Antikriegs-
tag 2005

update:
06.09.2005


 voriger

 nächster

Antikriegstag 2005

 Presse zum Antikriegstag

Pressesplitter zum Antikriegstag 2005

div. Tageszeitungen, Agenturen, Hörfunk, ...

[32]

22.08.05

Schwerin-News 6. Schweriner Friedensfest am 1. September 2005

25.08.05

Aachener Zeitung Die ganze Stadt soll die Verleihung feiern

27.08.05

Wormer Zeitung Gegen Krieg und gegen Sozialabbau

Gießener Allgemeine Zeitung "Zeit zu sprechen": Infos über Gewalt gegen Frauen im Krieg

29.08.05

Ruhr-Nachrichten Pappteller als "Minen"

General-Anzeiger Mehr als bisher gegen Gewalt und Willkür

30.08.05

Ahlener Tageblatt Totengedenken auf dem Ostfriedhof

31.08.05

taz FDP will deutsche Auslandseinsätze befristen

SVZ Friedensfest am Südufer des Pfaffenteiches

Aalener Nachrichten Kundgebung für den Frieden

01.09.05

Brauschweiger Zeitung "Krieg ist keine Alternative"

jW Kapitalismus pur

Sächsische Zeitung Geschichten auf, unter und zwischen den Brücken

afp Aachener Friedenspreis wird verliehen

ND Friedenslehre

TA Ausstellung in Nordhausen zeigt Feldpostbriefe

wdr.de Aachener Friedenspreis wird verliehen

Aachener Zeitung Gegen Folter und Faschismus

Saarbrücker Zeitung Brecht-Tochter Hanne Hiob mit Aachener Friedenspreis ausgezeichnet

02.09.05

ST Deutsche Soldaten sollen abziehen

ST Mitmachen bei echter Abrüstung!

jW "Sympathie" für Linkspartei

Esslinger Zeitung Jedes Opfer hat ein Gesicht

Aalener Nachrichten DGB und Kirche rufen zu Frieden auf

Schwäbische Post "Wer heute zündelt, marschiert morgen irgendwo ein"

WDR Verleihung des Aachener Friedenspreises

03.09.05

Fränkischer Tag Kein Krieg und Wahlkampf

WDR Gedenken in Stukenbrock

04.09.05

epd "Blumen für Stukenbrock" fordert Abrüstung

05.09.05

Darmstädter Echo Der Bergfried soll als Mahnmal dienen





Quelle: Schwerin-News, Montag, 22 August 2005

6. Schweriner Friedensfest am 1. September 2005

von 14.00 - 18.00 Uhr am Südufer Pfaffenteich

Das Friedensfest zum Weltfriedenstag am 1. September hat in Schwerin bereits Tradition. In diesem Jahr steht es unter dem Motto "Frieden? Wo?".

Von 14.00 bis 18.00 Uhr wird es auf der Bühne am Südufer des Pfaffenteiches ein buntes Programm geben, an dem sich Schüler, Künstler und Vereine aus Schwerin beteiligen. (siehe Programmablauf)

Eine rege Beteiligung gibt es auch bei der Herstellung von Friedenssymbolen. Diese werden - mit Schild der jeweiligen Hersteller versehen - als Friedenskette aufgehängt. Um 16.15 Uhr werden per Los drei Symbole ermittelt, die einen Preis erhalten (Überraschung!).

Rund um den Platz werden Infostände aufgebaut. Vereine und Initiativen aus Schwerin und Umgebung informieren über ihre Arbeit und machen Angebote: die legendäre Septemberzeitung wird verkauft, ein Wunschbaum wird gestaltet, der Bauspielplatzbus bietet Spiele und es kann gebastelt werden und vieles mehr.

