Antikriegs-
tag 2002


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02.09.2002


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Antikriegstag 2002

 Presse zum Antikriegstag

Pressesplitter 31.08.02/01.09.02

div. Tageszeitungen/Agenturen/Hörfunk Nachrichten

31.08.02

FR Friedensbewegung rechnet für Sonntag mit viel Zuspruch

Stuttgarter Nachrichten Festgottesdienst zum Antikriegstag

jW Überraschung vor Gericht

Augsburg Allegmeine Zeitung Wo, wenn nicht hier

Weserkurier Antikriegstag mit Vorzeichen Irak-Krise

Rhein-Mainer Zum Antikriegstag

Fürther Nachrichten Gegen Gewalt - Mahnwache und Ansprachen

Saarbrücker Zeitung DGB legt am Antikriegstag einen Kranz nieder

Ostseezeitung Friedenspicknick in Sichtweite zum Naziaufmarsch

Ostsee Zeitung Nur wenige kamen zur Gedenkveranstaltung

Nordkurier Auto-Korso mit der PDS

taz Die Unehre des Mitleids

taz Berechtigte Angst

WDR Wuppertal: Kundgebung zum Antikriegstag

01.09.02

ap Gedenken an den Beginn des Zweiten Weltkriegs - Erste Zusammenfassung

ap Bürger gedenken des Beginns des Zweiten Weltkriegs

dpa Zum Antikriegstag Warnungen vor Eskalation der Gewalt in Nahost

DLF Hörfunk-Nachrichten

Inforadio SFB/ORB Zahlreiche Veranstaltungen am "Antikriegstag"

ORB Hörfunk - Nachrichten Zwangsarbeiter-Gedenkstätte in Berlin



Quelle: FR, 31.08.02

Antikriegstag in besonderen Zeiten

Friedensbewegung rechnet für Sonntag mit viel Zuspruch

Von Georg Leppert (Frankfurt a. M.)

Ein Picknick für den Frieden in Greifswald, eine Diskussion über die Irak-Politik in Berlin, ein Mahngang in Braunschweig, ein Friedensgottesdienst in Frankfurt am Main: Das Spektrum der Veranstaltungen, die Gewerkschaften, Kirchen und Friedensgruppen zum Antikriegstag am Sonntag anbieten, ist groß. Im Mittelpunkt stehen Proteste gegen einen drohenden Krieg in Irak.

Nein, als "Kriegsgewinnler" will das Netzwerk Friedenskooperative wahrlich nicht gelten. Aber auch Kristian Golla, Mitarbeiter bei dem Bonner Verein, geht davon aus, dass der Antikriegstag angesichts der Diskussionen um einen Angriff auf Irak in diesem Jahr eine besondere Bedeutung haben wird. "Die Friedensbewegung wird immer dann stark, wenn sich Leute betroffen fühlen", sagt Golla der FR. Und besorgt seien wegen der US-amerikanischen Angriffspläne in Deutschland viele Menschen. Was dafür spreche, dass die Veranstaltungen des Antikriegstages gut besucht sein dürften.

Davon ist auch Erika Bosch vom Antikriegsbündnis in Düsseldorf überzeugt. Schon am Ostermarsch der Organisation nahmen 1500 Menschen teil. In den Jahren zuvor waren es selten mehr als 300. Zwar habe die Friedensbewegung zur Kenntnis genommen, dass die Bundesregierung einen Angriff der USA auf Irak nicht unterstützen will. Dass diese Ankündigung der Bewegung den Wind aus den Segeln nehmen könnte, glaubt Bosch indes nicht. "Wir sehen das Verhalten der Regierung kritisch", sagt die Düsseldorferin, die nach wie vor davon ausgeht, dass sich Deutschland an einem Krieg gegen Irak beteiligen wird.

Dagegen glaubt Reinhard Voß, Generalsekretär der deutschen Sektion von Pax Christi, nicht, dass die Friedensbewegung zum Antikriegstag mehr Menschen mobilisieren kann als in den vergangenen Jahren. Die Haltung der Bundesregierung im Irak-Konflikt "beruhigt die Bevölkerung", sagt Voss, der sein Augenmerk eher auf eine Kundgebung zur Friedenspolitik am 14. September in Köln richtet. Für eine einzelne Veranstaltung ließen sich mehr Menschen gewinnen als für einen "traditionellen Tag" wie den Antikriegstag.

Seit 1957 ruft die Friedensbewegung immer am 1. September zum Gedenken auf. Mit dem Überfall auf Polen begann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg.



Quelle: Stuttgarter Nachrichten Politik, 31.08.02

Festgottesdienst zum Antikriegstag

Esslingen (stn) - Ein Friedensgottesdienst zum Antikriegstag findet am morgigen Sonntag um 10.30 Uhr in der Stadtkirche St. Dionys statt. Dort wird dem sozialen Ausgleich das Wort geredet als Mittel gegen Krieg und Terrorismus. Gegen 11.30 Uhr legen Vertreter von Kirche und Friedensbündnis Esslingen an der Nikolauskapelle auf der Inneren Brücke Kränze nieder.



Quelle: jW, 31.08.2002

Überraschung vor Gericht

Richter setzte Verfahren gegen Friedensaktivisten aus. Am Sonntag Aktion gegen Atomwaffenlager in der Eifel

Ralf Streck

Wegen zivilen Ungehorsams müssen sich seit Dienstag Friedensaktivisten vor dem Stuttgarter Amtsgericht verantworten. An sechs Prozeßtagen soll über sechs Personen zu Gericht gesessen werden, die Ostersonntag 2000 an der "Entzäunung" der europäischen Kommandozentrale der USA, dem EUCOM bei Stuttgart, beteiligt waren.

