Ehrung für Wehrmachtsdeserteure in der Gedenkstätte KZ Buchenwald

"Solange noch einige von uns leben..."

von Mirko Schwärzel
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Zehntausende Kriegsdienstverweigerer und Deserteure wurden während des Zweiten Weltkrieges von NS-Militärstrafgerichten zum Tode verurteilt; über ein halbes Jahrhundert liegt dies nun zurück. Ein halbes Jahrhundert, in dem die Überlebenden Diffamierungen ausgesetzt waren.

Als Verräter und Feiglinge beschimpft, wurden sie von Opfern zu Tätern. Erst in den letzten Jahren verschob sich das Bild, und eine Reihe von Veranstaltungen würdigten diese aktiven Kriegsgegner. So hatte das Europäische Büro für Kriegsdienstverweigerung (EBCO, Brüssel) im Mai 1997 im Konzentrationslager von Mauthausen (Oberösterreich) bereits eine Gedenkfeier für Wehrmachtsdeserteure organisiert. Der Erfolg dieser Veranstaltung führte dazu, dass sie in ähnlicher Form nun auch in Deutschland durchgeführt wird. Am Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerer, am 15. Mai 1999, werden zum ersten Mal Wehrmachtsdeserteure im Rahmen einer Gedenkfeier im Konzentrationslager von Buchenwald geehrt. Zum ersten Mal in einem Konzentrationslager in Deutschland.

Ein Seminar am Vortag (14. Mai) wird dabei die historische Seite beleuchten, aber auch auf völkerrechtliche Aspekte zum Umgang mit Deserteuren aktueller Kriege eingehen. Während der Gedenkfeier (15. Mai) wird von Ludwig Baumann, selbst Wehrmachtsdeserteur und Vorsitzender der Bundesvereinigung der Opfer der NS-Militärjustiz, dann als zentraler Punkt eine Gedenktafel für Wehrmachtsdeserteure enthüllt.
 

Hoffnung der Veranstalter ist, dass diese Gedenkfeier eine große und breite Unterstützung findet und somit noch einmal ein Zeichen der Anerkennung und Würdigung für Menschen wie Ludwig Baumann setzen kann. Nicht mehr viele Deserteure leben noch, vielleicht sind es 300. Es ist das große Ziel der Gedenkveranstaltung von Buchenwald, die Solidarität mit ihnen zu bekräftigen. Alle Organisationen und Einzelpersonen sind daher eingeladen, an der Veranstaltung teilzunehmen. Außerdem möchten wir alle dazu aufrufen, ein schriftliches Grußwort zu schicken, um die Verbundenheit mit den Deserteuren auszudrücken.

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Mirko Schwärzel ist Vorstandsmitglied von EBCO.