50 Jahre Bundeswehr

update:
23.11.2005


 voriger

 nächster

50 Jahre Bundeswehr

 PM/Erklärungen v. Organisationen

PE 20.11.2005

Zapfenstreich-Übertragung: Kritik an ARD

Netzwerk Friedenskooperative

Das Netzwerk Friedenskooperative bedauert die Live-Übertragung des Großen Zapfenstreichs für Gerhard Schröder im Ersten Deutschen Fensehen als öffentlich-rechtliche Verharmlosung unseliger Militärrituale.

Der Geschäftsführer des Netzwerks, Manfred Stenner, erklärt dazu in einer persönlichen Stellungnahme:

"Der Große Zapfenstreich als Ehrung für den scheidenden Kanzler wurde in der ARD-Übertragung geschichtsvergessen und verharmlosend als Feierabend-Ritual aus dem sechzehnten Jahrhundert kommentiert, das als "Tatoo" auch in anderen westlichen Armeen verbreitet sei.

Dies entspricht dem Bild, das die Bundeswehr auch gerne selbst entwirft. Unterschlagen wird die Entwicklung des Großen Zapfenstreichs im preußischen Militarismus wie die exzessive Ausübung durch die NS-Wehrmacht und die Waffen-SS. Mit dem Zapfenstreich zelebriert die "Friedensarmee" uniformiert und bewaffnet das religiös überhöhte Militärritual und begibt sich "Gewehr über" und "Helm ab zum Gebet" offenbar bewusst in diese unselige Tradition. Andere Formen der Ehrung des Oberbefehlshabers wären denkbar und Gerhard Schröder wäre gut beraten gewesen, sich diese Form zu ersparen. Drei flotte Musikstücke verändern den militaristischen Kern der Zeremonie nicht.

Im 50sten Jahr ihres Bestehens hat die Bundeswehr diese Auftritte inflationär betrieben und einen Propagandafeldzug an der Heimatfront begonnen. Ganz unabhängig von der berechtigten Kritik am veränderten Auftrag der Bundeswehr, "Verteidigung am Hindukusch" und Umbau zur Eingreifarmee haben Friedensgruppen immer wieder auch aus geschichtlichen Gründen gegen die Aufführung dieses Rituals im öffentlichen Raum protestiert - auch jetzt in Hannover. Es geht dabei auch um die Verteidigung des zivilen und lange Zeit militärskeptischen Charakters der bundesrepublikanischen Gesellschaft.

Vor diesem Hintergrund ist die militär- und staatstragende unkritische Live-Übertragung von Hannover im Hauptprogramm der ARD ein Tiefpunkt in der Geschichte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Da Wiederholungen drohen sei darauf hingewiesen, dass die Serie "Übertragung des Großen Zapfenstreichs in ..." auch bezüglich der Quoten überdacht werden sollte. Die einzelnen Folgen variieren gewöhnlich nur in drei Musikstücken, der Hintergrundkulisse und der Besetzung der textlosen Hauptrolle. Das kann doch kein Quotenbringer werden!"

Manfred Stenner
Geschäftsführer des Netzwerk Friedenskooperative


Antwort der ARD vom 23.11.2005

Sehr geehrteer Herr Stenner,

vielen Dank für Ihre E-Mail und Ihr Interesse am Ersten Deutschen Fernsehen.

Wir bedauern Ihre Kritik in Ihrer Funktion als Geschäftsführer des Netzwerks Friedenskooperative an der Übertragung des Großen Zapfenstreichs für den Bundeskanzler am Samstagabend im Ersten.

Die Programmverantwortlichen des Ersten haben sich entschlossen, diese Sendung aktuell zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr ins Programm zu nehmen, weil Das Erste als öffentlich-rechtlicher Sender einen Informationsauftrag zu erfüllen hat. Dafür wurde die ursprünglich vorgesehene Unterhaltungssendung "Musikantenstadl" um rund eine dreiviertel Stunde nach hinten verschoben.

Der Große Zapfenstreich, wie er beispielsweise am vergangenen Samstagabend für den scheidenden Bundeskanzler ausgeführt wurde, ist keine Remineszenz an die Zeiten des preußischen Militärs oder die Wehrmacht im Dritten Reich, sondern die höchste Ehrung, die die Bundeswehr der Bundesrepublik Deutschland zu entbieten hat. Da der öffentlich-rechtliche Rundfunk hierzulande ebenso wie die Bundeswehr zum freiheitlich-demokratischen Staatswesen der Bundesrepublik Deutschland gehört, gibt es für uns keinen Grund, diese Veranstaltung zu kritisieren.

Die sehr hohe Zahl von 7,31 Millionen Zuschauern dokumentiert überdies, dass in der Mehrheit der Bevölkerung keine Vorbehalte gegen sondern ein großes Interesse an diesem militärischen Ehrenritual besteht.

Mit freundlichen Grüßen
Petra Putz
ARD-Zuschauerredaktion
Erstes Deutsches Fernsehen
Tel: 089/5900-3344
Fax: 089/5900-4070
E-Mail:
petra.putz@Das Erste.de
http://www.DasErste.de



E-Mail: friekoop@bonn.comlink.org
 voriger

 nächster




       
Bereich:

Themen
Die anderen Bereiche der Netzwerk-Website
          
Netzwerk  FriedensForum Ex-Jugo Termine   Aktuelles