Redebeitrag für den Ostermarsch in Bielefeld am 30. März 2024

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Hallo Traunstein!

Wir sind die Naturfreunde Deutschlands, Ortsgruppe Traunreut

  • Die NaturFreunde Deutschlands sind ein sozial-ökologischer und gesellschaftspolitisch aktiver Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport & Kultur. Wir treten ein für eine gerechte Gesellschaft.
  • Die NaturFreunde sind ein Verband für Nachhaltigkeit und wollen den folgenden Generationen eine lebenswerte und gestaltbare Welt hinterlassen. Dabei bringen NaturFreunde Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und Kultur miteinander in Einklang.
  • Für die NaturFreunde gehören die soziale Emanzipation und der Schutz der Natur untrennbar zusammen.

Das Motto dieses Jahr lautet: Friedensfähig statt Kriegstüchtig

  • Wie ist Friedensfähigkeit einer Gesellschaft zu erreichen? Hier einige Punkte:
  1. Durch eine funktionierende Demokratie
  2. Zugang zu guter und umfassender Bildung für alle Menschen
  3. Durch einen gerechten Sozialstaat
  4. Zugang zu medizinischer Versorgung
  5. Gut ausgebauter Infrastruktur
  6. Durch einen funktionierenden Rechtsstaat, d.h. unabhängige Justiz

Dazu bedarf selbstverständlich Investitionen in

  • In die Bildung
  • In das Sozialsystem, d.h. Grundversorgung aller Menschen in unserer Gesellschaft
  • In das Gesundheitssystem
  • In den Öffentlichen Nahverkehr
  • In den Umweltschutz

Das alles ist aber gefährdet, wenn das vorhandene Kapital in die Rüstung fließt. Wenn jetzt schon darüber geredet wird, wie man die Sozialausgaben weiter kürzen kann, damit die „Schuldenbremse“ eingehalten werden kann.

Stichworte: Rente mit 70, Mindestlohn, Bürgergeld

Resolution der Naturfreunde Deutschlands Bundesausschuss vom 18.11.2022

I.

Krieg ist immer falsch. Auch der Krieg in der Ukraine. Er bringt mit jedem Tag mehr Leid, Zerstörung und Tod. Und das trifft vor allem sozial benachteiligte Menschen, die ohnehin durch Ungleichheit, Armut und Ausgrenzung bedroht sind. Und mit jedem Tag wächst das Risiko der Eskalation und Ausweitung. Denn Kriege kennen keine Grenze in sich.

Das heißt als Antwort auf den völkerrechtswidrigen, nicht zu rechtfertigenden Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine: sofortiger Waffenstillstand!

Einstieg in Verhandlungen über ein dauerhaftes Friedensabkommen und den Abzug der russischen Truppen sowie Verhandlungen über die Wiederherstellung der staatlichen Integrität der Ukraine und für eine stabile Friedensarchitektur in Europa!

Diese Aufgabe ist nicht nur eine Erwartung an die Kriegsparteien, sondern auch an Europa, primär die Verantwortung für eine Friedenslösung zu übernehmen, statt schwere Waffen in das Kriegsgebiet zu liefern. Wir setzen uns ein für ein friedliches, selbstbestimmtes Europa, so wie es in der Charta von Paris von 1990 niedergelegt wurde. Darunter fallen auch Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit für alle Europäer*innen.

Als NaturFreunde Deutschlands gehören für uns „Nie wieder Krieg“ und „Nie wieder Faschismus“ zusammen. Wir stellen uns jedem Imperialismus entgegen und an die Seite der kriegsgeplagten ukrainischen Bevölkerung sowie der unterdrückten russischen Zivilgesellschaft.

II.

Kriege fallen nicht vom Himmel, sie haben immer eine Vorgeschichte.

Ihre Ursachen liegen in internationalen, militärischen wie politischen Machtverhältnissen, in wirtschaftlichen Interessen und Expansionsideologien, auch in sozialen Ungleichheiten, kulturellen Konflikten und heute insbesondere in ökologischen Gefahren, die vom Kampf um Öl und Ressourcen bis zu den heraufziehenden Bedrohungen der vom Menschen verursachten Klimakrise und Zerstörung der biologischen Vielfalt reichen.

Und Kriege haben schwerwiegende Folgen.

Der Konflikt in der Ukraine ist in den letzten 20 Jahren durch verschiedenste Ereignisse, unter anderem durch die Annexion der Krim und dem Krieg im Donbass befördert worden. Er hat jetzt längst eine geostrategische Bedeutung angenommen. Er ist zu einem „Weltordnungskrieg“ geworden. Die Welt befindet sich in einem tiefgreifenden Umbruch, neue Bedrohungen sind hinzugekommen.

Die USA drängen die Europäische Union, ihre Sicherheit in Europa stärker selbst zu übernehmen. Auf jeden Fall sollen die EU-Staaten die Rüstungsausgaben drastisch erhöhen. Neue Antworten für eine Friedenspolitik sind notwendig. Und sie können, ja sie müssen von Europa ausgehen.