Mit dieser Aktion hatten sie für den Abzug der US-Atomwaffen und die Ächtung aller Massenvernichtungswaffen demonstriert. Vom EUCOM aus werden nicht nur die 66 im rheinland-pfälzischen Büchel und Ramstein gelagerten Atomwaffen dirigiert, auch die Bombardements des Irak und Jugoslawiens wurden hier koordiniert.

Während die Lüneburgerin Kathrin Knobloch am Donnerstag erwartungsgemäß zu einer Strafe von 25 Tagessätzen zu je 30 Euro verurteilt wurde, hatte es für die Friedensaktivisten zuvor am Dienstag eine kleine Überraschung gegeben. Irene Breiters stellte wegen einer laufenden Verfassungsbeschwerde einen Antrag auf Aussetzung des Verfahrens. Die Aarbergerin hatte nicht nur die Existenz von Massenvernichtungswaffen angegriffen, sondern auch darauf hingewiesen, daß der Internationale Gerichtshof die Androhung und den Einsatz von Atomwaffen 1996 für völkerrechtswidrig erklärt hatte. Vier schon wegen Aktionen zivilen Ungehorsams gegen das EUCOM oder den Fliegerhorst Büchel Verurteilte hatten deshalb Verfassungsbeschwerde eingereicht. Über die ist noch nicht entschieden. Der Richter setzte daraufhin das Verfahren für mindestens ein halbes Jahr aus. Im Fliegerhorst Büchel sind zehn US-Atombomben gelagert, die im Kriegsfall von deutschen Tornadopiloten ins Ziel geflogen werden. Friedensaktivisten sehen darin einen Verstoß gegen Artikel II des Nichtweiterverbreitungsvertrags, der die Bundesrepublik verpflichtet, "Kernwaffen und sonstige Kernsprengkörper oder die Verfügungsgewalt darüber von niemandem unmittelbar oder mittelbar anzunehmen".

Besondere Bedeutung erhalten die Prozesse und die Verfassungsbeschwerden angesichts des drohenden US-Angriffs auf den Irak: "Die veränderte US-Atomwaffenstrategie, wonach Atomwaffen in Kriegen auch präventiv eingesetzt werden können, verdeutlicht die wachsende Gefahr eines Atomkrieges", erklärte Paul Russmann, Sprecher der ökumenischen Aktion Ohne Rüstung Leben.

Roland Blach, Koordinator der Gewaltfreien Aktion Atomwaffen Abschaffen (GAAA), hofft auf große Beteiligung zum Antikriegstag am Sonntag - ab 10 Uhr soll der Fliegerhorst in Büchel umrundet werden.



Quelle: Augsburg Allegmeine Zeitung, 31.08.02

Wo, wenn nicht hier

Barbarasaal: Brecht-Kantate

(sysch). "Wo, wenn nicht in Augsburg, muss die `Kolomann-Wallisch-Kantate` von Brecht/Eisler aufgeführt werden", befinden die Organisatoren eines geplanten Konzerts im Barbarasaal. Nicht zuletzt im Hinblick auf den 11. September gewinnt der traditionell am 1. September von DGB- und IG-Metall-Jugend begangene Antikriegstag verstärkte Bedeutung. In Augsburg wird der Antikriegstag jedoch erst am 7.September stattfinden, eben wenn im Barbarasaal um 20 Uhr die "Kolomann-Wallisch-Kantate" von Kindern und Jugendlichen sowie einem 12-köpfigen Orchester (Schlagwerk, Blech, Gitarre) erklingt.

"Obwohl von jungen Menschen (aus Bremen, Hamburg und Niedersachsen) einstudiert, ist die Kantate kein Kinderstück", betont Buchhändler Kurt Idrizovic vor der Presse. Das mit Eislers Suite für Orchester Nr. 5, op. 34 und dem Intermezzo aus der Suite Nr. 3 op. 26 vertonte Gedicht über den 1934 hingerichteten sozialdemokratischen Bürgermeister der Stadt Bruck an der Mur, Kolomann Wallisch, sei vielmehr ein bewegendes Zeugnis für aktiven Widerstand. Bereits 1934 hatte Brecht die ersten Verse der Kantate verfasst; 1947 nach seiner Rückkehr aus dem Exil hatte er das Lehrstück dann vollständig im Reisegepäck, und er setzte sich umgehend mit Eisler in Verbindung.

Hanne Hiob hört mit

Die Aufführung am 7. September beendet das vom Kulturbüro der Stadt erstellte Rahmenprogramm zum Hohen Augsburger Friedensfest. Im Zusammenhang mit dem Friedensfest und der Literaturreihe wurde beim Pressegespräch vorgeschlagen, ob nicht eine Einstudierung mit Augsburger Schulen für 2004, wenn Brecht wieder im Mittelpunkt steht, denkbar sei. Für die diesjährige einmalige Aufführung hat Brechttochter Hanne Hiob, Schirmherrin des Projektes, ihr Kommen verbindlich zugesagt. Beratend begleitet die Einstudierung Manfred Wekwerth, einst Regieschüler Brechts. Unterstützt wird diese Veranstaltung auch vom Stadtjugendring. Kartenvorverkauf (10 Euro/ermäßigt: 8 Euro) in der Buchhandlung am Obstmarkt/Büchergilde, Tel. 0821/51 88 04, Fax 3 91 36



Quelle: Weserkurier, 31.08.02

Antikriegstag mit Vorzeichen Irak-Krise

Delmenhorst (rgo). Unter dem Vorzeichen der Irak-Krise steht der Antikriegstag am Sonntag, 1. September. Wie der Delmenhorster DGB-Kreisverband mitteilt, werden Delegationen Kranzniederlegungen am Katholischen Friedhof an der Oldenburger Straße und am Evangelischen Friedhof Bungerhof vornehmen; für die DGB-Kreisverband spricht Uwe Helfrich (IG Bau). Auch der SPD-Unterbezirk wird dort um 11 Uhr und 11.30 Uhr Kränze niederlegen. Der DGB erinnert in diesem Zusammenhang an die sich verschärfende Irak-Krise: "Auch hier wäre der Krieg gegen den Irak keine Lösung, sondern würde unüberschaubar große Konflikte nach sich ziehen", meint der DGB-Vorsitzende Ulrich Kelm.