Die Schweriner Gruppe von amnesty international (ai) informiert insbesondere über die Kampagne "Waffen unter Kontrolle". Ziel dieser Kampagne ist die strikte Kontrolle und Transparenz aller Rüstungstransfers durch ein rechtlich verbindliches internationales Abkommen, welches spätestens zur nächsten großen UN-Kleinwaffenkonferenz 2006 verabschiedet werden soll. Im Zuge dieser Kampagne wird die Schweriner Gruppe ai beim Friedensfest für die Aktion "Eine Million Gesichter" Fotos vom Menschen machen, die für diese Forderung Gesicht zeigen. Auch wer nicht am 1. September zum Pfaffenteich kommen kann, kann sich an dieser Aktion - per Internet - beteiligen.

Bei allen Aktivitäten soll aber das Gespräch nicht zu kurz kommen. Bevor gegen 17.40 die Friedenstauben in die Luft steigen, gibt es genug Gelegenheit, sich zu treffen und auszutauschen.

Programmablauf: Friedensfest am 01.09.2005

14.00 Uhr, Eröffnung

14.10 Uhr, "Mirax und Marix", Puppentheater/ Weinbergschule

14.30 Uhr, "Kanimambo", Musik der deutsch- mosambikanischen Kulturinitiative

15.00 Uhr, "Westclub Dancer", Kinder- und Jugendtreff "Westclub One"/ VFJS e.V.

15.30 Uhr, "Floorfreaks", Jugendhaus Lankow/ Caritas

16.00 Uhr, "Hot Hands", Trommelgruppe/ RAA Schwerin e.V.

16.15 Uhr, Preisverleihung Gestaltungswettbewerb "Friedenssymbole"

16.30 Uhr, "Duff", Musik- und Kunstschule "Ataraxia"

17.00 Uhr, "Zunamis", "bus stop"/ DRK

17.40 Uhr, Taubenflug

(Sabine Klemm)



Quelle: Aachner Zeitung, 25.08.05

Die ganze Stadt soll die Verleihung feiern

Aachen. Am 1. September wird der Aachener Friedenspreis zum 18. Mal verliehen, in diesem Jahr an die Schauspielerin Hanna Hiob aus München und den katholischen Theologen Roy Bourgeois aus den USA. Traditionell findet im Vorfeld der Verleihung die gemeinsame Kundgebung zum Antikriegstag am Willy-Brandt-Platz statt.

Anschließend wird man in einem Demonstrationszug durch die Innenstadt zur Aula Carolina marschieren. Dort findet um 19 Uhr die Preisverleihung statt.

Ein breites Programm mit Kino, Künstlerprojekt und Podiumsdiskussion ist passend zur Verleihung entwickelt worden.



Quelle: Wormer Zeitung, 27.08.05

Gegen Krieg und gegen Sozialabbau

(woz.) DGB-Ortsverband und Antifaschistisches Bündnis laden zum Gedenken an den Kriegsbeginn vor 66 Jahren ein. Am Donnerstag, 1. September, ist deshalb um 18 Uhr eine Friedenskundgebung mit Kranzniederlegung am Antifaschistischen Mahnmal am Lutherring vorgesehen.

Begrüßung und Moderation übernimmt verdi-Sekretär Wolfgang Meyer, die Ansprache hält Reiner Schalk von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten. Michael Koschorreck ("Kosho"), Mitglied der Söhne Mannheims, wird eigene Lieder zur Gitarre darbieten. Der Antikriegstag 2005 steht unter dem Motto "Gegen Militarisierung und Krieg - Abrüstung statt Sozialabbau". Am 1. September 1939 hatte die faschistische deutsche Wehrmacht Polen überfallen und damit den Zweiten Weltkrieg mit über 60 Millionen Toten entfesselt.

Der 1. September ist für die Organisatoren aber nicht nur ein Gedenktag, er sei für alle antifaschistisch orientierten Menschen eine Verpflichtung.



