Antikriegs-
tag 2002


vom:
03.09.2002

update:
04.09.2002


 voriger

 nächster

Antikriegstag 2002

 Presse zum Antikriegstag

Pressesplitter 03./04.09.02

div. Tageszeitungen / Hörfunk / Agenturen

03.09.02

Stuttgarter Nachrichten Die Leiden der Sinti und Roma

Hildesheimer Allgemeine Gedenkfeier auf dem Nordfriedhof zum Antikriegstag

SZ Grünen-Chef empfiehlt US-Konsul Diplomatie

Stuttgarter Zeitung Harsche Kritik am "amerikanischen Kriegstreiber Bush"

NRZ Gedenken an den Überfall auf Polen

WDR Friedenspreisträger fordert Zeichen gegen drohenden Irak-Krieg

WDR Siegener bekommt Friedenpreis

ddp Friedenspreis für US-Abgeordnete und Siegener Lehrer

dpa Die Träger des Aachener Friedenspreis 2002

epd Aachener Friedenspreis für US-Kongressabgeordnete und Siegener Lehrer

04.09.02

Darmstädter Echo USA geht es um reine Machtinteressen

Der Neue Tag "Auf dem Weg zur Angriffsarmee"

NOZ Unglaublich viele Menschen kämpfen ums Überleben

FR Friedenspreis für Lehrer und Pazifistin

ND Barbara Lee



Quelle: Stuttgarter Nachrichten, lokales, 3.9.2002

Die Leiden der Sinti und Roma

DGB erinnert an Opfer des Kriegs und Völkermords

Mit einer Kundgebung und Kranzniederle- gungen in der Innenstadt gedachte der Deu- tsche Gewerkschaftsbund (DGB) am Sonntag der Opfer von Weltkriegen und Völkermord. Im Mittelpunkt der Veranstaltung zum Antikriegstag stand das Schicksal der Sinti und Roma.

VON ALEXANDER HETTICH

Zum 62. Mal jährte sich am Sonntag der Überfall der Wehrmacht auf Polen - der Beginn des Zweiten Weltkrieges. Man wolle am Gedenktag an das Schicksal einer Gruppe erinnern, "deren Leiden lange vergessen und verdrängt wurde", so Wolfgang Brach, Vorsitzender des DGB Region Stuttgart, bei der Kundgebung. "Über 500 000 Sinti und Roma wurden während der NS-Herrschaft ermordet", sagte Daniel Strauß, der Vorsitzende des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma in Baden-Württemberg, vor rund 100 Zuhörern am Mahnmal für die Opfer des Faschismus beim Alten Schloss.

Strauß: "Fast 90 Prozent der Sinti in Deutschland", "fielen dem Rassenwahn zum Opfer." Überlebende warteten bis heute auf eine Entschädigung für Haft und Zwangsarbeit. Als "Skandal" bezeichnete Strauß, dass Anträge auf Zahlungen aus dem Entschädigungstopf nur schleppend bearbeitet würden. So seien in Deutschland 1500 Anträge von Sinti und Roma anhängig. "Nach eineinhalb Jahren wurden gerade 250 davon bearbeitet", beklagte Strauß, "aber auch in diesen Fällen wurden nur Anzahlungen geleistet." Allein im letzten Jahr seien 60 Antragsteller verstorben.

Harsche Kritik gab es an der Politik der USA. Einhellig wandten sich die Redner gegen einen "geplanten Präventionskrieg" im Irak. "Kadavergehorsam" gegenüber Amerika sei unangebracht, so Brach. Es sei richtig, "dass Deutschland und andere europäische Staaten diesen Kreuzzug nicht mitmachen wollen", sagte der DGB-Vertreter.

Anschließend wurde im DGB-Haus an der Willi-Bleicher-Straße die Ausstellung "Weggekommen - Abschied ohne Wiederkehr" eröffnet, die die Geschichte des NS-Völkermords an Sinti und Roma nachzeichnet. Die Ausstellung ist bis 26. Oktober werktags von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Gruppenanmeldungen unter Telefon 2 02 82 02.



