Antikriegs-
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01.09.2004

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02.09.2004


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Antikriegstag 2004

 Presse zum Antikriegstag

Pressesplitter ab 01.09.2004

div. Zeitungen, Agenturen, Radio, TV, ...

tazRuhr EU ist kein Friedensstifter

Braunschweiger Zeitung DGB ruft zur Teilnahme am heutigen Antikriegstag auf

Wormer Zeitung Für Frieden kämpfen

WDR HF Aachener Friedenspreis wird verliehen

ddp Ausstellung «Frieden braucht Fachleute» beginnt in Mainz

Tagesspiegel Immer mehr Frieden

tazHH Antikriegsdemo

02.09.04

Braunschweiger Nachrichten Krieg, hör zu, du kriegst mich nicht

TLZ Hoppe: Tag der Mahnung zu Frieden

Aachener Zeitung Solidarität mit den "mutigen Frauen"

Schwäbische Zeitung Holzklötze aus Aalen mahnen zu Frieden

Offenbacher Zeitung Aachener Friedenspreis an Eren Keskin

Südwestpresse Symbol für Frieden ziert den Langenauer Rathausplatz



Quelle: taz Ruhr, 01.09.04

EU ist kein Friedensstifter

HERNE taz Die Herner Friedensbewegung distanziert sich von einem offiziellen Aufruf des Deutschen Gewerkschaftsbundes zum heutigen Antikriegstag. Darin hat der DGB die EU unter anderem als "Modell für eine globale Friedensordnung" bezeichnet.

Während die internationale Friedensbewegung die neue Verfassung massiv kritisiere, spreche der DGB-Bundesvorstand von den "steigenden Chancen für friedliche Konfliktlösungen in der Welt", beschwert sich Norbert Kozicki, Sprecher der Herner Friedensinitiative. "Fakt ist, dass durch die neue Verfassung alle Staaten zur Aufrüstung gezwungen werden." Kein kritisches Wort habe der DGB zur europäischen Militärpolitik gefunden: Der darin verankerte weltweite Einsatz der Bundeswehr widerspreche dem Grundgesetz, nachdem deutsche Soldaten nur für die Landesverteidigung eingesetzt werden dürften. Mit diesem Aufruf habe der DGB den Antikriegstag de facto abgeschafft, so Kozicki. " NAW



Quelle: Braunschweiger Zeitung (u.a.), 01.09.04

DGB ruft zur Teilnahme am heutigen Antikriegstag auf

Kundgebung am Monument, Gedenkfeier auf Friedhof

LEBENSTEDT. Der Deutsche Gewerkschaftsbund, Region SüdostNiedersachsen, und der DGB Kreis Salzgitter richten am heutigen Antikriegstag, 1. September, in Lebenstedt eine Gedenkveranstaltung aus. Diese findet zur Erinnerung und Mahnung an den Überfall auf Polen, den Beginn des zweiten Weltkrieges, und zum Gedenken an die Opfer der Nazi-Diktatur statt.

Die Veranstaltung beginnt um 17.30 Uhr mit einer Kundgebung vor dem Stadtmonument in den Blumentriften der Lebenstedter Fußgängerzone. Nach der Begrüßung durch den DGB-Kreisvorsitzenden Matthias Wilhelm wird Margot Michaelis (Kunsterzieherin) zur Historie des Stadtmonumentes sprechen, besonders zu den dargestellten Leiden der Zwangsarbeiter und Häftlinge. Die Auftaktveranstaltung wird von Opernsänger Monte Jaffe und Ferenc Egyed am Klavier begleitet.

Anschließend wird sich ein Demonstrationszug zum Friedhof Jammertal an der Peiner Straße im selben Stadtteil bewegen. Dort beginnt gegen 19 Uhr der zweite Teil der Gedenkfeier. Nach der Ansprache durch Matthias Wilhelm wird Elke Zacharias vom Arbeitskreis Stadtgeschichte ein Grußwort sprechen.

Die Hauptrede wird Dr. Michael Berndt aus Marburg, Mitglied im bundesweiten Friedensratschlag, halten. Zum Abschluss wird Thorsten Stelzner nachdenkliche Worte sagen.



