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Antikriegs-
tag 2004


vom:
30.08.2004


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Antikriegstag 2004:

  Reden/Kundgebungsbeiträge

Kurzansprache zum Antikriegstag in Mülheim a.d. Ruhr am 01.09.2004

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeister Mühlenfeld,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,


Dieter Hillebrand (Mülheim)

- Es gilt das gesprochene Wort! -

zu Beginn meiner Ausführungen möchte ich die Gelegenheit nutzen und mich bei Ihnen allen ganz herzlich bedanken, dass Sie an unserer heutigen Kranzniederlegung, hier am Mahnmal für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft im Luisental teilnehmen.

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, bei Ihnen möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal besonders bedanken, dass Sie sich als 1. Bürgerin der Stadt Mülheim auch in diesem Jahr wieder an der Ausgestaltung des Antikriegstag persönlich engagiert haben. Dafür herzlichen Dank.

Für den Deutschen Gewerkschaftsbund ist dies ein wichtiges Signal dafür, dass der Antikriegstag auch für die Stadt Mülheim einen hohen Stellenwert hat. Und das ist gut.

Für den Deutschen Gewerkschaftsbund ist der Antikriegstag eine langjährige Traditionsveranstaltung. Mit Traditionen verbinden allerdings viele von uns, immer wieder die Frage ob sie überhaupt noch Sinn machen.

Vielleicht trifft dies auch auf das eine oder andere Ereignis zu, dass zu bewerten, meine Damen und Herren ist
allerdings nicht meine heutige Intention.

Vielmehr will ich mit dieser Fragestellung deutlich machen, dass für die deutschen Gewerkschaften der Antikriegstag nach wie vor einen hohen Stellenwert besitzt.

Auch wenn es in Deutschland seit dem Ende des zweiten Weltkrieges keine direkte kriegerische Auseinandersetzung mehr gegeben hat, so ist unser Land weltweit indirekt beteiligt.

Hier möchte ich nur auf die weltweiten wirtschaftlichen Verflechtungen deutscher Konzerne in der Rüstungsindustrie verweisen. Auch wenn direkte Importe von kriegstechnischen Geräten in Konfliktländern gesetzlich ausgeschlossen sind, müssen wir leider allzu oft erleben, das hiergegen verstoßen wird.

Sehr geehrte Damen und Herren, durch die Erweiterung der europäischen Union am 1.Mai diesen Jahres steigt unsere Zuversicht, dass es auch in den nächsten Jahren zu keinen kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa kommen wird.

 zum Anfang


Antikriegs-
tag 2004
Für den Deutschen Gewerkschaftsbund ist ein gemeinsames Europa ist die Garantie für ein von Toleranz, Freiheit, Demokratie und Frieden bestimmtes Miteinander.

Die Erweiterung der europäischen Union ist der lebende Beweis für die friedliche Überwindung eines jahrzehntelangen Konfliktes zwischen Ost und West.

In der gewachsenen europäischen Staatengemeinschaft sehen die deutschen Gewerkschaften auch ein Modell, für eine globale Friedensordnung. Hier besteht die Zuversicht, das
die Stärke des Rechts - das Recht des Stärkeren überwindet.

Mit der Europäischen Verfassung und dem Ausbau der Europäischen Außen- und Sicherheitspolitik steigen die Chancen, dass Europa verstärkt dazu beiträgt, internationale Konflikte mit friedlichen Mitteln zu lösen.

Für den Deutschen Gewerkschaftsbund steht die Europäische Union in der Verantwortung, alle zivilen Möglichkeiten der Friedenserhaltung und Kriegsvermeidung auszuschöpfen, um drohende als auch vorhandene Konflikte politisch zu lösen.

In Anbetracht zahlreicher kriegerischen Auseinandersetzungen und
der Bedrohung durch den internationalen Terrorismus muss Europa dieser Verantwortung gerecht werden. Und dies kann Europa nur gemeinsam schaffen.

Für Terrorismus spielen Ländergrenzen nämlich keine Rolle.

Wir müssen uns allerdings immer bewusst machen, dass die Regierungen in Europa in der Vergangenheit und auch heute noch aus ganz egoistischen Gründen unterschiedlich agieren.

Ich erinnere hier nur an die Angriffe auf die Rot/grüne Bundesregierung anlässlich ihrer ablehnenden Haltung zum Irak Krieg. Das die Bundesregierung eine Kriegsbeteiligung deutscher Soldaten im Irak abgelehnt hat, war damals gut und richtig, und das muss auch zukünftig gelten.

Ich möchte an dieser Stelle aber auch davor warnen, zu glauben, dass ein dauerhafter Frieden gottgegeben ist. Wenn es im letzten Jahr nach Angela Merkel, der Vorsitzenden der CDU gegangen wäre, würden heute deutsche Soldaten im Irak sein.

Daher muss es unser gemeinsames Ziel und unser aller Aufgabe sein, ein Bewusstsein für ein friedliches miteinander zu schaffen.

Im letzten Jahr sind Hunderttausende von Menschen in Deutschland und in Europa gegen den Angriffskrieg auf den Irak auf die Straße gegangen. Was wurde uns damals nicht alles von den Kriegsbefürworten erzählt;

Wir müssen handeln, da das Regime von Sadam Hussein atomare und biologische Waffen besitzt die es innerhalb weniger Tage einsetzen könnte.

Alle Argumente der Kriegsgegner wurden vom Tisch gefegt.