Quelle: Hildesheimer Allgemeine Ztg., lokales, 3.9.2002

Gedenkfeier auf dem Nordfriedhof zum Antikriegstag

(bd) Zu einer Gedenkfeier aus Anlass des Antikriegstages hat sich der DGB-Kreisvorstand Hildesheim an den Gräbern der Zwangsarbeiter auf dem Nordfriedhof getroffen. Die Kreisvorsitzende Regina Stolte (Foto links): "Die Weltkriege haben unendliches Leid über die Menschen gebracht. Unsere Solidarität gilt allen Opfern kriegerischer Gewalt". Sie forderte zu einer internationalen Friedenspolitik auf. Krieg und Terrorismus ließen sich nur durch eine Politik der Nachhaltigkeit und des sozialen Ausgleichs zwischen Arm und Reich bekämpfen, sagte sie. "Militärische Aktionen einzelner Staaten lehnen wir ab", erklärte Stolte. Foto: Burghardt



Quelle: SZ, 03.09.02

Grünen-Chef empfiehlt US-Konsul Diplomatie

Den am Sonntag begangenen Antikriegstag nahm der Vorsitzende der Münchner Grünen, Florian Roth, zum Anlass, einen Offenen Brief an US-Generalkonsul Robert W. Boehme zu schreiben. Darin warnt Roth vor einem "völkerrechtswidrigen Angriff" auf den Irak und davor, dass ein Krieg gegen Saddam Hussein "die Stabilität der Region, die Sicherheit Israels und den Zusammenhalt der Anti-Terror-Allianz" gefährden würde. Statt eines Präventivschlags empfiehlt der Grünen-Chef Containmentpolitik und Diplomatie. In dieser Sache wisse er sich mit der Mehrheit des deutschen Volkes einig, schreibt Roth. (ans)



Quelle: Stuttgarter Zeitung, lokales, 03.09.02

Harsche Kritik am "amerikanischen Kriegstreiber Bush"

Fellbachs DGB-Vorsitzender Keller verurteilt bei einer Kundgebung zum Antikriegstag den geplanten Militärschlag gegen den Irak

FELLBACH. Der Einladung des Deutschen Gewerkschaftsbundes zur AntiKriegs-Kundgebung vor dem Jugendhaus sind lediglich etwa 35 Menschen gefolgt. Sie hörten eine Rede des Ortsverbandsvorsitzenden Dieter Keller, die mit Kritik nicht geizte.

Von Jürgen Veit

Die Forderung Dieter Kellers, Vorsitzender des DGB-Ortsverbandes Fellbach, ist deutlich: "Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!" Nie wieder Krieg, das gilt laut Antikriegstagsmotto 2002 auch für diejenigen, die die Anschläge des 11. September 2001 zum Kriegsgrund gegen den weltweiten Terror erklärt haben. Der 1. September als Tag, an dem 1939 der Zweite Weltkrieg begann, und der 11. September waren in diesem Jahr doppelter Bezugspunkt des Antikriegstags.

In Fellbach ging Keller mit den USA hart ins Gericht, schließlich bereite George W. Bush zurzeit einen Militärschlag gegen den Irak vor. Wie schon im Golfkrieg gehe es ums Öl. Schamlos werde "der terroristische Anschlag auf Zentren des amerikanischen Imperialismus ausgenutzt, um überall auf der Welt Kriege anzuzetteln, missliebige Staaten anzugreifen, die Welt neu aufzuteilen und sich den Zugang zum Öl zu verschaffen". Zwar lehnten auch er und der DGB-Ortsverband Fellbach individuellen Terror strikt ab, doch sei Krieg als staatlich angeordneter Terror ebenfalls scharf zu verurteilen. US-Präsident Bush, "der amerikanische Kriegstreiber", betone, dass er sich gegen den Irak den Einsatz aller Mittel vorbehalte, also auch atomarer. Damit werde deutlich, wie groß die Gefahr eines Atomkrieges sei, so Keller. Von der Bundesregierung verlange er deshalb, dass sie den USA unmissverständlich erkläre, für diesen Krieg keine finanzielle Unterstützung zu leisten, keine Truppen zur Verfügung zu stellen und keinerlei militärische Infrastruktur zu bieten.

Auch mit herber Kritik am DGB-Bundesverband hat Keller "keine Probleme". Er habe kein Verständnis, wenn in den sechs DGB-Forderungen an die nächste Bundesregierung "kein Wort zu Krieg und Frieden steht". Das gelte auch für die Erklärung des DGB zum diesjährigen Antikriegstag, in der dieser lediglich "militärische Aktionen einzelner Staaten" ablehne.