Quelle: Wormer Zeitung, 01.09.04

Für Frieden kämpfen

(Str.) Am heutigen 1. September um 18 Uhr gibt es eine Friedenskundgebung mit Kranzniederlegung am Mahnmal des Faschismus am Lutherring. DGB und Antifaschistisches Bündnis laden zum Gedenken an den Kriegsbeginn vor 65 Jahren ein. Wir sprachen mit Wolfgang Kollig von Pax Christi.

FRAGE: Herr Kollig, 65 Jahre nach Hitlers Einfall in Polen leben nicht mehr sehr viele Menschen dieser Generation, dennoch behalten Sie die Mahnung bei?

KOLLIG: Ja, wir verneigen uns in Trauer und gedenken all der unschuldigen Opfer. Aber es kommt auch Zorn und Angst auf, weil Menschen zu wenig dazulernen und die Jungen, die es nicht selbst erlebt haben, gar nicht mehr wissen, was Krieg bedeutet. Während ihre Eltern und Großeltern damals nach 1945 sagten: "Nie wieder Krieg!"

FRAGE: Was hat Sie persönlich dazu bewogen, sich in der Friedensbewegung bei Pax Christi zu engagieren?

KOLLIG: Meine Heimatstadt Swinemünde wurde 1944 bombardiert und es gab 22 000 Tote. Ohne all das Leid, das all die Opfer des Zweiten Weltkriegs anschließend erdulden mussten.

FRAGE: Hat der Krieg etwa seinen Schrecken verloren für jüngere Menschen?

KOLLIG: Wir wollen nicht müde werden, darauf hinzuweisen: Krieg passiert nicht und ist kein Naturereignis. Krieg wird vorbereitet durch Rüstung. Manche Menschen fordern die Ächtung einzelner Waffenarten. Ich fordere das Verbot jeglicher Waffenproduktion. Krieg wird befohlen von ganz konkreten Menschen.

FRAGE: Krieg sehen Sie nicht als allerletztes Mittel der Politik?

KOLLIG: Nein, Krieg hat bisher noch kein Problem, weswegen er befohlen wurde, tatsächlich gelöst. Wer sich der Propaganda nicht entzieht wird zum Mittäter. Wir haben heute mehr als je zuvor, die Möglichkeit, uns jeglicher Propaganda zu entziehen.

FRAGE: Worin sehen Sie die Ursache, dass es immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen gibt?

KOLLIG: Die Ungerechtigkeit in den Nationen oder auch zwischen den Nationen. Krieg ist aber auch ein Kind von Mangel an Solidarität. Wir wollen, dass unsere Kinder und Enkel in Frieden leben. Aber das werden sie nur können, wenn wir Gerechtigkeit schaffen. Damit ist auch soziale Gerechtigkeit gemeint für Deutschland und Europa.

FRAGE: Herr Kollig, wer wird spricht außer Ihnen noch bei der Gedenkfeier?

KOLLIG: Für den DGB wird Heiner Boegler begrüßen. Wir hoffen auf Zuspruch auch im Hinblick auf die jüngsten Montagsdemos.



Quelle: WDR Hörfunk-Nachrichten, 01.09.04, 8 Uhr

Aachener Friedenspreis wird verliehen

Der Aachener Friedenspreis wird heute abend verliehen.

Er geht in diesem Jahr an die türkische Rechtsanwältin Eren Keskin und an die Soldatenmütter aus Sankt Petersburg in Russland. Eren Keskin erhält die Auszeichnung für ihren mutigen Einsatz für die Menschenrechte in der Türkei und ihr Engagement für verfolgte Frauen. Die Petersburger Soldatenmütter werden geehrt, weil sie sich für mehr als 100.000 russische Kriegsdienstverweigerer und Deserteure eingesetzt haben. Den Aachener Friedenspreis bekommen alljährlich Personen, die sich abseits großer Organisationen für Frieden und Verständigung engagieren.



Quelle: ddp, 01.09.04, 04.15 Uhr

Ausstellung «Frieden braucht Fachleute» beginnt in Mainz

Mainz (ddp-rps) Ausstellung tourt ein Jahr durch das Rhein-Main-Gebiet und soll die öffentliche Diskus sion um Kriegsprävention und zivile Konfliktlösungen anregen. Bundesentwicklungsministerin Wieczorek-Zeul wird die Ausstellung um 19.00 Uhr als Schirmherrin eröffnen. Veranstalter sind unter anderem die internationale katholische Friedensbewegung «pax christi» und die Landeszentrale für politische Bildung.

