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 Hintergrund

Nachruf

Howard Clark
06.03.1950 - 29.11.2013

Michael Randle und Andrew Rigby

Völlig unerwartet verstarb Ende November der Vorsitzende der War Resisters` International (WRI), Howard Clark, an einem Herzanfall. Wir dokumentieren einen Auszug aus einem längeren Nachruf, den zwei Freunde von ihm, die Friedensforscher Michael Randle und Andrew Rigby, geschrieben haben.

Unser Freund und Mitstreiter Howard Clark war eine tragende Säule der Zeitschrift Peace News seit den 1970er und der War Resisters` International seit den 1980er Jahren. Sein plötzlicher Tod hat uns schockiert und mit dem Gefühl eines tiefen Verlustes zurückgelassen, und mit einem irrationalen Anflug von Wut, dass er uns so unerwartet verlassen hat. Er war erst 63 Jahre alt und mitten in der Organisation der kommenden internationalen Konferenz der WRI nächsten Sommer in Südafrika. Er hinterlässt eine Lücke, die andere füllen müssen. Das wird schwierig sein, und der folgende Überblick über sein Leben als Friedensaktivist, Organisator und Friedenswissenschaftler mag einen Eindruck von dem Ausmaß dieser Herausforderung geben.

Howard begann 1968, dem Jahr, in dem er als Student an die Universität ging, sich als Pazifist zu definieren. 1971 wurde er Mitherausgeber der Zeitschrift Peace News. In der Zeit war er an der Initiierung einer Reihe von Kampagnen und Organisationen beteiligt, darunter London Greenpeace, der Kampagne für den Abzug Britanniens aus Nordirland, der Kampagne gegen Waffenhandel und einen Beratungsdienst für Militärangehörige. Der Fokus von Peace News in der Zeit lag auf der politischen Seite von Lebensstil, Sexualpolitik, Feminismus, freie Schulen, Kooperativen und alternative Technologien.

Und als Howard 1976 Peace News verließ, wandte er sich Basiskampagnen zu diesen Themen zu.

1980 zog er nach Bradford für einen postgraduierten Studiengang und arbeitete als Michael Randles Assistent in der Kommission für Alternative Verteidigung, die den Bericht Defence without the Bomb (1983) herausbrachte. In dieser Zeit war er auch an der Publikation von Peace News und der Campaign for Nuclear Disarmament mit dem Titel Preparing for nonviolent direct action beteiligt und war einer der Koordinatoren von Trainings in Gewaltfreiheit für die Blockade der nuklearen Waffenschmiede in Burghfield.

1985 trat er seinen Traumjob an - Arbeit für die War Resisters` International in deren Londoner Büro. Eine seiner ersten Aufgaben war die Koordinierung der Dreijahreskonferenz in Veddchi, Gujarat, im Dezember 1985. 1990 - 1991 spitzten sich die Konflikte im ehemaligen Jugoslawien zu.

Howard hatte schon zuvor durch die WRI mit Kriegsdienstverweigerern in Slowenien gearbeitet und reiste ab 1991 regelmäßig in die Region, um die Antikriegsgruppen zu unterstützen, die sich dort bildeten. Dabei wurde er von der gewaltfreien Widerstandsbewegung im Kosovo sehr beeindruckt, was schließlich zu mehreren Publikationen, darunter dem wichtigen Buch Civil Resistance in Kosovo (Pluto, 2000) führte. 1993 gründete Howard zusammen mit Christine Schweitzer und anderen das Balkan Peace Team, das seine ersten Freiwilligen 1994 nach Kroatien entsendete. 1994 war auch das Jahr der Dreijahreskonferenz der WRI in Brasilien - ein wichtiges Ereignis bei den Anstrengungen der WRI, ihr Netzwerk über ihre traditionellen Herkunftsländer Westeuropa und Nordamerika hinaus auszuweiten.

1997 wurde Howard Honorary Research Fellow der Albert Einstein Institution in Cambridge, Massachusetts, die von Gene Sharp gegründet worden war. In demselben Jahr gab er seine Arbeit als Koordinator der WRI auf, um mit seiner Partnerin Yolanda nach Madrid zu ziehen.

Dort konzentrierte er sich mehr auf Forschung und Publikationen, aber blieb ein aktives Mitglied der Herausgeberschaft von Peace News und Ratsmitglied bei der WRI, deren Vorsitzender er 2006 wurde.

2006 organisierte er auch eine internationale Konferenz in Coventry zu dem Thema "Unbewaffneter Widerstand und globale Solidarität". Zusammen mit April Carter und Michael Randle schrieb er eine Bibliographie gewaltfreier Aktion (People power and protest since 1945) und begann in einem postgraduierten Hochschulprogramm an der Universität in Castellon in Spanien zu unterrichten. Im nächsten Jahr startete er seine eigene Website, www.civilresistance.info.

Aber in diesen letzten Jahren lag sein Hauptaugenmerk auf seinen Kindern Ismael (* 2000) und Violeta (* 2002). Mit Yolandas Arbeit als Lehrerin war Howard ihr Haupterzieher und Versorger. Oft musste er einen Emailaustausch abbrechen, um das Mittagessen vorzubereiten .

Als Friedensforscher lag Howard besonders am Herzen, das Potential (und die Grenzen) gewaltfreier Aktion für Frieden und Wandel zu erforschen. Dies führte ihn dazu, 2012 eine internationale Konferenz über das Thema "Gewaltfreier Widerstand und die Barrieren der Furcht" in Coventry zu initiieren. Er plante, an einem Buch zu dem Thema zu arbeiten, sobald die WRIKonferenz in Südafrika 2014 vorbei sein würde - ein weiterer Verlust.

2013 wurde Howard die Doktorwürde von der Universität Coventry für seine Forschungen und Publikationen zum Kosovo verliehen. Er starb kurz vor der Veröffentlichung einer neuen Ausgabe der Bibliographie für gewaltfreie Aktion mit dem Titel A Guide to Civil Resistance, herausgegeben von der Merlin Press und dem Centre for Peace and Reconciliation Studies (CPRS) der Coventry University. (Das Friedensforum wird das Buch in seiner nächsten Ausgabe besprechen; d. Red.)

Howard starb so plötzlich, aber die Erinnerung an ihn und die Inspiration seiner Arbeit und seines Lebens wird bleiben. Was nicht ersetzt werden kann, ist die Weite seiner Erfahrung als Aktivist, die Tiefe seiner Expertise und die Großzügigkeit seines Geistes. David McReynolds drückte aus, was viele von uns empfinden: "Wie es immer mit dem Tod ist, ist es nicht Howard, den wir betrauern, sondern uns selbst, die wir hier ohne ihn zurückbleiben." Prof. Dr. Andrew Rigby und Prof. Dr. Michael Randle sind Friedensforscher aus England. Andrew hat bis zu seiner Emeritierung das Zentrum für Friedensforschung in Coventry geleitet, Michael war als Professor in Bradford tätig.



Der vollständige Nachruf kann zusammen mit vielen weiteren auf der Website der WRI, http://www.wri-irg.org/ForHoward eingesehen werden. Übersetzung: Christine Schweitzer.
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