Seit dem 1. September 1957 rufen Gewerkschaften und Friedensgruppen zum Antikriegstag auf. Die Anfänge gehen jedoch bis ins Jahr 1845 zurück, als in England die Idee zu einem Weltfriedenstag entstand. Nach dem Ersten Weltkrieg riefen deutsche Friedensorganisationen unter der Parole "Nie wieder Krieg!" eine Kampagne ins Leben mit dem Ziel, die Kriegsgräuel nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und sich für eine dauerhafte Friedenspolitik einzusetzen. Die erste Kundgebung war am 1. August 1920 im Berliner Lustgarten, 1914 hatte am 1. August der Erste Weltkrieg begonnen.



Quelle: NRZ, 03.09.02, lokales, Duisburg

Gedenken an den Überfall auf Polen

Mit Reden und Gesang erinnerte der DGB gestern an die Gräuel von 1939.

Mit ihrem traditionellen Antikriegstag erinnerte der Deutsche Gewerkschaftbund (DGB) gestern im Rathaus an den Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939. Dieses Ereignis kostete Millionen Menschen das Leben gekostet, zahlreiche wurden verwundet. Das Vermächtnis nach Kriegsende "Nie wieder Krieg - Nie wieder Faschismus" sei "die Verpflichtung aller Demokraten, Unterdrückung, Krisen und Konflikte zu vermeiden oder zumindest mit den Mittel der Politik zu begegnen", so der DGB-Regionalvorsitzende Rainer Bischoff. Mit der Veranstaltung soll aber nicht nur an die Gräuel des 2. Weltkrieges erinnert werden, alle aktuellen Konflikte sollen ins Gedächtnis gerufen werden. So sprach der Leiter des Salomon-Steinheim-Institutes für Jüdische Studien an der Mercator-Universität, Prof. Michael Brocke, über die Ursachen des jüdisch-arabischen Konfliktes im Nahen Osten. Auch Bürgermeisterin Monika Busse richtete Grußworte an die zahlreichen Zuhörer im Ratssitzungssaal. Untermalt wurde die Veranstaltung von Gesängen des Stadtchors. Abschließend besuchten die Teilnehmer das Mahnmal für die ermordeten Gewerkschafter. (maap)



Quelle: WDR HF Nachrichten, 03.09.02, Nachrichten aus Aachen und der Euregio"

Aachen

Friedenspreisträger fordert Zeichen gegen drohenden Irak-Krieg

Im Vorfeld der heutigen Preisverleihung an den Siegener Lehrer Bernhard Nolz hat dieser eine Erklärung von der Bundesregierung gefordert, die eine deutsche Beteiligung an möglichen Militärschlägen der USA gegen den Irak definitiv ausschließt. Bernhard Nolz und die amerikanische Kongressabgeordnete Barbara Lee erhalten heute Abend den Aachener Friedenspreis, weil sie sich nach den Anschlägen vom 11. September gegen militärische Aktionen ausgesprochen hatten.



Quelle: WDR HF Nachrichten, 03.09.02, Nachrichten aus Südwestfalen

Siegener bekommt Friedenpreis

Der Aachener Friedenpreis-Verein will mit der Preisverleihung am Abend ein Zeichen gegen den, Zitat, "Kriegskurs" nach den Anschlägen vom 11. September setzen. Weil der Lehrer Bernhard Nolz sich bei einer Schülerkundgebung gegen Krieg ausgesprochen habe, sei er Opfer einer Rufmordkampagne geworden, begründet der Verein Aachener Friedenspreis seine Auswahl.



Quelle: dda, 03.09.02, 15.34 Uhr

(Sperrfrist 19 Uhr)

Friedenspreis für US-Abgeordnete und Siegener Lehrer

Aachen (ddp). Die Kongressabgeordnete Barbara Lee und der deutsche Lehrer Bernhard Nolz sind am Dienstag mit dem Aachener Friedenspreis 2002 ausgezeichnet worden. Beide hatten sich gegen eine militärische Reaktion auf die Terroranschläge des 11. September ausgesprochen. wie der Verein Aachener Friedenspreis mitteilte. Damit hätten sie sich "einem Klima ständig wachsender Militarisierung und Terrorsystene" widersetzt.