Ziel der Ausstellung ist es, die Idee des gewaltfreien Handelns in Gesellschaft, Politik und Kirche zu verankern und das öffentliche Bewusstsein dafür zu schärfen, dass es erfolgreiche Instrumente der Kriegsprävention und Alternativen zur militärischen Konfliktaustragung gibt. Am Mittwoch ist Antikriegstag.



Quelle: Tagesspiegel, 01.09.04

Was wird heute wichtig

Immer mehr Frieden

Auf den Tag genau 65 Jahre ist es her, dass Hitler den Zweiten Weltkrieg entfesselte. Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen, lautete die Lüge, mit der Hitler den Angriff auf Polen rechtfertigte. Zwölf Jahre nach Kriegsende, am 1. September 1957, rief der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) erstmals zu Demonstrationen und Mahnwachen unter dem Motto "Nie wieder Krieg" auf. Seitdem wird hier zu Lande alljährlich am 1. September der "Antikriegstag" begangen. In der DDR hieß er "Weltfriedenstag", im Kern ging es um dieselbe Sache - um Abrüstung und eine friedliche Welt. Die Idee zu einem Weltfeiertag für den Frieden ist älter als beide deutsche Staaten: Sie kam schon 1845 in England auf und wurde in Deutschland bereits nach dem Ersten Weltkrieg von Gewerkschaften, Sozialdemokraten und Friedensinitiativen aufgegriffen.

Neben dem Gedenken an Opfer bestimmen auch aktuelle Fragen den Antikriegstag. Heute wird die Friedensbewegung zwar keine so großen Menschenmengen mobilisieren wie zu Zeiten des Kalten Krieges und vor dem US-geführten Angriff auf den Irak, aber die Themen werden ihr nicht ausgehen. "Ich glaube nicht, dass die Friedensbewegung verschwunden ist", sagt Matthias Jochheim. Der Mediziner aus Frankfurt am Main ist einer von etwa 8.000, die sich in Deutschland für "Ärzte gegen den Atomkrieg" engagieren. Beobachtet werden die Lage im besetzten Irak und der Wahlkampf in den USA. Der Friedensbewegung gilt Präsidentschaftskandidat John Kerry weniger als ein Hoffnungsträger, denn als das kleinere Übel gegenüber Amtsinhaber George W. Bush. Aber die unterschiedlichen Gruppen von Kirchen über Globalisierungskritiker und Sozialdemokraten bis zu Künstlern -finden ihre Themen ganz in der Nähe. Die europäische Verfassung betrachten sie mit Sorge, weil die "eine Militarisierung der EU" festschreibe, wie Christian Gollar vom Netzwerk Friedenskooperative in Bonn beklagt. Wenn die Verfassung die EU-Mitgliedstaaten zum Aufrüsten zwingt, ist das ein Thema für Diskussionsrunden vor und hinter den Kulissen. An letzteren wirken auch Europaparlamentarier mit.

Die politische Lobby der Friedensbewegten schwächelt ein wenig, seit die Grünen sich nicht mehr so beteiligen wie früher. Die PDS kommt als Ersatz kaum in Frage, weil sie aus Sicht der Friedensbewegung zu wenig pazifistische Tradition und zu viel Opportunismus verkörpert. In Deutschland sind heute mehr als 100 Kranzniederlegungen, Lesungen und Kundgebungen geplant, darunter die Gedenkfeier mit dem polnischen Botschafter Andrzej Byrt in der Neuen Wache in Berlin. Dass es im vergangenen Jahr noch mehr Veranstaltungen waren, beunruhigt die Friedensaktivisten nicht: Der nächste Anlass, auf die Straße zu gehen, kommt bestimmt, sagen sie. (Stefan Jacobs)

http://www.friedenskooperative.de



Quelle: taz HH, 01.09.04

Antikriegsdemo

Zur Demonstration am heutigen "Antikriegstag 2004" ruft das "Hamburger Forum für Völkerverständigung und weltweite Abrüstung" auf. Unter dem Motto "Abrüstung statt Sozialabbau" will der Verein gegen Waffenkäufe der rot-grünen Bundesregierung sowie die Kürzung von Sozialleistungen durch die Agenda 2010 protestieren. Auftakt der Veranstaltung ist um 17.30 Uhr vor dem "Kriegsklotz" am Dammtor. Die Abschlusskundgebung findet ab 19 Uhr auf dem Hachmannplatz statt





