Organisation der amerikanischen Staaten) von 1969 über Menschenrechte, gegen die Zusatzprotokolle von 1977 zu den Genfer Konventionen von 1949 über die erweiterten Rechte der Zivilbevölkerung in Kriegszeiten und gegen die Konvention von 1982 über Seerechte, etc.. Tatsächlich geht der Plan der Raketenabwehr genau in die entgegengesetzte Richtung.

Tamim Ansary lebt in den USA. Er stammt aus Afghanistan. Er schrieb an die Führer der USA:

"Ihr könnt uns nicht in die Steinzeit zurückbomben. Dort sind wir schon. Aber Ihr könnt einen dritten Weltkrieg anfangen, das ist genau das, was Osama bin Laden will."

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Demos
13.10.2001


Es kursieren zur Zeit einige Unterschriftensammlungen im Internet. Eine davon ist aus Japan. Darin heißt es u.a.:

"Lasst uns zusammenkommen! Lasst uns Druck machen auf die Führer der Welt, die unser Schicksal in ihren Händen halten, damit sie Lösungen finden, die nicht das Leben anderer Unschuldiger gefährden. Die Menschen, und in jedem von uns steckt Menschlichkeit, rufen mit dieser friedlichen Aktion nach einer weltweiten Solidarität. Wir müssen es für uns tun, für unsere Familien und für die zukünftigen Generationen."
noviolence55@hotmail.com



Robert Bowman (USA) schrieb u.a.:

"In einem Land nach dem anderen hat unsere Regierung Demokratie vereitelt, Freiheit unterdrückt und ist auf den Menschenrechten herumgetrampelt. Deswegen wird sie rund um die Welt gehasst. Und deswegen sind wir das Ziel der Terroristen.

In Kanada genießen die Menschen Demokratie, Freiheit und Menschenrechte, ebenso die Menschen in Norwegen und Schweden. Hast du schon mal von einer kanadischen Botschaft gehört, die bombardiert wurde? Oder von einer norwegischen oder schwedischen?

Anstatt unsere Söhne und Töchter um die Welt zu schicken, um Araber zu töten, damit wir das Öl, das unter deren Sand liegt, haben können, sollten wir sie senden, um deren Infrastruktur wieder in Stand zu setzen, reines Wasser zu liefern und hungernde Kinder zu füttern. Anstatt damit weiterzumachen, tagtäglich Hunderte von irakischen Kindern durch unsere Sanktionen umzubringen, sollten wir den Irakern helfen, ihre Elektrizitätswerke, ihre Wasseraufbereitungsanlagen und ihre Krankenhäuser wieder aufzubauen all die Sachen, die wir zerstörten und deren Wiederaufbau wir verhinderten.

Anstatt Terroristen und Todesschwadronen auszubilden, sollten wir die School of Americas schließen. Anstatt Aufstand, Zerrüttung, Mord und Terror weltweit zu unterstützen, sollten wir den CIA abschaffen und das Geld Hilfsorganisationen geben.

Kurzum, wir sollten Gutes tun anstelle von Bösem.

Wer würde versuchen, uns aufzuhalten?

Wer würde uns hassen?

Wer würde uns bombardieren wollen?

Das ist die Wahrheit, die die amerikanischen Bürger ­ und die Welt ­ hören müssen."



Mathieu von Rohr aus der Schweiz schrieb in der "Baseler Zeitung" vom 18.9.:

"Amerikas Medien, Amerikas Politiker haben mit dem Trauern aufgehört. Jetzt fordern sie Blut. Ein grausiger Tonfall hat das Land in seiner Gewalt. In den Vereinigten Staaten hat nach den Anschlägen auf ihre Bürger und Symbole eine massive Infiltration der Sprache durch das Militärische stattgefunden. An der Renaissance des Kriegsvokabulars sind neben der Politik vor allem die Medien schuld.

Ungnädig kanzelte etwa Fox-News-Anchorman Bill O`Reilly einen zur Mäßigung aufrufenden Kirchenvertreter ab: "Jetzt brauchen wir das Schwert!" Der Buchautor Neil Kressler schrieb in der "New York Post" Schauerliches: "Wir haben Wut und Schmerz in uns. Wir wollen, dass diese Gefühle vergehen, aber wir wissen, dass sie bleiben - bis wir das Blut der Feinde vergossen haben." Das Nachrichtenmagazin "Time" redet einer "Politik der gezielten Brutalität" das Wort und verkündet schäumend: "Wir müssen wieder lernen, warum die Natur uns alle mit einer Waffe namens Hass ausgestattet hat."

