Leserbrief zum FF 2/2009 von Wolfgang Dominik

Totalitarismus

von Redaktion FriedensForum

Zu den Artikeln von Butterwegge und Broden in Friedensforum 2/2009: Ab in die Mitte!

Aus der Perspektive der bürgerlichen Mitte waren schon im 19. Jahrhundert Radikale oder Extremisten alle die, die sich der Mitte verweigerten oder von ihr nicht akzeptiert wurden.

Der Extremismus-Begriff ist ein Propaganda-Begriff, ein Kampfinstrument der Herrschenden aus ihrem Repertoire zur Sprachregelung.  Die ökonomisch Herrschenden behaupteten immer schon, die Mitte zu repräsentieren. Seit es wieder Geheimdienste in der BRD gab, wurde der Extremismus-Begriff ein Lieblingsbegriff der Geheimdienste, ließen sich doch rechts und links  in einem Begriff vereint bezeichnen. Politiker wie Brandt kreierten den Radikalen-Erlass, der sich nur gegen Linke wandte.

Der Totalitarismus-Begriff wendete sich tatsächlich zunächst gegen den Faschismus, aber schon bald nach der Oktoberrevolution wurde der Begriff gegen die junge UdSSR verwandt.

Folglich wurde, da Totalitarismus das System und Extremismus die Bewegung hin zum Totalitarismus oder abgeleitet aus dem Totalitarismus bezeichnet, immer schon aus der Perspektive der bürgerlichen Mitte Rechte und Linke als prinzipiell gleich gefährlich gesehen.

Jede(r), der den Extremismus-Begriff benutzt, sollte wissen, dass er gleich mit rechts und links assoziiert wird.

AntifaschistInnen sollten der hegemonialen Sprachregelung den Faschismus-Begriff entgegensetzen. Auch die Abstufung faschistoid passt dazu. Zu schnell steckt man/frau sonst in der Falle: Das GG ist nicht antifaschistisch, sondern antitotalitär! Der Faschismus ist seit dem 8. Mai 1945 tot, aber der Totalitarismus der SU und z. B. der DDR wirft bis heute seine roten Schatten. Und die gilt es zu bekämpfen! Mit den Neofaschisten kann man aus der Sicht der Herrschenden viel lascher umgehen, weil Faschisten die kapitalistischen Herrschaftsverhältnisse stabilisieren, die von „Linksextremisten“ ja gerade überwunden werden sollen! Neofaschisten, das zeigt z. B. Italien, lassen sich in bürgerliche Regierungen hervorragend einbinden. Zumindest bezweifelt man noch, ob das mit der Linken auch so gehen kann.

(Nähere Infos: www.inex.blogsport.de und initiative_gegen_extremismusbegriff [at] gmx [dot] de)

 

Wolfgang Dominik ist seit ca. 30 Jahren Mitglied der DFG-VK politischer Geburtstag: 2.6.1967, Mitglied der VVN-BdA, der GEW und einer Partei links der Mitte bis ganz links. Ca. 30 Jahre Lehrauftrag für Soziologie an der Uni Dortmund, 35 Jahre lang Lehrer für Geschichte, Psychologie, Soziologie, Theologie an Weiterbildungskollegs.

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