Quelle: Braunscgweiger nachrichten, 02.09.04

"Krieg, hör zu, du kriegst mich nicht"

Demonstration gegen Krieg und Terror - 350 Salzgitteraner folgten dem Aufruf des DGB

Von Adrian Rosenthal

LEBENSTEDT. "Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!" Unter diesem Motto stand gestern Abend die traditionelle Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) am 1. September, dem Antikriegstag.

In Salzgitter folgten zahlreiche Menschen dem Aufruf des DGB Region Südostniedersachsen und DGB Salzgitter und versammelten sich zur Kundgebung am Stadtmonument in Lebenstedt. Der DGB- Kreisvorsitzende Matthias Wilhelm unterstrich schon in seinem Begrüßungswort die Ziele der Teilnehmer: "Wir fordern die Hinwendung zu friedlicher Konfliktbearbeitung und globaler Gerechtigkeit."

"Es ruft uns zu "Erinnere dich`. Soll selbst beim Einkaufen noch der Vergangenheit gedacht werden? Ja!" Mit diesen Worten verdeutlichte Kunsterzieherin Margot Michaelis in ihrem Vortrag über das Stadtmonument dessen Bedeutung als Mahnmal gegen Krieg, Faschismus und Zwangsarbeit.

Über die Wichtigkeit der Erinnerungsarbeit sprach Elke Zacharias vom Arbeitskreis Stadtgeschichte und dankte den ehemaligen KZ-Häftlingen, die zur Gedenkfeier auf dem Friedhof Jammertal erschienen waren.

Hauptredner Dr. Michal Berndt vom Friedensratschlag Kassel zog in seiner Rede den Bogen vom Zweiten Weltkrieg hin zur aktuellen Tagespolitik. Er forderte Abrüstung statt Sozialabbau: "Frieden heißt immer auch soziale Gerechtigkeit. In der Bundesrepublik und weltweit."

"Krieg, hör zu, mich kriegst du nicht", rief Literat Thorsten Stelzner abschließend vom Podium. Lyrisch und dichtend nahm er Themen wie Folter und Machtmissbrauch auf, führte sie den Anwesenden noch einmal eindringlich vor Augen.

"Die Resonanz im Vergleich zum letzten Jahr ist gestiegen. Auf dem Friedhof fanden sich circa 350 Teilnehmer ein, vorher am Monument waren es einige weniger", zeigte sich Organisator Wilhelm mit der Veranstaltung zufrieden.



Quelle: Thüringer Landeszeitung, 02.09.04

Hoppe: Tag der Mahnung zu Frieden

Eisenach. (ep/rsb) Zum gestrigen Antikriegstag hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund zur traditionellen Friedenskundgebung auf den Eisenacher Marktplatz gerufen. Etwa 50 Teilnehmer fanden sich, um gemeinsam gegen Militäreinsätze, Krieg, Gewalt, Armut und Hunger auf der Welt zu protestieren.

Sigurd Hoppe vom DGB erinnerte daran, dass die UNO den 1. September zum Internationalen Antikriegstag erklärt habe, im Gedenken an die Millionen von Opfern des zweiten Weltkrieges, "der größten Katastrophe der Menschheit", so Hoppe. Doch auch diese Erfahrung haben nicht verhindern können, dass von 1945 bis heute 40 Millionen Menschen weltweit bei kriegerischen Auseindersetzungen den Tod fanden. Und da müsse man skeptisch sein, wenn davon die Rede sei, dass die EU ein Hort des Friedens sei. Gerade die neue EU-Verfassung erlaube den weltweiten Einsatz von EU-Soldaten zu Kampfeinsätzen. Daher forderte Hoppe auf, an der Abstimmung der Friedensbewegung über die EU-Verfassung teilzunehmen.