Die 55-jährige Barbara Lee stimmte nach dem 11. September 2001 als einzige US-Abgeordnete gegen die Kriegsermächtigung für US-Präsident George W. Bush. Daraufhin hatte die demokratische Politikerin Morddrohungen erhalten. Nach Ansicht des Vereins Aachener Friedenspreis repräsentiert Lee das "andere Amerika" das sich gegen den Krieg stellt.

In ihrer Dankesrede warnte Lee vor einem Krieg gegen den Irak. Bislang habe die US-Regierung keine Beweise für eine Verwicklung des Irak in die Terroranschläge des 11. September vorlegen können. Ein Angriff gegen den Irak würde nach Ansieht Lees "eine Tragödie enormen Ausrnaßes" auslösen.

Der Lehrer Nolz habe sich "unermüdlich und kein Risiko scheuend gegen jede Art des Militarismus und für zivile Konfliktbearbeitung eingesetzt", hieß es. Der 58-jährige Pädagoge an der Siegener Bertha-von-Suttner Gesamtschule hatte sich in einer Rede nach dem 11. September gegen einen US-Militärschlag ausgesprochen und die Rüstungspolitik der USA kritisiert. Daraufhin war der Pazifist von der Arnsberger Bezirksregierung vom Dienst suspendiert und Anfang Dezember 2001 an eine rund 50 Kilometer entfernte Schule versetzt worden.

In seiner Dankesrede warb Nolz für eine engagierte Friedenserziehunng bei Kindern und jugendlichen. Dafür sei Zivilcourage und Idealismus erforderlich. Der Lehrer kritisierte die Disziplinarmaßnahmen, die gegen ihn eingeleitet wurden. Er sei wegen seiner amerika-kritischen Aussagen gemobbt worden.

Der Aachener Friedenspreis wird seit 1988 verliehen. Im vergangenen Jahr wurden der japanische Atomwaffengegner Kazuo Soda und die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl ausgezeichnet.



Quelle: dpa, 03.09.02, 15.25 Uhr

(Extra)

Die Träger des Aachener Friedenspreis 2002

Aachen (dpa) - Der Siegener Lehrer Bernhard Nolz und die kalifornische Kongressabgeordnete Barbara Lee erhalten den Aachener Friedenspreis 2002. Beide lehnten Militärschläge als Reaktion auf die Terroranschläge am 11. September ab. Nach Angaben des Vereins Aachener Friedenspreis wurden sie deshalb Opfer von Angriffen.

Bernhard Nolz ist Lehrer, ehrenamtlicher Geschäftsführer des Zentrums für Friedenskultur in Siegen und Bundesvorsitzender der Vereinigung "Pädagogen für den Frieden". Wenige Tage nach dem 11. September hatte er Siegener Schüler bei einer Kundgebung in einer "Friedensrede" aufgerufen, den Kriegsdienst zu verweigern.

In Folge der Rede sei der 58-jährige Nolz öffentlich angegriffen und von der Bezirksregierung Arnsberg vom Dienst suspendiert worden teilte der Verein Aachener Friedenspreis mit. Nach einer Protest und Solidarisierungswelle habe die Bezirksregierung die Suspendierung aufgehoben und den Lehrer in eine 50 Kilometer entfernte Schule versetzt.

Die 55-jährige Barbara Lee ist seit 1998 Abgeordnete im Repräsentantenhaus. Als einzige von 421 Abgeordneten stimmte sie gegen die Ermächtigtung des Präsidenten George Bush zum Krieg gegen den Terror. Im ganzen Land galt sie als "Verräterin an der amerikanischen Sache", teilte der Aachener Friedenspreis mit. Nachdem sie Morddrohungen erhalten habe, sei die Abgeordnete unter Polizeischutz gestellt worden.