Quelle: Rhein-Mainer, 31.08.02

Stadtnotizen - Worms

Zum Antikriegstag

Das antifaschistische Bündnis Worms lädt für Sonntag, 1. September, 18 Uhr, ein zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung ins Gemeindehaus der Dreifaltigkeitsgemeinde, Adenauerring. Anlässlich des Antikriegstages spricht Michael Kuhmann von der Informationsstelle Militarisierung Tübingen. Zuvor wird um 17 Uhr am antifaschistischen Mahnmal, Lutherring, ein Kranz niedergelegt.



Quelle: Fürther Nachrichten, Lokales, 31.08.2002

Sonntag ist der Antikriegstag

Gegen Gewalt - Mahnwache und Ansprachen

FÜRTH (fn) - Am 1. September gedenken viele des "Ausbruchs" des Zweiten Weltkriegs. Deutsche Truppen marschierten an diesem Tag im Jahr 1939 in Polen ein. Als Antikriegstag soll der Termin der Forderung und politischen Zielsetzung "Nie wieder Krieg" Nachdruck verleihen.

Dieser Tag gibt den Anlass, sich an die Nazidiktatur zu erinnern, die im Innern ebenso wie in anderen Ländern ein Morden inszenierte, dem schließlich 55 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Aber auch in der Gegenwart gibt es Kriege, Zerstörung und Terror, ob in Israel und Palästina oder kaum befriedet in Afghanistan oder dem Balkan.

Auch das innere Klima in der Bundesrepublik mit seinen rechtsextrem motivierten Gewalttaten gegen Ausländer oder andere "Feindbilder" stimmt bedenklich. "Nur das entschlossene Handeln aller demokratischen Kräfte und die Ausschöpfung aller rechtlichen Mittel kann diese Entwicklung stoppen", fordert Stadtrat Rudi Lindner, der am Antikriegstag eine Ansprache am "Platz der Opfer des Faschismus" um 11 Uhr hält.



Quelle: Saarbrücker Zeitung, lokales, 31.8.2002

DGB legt am Antikriegstag einen Kranz nieder

Völklingen (ach). Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), Ortsverband Völklingen, lädt am Sonntag, 1. September, 17 Uhr, anlässlich des Antikriegstages zu einer Kranzniederlegung am Denkmal für die Opfer des Faschismus ein, Schillerpark, Kühlweinstraße.



Quelle: Ostseezeitung, 31.08.02

Friedenspicknick in Sichtweite zum Naziaufmarsch

Greifswald (OZ) Im letzten Jahr haben Sitzblockaden in der Anklamer Straße am Weltfriedenstag einen Aufmarsch der NPD in die Ostrowskistraße verhindert. Die Demonstranten wurden von der Polizei Richtung Südbahnhof abgedrängt. Auch 2002 will die NPD am 1. September aufmarschieren. Diesmal allerdings nicht durch die Anklamer Straße, sondern in Schönwalde. Das Bürgerforum Freitagsrunde hat alle Greifswalder deshalb zu einem "Picknick für den Frieden" aufgerufen. Es findet im Blickkontakt mit den Kahlköpfen im Ernst-Thälmann-Ring/Ecke Makarenkostraße statt, da der Naziaufmarsch mit einer Kundgebung in der Ostrowskistraße enden soll. Während des Picknicks soll es zu vielfältigen Diskussionen kommen. Auch Oberbürgermeister Dr. Arthur König will sich daran beteiligen.

Das Picknick ist aber nicht die einzige Maßnahme, die morgen zeigen soll, dass Greifswald eine bunte und keine braune Stadt ist. So finden vielerorts Feste und politische Veranstaltungen statt. Der Allgemeine Studentenausschuss (AStA) wird um 9 Uhr am Mahnmal auf dem Wall einen Kranz niederlegen und mit einer Kundgebung an den Beginn des 2. Weltkrieges vor 63 Jahren erinnern. Rund um den Cavern beginnt morgen ab 9.30 Uhr mit dem Auftritt des Jugendblasorchesters der Kinder- und Ferienverein (KFV) ein Fest anlässlich seines 10-jähriges Jubiläums. Unterstützt wird er vom Jugendamt und von über 20 Partnern, sagt Koordinator Matthias Kindt. Besonders hervor hebt er den Auftritt junger Bands auf dem Schulhof der Marxschule (14 Uhr), die sich einfach freuen, spielen zu können. Aus Wolgast kommen Breakdancer (13.30 Uhr). Es gibt ein Volkssport-Volleyballturnier (10 bis 16 Uhr), an dem sich Mannschaften - egal ob Männer, Frauen und Kinder - zusammenfinden können. Anmeldungen sind in der Sporthalle neben dem Cavern möglich.

