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vom:
07.11.2001

update:
12.11.2001


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Pressemitteilung: Afghanistan

Bundesgeschäftsstelle Amnesty International

Anti-Terror-Koalition in der Verantwortung für afghanische Flüchtlinge / Tausende auf der Flucht vor den Bombenangriffen / Die meisten Flüchtlinge sind auf Hilfe anderer angewiesen / Bedrückende Bedingungen in provisorischen Flüchtlingslagern / amnesty international fordert Anti-Terror-Koalition auf, mehr Verantwortung für das Flüchtlingsproblem zu übernehmen.

Bonn, 07. November 2001

"Die Leute waren überall, wie Schafe...," beschrieb ein afghanischer Flüchtling das Bild von seinem Land, aus dem er vor einer Woche nach Pakistan floh. Tausende von Menschen müssen derzeit ihre Häuser verlassen, um sich vor den Bomben der Anti-Terror-Koalition in Sicherheit zu bringen. Einigen gelingt die Flucht ins Nachbarland Pakistan, andere werden zu Flüchtlingen im eigenen Land.

"Nach zahlreichen Gesprächen, die wir in den letzten Tagen mit Flüchtlingen aus Afghanistan führten, ist mir eine Sache klar geworden," berichtet Carl Soderbergh, Leiter einer Delegation von amnesty international, die sich zurzeit in Pakistan befindet. "Alle Betroffenen erzählen uns, dass sie wegen der Bombenangriffe auf der Flucht sind." Diesen Befund bestätigen auch Vertreter anderer Nichtregierungsorganisationen.

"Die Situation war schon vorher dramatisch, aber die Bombenangriffe verschlimmern sie noch," erklärt Soderbergh. "Die Menschen können nicht arbeiten und bekommen fast keine Hilfe von außen, weil das Versorgungsystem weitgehend zerstört ist."

In den vergangenen Wochen sind mehr als 100.000 Menschen nach Pakistan geflohen. Die überwiegende Mehrheit von ihnen ist auf die Unterstützung ihrer Familien angewiesen. Einige wenige sind in notdürftig eingerichteten Flüchtlingslagern untergekommen. Eins ist aber beiden Gruppen gemeinsam: Sie haben keinen formalen Status, der sie vor einer Deportation schützt.

"Ich habe zwei von diesen neuen Flüchtlingslagern besucht," sagt Carl Soderbergh. "Eins war nur 200 Meter von der Grenze entfernt. Dort sind die Flüchtlinge ständig von der Ausweitung des Konflikts bedroht. Das andere Lager bot nur unzureichend Schutz für die Ankömmlinge: Sie haben sich Zelte aus Stöcken und Plastikfolien gebaut, die ihnen aber im Winter nicht reichen werden. Und dann gibt es noch die Flüchtlinge, die die Flucht ins Ausland nicht schaffen: Ihnen droht eine humanitäre Katastrophe."

amnesty international fordert die USA, Großbritannien und andere Länder der Koalition auf, wesentlich mehr Verantwortung für das Flüchtlingsproblem zu übernehmen, das durch die Bombenangriffe verursacht wurde. Die Menschenrechtsorganisation äußerte auch Bedenken gegenüber den pakistanischen Behörden, die die Grenze zu Afghanistan geschlossen und Flüchtlingslager für neue Flüchtlinge in unsicheren Gebieten errichtet haben.

"Da die Bombenangriffe andauern, müssen die Staaten, die für diese Angriffe verantwortlich sind, deutlich mehr Verantwortung für die Flüchtlinge übernehmen. Sie müssen darauf bestehen, dass die Grenzen offen bleiben, neue Ankömmlinge unverzüglich Flüchtlingsstatus erhalten und Flüchtlingslager in einer sicheren Entfernung vom Konfliktgebiet gebaut werden. Außerdem müssen die Länder der Koalition gemeinsam dafür sorgen, dass die Lasten der Flüchtlingsproblematik gerecht geteilt werden und nicht nur die Nachbarländer Afghanistans belasten," betont Soderbergh.



E-Mail: ai-de@amnesty.de

Website: www.amnesty.de
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