Quelle: epd, 03.09.02, 13.17 Uhr

(Sperrfrist: Dienstag 3. September, 19.00 Uhr)

Aachener Friedenspreis für US-Kongressabgeordnete und Siegener Lehrer - (mit Bild)

Aachen (epd). Der undotierte "Aachener Friedenspreis" ist an die US-amerikanische Kongressabgeordnete Barbara Lee und den Siegener Lehrer Bernhard Nolz verliehen worden. Sie werden für ihre Zivilcourage und ihren Einsatz für den Frieden nach den Terroranschlägen vom 11. September geehrt, sagte der Juryvorsitzende Gerhard Diefenbach bei der Ehrung am Dienstagabend in Aachen.

Lee und Nolz hatten nach den Terrorakten zu Besonnenheit und Mäßigung aufgerufen und sich gegen einen militärischen Vergeltungsschlag ausgesprochen. Mit ihrer Haltung hätten beide heftige Kontroversen ausgelöst und Anfeindungen auf sich gezogen, sagte die Berliner Autorin Daniela Dahn in ihrer Laudatio. In den USA habe Lee sogar Morddrohungen erhalten, nachdem sie als einzige Abgeordnete im Repräsentantenhaus gegen die "Resolution of Force" gestimmt hatte. Damit wurde US-Präsident Bush ermächtigt, allein über Art und Umfang des Anti-Terror-Kampfes zu entscheiden.

Der Friedensaktivist und Gesamtschullehrer Bernhard Nolz war Ende September vergangenen Jahres vorn Dienst supendiert und später versetzt worden. Auf einer Schülerkundgebung in Siegen hatte er die USA kritisiert und sich gegen einen Vergeltungskrieg ausgesprochen.

Der Aachener Friedenspreis wird seit 1988 an Menschen verliehen, die sich für Frieden und Völkerverständigung einsetzen. Die Auszeichnung wird getragen von mehr als 300 Einzelpersonen sowie verschiedenen kirchlichen und politischen Gruppierungen. (07997/3.9.02)

Hierzu hat epd-bild die Fotos "Nolz" und "Frieden; über mecom-Bildfunk verbreitet; auch abrufbar unter Tel.: 069/58098-197



Quelle: Darmstädter Echo, Lokales, 4.9.02:

USA geht es um reine Machtinteressen

Attac: Die Globalisierungsgegner veranschaulichen ihre Alternativen - Kritischer Dialog mit Etablierten

Mit schwarzen Holzkreuzen, auf denen die Schauplätze einiger der etwa 200 Kriege seit 1945 vermerkt waren sowie einem Transparent "1945 : Nie wieder - heute: immer wieder Krieg?" machte die attac-Regionalgruppe Rüsselsheim am Samstag in der Marktstraße zum Antikriegstag und der aktuellen Kriegsgefahr auf ihre Antikriegsposition aufmerksam.

Neben viel Zustimmung trafen die attac-Aktiven in der Fußgängerzone auch auf Wahlkämpfer der Regierungskoalition und der CDU-Opposition, die die Kriegseinsätze der Bundeswehr als notwendig und durch den Kampf für Menschenrechte und gegen den Terror motiviert verteidigten.

Auf einer Stellwand hatten die Mitglieder der globalisierungskritischen parteiunabhängigen Vereinigung sowohl Fotos über das menschliche Leid als Folge von Kriegen, Antikriegsgedichte von Andreas Gryphius über Erich Fried bis John Lennon als auch entlarvende Zitate über die Motive von Kriegsbefürwortern montiert.

So konnte man aus den Richtlinien des deutschen Verteidigungsministeriums lesen, dass das Ziel bundesdeutscher "Sicherheitspolitik" die "Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt" ist. Der ehemalige US-Außenminister Kissinger war mit der aktuellen Äußerung "Die entscheidende Frage ist nicht, ob der Irak am Terrorangriff gegen die USA beteiligt war. Die irakische Herausforderung ist im Wesentlichen eine geopolitische. Wir müssen Amerikas Entschlossenheit beweisen, die regionale Stabilität, unsere Interessen und die unserer Freunde zu verteidigen."

Dem stellte attac die Forderung nach einer "Weltwirtschaftsordnung, die den Interessen der Entwicklungsländer, sozial Benachteiligten und der Umwelt Vorrang einräumt" entgegen.

Am nächsten Samstag wird die attac Regionalgruppe den Wahlkampf mit einem Stand zum Thema "Neoliberale Globalisierung als Gefahr für Demokratie, Soziales und Umwelt" begleiten.