Auch ein kleiner Trupp rechtsgerichteter Personen war zur Kundgebung erschienen. Versammlungsleiter Hoppe schloss diese aber wegen Störungen aus. Die Polizei setzte durch, dass die Gruppe den unmittelbaren Kundgebungsplatz verließ.



Quelle: Aachener Zeitung, 02.09.04

Solidarität mit den "mutigen Frauen"

Aachen. Blaue Luftballons mit weißer Friedenstaube, die regenbogenbunten "Pace"-Fahnen zeigten den Passanten in der Adalbertstraße an: Hier wird sich für den Frieden eingesetzt.

War doch gestern der internationale Antikriegstag und auch bereits zum 17. Mal die Verleihung des Aachener Friedenspreises. Mit der DGB-Friedenskundgebung am Willy-Brandt-Platz und der anschließenden Friedensdemonstration durch die Innenstadt taten zunächst 300, später sogar noch mehr ihren Willen für ein friedliches Miteinander auf der Welt kund.

Innerer Frieden

Gemütlich - so kann man wohl den ersten Teil des Aachener Antikriegstages umschreiben: Auf dem Willy-Brandt-Platz war noch viel Luft zwischen den Reihen, ein kleines Grüppchen hatte sich sogar für die Bequemlichkeit eine Couch mitgebracht.

Klaus der Geiger und sein Kompagnon, Sascha der Gitarrist - von den Organisatoren des Deutschen Gewerkschaftsbundes als kulturellen Beitrag engagiert - ließen es ebenfalls gut gelaunt angehen: Ein alter Klassiker des Liedermachers Klaus über den Sinn, den Wehrdienst zu verweigern, etwas Neues zu den Hartz-Reformen. Da sind sich alle einig, da gibt`s Applaus.

Auch Heinz Kaulen, DGB-Regionsvorsitzender, konnte mit Applaus rechnen. Hatte er sich doch für seine Rede ein ganz heißes Eisen ausgesucht: den "gefährdeten inneren Frieden unserer Gesellschaft durch die derzeitigen Reformen des Sozialstaates".

"Es ist erschreckend, dass das Gewinnstreben zunehmend unsere Gesellschaft dominiert", rief er den 300 Zuhörern am Willy-Brandt-Platz zu. Bei Themen wie Hartz oder Agenda 2010 "wollen uns fette Bäuche von den Vorzügen des Fastens überzeugen".

Zunehmend mehr Zuhörer fanden die "Aixotic Sambistas", die mit ihren fetzigen Sambarhythmen die Friedensdemonstration zur Aula Carolina begleiteten. Etwa 500 Menschen versammelten sich hinter den Musikern und auch hinter den Preisträgern und Organisatoren des Aachener Friedenspreises. Denn der Protestzug stellte die Klammer zwischen der DGB-Kundgebung und der Verleihung des Aachener Friedenspreises dar.

In der Aula Carolina fanden schließlich längst nicht mehr alle einen Sitzplatz. Denn groß war der Unterstützungswille für die "mutigen Frauen", so Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden in seinem Grußwort, die den 17. Aachener Friedenspreis erhalten sollten: Eren Keskin, Rechtsanwältin und Menschenrechtlerin aus Istanbul, und die Vertreterinnen der Petersburger Soldatenmütter, Ella Poljakowa und Elena Filanowa.

Warum mutig? "Gerade in jüngster Zeit waren Menschenrechtsorganisationen immer häufiger Angriffen der Staatsmacht ausgesetzt", erklärte die Generalsekretärin der deutschen Sektion von amnesty international, Barbara Lochbihler, in ihrer Laudatio für die Preisträgerinnen.

Das gelte für Keskin, die regelmäßig Morddrohungen erhält, Berufsverbote verkraften musste und auch schon Haftstrafen wegen ihres Einsatzes für andere verbüßte. Das gelte auch für die Soldatenmütter, die immer wieder von staatlichen Stellen diffamiert und an ihrer Arbeit gehindert werden. "Solche Europäerinnen brauchen wir", forderte Lochbihler zu weiterer Unterstützung der Preisträger und ihrer Mitstreiter auf.