Frieden und Demokratie in Europa sind nicht selbstverständlich und müssen politisch herbeigeführt werden. In vielen europäischen Staaten schreitet die soziale Spaltung voran und Rechtsextremismus breitet sich aus. Besorgt blicken wir derzeit auf die zunehmenden Auseinandersetzungen auf dem Balkan, das Fortschreiten des Demokratieabbaus durch nationalistische Regierungen in Ungarn und Polen sowie die Wiederkehr von (Post-)Faschist*innen in der italienischen Regierung.

In den 1980er-Jahren wurden von der UNO die programmatischen Grundlagen für die Gestaltung einer Weltinnenpolitik gelegt. Daran müssen wir heute anknüpfen, statt im Krieg die Begründung für eine Militarisierung der Welt zu sehen.

Wir halten es für falsch, wenn Deutschland nunmehr zu dem Land aufsteigt, das die – je nach wirtschaftlicher Entwicklung – dritt- oder vierthöchsten Militärausgaben der Welt verzeichnet, auf jeden Fall die höchsten in Europa. Das ist für uns eine unvertretbare Fehlentwicklung, die in einem grundsätzlichen Gegensatz zu einer Friedens- und Entspannungspolitik steht.

III.

Der Krieg in der Ukraine macht deutlich, dass Entspannung und gemeinsame Sicherheit neu belebt werden müssen. Dafür unterstützen die NaturFreunde das Konzept „Gemeinsame Sicherheit 2022“, das vom Olof-Palme-Institut, dem Internationalen Gewerkschaftsbund und dem Internationalen Friedensbüro vorgelegt wurde.

In unserer Zeit, in der die gegenseitigen Verflechtungen und Abhängigkeiten ständig zunehmen, in der sich Krisen grenzüberschreitend auswirken, in der Waffensysteme jeden Punkt der Erde erreichen können, kann internationale Sicherheit keine militärische Frage sein und schon gar nicht einseitig erlangt werden. Notwendig ist ein System gegenseitiger Sicherheit.

Das Ende des menschlichen Lebens wird zudem nicht nur durch Aufrüstung und Krieg, sondern auch durch die Überlastung und Zerstörung der Natur denkbar. Schon bald können die Industrialisierung der Welt zusammen mit der Erderwärmung, Peak Oil, (d.h. die Ölvorkommen versiegen), Peak Water, (d.h. Wasser wird knapp durch das Abschmelzen der Gletscher und Eises), und dem Zusammenbruch landwirtschaftlicher Systeme negative Synergien auslösen, deren destruktive Folgen jenseits unserer Vorstellungskraft liegen.

Durch den Anstieg der Treibhausgase wird der Wert für 1,5 Grad Celsius, die erste kritische Marke der Erderwärmung, schon im Jahr 2024 erreicht sein. Heute wissen wir, wir haben diesen Punkt bereits erreicht. Aber noch immer kommt der Klimaschutz kaum voran.

Die Klimakrise spaltet mehr und mehr durch ihre Folgen die Welt. Große Migrationsbewegungen und erbitterte Verteilungskämpfe um Wasser, Ernährung und Land drohen die Zukunft zu bestimmen. Der alte Kolonialismus der Welt findet in neuen ökologischen Formen seine Fortsetzung. Zu erwarten ist, dass ein reicher Teil der Welt versuchen wird, sich in grünen Oasen des Wohlstands von der unwirtlich werdenden Welt abzuschotten. Und dazu gehören dann auch militärische Mittel.

IV.

Notwendig ist ein grundlegender Kurswechsel, sowohl durch ein System gemeinsamer Sicherheit als auch durch die sozial-ökologische Gestaltung der Transformation, die zu einer nachhaltigen Entwicklung führen und den Zusammenhalt Europas stärken muss. Die Wegscheide wird immer deutlicher: Entweder kommt es zu einer neuen Phase von Abrüstung, Entspannung und friedlicher Zusammenarbeit oder die globalen Konflikte münden in neuer Gewalt.

Deutschland muss dem Atomwaffenverbotsvertrag beitreten, den Kauf atomwaffenfähiger Kampfflugzeuge stoppen und jeden möglichen Zugriff auf Atomwaffen ausschließen. Deutschland muss zum Vorreiter bei der sozialen und ökologischen Gestaltung der Transformation werden, um zu einem nachhaltigen Europa zu kommen. Deutschland und die europäischen Staaten müssen auch Vorreiter sein und kollektiv mit allen anderen Staaten abrüsten. Es ist höchste Zeit, das Ruder rumzureißen, soll es zur Selbstbehauptung Europas und einer friedlichen Welt kommen.

Das alles betrifft aktuell auch den Nahostkonflikt, sprich Gazakrieg und Syrien und den ganzen Nahen Osten. Diese Resolution lässt sich übertragen auf alle Konflikte dieser Welt. Es muss endlich Schluss sein, es muss ein neuer Weg gegangen werden: Der Weg des Friedens mit den Worten von Bertha von Suttner „die Waffen nieder“

Vielen Dank.

 

Matthias Kolberg ist aktiv als 1.Vorstand Naturfreunde Traunreut e.V..