10 Uhr beginnt mit einem Familiengottesdienst ein Fest der Domgemeinde rund ums Gotteshaus. Prof. Jochen A. Modeß führt das Singspiel "Pinkus Quack" (11 Uhr) auf. Ab 14.10 Uhr wird ein Strauß bunter Melodien überreicht.

Ab 13 Uhr geht es im Tierpark rund. Dann beginnt dort ein Fest anlässlich des Weltfriedenstages unter Schirmherrschaft der CDU. Abschluss ist 17 Uhr ein Lampionumzug.

Bereits heute findet ab 14.00 ein buntes Fest rund um die St. Jacobi-Kirche statt. Zu Sommerfesten laden auch einige umliegende Gemeinden ein. So feiert Wackerow heute ab 13 Uhr seinen 795. Geburtstag der urkundlichen Ersterwähnung. Rund geht es auch in Weitenhagen mit sportlichen und kulturellen Aktivitäten. Auch in Ludwigsburg wird heute gefeiert. Die Polizei weist darauf hin, dass es Sonntag zu Verkehrseinschränkungen im Bereich der B 109 aus Richtung Anklam und in Schönwalde I und II kommt. Kraftfahrer sollten über die Koitenhäger Landstraße ausweichen. (R.A.)



Quelle: Ostsee Zeitung, Lokales, 31.8.2002

Nur wenige kamen zur Gedenkveranstaltung

Bad Doberan (OZ) Zu einer Gedenkveranstaltung, die gegen Krieg und Gewalt aufrief und gleichzeitig der Opfer von Krieg und Gewalt gedachte, hatte gestern das "Aktionsbündnis für Arbeit und soziale Gerechtigkeit" aus Bad Doberan eingeladen. Anlass war der bevorstehende Weltfriedenstag am Sonntag.

Knapp 40 Personen hatten sich um 18 Uhr am Ehrenmal am Bachgarten versammelt, um Blumen nieder zu legen. Einzige Rednerin war Birgit Schwebs (4.v.l.), PDS-Landtagsabgeordnete. Sie appellierte an die Vernunft der zivilisierten Welt, Konflikte und besonders den sich im Irak abzeichnenden mit friedlichen Mitteln zu lösen. Im Anschluss wurde zum Friedensgebet eingeladen. (OZ-Foto: T. St.)



Quelle: Nordkurier, Lokales, 31.8.2002

Auto-Korso mit der PDS

(Malchin.) Der PDS-Direktkandidat zu den Landtagswahlen Peter Ritter begibt sich am morgigen Sonntag, dem 1. September, zum Weltfriedenstag 2002 gemeinsam mit seinem Wahlteam ab 9 Uhr auf ein Auto-Korso durch Teile seines Wahlkreises. Insbesondere in den Gemeinden der Ämter Am Kummerower See und Stavenhagen-Land werden Materialien zur Information über die persönlichen Wahlaussagen Ritters und Wahlziele der PDS verteilt. Die Tour endet im Bürgerhaus Rottmannshagen. Ab 12.30 Uhr ist dort Eintopfessen angesagt. Interessierte haben auch dort die Möglichkeit, mit dem Direktkandidaten zusammenzutreffen, teilte Ritters Wahlkreisbüro mit.



Quelle: taz, 31.08.02

Die Unehre des Mitleids

Wie der Wehrmachtssoldat Horst Schluckner zum Deserteur wurde. Und nach dem Krieg auch in der DDR keine Anerkennung fand. Ein Besuch zum morgigen Antikriegstag

von ANDREAS ROTH

"Ach, wissen Se, dass ich vorbestraft sein soll, lässt mich völlig kalt, ich fühl mich nicht als vorbestraft, das klingt ja wie kriminell. Und irgendwie löst sich das ja alles biologisch, wird ja alles vergessen. So ewig Zeit bleibt mir auch nicht mehr, da sollen sie machen, was sie wollen." Was wie eine Kapitulation klingt, ist alles andere als das. Horst Schluckner ist desertiert, vor sechzig Jahren, und Desertion ist das Gegenteil von Kapitulation. "Ich bin einer der zwei Letzten, die noch übrig sind von Norwegen, von dem Wehrmachtsstraflager dort."

Horst Schluckner ist 81 Jahre alt. Einer von vielleicht zweihundert, vielleicht vierhundert noch heute lebenden verurteilten Deserteuren der Wehrmacht. Bei zwei Dritteln der mehr als dreißigtausend Verurteilten wurde die Todesstrafe sofort vollstreckt, viertausend überlebten in Strafbataillonen und KZs. Wie man dem Grausamen keine Ziffern zuweisen kann, so weiß man auch die Zahl der Überlebenden nicht genau, weil viele von ihnen heute noch aus Scham oder Angst vor Schmähbriefen schweigen.

Im Hintergrund in Horst Schluckners Wohnzimmer dudelt das "Schlagerradio", es ist Vormittag im Leipziger Plattenviertel Grünau. Bevor Horst Schluckner zu erzählen beginnt, holt er noch zwei Sektgläser, trinken wir erst mal ein Schlückchen! Halbtrocken. Ein schwarzweißes Foto liegt auf dem Tisch, ein Jungenkopf mit Wehrmachtsmütze. "So sahen wir damals aus, da waren wir noch stolz, so einen Adler zu tragen. Meine Mutter war nicht politisch eingestellt, die hatte gar keine Zeit dafür, hat Schicht gearbeitet damals in Berlin, bei Elektrolux. Jedenfalls glaubten wir an den gerechten Krieg, daran, dass wir überfallen worden sind. Ich war noch in der Lehre, Maschinenschlosser, da kamen die Freunde schon in Uniform nach Hause, da hab ich mich sogar freiwillig gemeldet. Zur Luftwaffe, weil ich dachte, da kannst du später zur Lufthansa." Horst Schluckner wendet das Foto in der Hand und lächelt mild: Lufthansa.

