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Antikriegs-
tag 2004


vom:
01.09.2004


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Antikriegstag 2004:

  Reden/Kundgebungsbeiträge

Rede anlässlich der Kranzniederlegung am Antikriegstag am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Mülhein a.d.R.

Meine sehr geehrten Herren und Damen,
liebe Mitbürger, liebe Mitbürgerinnen,


Dagmar Mühlenfeld (Mülheim)

- Sperrfrist: 01.09.04, 11 Uhr! -

- Es gilt das gesprochene Wort --



ich danke Ihnen, dass Sie sich hier im Luisental, am Mahnmal für die Opfer des Faschismus, eingefunden haben zum heutigen, gemeinsamen Gedenken an die Opfer des zweiten Weltkrieges und des Nationalsozialismus,

Vielen Dank dem DGB für die Ausrichtung dieser Veranstaltung und Ihnen, sehr geehrter Herr Dörr, für die freundliche Begrüßung...

"Wir denken selten bei dem Licht an Finsternis, beim Glück an Elend, bei der Zufriedenheit an Schmerz; - aber umgekehrt jederzeit." ...

... Diese Worte von Immanuel Kant verdeutlichen uns, wie wichtig in Zeiten des Friedens das Gedenken an den Krieg ist...

Der heutige Antikriegstag ist daher unbedingt notwendig für eine aktive, gemeinschaftliche Erinnerung ...

Heute vor genau 65 Jahren, am 1. September 1939, begann mit dem schändlichen Überfall Deutschlands auf Polen der 2. Weltkrieg...

welcher der größte Krieg in der Menschheitsgeschichte werden sollte...

... ein Krieg, der Tod, Zerstörung und Elend und damit unendliches Leid über die Menschheit brachte ...

... ein Krieg, der die Weltordnung maßgeblich verändern sollte ...

... ein Krieg, dessen Wunden beileibe nicht verheilt sind und dessen Narben bleiben werden ...

61 Staaten und ihre Menschen waren letztendlich von diesem furchtbaren Krieg betroffen,

welchem mehr als 55 Mio. Männer und Frauen zum Opfer fielen,

... Soldaten, ...Zivilisten und

... in den Konzentrationslagern der Faschisten über 6 Mio. gefolterte und ermordete Opfer, Menschen, die in dem Staat des Nationalsozialismus keinen Platz hatten ...vor allem Menschen jüdischen Glaubens ...

In den Ghettos und Konzentrationslagern wurde Unfassbares grausame Realität.

Im Verlauf des Krieges wurden Millionen Menschen physisch und psychisch verletzt und blieben lebenslänglich von der erfahrenen Gewalt gezeichnet,

jungen Menschen wurde ihre Gesundheit und ihre Jugend gestohlen, Eltern verloren ihre Kinder, Kinder wurden zu Waisen oder Halbwaisen ...

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Antikriegs-
tag 2004
Männer und Frauen wurden als Zwangsarbeiter ausgebeutet...

60 Mio. Menschen verloren Obdach und Heimat ...

Eine unglaubliche Zahl von 10 Mio. Menschen verschwand in den Kriegswirren, sie gelten bis heute als vermisst...

Wir trauern heute mit ganzem Herzen um diese Millionen Opfer eines aggressiven und brutalen Unrechtsregimes ...

Eine Trauer, die uns sprachlos werden lässt im Angesicht des Unfassbaren.

Wir sind aufgefordert unsere Sprachlosigkeit in Worte zu fassen und aus unserer Verantwortlichkeit muss letztendlich eine in die Zukunft gerichtete Verantwortung erwachsen.

Eine Verantwortung für den Frieden und für unsere junge Generation.

Wir müssen den jungen Menschen ein Forum und damit Möglichkeiten bieten, sich mit der Nazi-Diktatur, ihren Verbrechen und vor allem mit den Ursachen für den Faschismus auseinander zu setzen.

Es ist die Chance auf Information und Aufklärung derer, die den Krieg und seine Grausamkeit nur aus Erzählungen kennen.

Es ist die Chance, Jugendlichen zu sagen, dass Frieden und Demokratie nicht selbstverständlich sind, sondern harte Arbeit nötig ist, um beides für uns alle zu erhalten.

Es ist die Chance, Demokratie als Auftrag zu verstehen, die Chance, Extremismus des Nährbodens zu berauben.

Trauer und Vergangenheitsbewältigung müssen mit der Verantwortung für eine demokratische Zukunft unseres Landes Hand in Hand gehen.

Unsere Trauer muss in einen besonderen Einsatz für ein demokratisches, gerechtes, versöhntes und friedliches Europa münden. Denn Gerechtigkeit und Frieden sind untrennbar miteinander verbunden.

Die Staaten der Welt sollten zusammenstehen, sich um politische Lösungen von Konflikten bemühen und Terror und Vertreibung von nationalen, rassischen und religiösen Minderheiten ächten ...

Das weltweite Ziel ist darauf zu richten, mit Möglichkeiten der Diplomatie und der Politik eine Verständigung und einen Ausgleich zwischen verfeindeten Kontrahenten zu erreichen und so dem Hass zwischen Nationalitäten und Volksgruppen keinen Nährboden zu bieten.

Auch heute ist Europa, ist die Welt nicht friedlich, immer noch - jetzt in diesem Moment - werden Konflikte mit militärischen Mitteln und menschenverachtendem Terror ausgetragen.

Unsere Trauer muss uns zu einer verantwortungsvollen deutschen Rolle in der Weltpolitik führen. Unsere Bundeswehr ist in den weltweiten Kriegs- und Krisengebieten aktiv und engagiert sich im Rahmen von UN-Mandaten für den Frieden in einzelnen Regionen.

Konflikte zwischen Menschen, zwischen Nationen wird es wohl immer geben. Die Frage ist, wie diese Konflikte ausgetragen und beigelegt werden können.

Feindbilder in den Köpfen müssen durch Toleranz und Verständigung ersetzt werden, der Friede muss für uns alle ein gemeinsames Ziel sein, unabhängig von ideologischen, religiösen, parteipolitischen, sozialen oder nationalen Unterschieden ...

Die Aktualität des Antikriegstages bleibt somit weiterhin ungebrochen ...

Meine sehr verehrten Herren und Damen,

ich verneige mich vor den Opfern, welche die nationalsozialistische Gewaltherrschaft in Deutschland, Europa und weltweit forderte und bitte Sie alle, aktiv einzutreten für Frieden und Völkerverständigung.

Uns allen möchte ich eine kleine, stille Aufforderung des Theologen Friedrich Schorlemmer mit auf den Heimweg geben:

"Der Frieden ist der täglichen Mühe wert".

Vielen Dank!


Dagmar Mühlenfeld ist Oberbürgermeisterin der Stadt Mülheim an der Ruhr.
Internet: http://www.muelheim-ruhr.de
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