Und wie sieht die Situation heute aus. Das Blutvergießen im Irak nimmt kein Ende. Die Besatzer erkennen mittlerweile selbst, dass ihre militärische Intervention ein schwerer Fehler war. Sie sind hilflos angesichts der eskalierenden Gewalt, der immer mehr Zivilpersonen zum Opfer fallen.

Eine Friedensregelung im Irak und eine Entwicklung hin zu einer demokratischen Gesellschaft ist allerdings erst dann möglich, wenn zum einen auch eine Perspektive für den Abzug der ausländischen Truppen eröffnet wird.

Sehr geehrte Damen und Herren, lassen Sie mich auf ein Verbrechen aufmerksam machen, welches aktuell an den Menschen in der sudanesischen Provinz Darfur begangen wird und welches mich persönlich sehr wütend macht und mir noch einmal deutlich aufzeigt, dass der Antikriegstag eine durchaus wichtige Tradition darstellt.

Seit über einem Jahr tobt in Darfur, im Westen des Sudans ein blutiger Konflikt. Hunderte von Dörfern wurden dem Erdboden gleich gemacht.

Nach Einschätzung von ÄRZTE OHNE GRENZEN sollen bereits 10.000 Menschen ermordet worden sein, - mehr als eine Million sind im eigenen Land vertrieben oder suchen Schutz im benachbarten Tschad.

In Darfur hat eine Politik der verbrannten Erde stattgefunden. Viele Landstriche sind völlig entvölkert, entlang der Straßen sieht man die Reste der geplünderten und niedergebrannten Dörfer. Die Menschen sind in die Nähe größerer Ortschaften geflohen.

Manche Dörfer mit zuvor ein paar Tausend Einwohnern haben sich in Vertriebenenlager mit bis zu 80.000 Menschen verwandelt.

Die Zustände in den Camps sind unerträglich. Es mangelt an Wasser, Nahrung, Unterkünften und medizinischer Versorgung. Unseren Studien zufolge sind bis zu 20 Prozent aller Kinder unterernährt.

Das was sich in der sudanesischen Provinz Darfur abspielt hat längst die Dimension eines Völkermordes angenommen.

Regierungssoldaten und Milizen ziehen tötend und vergewaltigend durch das Land. Und das vor den Augen der Weltöffentlichkeit.

Diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit können und dürfen wir nicht hinnehmen. Wer in dieser Situation schweigt, wie es manche Regierungen in den Vereinten Nationen, oder gar noch Waffen an die sudanesische Regierung verkauft, macht sich mitschuldig am Tod tausender Menschen.

Der DGB und seine internationalen Schwestergewerkschaften werden sich weiterhin für eine vorsorgende und langfristig angelegte globale Friedenspolitik einsetzen.

Dazu gehört es, den Blick zu öffnen für alle Gefährdungen, die Menschen bedrohen: Die Bekämpfung von Hunger und Armut, sozialer Ungleichheit, politischer, kultureller, religiöser und sexueller Diskriminierung ist dabei die Grundlage für eine weltweit erfolgreiche Friedenspolitik.

Sehr geehrte Damen und Herren, auch wenn es jetzt an dieser Stelle ein wenig holprig erscheint, möchte ich dennoch auf einen Aspekt hinweisen der mir wichtig erscheint.

Wie ich in meinen Ausführungen bereits erwähnt hatte, bedarf es für eine friedliche Gesellschaft auch immer eine friedensorientierte Grundstimmung bzw. einem Bewusstsein bei dem einzelnen Menschen, das Kriege nicht als Konfliktlösungsmöglichkeiten gelten dürfen.

Leider müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass Kriegsspiele oder auch gewaltverherrlichende Computerspiele in vielen Kinderzimmern Einzug gehalten haben. Nach meiner Kenntnis ist der Vertrieb solcher Computerspiele für entsprechende Altersgrenzen gesperrt. Aber, und das sollten wir alle zur Kenntnis nehmen, ist es heute ein leichtes für Jugendliche an solche Spiel und Software zu kommen.

Aus verschiedenen Gesprächen habe ich erfahren, dass gerade die Spiele, die möglichst viel Blut zeigen und immer realistischer werden das Interesse der Jugendlichen weckt.

Wenn dann über viele Jahre Gewalt und Krieg als Spiel erlebt wurde, besteht die große Gefahr das kriegerische Konflikte und auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit als Gegebenes akzeptiert und hingenommen werden.

Hier bedarf es unserer aller Anstrengungen, dass solche Spiele und Software nicht in Kinder- und Jugendhände gelangen.

Hier appelliere ich besonders an alle Eltern, schauen Sie genau hin, was bei Ihren Kindern auf dem PC gespielt wird. Reden Sie mit Ihnen und machen Sie deutlich, das Gewalt kein Mittel von Konfliktlösungen sein darf.

Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte meine Ansprache mit einem Zitat beenden, dass mir in Vorbereitung dieser Veranstaltung gefunden habe und was mir besonders gut gefallen hat. Es ist von Mahatma Gandhi und lautet:

"Es gibt keinen Weg zum Frieden, der Friede ist der Weg."

In diesem Sinne wünsche ich uns allen
"NIE wieder KRIEG".


Dieter Hillebrand ist kommiss. Vorsitzenden der DGB-Region Mülheim-Essen-Oberhausen

E-Mail:   dieter.hillebrand@dgb.de
Internet: http://www.dgb-meo.de
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