Zur Bordschützenausbildung kam er, nach Ostpreußen. "Man hat ja nie gedacht, dass man fallen muss im Krieg. Sterben wollten wir ja alle nicht. Unsere Einsätze dann, das war schon 42 im Russlandfeldzug, also das lief alles ganz gut. Nur manchmal kamen Sachen, wo man dachte, der Krieg ist nicht so, wie man ihn sich vorgestellt hat. Wir kriegten manchmal Befehle, im Tiefflug auf alles zu schießen, was sich unten bewegt. Da liefen Kinder, Frauen, Zivilisten, ich hab manchmal daneben geschossen, vielleicht war ich zu weich für einen Soldaten." Leise fragt sich das Horst Schluckner, ohne rückblickenden Stolz.

So leise erzählt er auch von dem Tag, als er im Fliegerhorst die zweitausend gefangenen russischen Soldaten hungern sah. Die die Baumrinde anknabberten, damit sie was zu kauen hatten. "Die sahen so erbärmlich aus, genauso, wie sie uns immer dargestellt wurden, Untermenschen, dreckig, verlaust. Die taten mir eben Leid. Als wir zurückkamen, da standen die am Zaun und riefen mir zu: Kamerad, Chleb, Chleb! Brot wollten die haben. Wir hatten ja gute Verpflegung, da hab ich mir drei Kommissbrote geschnappt und hab die übern Zaun geschmissen." So tat der Gefreite Schluckner das scheinbar Einfachste, und das Zersetzendste fürs System: sich Mitleid bewahren.

Ein Offizier zeigte ihn an. Wenn Sie so gut zu den Untermenschen sind, sagte der, können Sie sich den Zaun auch von der anderen Seite angucken! Da hat der Gefreite Schluckner noch keine Angst bekommen. Als das Flugzeug eines Schulfreundes abstürzte, hat er sich dessen belgische Pistole eingesteckt, als Andenken. Nach seinem Fronturlaub fand sich der Gefreite Schluckner im Arrest wieder, wegen Gefangenenbegünstigung und unerlaubten Waffenbesitzes. "Der Arrestoffizier sagte mir, damit kommen Sie jahrelang nach Torgau. Das war ja das berüchtigtste Wehrmachtsstraflager, der Kommandant war ein Sadist, der ließ jeden Tag einen erschießen, diese Nachrichten schwelten unter uns. Deshalb hab ich mich von einem mitgefangenen Unteroffizier verleiten lassen zur Fahnenflucht, wir wollten in die Schweiz. Wir ahnten ja damals nicht, dass die Schweiz Deserteure wieder auslieferte."

Eine deutsche Flucht. Mit angezackten Messern die Gitterstäbe durchsägt, mit dem Güterzug nach Berlin, von dort zu Verwandten nach Tetschen. Wie man als Jugendlicher so ist, sagt Horst Schluckner, das war mehr Abenteuer. Wahrscheinlich waren es die eigenen Verwandten, die ihn verrieten. Vor dem Luftwaffenfeldgericht in Königsberg wurde Schluckner zum Tode verurteilt. "Wie taub war ich da, vierzig Tage Todeszelle.

Die Woche zweimal früh wurden welche rausgeholt, um sechs, hinter dem Wehrmachtsgefängnis war der Schießstand, da wurden die dann erschossen, wir hörten die Schüsse; manche schrien beim Rausschleppen, manche waren stumm wie die Fische. Am 41. Tage musste ich wieder zum Feldgericht, da hatte meine Mutter ein Gnadengesuch eingereicht, da wurde ich zu fünfzehn Jahren Zuchthaus begnadigt. Ich wusste ja nicht, dass die Gnade die Hölle war."

Begnadigt für die "Hölle am Waldesrand", so nannten die Häftlinge die Moorlager bei Esterwegen im Emsland, dorthin kam Horst Schluckner. Dann nach Nordnorwegen, hinter Hammerfest, in die Tundra. Zweitausend Deserteure, "Selbstverstümmler", "Wehrkraftzersetzer", Homosexuelle, Zeugen Jehovas. "Wir waren der Abschaum der Menschheit, so wurden wir auch behandelt. Im Winter hatten wir bis weit über vierzig Grad Kälte da oben. Bunker bauen, Schiffe entladen, Straßen und Schneetunnel bauen, immer unter Schlägen, Hunger. Im Sommer waren dort Mücken, eine Art Malaria, Geschwüre und Läuse, es war fürchterlich. Dort oben gabs keine Kameradschaft mehr unter den Gefangenen, Wolf unter Wölfen. Helden? Helden gabs im Lager nicht, Heroisches auch nicht mehr." Abgründig das System, das seine Opfer am wirkungsvollsten erniedrigte, indem es sie selbst zu Tätern machte. Horst Schluckner flieht mit einem Kumpel noch einmal, mit letzter Kraft. Die Wachmannschaften hatten Motorschlitten.

"Mein Gesicht sah danach aus wie ein Kupferkessel, die Augen waren zu, stundenlang haben die uns geschlagen, ein paar mal bin ich ohnmächtig geworden, da haben sie mir Wasser übergekippt. Zur Abschreckung wurde ich draußen an einen Pfahl gebunden, da musste ich stundenlang in der Kälte stehen. Meinen Kumpel haben sie erschlagen, der hat das nicht überlebt." Zusammengebeugt sitzt Horst Schluckner sechzig Jahre danach auf seinem Sofa, er sucht nach einer Zigarette.