Quelle: Der Neue Tag, lokales, 4.9.2002

"Auf dem Weg zur Angriffsarmee"

Gewerkschaftsjugend fordert am Antikriegstag den Stopp aller Rüstunsgprogramme

Sulzbach-Rosenberg. (bt) "Veranstaltungen anlässlich des Antikriegstags stellen für die Gewerkschaftsjugend keine Pflichtübung dar, sondern sind genereller Bestandteil gewerkschaftlicher Tätigkeit." Dies betonte die Jugendsekretärin der IG Metall der Verwaltungsstelle Amberg, Sabrina Feige.

Bei der Gedenkveranstaltung am Ehrenmal am Friedhofberg legten Jasmin Steinert und Simone Greck eine Friedenstaube nieder. Manuel Jung sorgte für den musikalischen Rahmen. Zu den Gästen zählten 1. Bürgermeister Gerd Geismann, der 2. Bevollmächtigte der IG Metall, Achim Bender, der ehemalige DGB-Kreisvorsitzende Wilfried Lux, DGB-Kreisvorsitzender Wolfgang Berndt, der Kreisvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt, Adolf Schatz, und Stadtrat Jörg Haucke.

In den Nachkriegsjahren sei "Nie wieder Krieg" ein einigendes Motiv in der Bundesrepublik gewesen, konstatierte der Ortsjugendausschuss-Vorsitzende Sebastian Schwarz. "Seit 1999 beteiligt sich demgegenüber die Bundesrepublik erneut an Angriffskriegen, wobei Jugoslawien und Afghanistan erst den Anfang darstellen."

"Attentat nur Vorwand"

Demnächst sollten der Irak und andere rohstoffreiche Länder des Nahen und Mittleren Ostens von der NATO, mit der Beteiligung der Bundeswehr, überfallen werden. Dabei handle es sich keineswegs um eine Antwort auf das Attentat vom 11. September vergangenen Jahres, sondern es sollten "längerfristig energiepolitische und geostrategische Tatsachen geschaffen werden".

Mit der Teilnahme deutscher Soldaten an Kriegshandlungen, sei der im rot-grünen Koalitionsvertrag formulierten Anspruch "Deutsche Außenpolitik ist Friedenspolitik" zur Farce geworden, hob Schwarz hervor. Eine "große Koalition" aus SPD, Grünen, CDU/CSU und FDP habe sich im Bundestag gefunden, die unter dem Vorwand des Kampfes für Menschenrechte und gegen Terrorismus den Einsatz der Bundeswehr in bisher unbekannte Dimensionen ausweite. So seien fast 10000 Bundeswehrsoldaten in 15 Länder im Einsatz.

Obwohl es keinerlei Beweis gäbe, dass der Irak den Terrorismus unterstütze und die Welt mit Massenvernichtungswaffen bedrohe, werde gegenwärtig ein neuer Krieg am Persischen Golf vorbereitet. Dabei drohten die Vereinigten Staaten von Amerika sogar mit dem Einsatz von Atomwaffen. Und auch in dieser Region seien deutsche Truppen stationiert.

213 Rüstungsprojekte

Trotz leerer Kassen solle der Verteidigungshaushalt im Jahr 2003 um 3,3 Prozent erhöht werden, wies Schwarz hin. "Wobei dies den Unionsparteien und der FDP sogar noch zu wenig ist." Die Bundesregierung plane für die Bundeswehr bis 2015 die Anschaffung von insgesamt 213 neuen Rüstungsprojekten für fast 150 Milliarden Euro.

"Offensive Waffen"

Darunter seien Korvetten für die Kriegsführung in Küstengewässern, der Airbus 400M für die schnelle weltweite Verlegung von Waffen und Soldaten, ein Spionage-Satellitensystem für die weltweite Truppenführung und offensive Marschflugkörper für Angriffe aus der Luft. "Diese Kriegswaffen haben nichts mit Landesverteidigung zu tun, sondern sollen Bestandteil einer weltweit einsatzbaren deutschen Angriffsarmee werden."

Im Gegensatz zu dieser Politik setze sich die Gewerkschaftsjugend für den Stopp der neuen Rüstungsprogramme, für die Abzug der Bundeswehr aus den Krisenregionen und die für Bereit-stellung von mehr Mitteln für die Beseitigung von Hunger, Armut, soziale Ausgrenzung und Diskriminierung ein: "Dies ist Friedenspolitik."



Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung, lokales, 4.9.02

Kreis Emsland:

Unglaublich viele Menschen kämpfen ums Überleben

Von Günther Dreyer

Esterwegen

"Zu keiner Zeit wurde so viel über Frieden gesprochen wie jetzt, aber zu keiner Zeit mussten gleichzeitig so viele Menschen in aller Welt um ihr Überleben kämpfen, weil ihre Länder von Kriegen heimgesucht werden", sagte Gewerkschaftlerin Elisabeth Popken auf der Antikriegsveranstaltung des DGB auf dem KZ Friedhof Esterwegen. "Es liegt an uns, dazu beizutragen, dass die Menschen in Würde und Frieden leben können".

Der Antikriegstag des DGB am 1. September war in diesem Jahr recht gut besucht. Zu den Veranstaltungsteilnehmern gehörten unter anderem auch MdB Reinhold Robbe, die Bürgermeister Ulrich Nehe (Papenburg) und Herbert Broich (Rhauderfehn) sowie Vertreter der Gewerkschaftsjugend.

"Zum Antikriegstag richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die militärischen Auseinandersetzungen in aller Welt", sagte Anton Henzen (DGB-Kreisverbandsvorsitzender) . "Unsere Solidarität gilt allen Opfern", und deshalb sei der Appell des Deutschen Gewerkschaftsbundes, dafür Sorge zu tragen, dass Armut, Ausbeutung, Hass und Not in der Welt aufgehoben würden. Sie seien vielfach die Grundlage für kriegerische Auseinandersetzungen und auch für Terroranschläge.

"In diesen Tagen quält uns die Furcht vor einem Militärschlag der USA gegen den Irak", sagte Elisabeth Popken. "Unser aller Forderung muss lauten, dass es dabei keine Beteiligung Deutschlands geben darf".

Der "Mangel an Verteilungsgerechtigkeit, der Gegensatz von Arm und Reich" sei ein Grund dafür, "dass es keinen Frieden gibt". Nur zehn Tage nach "unserem Treffen an dieser Stelle im vergangenen Jahr folgten die unsäglichen Terroranschläge in den USA. Sie haben bewiesen, dass niemand sich länger abschotten kann. Aber sie beweisen auch, dass niemand mehr auf Kosten der anderen leben kann. Deshalb werde unser Wunsch nach Frieden "ohne die Überwindung der Armut" nicht in Erfüllung gehen können.

Ein "friedliches Zusammenleben ist nur auf der Basis gleicher Lebensbedingungen möglich", sagte die Gewerkschafterin. Und deshalb fordere nicht nur der DGB für alle eine soziale Gerechtigkeit, das Recht auf freie Meinungsäußerung, Gleichbehandlung und die Entwicklung von demokratischen Verhältnissen und wende sich gegen die Zerstörung der Umwelt und gegen den ökonomischen Raubbau.

Zum Abschluss der Mahnveranstaltung legten Hensen und Popken sowie Mitglieder der DGB-Jugend Kränze am Gedenkstein für Carl von Ossietzky nieder, und die Veranstaltungsteilnehmer sangen das Lied der Moorsoldaten.



Quelle: FR, 04.09.

Ehrung:

Friedenspreis für Lehrer und Pazifistin

AACHEN, 3. September (afp). Für ihre Kritik an Militäraktionen gegen den Terrorismus sind der Siegener Lehrer Bernhard Nolz und die US-Abgeordnete Barbara Lee am Dienstag mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet worden. Der Friedenspreis-Vereinsvorsitzende Gerhard Diefenbach hob bei der Preisverleihung in Aachen hervor, Nolz und Lee hätten nach den Terroranschlägen vom 11. September "unbeirrt weiter für den Frieden gekämpft und geworben". Mit der Auszeichnung solle "dringend gebotenes Zeichen gegen den Krieg" gesetzt werden.