Ein ziemlich barbarisches Vokabular für eine Nation, die sich selbst in einem "Kampf zwischen Zivilisation und Barbarentum" wähnt. Es sind dies Sätze, in denen sich archaische Handlungsweisen und Gefühle legitimieren: Derselbe Hass, der auch die Attentäter angetrieben hatte. Es ist dies eine Sprache, die das Denken aufgegeben hat, ja verbietet, und darauf auch noch stolz ist."



Vorschlag aus Neuseeland:

Lieber Präsident Bush,
Um die Wut der Nation (und eines großen Teiles der Welt)über diese furchtbare Tat zu mildern, gibt es eine bessere Alternative, die die meisten Feinde Amerikas stark beeindrucken wird und den Fanatikern, die Menschen zum Hass erziehen, total den Wind aus den Segeln nimmt und Amerika mindestens für ein Jahrhundert auf die höchste moralische und erfolgreiche Basis stellt. Erklären Sie Afghanistan den Frieden.

Kündigen Sie an, dass Amerika Transportflugzeuge beladen mit Bulldozern, Zementfabriken, Stahl, Betten, Medizin, Nähmaschinen, Traktoren und landwirtschaftliche Ausrüstung, etc. schicken wird. Kündigen Sie an, dass Afghanen eingestellt werden, um die Krankenhäuser, Schulen, Fabriken und die Infrastruktur des Landes wieder aufzubauen, alles bezahlt vom US-Militärhaushalt, aber ausgeführt vom Roten Kreuz. Kündigen Sie an, dass islamische Priester eingestellt werden, die die amerikanischen Soldaten die Etikette eines islamischen Landes lehren und sagen Sie, dass irgendwelche Beleidigungen von Amerikanern nicht mit Mutwillen, sondern aus Ignoranz geschehen.

Händigen Sie Besen, Schaufeln und Farbe and die Soldaten aus. Ernennen Sie einen islamischen Friedensführer zum besonderen Kabinettsmitglied. Veranlassen Sie alle islamischen Länder, die Initiative zu unterstützen und die Friedensschaffenden durch ihre Armeen vor einer Aggression der Taliban zu schützen. Machen Sie mit eindeutigen Worten klar, dass keine Erwartung besteht, dass das wiederaufgebaute Land, Handelspartner des Westens werden soll. Das einzige Ziel ist, der Welt ein stabiles Land wiederzugeben.

Tun Sie das und der Terrorismus wird über Nacht verschwinden.

Das ist kein idealistischer Vorschlag. Soweit wir das übersehen, hat die militärische Lösung gegen Fanatiker den fatalen Fehler, noch mehr Fanatiker hervorzubringen.

Sicherlich lebt die Rüstungsindustrie durch die vielen Steuergelder im Wohlstand, doch das ist dann nicht mehr so attraktiv, wenn Fanatiker den Krieg nach Amerika tragen und Amerika die Schneidzähne ausschlagen.

Wenn Sie wirklich gewinnen wollen, gewinnen Sie Herz und Verstand der Menschen durch Großzügigkeit, nicht durch Furcht.

Beste Grüße

Claude (Good Company)



Ein Brief der Eltern eines Opfers vom 11.9.2001 an die New York Times:

Nicht im Namen unseres Sohnes

"Unser Sohn Greg gehört zu den vielen Vermissten des Angriffes auf das Welthandelszentrum. Seit wir die erste Nachricht hörten, erleben wir Schmerz, Trost, Hoffnung, Verzweiflung und liebevolle Erinnerung. Wir erfahren dies gemeinsam mit seiner Frau, unseren beiden Familien, unseren Freunden und Nachbarn, seinen lieben Kollegen der Firma und all den trauernden Familien, die sich täglich im Pierre Hotel treffen.

Wir sehen unser eigenes Verletztsein und unseren Zorn auch widergespiegelt in allen, denen wir begegnen. Wir haben kein Ohr für die tägliche Nachrichtenflut über diese Katastrophe. Doch wir lesen genug Nachrichten, um zu spüren, dass unsere Regierung sich in Richtung gewaltsamer Rache bewegt mit der Aussicht, dass Söhne, Töchter, Eltern, Freunde in weit entfernten Ländern leiden und sterben, und so wiederum Gefühle von Rache und Groll gegen uns geweckt werden.