Herr Schluckner, haben Sie manchmal mit sich gehadert, mit ihrer Desertion, ob es das wert war? "Also, wert wars das auf keinen Fall. Die Brote haben ja nicht das ganze Lager der Russen gerettet, vielleicht zwei oder drei von denen haben was essen können, das wars nicht wert im Nachhinein. Und das mit der Pistole war doch lächerlich. Wert wars das nicht, aber ich hab ja nie gedacht, dass solche Sachen solche Konsequenzen haben. Und dass die Fahnenflucht draus geworden ist, allein hätte ichs vielleicht gar nicht gemacht."

Dem Gefreiten Schluckner ging es um etwas viel Naheliegenderes, um das Menschliche im Konkreten, um Mitleid und Angst, nicht um Heldenmut oder Ideologie, und das ist das große Missverständnis, auch in der Nachkriegszeit. "Viele Bekannte dachten ja nun, als der Krieg zu Ende war, dass ich groß rauskomme." Im Land, wo der Antifaschismus Staatsdoktrin war, in der DDR, hat Horst Schluckner als Schweißer und Kraftfahrer gearbeitet, dreißig Jahre im selben Betrieb. Die Kollegen haben ihn manchmal nach seiner Leidensgeschichte gefragt, interessiert, und Horst Schluckner hat geantwortet. Anders als die Wehrmachtsdeserteure in der BRD kann er sich keiner Beschimpfung als "Verräter" erinnern; die kam erst 1989 in ein paar Briefen, aus dem Westen und anonym.

1956 durfte er, als wahrscheinlich erster Wehrmachtsdeserteur, in einem schmalen Sammelband die Geschichte seiner Haft veröffentlichen. Doch die Vorgeschichte, die Desertion des Horst Schluckner also, der Skandal einer jeden Armee, den kürzten die DDR-Lektoren weg. Denn mittlerweile rüstete auch der antifaschistische Staat auf, altes Wehrmachtspersonal war wieder willkommen. "Wenn es um KZs und Straflager ging, da haben sie nur von ihren Kommunisten gesprochen. Wir waren nicht politisch, also waren wir uninteressant." Der Rat der Stadt Leipzig, Abteilung Gesundheit und Sozialwesen, Betreuungstelle für Kämpfer gegen den Faschismus und Verfolgte des Faschismus, beschied Schluckner am 15. 11. 1967 brieflich: "Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass eine Anerkennung in Ihrem Fall nicht möglich ist."

Der Grund war Schluckners Angabe, dass er 1942 in die Schweiz desertieren wollte, ins kapitalistische Ausland. Als "VdN", als staatlich anerkannter Verfolgter des Naziregimes, hätte es eine nicht knappe Zusatzrente gegeben und mancherlei Vergünstigungen. Ach, Horst Schluckner konnte drauf verzichten. Doch einen Wehrmachtsdeserteur hat er mal besucht, der wohnte auch in Leipzig, der war auch kein "VdN". Der musste als Rentner noch als Heizer arbeiten, während seine Frau krank im Bett lag, in der runtergekommenen Altbauwohnung. "Der tat mir Leid. Da hab ich ihm geholfen, wenigstens Kohlegutscheine zu besorgen. Die Frau hat zehn Jahre auf ihr künstliches Hüftgelenk warten müssen, als anerkannte Verfolgte hätten sie es sofort bekommen." Für den Deserteur hatte man hüben wie drüben vor allem Misstrauen übrig. "Wenn ich das alles jetzt hier erzähle", Horst Schluckner lässt die Hände sinken, "da regt mich heute nichts mehr auf, jetzt kann ich das erzählen, als wenn ich den Bericht eines anderen erzählen würde." Nach der Wende bekam er fünftausend Mark vom Staat.

Jetzt hat Horst Schluckner die bunten Postkarten mit den Fjorden hervorgeholt. "Ich würde ja gerne noch mal nach Norwegen fahren, das muss ja interessant sein, es hat sich ja viel verändert." Auf einer der freundlichen Ansichten steht: "Der Endpunkt Europas".

ANDREAS ROTH, 24, lebt als freier Journalist in Dresden



Quelle: taz, 31.08.02

Berechtigte Angst

Gemäß Hitlers Maxime, "Der Soldat kann sterben, der Deserteur muss sterben", hat die NS-Justiz an Deserteuren "die blutigste juristische Verfolgung der deutschen Geschichte verbrochen", so die Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz. Von den 48.000 Todesurteilen in der NS-Zeit galten allein dreißigtausend der Fahnenflucht, die als ein schlimmeres Verbrechen als Mord eingestuft wurde. Zum Vergleich: Die USA haben im Zweiten Weltkrieg 763 Todesurteile gefällt und 146 vollstreckt, davon ein einziges wegen Desertion. Großbritannien hat vierzig Todesurteile vollstreckt, 36 wegen Mordes - kein einziges wegen Desertion.

Am 17. Mai 2002, einen Tag nach dem Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerer, hat der Bundestag mit den Stimmen von SPD, Grünen und PDS die Aufhebung aller Urteile gegen Deserteure aus der NS-Zeit beschlossen. Annulliert wurden auch Verurteilungen Homosexueller. Bis dahin hatten Betroffene oder deren Angehörige eine Einzelfallprüfung bei der Staatsanwaltschaft zu beantragen, die von vielen als unzumutbar empfunden wurde.