Quelle: Gießener Allgemeine Zeitung, 27.08.05

"Zeit zu sprechen": Infos über Gewalt gegen Frauen im Krieg

Marburg - Im Rahmen der Kampagne "Zeit zu sprechen" ruft die Aktionsgruppe Marburg der Frauenrechtsorganisation "medica mondiale" zum Mitmachen auf: In diesem Jahr, in dem sich zum 60. Mal das Ende des Zweiten Weltkrieges jährt, soll die "Aktion Kriegsbeute" auf Kriegsvergewaltigungen und deren Folgen für Frauen aufmerksam machen. Mit Materialien, Broschüren, Plakaten und Aktionen will "medica mondiale" am Donnerstag, 1. September (Antikriegstag), ab 15 Uhr auf dem Marktplatz über das Thema "Gewalt gegen Frauen im Krieg" informieren. Der Aktion haben sich auch die AG Gießener Frauenverbände, die "Frauen für den Frieden" und das Frauenbüro der Stadt Gießen angeschlossen. "Wir wollen mit der Kampagne und besonders auch mit der >Aktion Kriegsbeute< eine Brücke schlagen: Von der Situation der Frauen und Mädchen im Zweiten Weltkrieg zur Situation von Frauen und Mädchen in heutigen Kriegen", erläuterte die Koordinatorin der "medica mondiale"- Aktionsgruppe Marburg dieser Tage im Pressegespräch. 60 Jahre nach Kriegsende erhalte man vermehrt Zuschriften von Frauen, die sexualisierte Kriegsgewalt in dieser Zeit überlebt haben. "Offenbar brechen die Erinnerungen nun erneut auf - wie dies häufig bei traumatisierten Menschen im Alter der Fall ist, Jahrzehnte nach der Tat", so Inge Hauschildt-Schön. Immer noch sei das gesellschaftliche Tabu sehr hoch, über die Menschenrechtsverbrechen von Soldaten und Milizen an Frauen und Mädchen im Krieg zu sprechen. Dieses Schweigen mache jedoch eine Aufarbeitung des daraus resultierenden Traumas für die betroffenen Frauen oft unmöglich. Außerdem fehle es weltweit immer noch flächendeckend an adäquater Unterstützung für Frauen, die Kriegsvergewaltigungen erfahren haben: "Ob konkrete psychosoziale Unterstützung, medizinische Hilfe oder juristische Ächtung des Verbrechens - die Überlebenden einer Vergewaltigung im Krieg erhalten selten die Unterstützung und Wahrnehmung, die sie für ihre Menschenwürde und für eine Rückkehr in ein möglichst selbstbestimmtes Leben brauchen", erläuterte Inge Hauschildt-Schön.

"medica mondiale" ist am Donnerstag ab 15 Uhr auf dem Marburger Marktplatz mit einem Infostand präsent. Wer mehr an einer der für diesen Nachmittag geplanten Aktionen teilnehmen, sich als Helferin anbieten oder sich anderweitig für Frauen in Kriegs- und Krisengebieten engagieren möchte, wendet sich an Inge Hauschildt-Schön (Tel. 06421-43557) oder an das Gleichberechtigungsreferat der Stadt Marburg (06421-201368). Am Donnerstag um 20 Uhr referiert Dr. Monika Hauser (Begründerin der Frauenrechtsorganisation "medica mondiale") im Rathaussaal zum Thema "Zeit zu sprechen - Sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen in der deutschen Kriegs- und Nachkriegszeit und die heutige Situation von Frauen im Krieg". Die Schirmherrschaft über diese Veranstaltung hat Oberbürgermeister Egon Vaupel übernommen.

Informationen sind im Internet unter
http://www.medicamondiale.org abzurufen.