Das ist nicht der Weg, den wir gehen sollen. Das wird den Tod unseres Sohnes nicht rächen. Es geschieht nicht im Namen unseres Sohnes. Unser Sohn starb als Opfer einen unmenschlichen Ideologie. Unsere Reaktionen sollten nicht demselben Ziel dienen. Last uns trauern. Lasst uns nachdenken und beten. Lasst uns über eine vernünftige Reaktion nachdenken, die unserer Welt wirklichen Frieden und Gerechtigkeit bringt. Aber lasst unser Volk nicht die Unmenschlichkeit dieser Zeit noch vermehren."



Arundhati Roy aus (Indien) schrieb:

Hier haben wir das Problem: Amerika führt einen Krieg gegen Leute, die es nicht kennt (weil sie nicht oft im Fernsehen zu sehen sind). Noch bevor die amerikanische Regierung den Feind richtig identifiziert, geschweige denn angefangen hat, sein Denken zu verstehen, hat sie, mit großem Tamtam und peinlicher Rhetorik, eine "internationale Allianz gegen den Terror" zusammengeschustert, die Streitkräfte und die Medien mobilisiert und auf den Kampf eingeschworen. Allerdings wird Amerika, sobald es in den Krieg gezogen ist, kaum zurückkehren können, ohne eine Schlacht geschlagen zu haben. Wenn es den Feind nicht findet, wird es, der aufgebrachten Bevölkerung daheim zuliebe, einen Feind konstruieren müssen. Kriege entwickeln ihre eigene Dynamik, Logik und Begründung, und wir werden auch diesmal aus dem Blick verlieren, warum er überhaupt geführt wird.

... Die Regierung Amerikas, und wohl Regierungen überall auf der Welt, werden die Kriegsatmosphäre als Vorwand benutzen, um Meinungsfreiheit und andere Bürgerrechte einzuschränken, Arbeiter zu entlassen, ethnische und religiöse Minderheiten zu schikanieren, Haushaltseinsparungen vorzunehmen und viel Geld in die Militärindustrie zu stecken.

... Der Terrorismus als Phänomen wird wohl nie verschwinden. Will man ihm aber Einhalt gebieten, muss Amerika zunächst einmal erkennen, dass es nicht allein auf der Welt ist, sondern zusammen mit anderen Nationen, mit anderen Menschen, die, auch wenn sie nicht im Fernsehen gezeigt werden, lieben und trauern und Geschichten und Lieder und Kummer haben und weiß Gott auch Rechte. Doch als der Verteidigungsminister Donald Rumsfeld gefragt wurde, was er als einen Sieg im neuen amerikanischen Krieg bezeichnen würde, meinte er, ein Sieg wäre, wenn er die Welt davon überzeugen könne, dass es den Amerikanern möglich sein müsse, an ihrem way of life festzuhalten.

... Die Millionen Toten in Korea, Vietnam und Kambodscha, die 17 500 Toten, als Israel (mit Unterstützung Amerikas) 1982 im Libanon einmarschierte, die 200 000 Iraker, die bei der Operation Wüstensturm starben, die Tausenden Palästinenser, die im Kampf gegen die israelische Besetzung des Westjordanlands den Tod fanden. Und die Millionen, die in Jugoslawien, Somalia, Haiti, Chile, Nikaragua, El Salvador, Panama, in der Dominikanischen Republik starben, ermordet von all den Terroristen, Diktatoren und Massenmördern, die amerikanische Regierungen unterstützt, ausgebildet, finanziert und mit Waffen versorgt haben. Und diese Aufzählung ist keineswegs vollständig. Für ein Land, das an so vielen Kriegen und Konflikten beteiligt war, hat Amerika außerordentlich viel Glück gehabt. Die Anschläge vom 11. September waren erst der zweite Angriff auf amerikanischem Territorium innerhalb eines Jahrhunderts. Der erste war Pearl Harbor. Die Revanche dafür endete, nach einem langen Umweg, mit Hiroshima und Nagasaki. Heute wartet die Welt mit angehaltenem Atem auf den Schrecken, der uns bevorsteht.

... Präsident Bushs Ultimatum an die Völker der Welt - "Entweder ihr seid für uns, oder ihr seid für die Terroristen" - offenbart eine unglaubliche Arroganz. Kein Volk will diese Wahl treffen, kein Volk braucht diese Wahl zu treffen.

(Auszüge aus der Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.09.2001, Nr. 226 / Seite 49 f.)



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