Von unserer Mitarbeiterin Rauke Xenia Grimm



Quelle: Schwäbische Zeitung, Lokalteil Aalen, 02.09.04

Holzklötze aus Aalen mahnen zu Frieden

Von unserer Mitarbeiterin Christiane Wörner

AALEN -- "Nie wieder Krieg" haben gestern Demonstranten bei einer Kundgebung auf dem Aalener Marktplatz gefordert. Beteiligt waren unter anderem das Aalener Bündnis für den Frieden, der DGB und die Ellwanger Mahnwache, Anlass war der Antikriegstag in Erinnerung an den Beginn des Zweiten Weltkrieges.

Im Aalener Bündnis für Frieden, das seit Beginn des ersten Irak-Krieges besteht, sind Parteien, Kirchen und Moscheen vertreten. Sie, der DGB und die Ellwanger Mahnwache hatten sich mit bunten Transparenten in einem Halbkreis neben den Stadtbrunnen aufgestellt und schauten andächtig auf die Zuschauer.

"Krieg gegen Terror schafft keinen Frieden, sondern verursacht noch mehr Terror," stand auf einem Transparent der Ellwanger. Unterstrichen wurde diese Befürchtung in Liedern des Duos Dieter und Dieter aus Heidenheim, die die Grausamkeiten des Krieges beschrieben. Am Rande des Marktbrunnens stand eine Reihe von Holzklötzchen. Auf jedem der auf einen Holzstab gesteckten Rechtecke war ein Name zu lesen, öfter auch "Friede".

Jugendliche aller Nationen redeten mit Passanten und baten sie, einen der unbeschriebenen Klötze zu signieren. Die Mädchen und Jungen stammen aus der Ukraine, Japan, Polen, der Türkei, der Schweiz, aus Frankreich, Italien und Deutschland. Sie waren von ihrem Workshop im Mutlanger Pressegarten angereist, um die Aalener Friedensbewegung zu unterstützen und um ihrem Ziel näher zu kommen.

Sie wollen nämlich in New York eine Holzfriedensmauer als symbolischen Schutzwall vor den Vereinten Nationen aufbauen. Dazu gehören auch die Holzklötze, die in Aalen signiert und aneinander gereiht wurden. Mit seiner Unterschrift stimmte man gleichzeitig einem offenen Brief zu, der vor allem die Abrüstung der Atomwaffen bis zum Jahre 2020 verlangt. Einige große Bausteine des "wachsenden Denkmals" befinden sich in Nagasaki, Köln und New York. Setzt man alle zusammen, ist die Friedensmauer insgesamt 70 Meter lang.

Die Vereinten Nationen sollen damit auch auf Missstände in ihrem Handeln aufmerksam gemacht werden. Als Beispiel nannte DGB-Regionalvorsitzender Karl-Heinz Wiedmann den Irak-Krieg. "Dort ging es nur um die Kontrolle des Öls", sagte er. Aber man dürfe nicht nur die USA verurteilen, denn auch in der deutschen Politik gerate der Frieden immer mehr ins Abseits. "Unser sozialer Frieden bröckelt auch aufgrund der Reformpolitik", klagte Wiedmann. Man solle sich eher auf Abrüstungen konzentrieren als auf Sozialabbau.

Pfarrer Bernhard Richter sah den 1. September vor allem als Mahnung, für eine friedliche Welt zu kämpfen. Besonders der Terrorismus ist für ihn ein Grund, sich verstärkt für den Frieden einzusetzen. Richter verurteilte es, im Namen Gottes zu morden.

Ein anderes Thema sprach Pro Asyl, eine ehrenamtliche Gruppierung des Roten Kreuzes " an. Helga Groz klagte, Europa schotte sich zunehmend ab und überlasse immer mehr Flüchtlinge ihrem Schicksal. Vor allem Menschen aus Afghanistan und dem Irak müssten um ihren Aufenthalt in Deutschland kämpfen, weil ihnen die Ausweisung drohe. "Europa darf sich nicht aus der Verantwortung stehlen", appellierte die Gruppierung an die Zuhörer.



Quelle: Offenbacher Post, 02.09.04 (textgleich mit vielen anderen Zeitung)

Aachener Friedenspreis an Eren Keskin

Aachen (dpa) - Die türkische Menschenrechtlerin Eren Keskin und die Petersburger Soldatenmütter (Russland) sind am Mittwoch mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet worden. Damit wurde deren couragierter und gewaltloser Einsatz für Frieden und Menschenrechte gewürdigt.

