FF6/08 DHL-Aktion



FF2008-6


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 Initiativen

DHL-Aktionen im Vorfeld der NATO-Feiern

Olivgrün unter postgelbem Tarnanstrich

Guido Arnold

Es ist der bislang größte Auftrag der deutschen Transportbranche und es ist das umfangreichste Privatisierungs- und Umstrukturierungsprojekt der Bundeswehr. Die Bundeswehr wird große Teile ihrer Basislogistik im Rahmen einer zivil-militärischen "public private partnership" an ein Unternehmen abtreten.

Konkret geht es um die Lagerung und Bewirtschaftung von Bundeswehr-Material (ohne Sanitätsmaterial, Munition und Treibstoffe) und den weltweiten Transport von Kriegsgerät, Soldaten, Munition und Treibstoffen. Somit sucht die Bundeswehr einen Logistik-Partner, der die schnelle Einsatzfähigkeit ihrer Truppe sicherstellt. Beworben haben sich die hundertprozentige Deutsche Post-Tochter DHL, die Deutsche Bahn mit ihrem Transportunternehmen Schenker, die Dienstleistungsfirma Arvato aus der Bertelsmann-Gruppe sowie ein mittelständisches Konsortium aus der Bremer Firma Hellmann Logistics, dem Flugzeug- und Rüstungskonzern EADS sowie der Beraterfirma Accenture. Die Bewerbungsfrist endete im September 2008. Mit einer Entscheidung des Bundesamts für Wehrtechnik und Beschaffung wird im Frühjahr 2009 gerechnet. Die größten Chancen für diesen Milliarden-Auftrag werden der DHL zugesprochen, nicht zuletzt wegen der umfangreichen bisherigen Zusammenarbeit mit der Bundeswehr und der logistischen Expertise, die das Unternehmen in aktiver Kriegsbeteiligung an der Seite der US-Streitkräfte seit 2003 im Irakkrieg gesammelt hat.

Die Deutsche Post hat bereits 2002 mit der Bundeswehr einen Rahmenvertrag geschlossen, demzufolge sie national und international den Versand von eiligen militärischen Dokumenten, sowie militärischer Ausrüstung und Verbrauchsgüter bis 50 kg übernimmt. Die Deutsche Post ist seit Ende 2002 alleinige Eigentümerin des weltweiten Marktführers für internationalen Expressversand, sowie für Überland-, Luft- und Seefrachtbeförderung DHL. Sie betreibt seitdem ihr gesamtes Fracht- und Express-Geschäft unter dem Namen DHL. Der Konzern hatte unmittelbar nach Aufhebung der UN-Wirtschaftssanktionen gegen den Irak im Mai 2003 dort als erstes Unternehmen Logistikdienstleistungen angeboten. Hauptkunde im Irak ist das US-Militär, wodurch DHL vom reinen Profiteur zum unmittelbaren Kriegs- und Besatzungshelfer avancierte. Die Konzernmutter Deutsche Post AG ist um Diskretion bemüht und versucht die Fracht gegenüber der Öffentlichkeit auf Heimatpost für die US-Soldaten herunterzureden. Kritische Aktionäre warfen dem Vorstandsvorsitzeden Frank Appel auf der Aktionärsversammlung im April diesen Jahres vor, die Mitwirkung des Konzerns im Irakkrieg zu verschleiern. Transportiert werden neben der Feldpost verschiedenste Güter, die vom US-Militär und von unter Vertrag stehenden Unternehmen gebraucht werden. Wegen der schwierigen Sicherheitslage greift die DHL auf gepanzerte, unmarkierte Fahrzeuge zurück. Ehemalige britische Soldaten wurden für die Absicherung der Transporte angeheuert. So wie sie haben die meisten der "ausländischen Experten" der DHL-Teams in Irak und Afghanistan einen militärischen Hintergrund.



Zivil-militärische Akzeptanzbeschaffung

Im Kontext der derzeitigen Flaute an Bundeswehr-Nachwuchskriegern und der schlechten Öffentlichkeit aufgrund von erschossenen Zivilisten in Afghanistan schickte sich die Deutsche Post Ende August an, eine PR-Offensive für die Bundeswehr zu starten. Mit großformatigen Post-Plakaten, auf denen sich ein Afghanistan-Kämpfer des deutschen Expeditionskorps mit Hilfe der Feldpost seiner Heimat nahe fühlen darf, will die Deutsche Post die "Akzeptanz der Bundeswehr in der Öffentlichkeit" verbessern. Udo Eschenbach, "Konzernrepräsentant Military Affairs Bundeswehr/NATO" bei der Deutschen Post sagt über das Plakat: "Es soll den Soldatenberuf in der Gesellschaft präsent machen".



DHL = Deutsche Heeres Logistik ?

Kriegsgegner planen im Vorfeld der NATO-Feierlichkeiten Anfang April 2009 in Strasbourg und Baden-Baden den Kriegslogistiker DHL beispielhaft für seine aktive Kriegsunterstützung im Rahmen zivil-militärischer Zusammenarbeit ins Visier zu nehmen. Kernstück einer geplanten neuen NATO-Doktrin ist der sogenannte "comprehensive approach" - ein "umfassender Ansatz", militärische und zivile (Sicherheits-) Bemühungen in möglichst vielen gesellschaftlichen Bereichen zu verschränken. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, die militärische Unterstützungsarbeit des vornehmlich zivilen Dienstleisters DHL mit hohem Verbreitungsgrad und Endkundenabhängigkeit öffentlichkeitswirksam anzugehen. Die fortschreitende Militarisierung im Zivilen anzugreifen, könnte ein lohnenswerter "comprehensive approach" für eine antimilitaristische Gegenstrategie sein.

Die Idee zur DHL-Kampagne wurde auf dem "langen Tag des Antimilitarismus" am 26. Oktober in Berlin entwickelt.



Informationen zur DHL Kampagne: http://dhl.blogsport.de/
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