Quelle: Ruhr-Nachrichten, 29.08.05

Pappteller als "Minen"

Bochum - "Militarismus ist kein Grund zum Feiern" meint das Bochumer Friedensplenum und plant deshalb Gegenaktivitäten zur Jubiläumsausstellung der Bundeswehr, die vom 8. bis zum 11. September auf dem Kirmesgelände an der Castroper Straße stattfindet. Im Rahmen des Protests wird es parallel zu der 50-Jahr-Feier der Streitkräfte verschiedene Aktionen geben. Darunter auch eine symbolische "Verminung" mit Papptellern rund um das Festgelände, eine mobile Kriegsdienstverweigerungsstelle sowie zahlreiche Infostände der 15 beteiligten Gruppen und Initiativen.

"Wir möchten den Menschen, die das Bundeswehr-Fest besuchen, Denkanstöße geben", erklärt Martin Budich vom Friedensplenum. Parallel zur Musikveranstaltung mit der Bundeswehr Big-Band am Freitag, 9. September, gibt es eine "zivile Alternative zur Bundeswehrshow": ab 18.30 Uhr spielen auf dem Konrad-Adenauer-Platz im Bermuda3eck die Sons of Gastarbeita, Black Ash und auch der IG-Metall-Chor Chorrosion ist mit einem politischen Programm vertreten.

Doch nicht nur mit Aktionen, sondern auch inhaltlich will sich das Plenum mit 50 Jahren Bundeswehr auseinander setzen. In einer Broschüre haben sich Friedensfreunde mit verschiedenen Aspekten der Thematik Militär befasst. So beleuchtet Ralf Feldmann, Richter in Bochum, die Entwicklung unter verfassungsrechtlichen Gesichtspunkten. Der Historiker Volker Gerwers setzt sich in einem Aufsatz mit den Kontinuitäten zwischen Wehrmacht und Bundeswehr auseinander.

Einen Vorgeschmack auf die Aktionen gibt das Plenum am kommenden Donnerstag, 1. September, 17 Uhr, auf der Huestr./Kortumstr. mit einer mobilen Ausstellung zum Jugoslawien-Krieg. - vs >>
http://www.bo-alternativ.de/friedensplenum



Quelle: General-Anzeiger Aurich, 29.08.2005

Mehr als bisher gegen Gewalt und Willkür

Von Günter Radtke

GEDENKEN Der Deutsche Gewerkschaftsbund nimmt sich zum Antikriegstag selbst in die Pflicht

Bei der KZ-Gedenkstätte in Esterwegen fand gestern eine traditionelle Mahnveranstaltung statt. Es hieß, um Frieden zu wahren, bedürfe es sozialer Gerechtigkeit, Chancengleichheit und Arbeit.

Esterwegen - Der Kreisverband Ostfriesland/nördliches Emsland des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hatte gestern zur traditionellen Gedenkveranstaltung im Vorfeld des am kommenden Donnerstag stattfindenden Antikriegstages nach Esterwegen eingeladen. An der Gedenkstätte des KZ-Friedhofes wurde an die Schrecken des Zweiten Weltkrieges erinnert und gleichzeitig ein Aufstehen gegen Gewalt und Willkür gefordert.

Der Elsflether Dieter Knutz, Bezirksvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, sagte: "Es ist nicht genug, heute betroffen zu sein. Wir müssen auch nach den Ursachen fragen, die zum Dritten Reich geführt haben." Auch damals habe es in Deutschland eine große soziale Armut gegeben. Die Menschen seien politisch leicht verführbar gewesen.