Der Pädagoge Nolz hatte sich wenige Tage nach den Terroranschlägen in einer Rede vor Schülern der Siegener Bertha-von-Suttner-Gesamtschule gegen Kriegshandlungen ausgesprochen und zugleich die UN-Politik der USA kritisiert. Der 58-Jährige wurde daraufhin vorübergehend vom Lehramt suspendiert. Lee hatte nach den Terroranschlägen vom 11. September als einziges Mitglied des US-Kongresses gegen eine Resolution gestimmt, mit der US-Präsident George W. Bush die alleinige Entscheidung über die Militäreinsätze übertragen wurde.

Lee konnte nach Angaben der Preisverleiher wegen politischer Termine in Washington nicht persönlich nach Aachen kommen; die schwarze Pazifistin wurde von ihrem Sohn Craig und ihrem Washingtoner Büroleiter Michael Taylor-Riggs vertreten. Die ostdeutsche Schriftstellerin Daniela Dahn hob in ihrer vorab veröffentlichten Laudatio hervor, gerade angesichts des angekündigten Krieges gegen Irak müsse "wieder davor gewarnt werden, Vernunft durch Moral zu ersetzen".



Quelle: ND, 04.09.02

Personalie: Zivilcourage

Barbara Lee

Die demokratische Abgeordnete im USA-Kongress wurde gestern mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet.

Barbara Lee darf mit Fug und Recht ungewöhnlich und einmalig genannt werden. Als der USA-Kongress am 14. September vergangenen Jahres, drei Tage nach den Terroranschlägen in New York und Washington, Präsident Bush praktisch einen parlamentarischen Blankoscheck zum Krieg ausstellte, stimmte die demokratische Abgeordnete als einzige im Repräsentantenhaus und im Senat gegen die so genannte Use-of-Force-Resolution.

So unfassbar dieser Angriff auf die Vereinigten Staaten, so groß das Mitgefühl für die Familien und Freunde der Opfer - die Antwort dürfe nicht Vergeltung sein. Ihr "moralischer Kompass" zwinge sie, mit Nein zu votieren: "Lasst uns nicht zu dem Bösen werden, das wir beklagen", beschwor die 55-jährige Lee ihre Kollegen und verwies auf eine verhängnisvolle Parallele: Die "Tonking-Resolution" von 1964 sei zur Vollmacht für einen unerklärten achtjährigen Krieg gegen Vietnam geworden. Eine Erklärung, die viel Zivilcourage erforderte. Prompt folgten Hasstiraden und Morddrohungen. Barbara Lee, die sich als Patriotin versteht, wurde als vaterlandslose Gesellin beschimpft. Solchen Mut bewies die schwarze Politikerin nicht zum ersten Mal. Für ihr jahrelanges konsequentes Engagement gegen Krieg und Aufrüstung erhielt sie gestern gemeinsam mit dem Siegener Lehrer und Friedenspädagogen Bernhard Nolz den diesjährigen Aachener Friedenspreis.

Barbara Lee, die in El Paso (Texas) geboren wurde, 1960 nach Kalifornien kam und heute in Oakland lebt, begann ihre politische Laufahn nach einem sozialwissenschaftlichen Abschluss an der University of California im Büro des Kongressabgeordneten Ron Dellums. Schon während des Studiums kümmerte sie sich um die Belange ihrer Mitbürger und gründete in Berkeley ein psycho-soziales Betreuungszentrum. Seit 1990 ist sie selbst Abgeordnete, erst in ihrem Bundesstat und seit vier Jahren im Washingtoner Repräsentantenhaus. Sie hat sich für Minderheiten in ihrer Heimat ebenso stark gemacht wie für internationale AIDS-Programme, die Menschen in Afrika oder das Ende des Embargos gegen Kuba. Schon 1998 votierte Barbara Lee gegen die Bombardierung Iraks und damit "ihren" Präsidenten Bill Clinton, und ein Jahr später war ihre Stimme die einzige im Kongress gegen die NATO-Angriffe auf Jugoslawien. Barbara Lee, so die Aachener Jury, repräsentiere das "andere Amerika", das sich gegen den Krieg und den beängstigenden Abbau elementarer Bürgerrechte nach dem 11. September stellt.

Olaf Standke



E-Mail: friekoop@bonn.comlink.org

Website: www.friedenskooperative.de
 voriger

 nächster




       
Bereich:

Netzwerk
Die anderen Bereiche der Netzwerk-Website
          
Netzwerk  FriedensForum Ex-Jugo Termine   Aktuelles