Der mit insgesamt 2.000 Euro dotierte Preis wird jährlich zum Antikriegstag am 1. September in Aachen verliehen. «Der Aachener Friedenspreis zeichnet in diesem Jahr Frauen aus, die die Erreichung und Sicherung des Friedens in ihren Ländern beispielhaft vorantreiben», sagte der Vorsitzende des gleichnamigen Vereins, Otmar Steinbicker. Die Ehrung geht an Menschen und Organisationen, die sich «von unten» für Frieden und Verständigung einsetzen.

Keskin, Vize-Vorsitzende des türkischen Menschenrechtsvereins, erhielt den Preis für ihren mutigen Einsatz für die Menschenrechte. Sie engagiert sich für die Rechte von Kurden. 1997 gründete sie vor allem für kurdische Frauen, die von Sicherheitskräften missbraucht wurden, ein Rechtshilfe-Projekt. Ihre Arbeit brachte der 45-Jährigen vorübergehend ein Berufsverbot und viele Morddrohungen ein. «Erin Keskin hat sich nicht brechen lassen», sagte Steinbicker.

Vor dem Festakt hatte Keskin die türkische Regierung scharf kritisiert. «Nach außen hin ist die Türkei ein demokratisches Land. Innen ist sie eine Militärmacht», sagte sie und verwies auf Angriffe staatlicher Sicherheitskräfte auf Menschenrechtler.

Die Petersburger Soldatenmütter erhielten den Friedenspreis für ihre Arbeit zum Schutz von russischen Wehrpflichtigen. «Wir bewundern die Zivilcourage und die Zähigkeit, mit denen die Petersburger Soldatenmütter für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung streiten», sagte Steinbicker. Seit der Gründung 1991 halfen sie rund 100 000 Wehrpflichtigen, ihren Militärdienst nicht antreten zu müssen, in dem viele junge Soldaten Opfer von Misshandlungen würden.

«Wir sehen diesen Preis als ein wichtiges Signal für unsere Arbeit», sagte die Vorsitzende Ella Polyakowa. Sie sprach sich für ein sofortiges Ende der Kampfhandlungen in Tschetschenien aus.



Quelle: Südwest Presse, 02.09.04

Symbol für Frieden ziert den Langenauer Rathausplatz

Durch die Taube sieht man das Leben

Auf dem Rathausplatz in Langenau steht seit gestern eine Bronzestele in Form eines Transparents mit eingestanzter Friedenstaube. Sie soll Bürger dazu anregen, sich Gedanken über Krieg und Frieden zu machen. Geschaffen hat das Friedenssymbol der Göttinger Kunstgießer Richard Sailer, der auch sein Werk erklärt: Durch das Loch in Form der Taube sehe man das Leben, "Frieden ist Leben".

In einem feierlichen Akt enthüllte Bürgermeister Wolfgang Mangold am gestrigen Abend das fest im Boden verankerte Friedenssymbol vor rund 150 Bürgern. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt vom Bläserkreis des Posaunenchors, ergänzt mit Texten zum Frieden und Ansprachen.

Die Ereignisse im Vorfeld des Irak-Kriegs und der Krieg selbst hatten im vorigen Jahr einige Langenauer Bürger veranlasst, beim Rathaus Mahnwachen abzuhalten. Sie gründeten die Gruppe "Menschen für den Frieden" und wünschten sich ein bleibendes Symbol als Mahnmal für den Frieden. Der Gemeinderat stimmte mehrheitlich zu, sofern die Gruppe die Hälfte über Spenden finanzieren würde. Einen Scheck über gut 3000 Euro überreichten "Menschen für den Frieden" der Stadt zu Beginn des Jahres; das Werk wurde in Auftrag gegeben.

Die Hoffnungen der Menschen sind in eine Bronzeplatte eingraviert, die unterhalb der Stele eingelassen wurde: "Leben - einzeln und frei wie ein Baum - und brüderlich wie ein Wald - ist unsere Sehnsucht" - Worte des 1963 verstorbenen Menschenrechtlers Nazim Hikmet. Unterzeichnet hat die "Stadt Langenau, City for Peace 2003". (hei)



E-Mail: friekoop@bonn.comlink.org

Website: www.friedenskooperative.de
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