Ökumenische FriedensDekade

Kriegsspuren

von Jan GildemeisterThomas Oelerich
Initiativen
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( c ) Netzwerk Friedenskooperative

„Kriegsspuren“ ist das Motto der Ökumenischen FriedensDekade vom 6.-16. November 2016.

Kriegerische Gewalt hinterlässt Spuren: Tote und Verletzte, zerstörte Familien, unzählige traumatisierte Menschen. Hinzu kommen noch unbezifferbare materielle Schäden: Historische Stätten werden ebenso zerstört wie Wohn- und Krankenhäuser oder die Infrastruktur eines ganzen Landes. Und auch die Natur wird in Mitleidenschaft gezogen.

"Von Deutschland darf nie wieder Krieg ausgehen" und „Nach Gottes Willen darf Krieg nicht sein“. Es waren diese Sätze, die als Konsequenz aus dem Wahnsinn der Massenvernichtung und des massenhaften Kriegssterbens im Zweiten Weltkrieg die Politik bestimmen sollten. Doch mit der heutigen Realität haben diese Überzeugungen von damals nichts mehr zu tun. Denn Spuren hin zum Krieg gibt es reichlich: Deutschland gehört mit zu den größten Waffenexporteuren weltweit. Kleinwaffen deutscher Unternehmen sind beliebt und lassen sich an vielen Kriegsschauplätzen der Welt wiederfinden, ob bei den sogenannten Sicherheitskräften in Mexiko oder auf dem Schwarzmarkt im Irak. Waffen wurden und werden weiterhin in Massen an Saudi-Arabien geliefert, einem Regime, das an diversen Kriegen beteiligt ist. Und auch Deutschland ist wieder an Kriegen beteiligt: Nach Einsätzen auf dem Balkan derzeit in Mali, Afghanistan, im Nordirak und in Syrien. Kriegspartei ist man auch dann, wenn man wie in Syrien angeblich „nur“ Bilder für Angriffe liefert oder andernorts SoldatInnen bzw. Milizen an den Waffen ausbildet. Und auch die Duldung von Stützpunkten der USA in Deutschland ist im Kern eine indirekte Beteiligung an Kriegsführung weltweit. Die meisten Drohneneinsätze laufen logistisch über US-Standorte in Deutschland.

Die Bundeswehr und mit ihr der Verteidigungshaushalt sollen in den nächsten Jahren deutlich ausgebaut werden, um „Deutschlands zunehmende Verantwortung in der Welt“ wahrnehmen zu können. Die Anzahl der Kriegseinsätze steigt und vorhandene finanzielle Ressourcen werden statt in Gestaltung und Aufbau in Zerstörung und (wirtschaftlichen) Machterhalt gesteckt. Gegen alle gemachten Erfahrungen. Denn es lässt sich aufzeigen, dass sämtliche Kriege, die in den letzten 25 Jahren seit Ende des globalen Ost-Westkonflikts von westlichen Staaten (und auch von Russland) geführt wurden, gemessen an ihrer jeweils erklärten Zielsetzung gescheitert sind, ja in Teilen sogar genau das Gegenteil erreicht haben, indem sie eine Zunahme von Gewalt und Zerstörung befördert haben.

Die finanziellen, die personellen und die logistischen Ressourcen, die heute für zivile Konfliktbearbeitung auf nationaler Ebene zur Verfügung stehen oder von Deutschland an die UNO, die OSZE und andere multilaterale Institutionen gegeben werden, sind marginal im Verhältnis zu den Militärausgaben. Fast 20 Jahre, nachdem die damalige rot-grüne Bundesregierung zivile Konfliktbearbeitung und gewaltfreie Maßnahmen zur Friedenssicherung offiziell zum Regierungsprogramm machte, sind diese Politikfelder immer noch katastrophal unterentwickelt bzw. unterfinanziert und gemessen am vorhandenen Bedarf nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

„Kriegsspuren“
Darum nimmt die Ökumenische FriedensDekade unter dem Motto „KRIEGSSPUREN“ die Menschen in den Blick, die unter Krieg und Gewalt leiden müssen. Sie zeigt auf, wo bei uns konkret die Spuren von Hass und Zerstörung spürbar sind. Zugleich stellen wir die Gruppen ins Zentrum unserer diesjährigen FriedensDekade, die sich um Traumatisierte kümmern, die sich für Geflüchtete und ZuwanderInnen einsetzen, die dort tätig werden, wo Menschen unter Folgen von Krieg und Gewalt leiden müssen. Und diejenigen erhalten eine Stimme, die sich kritisch mit der destruktiven Rolle Deutschlands in der Welt auseinandersetzen, die gegen Unrecht und die Verletzung von Menschenrechten protestieren und sich für eine konstruktive, gewaltfreie Austragung von Konflikten einsetzen. Konkrete Hilfestellung muss jenen gelten, bei denen Krieg und Gewalt Spuren hinterlassen hat. Und zugleich gilt es, in Politik und Gesellschaft dafür einzutreten, endlich die notwendigen zivilen Strukturen aufzubauen und finanziell entsprechend auszustatten, die frühzeitig auf entstehende Konflikte reagieren und präventiv agieren können, anstatt entgegen aller gemachten Erfahrungen gebetsmühlenförmig weiter oder sogar verstärkt auf Militär und Gewalt zu setzen.

Vom 6.-16. November wird die Ökumenische FriedensDekade diese Alternativen in den Blick nehmen. Mit dem umfangreichen Arbeitsmaterial wie Arbeitsheften, Filmangeboten, Aktionsmaterial und Infopaketen bietet sie eine breite Palette an Arbeitsmaterial an. Besondere Angebote für Kirchengemeinden (Gebetsleporellos, Vorschläge für Friedensgebete und Friedensgottesdienste) bieten reichlich Anhaltspunkte, sich mit dem Thema KRIEGSSPUREN auch theologisch auseinanderzusetzen. (www.friedensdekade.de)

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Jan Gildemeister ist Geschäftsführer der AGDF.