Aus "Gewissensgründen oder berechtigter Angst um ihr Leben" hätten die Soldaten die Fahnenflucht gewagt, hieß es in der Begründung des rot-grünen Gesetzentwurfs. FDP und CDU/CSU stimmten gegen die Vorlage. "Wer desertiert ist, der hat auch nach heutigen Maßstäben ein schweres Unrecht begangen", so der rechtspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Norbert Geis. Der PDS ging das Papier nicht weit genug - sie bemängelte, dass nicht auch Verurteilungen wegen "Flucht im Felde" aufgehoben wurden.

Der morgige 1. September, Jahrestag des Angriffs auf Polen und somit des Beginns des Zweiten Weltkriegs, ist in der BRD seit 1957 (auf Initiative des Deutschen Gewerkschaftsbundes) Antikriegstag; die DDR beging stattdessen den Weltfriedenstag. Der Antikriegstag 2002 steht laut Netzwerk Friedenskooperative im Zeichen des Protestes gegen den drohenden Irak-Krieg. MARTIN MAIER



Quelle: ap, 01.02.09, 15.55 Uhr

Gedenken an den Beginn des Zweiten Weltkriegs - Erste Zusammenfassung

Bonn/Warschau (AP) Deutsche und Polen haben am Wochenende des Beginns des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 gedacht. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse würdigte am Sonntag auf einer Veranstaltung in Warschau die deutsch-polnische Versöhnung. In der Bundesrepublik fanden in allen Teilen des Landes Veranstaltungen statt. Thierse rief dazu auf, die Vergangenheit weiter als Mahnung zu begreifen. "Die Schuld, die Deutschland auf sich geladen hat, darf nie vergessen werden", sagte er laut vorab verbreitetem Redetext. Die Einladung zu der Veranstaltung im polnischen Parlament - dem Sejm - würdigte er als "Ausdruck dafür, dass die Versöhnung zwischen Polen und Deutschen eben nicht nur in Verträgen festgeschrieben steht, sondern tatsächlich auch gelebt wird". Im Mittelpunkt der Aktionen standen nach Angaben des Netzwerks Friedenskooperative in Bonn Proteste gegen einen möglichen US-Angriff auf Irak. "Seit einem Jahr reagieren die USA und ihre Verbündeten auf die Herausforderung einer bis dahin unvorstellbaren Art von Terrorismus mit untauglichen Mitteln und drehen selbst an der Spirale der Gewalt", erklärte die Organisation. An den Aktionen, die von Mahnwachen über Gottesdienste zu Ausstellungen reichten, beteiligten sich Friedensgruppen, Gewerkschaften und Bürgerverbände. Der Antikriegstag wird in Deutschland jedes Jahr am 1. September - dem Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen - begangen. Geschichtlich lassen sich die Bemühungen um einen Friedenstag bis Mitte des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen; nach dem Zweiten Weltkrieg gab es den ersten Antikriegstag im Jahr 1957, als Reaktion auf den Beschluss zur allgemeinen Wehrpflicht im Jahr zuvor. Zunächst stand der 1. September im Schatten der Ostermärsche, an denen zeitweise Hunderttausende Menschen teilnahmen. Ende der 70er Jahre belebte der Deutsche Gewerkschaftsbund die Initiative zu einem Antikriegstag neu; während der Hochphase der Friedensbewegung in den 80er Jahren gewann auch der 1. September an Bedeutung. Mit zunehmender Entspannung zwischen Ost und West nahm das Interesse jedoch ab, daran änderten auch der Golfkrieg und der Einsatz im Kosovo nichts.



Quelle: ap, 01.02.09, 15.53 Uhr

Bürger gedenken des Beginns des Zweiten Weltkriegs

Bonn (AP) In ganz Deutschland haben Bürger am Wochenende des Beginns des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 gedacht. Kleinere und größere Veranstaltungen fanden in allen Teilen des Landes statt. In Kassel legten am Sonntagmorgen mehrere Menschen einen Kranz am Mahnmal für die Opfer des Faschismus nieder, in Städten wie Braunschweig oder Dortmund gab es Mahngänge durch die Stadt. Im Mittelpunkt der Aktionen standen nach Angaben des Netzwerks Friedenskooperative in Bonn Proteste gegen einen möglichen US-Angriff auf Irak. "Seit einem Jahr reagieren die USA und ihre Verbündeten auf die Herausforderung einer bis dahin unvorstellbaren Art von Terrorismus mit untauglichen Mitteln und drehen selbst an der Spirale der Gewalt", erklärte die Friedenskooperative. An den Aktionen, die von Mahnwachen über Gottesdienste zu Ausstellungen reichten, beteiligten sich Friedensgruppen, Gewerkschaften und Bürgerverbände. Der Antikriegstag wird in Deutschland jedes Jahr am 1. September - dem Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen - begangen. Geschichtlich lassen sich die Bemühungen um einen Friedenstag bis Mitte des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen; nach dem Zweiten Weltkrieg gab es den ersten Antikriegstag im Jahr 1957, als Reaktion auf den Beschluss zur allgemeinen Wehrpflicht im Jahr zuvor. Zunächst stand der 1. September im Schatten der Ostermärsche, an denen zeitweise Hunderttausende Menschen teilnahmen. Ende der 70er Jahre belebte der Deutsche Gewerkschaftsbund die Initiative zu einem Antikriegstag neu; während der Hochphase der Friedensbewegung in den 80er Jahren gewann auch der 1. September an Bedeutung. Mit zunehmender Entspannung zwischen Ost und West nahm das Interesse jedoch ab, daran änderten auch der Golfkrieg und der Einsatz im Kosovo nichts.



Quelle: DLF - Nachrichten, 01.09.02, 16 Uhr

Am Jahrestag des Überfalls auf Polen 1939 hat Bundestagspräsident Thierse davor gewarnt, die nationalsozialistischen Verbrechen zu verdrängen.

Die Schuld, die Deutschland auf sich geladen habe, dürfe nie vergessen werden, sagte der SPD-Politiker bei einer Gedenkfeier des polnischen Parlaments in Warschau. Die Vergangenheit müsse als Mahnung präsent bleiben. Zugleich wertete der Bundestagspräsident seine Einladung als Zeichen der Versöhnung zwischen den Staaten. Thierse sprach sich auch für einen zügigen EU-Beitritt Polens aus. Das sei ein Gebot historischer Gerechtigkeit.

Papst Johannes Paul sagte in einer Ansprache, er bete darum, dass die Erinnerung an das große Leid helfe, Frieden zu bewahren.



Quelle: Inforadio SFB/ORB, 01.09.02 16.15 Uhr

Zahlreiche Veranstaltungen am "Antikriegstag"

Friedensbewegungen und Gewerkschaften begehen heute den "Antikriegstag", der an den Beginn des 2. Weltkriegs am 1. September 1939 erinnern soll.

In diesem Jahr stehen die Veranstaltungen ganz im Zeichen der US-Drohungen gegen den Irak. Auf den Demonstrationen soll ein Ausstieg aus der Gewaltspirale des Anti-Terror-Krieges und eine friedliche Lösung des Nahost-Konflikts gefordert werden.

Friedensgruppen kündigten deutschlandweit Veranstaltungen an.



Quelle: ORB HF- Nachrichten, 01.09.02

Zwangsarbeiter-Gedenkstätte in Berlin

Der evangelische Bischof von BerlinBrandenburg, Huber, wird am Sonntag auf dem Friedhof der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde in Berlin-Neukölln eine Zwangsarbeiter-Gedenkstätte einweihen.

Zu der Feier werden auch Angehörige ehemaliger Zwangsarbeiter aus der Ukraine erwartet. Auf dem Neuköllner Friedhof war 1942 ein Barackenlager errichtet worden, in dem bis Kriegsende rund 100 Zwangsarbeiter aus der damaligen Sowjetunion untergebracht waren.

Diese diskriminierten "Ostarbeiter" arbeiteten verteilt über ganz Berlin auf kirchlichen Friedhöfen.



Quelle: WDR HF - "Nachrichten aus dem Bergischen Land" 31.8.2002, 8.14 Uhr

Wuppertal: Kundgebung zum Antikriegstag

Das Wuppertaler "Bündnis gegen Krieg und Terror" ruft heute zu einer Demonstration auf. Die Veranstalter fordern das Ende der deutschen Beteiligung an Kriegseinsätzen und einen Stop aller Rüstungsexporte. Außerdem wollen sie sich für eine gerechtere Weltordnung einsetzen. Die Veranstaltung beginnt um 11 Uhr auf dem Elberfelder Willy-Brandt-Platz.



Quelle: dpa, 01.09.02, 16.44 Uhr

Zum Antikriegstag Warnungen vor Eskalation der Gewalt in Nahost

Berlin (dpa) - Anlässlich des Antikriegstages am Sonntag haben Gewerkschaften, Friedensgruppen und die PDS vor einer weiteren Gewalteskalation im Nahen Osten gewarnt. Ein möglicher Krieg gegen ein arabisches Land könne schwerwiegende Folgen haben, erklärte Bundestagsvizepräsidentin Petra Bläss (PDS) mit Blick auf Drohungen der USA gegen den Irak. Für eine "zivile Lösung" der Krise müssten alle diplomatischen und politischen Mitteln eingesetzt werden. Ähnlich äußerten sich Friedensgruppen.

Bläss betonte, das traditionelle Motto des Antikriegstages "Nie wieder Krieg!" sei derzeit aktueller denn je. Unter diesem Motto hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) vor 45 Jahren erstmals zu Aktionen für den Frieden aufgerufen. Seither wird der Antikriegstag Jahr für Jahr am 1. September, dem Jahrestag des Kriegsausbruchs von 1939, begangen. In der ehemaligen DDR wurde am 1. September der Weltfriedenstag gefeiert.

Der DGB appellierte zum 1. September an die EU, mit ihrem ganzen politischen Gewicht für den Frieden einzutreten. Die "Spirale von Terror, Unterdrückung und Gewalt" müsse unterbrochen werden, hieß es in einer Erklärung. Entschieden sprach sich der DGB gegen "militärischen Aktionen einzelner Staaten" aus.

Ulrich Gottstein von den "Internationalen Ärzten für die Verhütung des Atomkrieges" (IPPNW) erklärte, die Erfahrungen der Kriegsfolgen in Hiroshima oder im früheren Jugoslawien berechtigten zu einer "klaren Intervention für den Frieden". Besonders beunruhigend sei die Ankündigung der USA, sogar den Einsatz von Atomwaffen gegen den Irak nicht mehr auszuschließen.

Der Friedensgruppen-Verband "Netzwerk Friedenskooperative" warf den USA vor, sie bekämpften den Terrorismus mit untauglichen Mitteln. So drehten sie selbst an der Gewaltspirale, hieß es in einer Beilage zur Berliner "Tageszeitung" (Mittwoch). Die Alternativen zur bisherigen US-Politik seien friedliche Kooperation und globale Gerechtigkeit. Dass die Bundesregierung den US-Angriffsplänen auch bis über den Wahltermin hinaus Widerstand leisten werde, nehme ihr die Friedensbewegung "nicht so recht" ab, hieß es.



E-Mail: friekoop@bonn.comlink.org

Website: www.friedenskooperative.de
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