Deshalb sei es heute umso wichtiger, sich für soziale Gerechtigkeit im Land einzusetzen, meinte Knutz und fügte hinzu: "Wenn verhindert werden soll, dass die Menschen wieder falschen Propheten folgen, dann brauchen wir soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit und Arbeit." Gegen Gewalt und Willkür und die Leiden der Menschen in Hunger- und Kriegsgebieten müsse mehr als bisher gearbeitet werden, forderte Knutz in Esterwegen. Dafür stehe der Deutsche Gewerkschaftsbund ein. Das ehemalige KZ Esterwegen sei ein Ort der Mahnung und der Forderung, weil es während des Dritten Reiches auch ein Lager für Schutzhäftlinge gewesen sei, die willkürlich dem Terror und der Misshandlung durch die Nazis ausgesetzt gewesen seien. Es habe sich bei den Schutzhäftligen um Kommunisten, Sozialisten, Juden, Zeugen Jehovas und Gewerkschafter gehandelt, erinnerte Knutz gestern. Der Umgang mit den Verbrechen der Nazis werde : auch weil es immer weniger Zeitzeugen gebe : zunehmend schwieriger. Die Verdrängung der damaligen Geschehnisse sei groß. Selbst der Kampf um die Errichtung der Gedenkstätte am Esterweger KZ-Friedhof habe wegen erheblicher örtlicher Widerstände lange gedauert.



Quelle: Ahlener Tageblatt, 30.08.05

Antikriegstag am 1. September

Totengedenken auf dem Ostfriedhof

Ahlen (eve). Zu letzten Vorbereitungen zum Antikriegstag trafen sich am Freitagnachmittag Vertreter der Veranstalter in den Räumen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Stattfinden soll die Gedenkfeier am Donnerstag, 1. September, um 15 Uhr auf dem Ostfriedhof. Veranstalter sind der DGB, die Fritz-Winter-Gesamtschule, die Schülervertretung des Städtischen Gymnasiums, Pax Christi, die katholische und die evangelische Kirche in Ahlen sowie der Ausländerbeirat. Teilnehmen wird außerdem ein Vertreter der Stadt Ahlen, das heißt entweder der Bürgermeister oder einer seiner Vertreter sowie alle Bürger der Stadt, die sich dem Gedenken anschließen möchten. Ort des Geschehens soll das Feld der Kriegsgefangenengräber sein, die künftig von den Schülern der Gesamtschule gepflegt werden.

Thomas Bolle begrüßte die Teilnehmer des Vorbereitungstreffens, bevor Jürgen Brakowsky von der Gesamtschule den geplanten Ablauf des Gedenkens vorstellte. Nach einer kurzen Begrüßung von Initiator Reinhard Künnemann und einer musikalischen Darbietung von Schülern des Städtischen Gymnasiums soll es eine kurze Ansprache eines Vertreters des Ausländerbeirats geben. Danach werden Gesamtschüler einen Text vortragen, bevor ein Vertreter der Kirche eine kurze Rede hält, anschließend spricht Thomas Bolle vom DGB und am Schluss wird der Vertreter der Stadt einen Kranz niederlegen. Für alle Anwesenden spendet die Gärtnerei Osthues 60 Rosen, die ebenfalls nieder gelegt werden sollen, ebenso wie Kerzen zum Gedenken an die Toten der Kriege. Schon jetzt bedankte sich Reinhard Künnemann bei der VHS, die die Veranstaltung mit technischem Gerät unterstützen werde.



Quelle: taz, 31.08.05

FDP will deutsche Auslandseinsätze befristen

Union zu Verlängerung des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr bereit. Proteste zum 1. September erwartet

BERLIN afp/epd FDP-Fraktionschef Wolfgang Gerhardt hat eine Befristung der Einsätze deutscher Soldaten im Ausland angemahnt. "Ein Auslandseinsatz der Bundeswehr ist erst dann wirklich ein Erfolg, wenn er auch einmal wieder beendet werden kann", sagte Gerhardt der Berliner Zeitung. Die FDP sei dafür, bei Friedenseinsätzen unter UN-Mandat Verantwortung zu übernehmen. "Wichtig ist allerdings, dass solche Militäreinsätze immer nur die Suche nach politischen Lösungen flankieren dürfen und nicht zum Politik-Ersatz werden."

Gerhardt ließ offen, ob die FDP der Aufstockung der Afghanistan-Kontingents von 2.250 auf 3.000 Soldaten zustimmen wird. Ob eine Erhöhung der Truppenstärke mehr Sicherheit bringe, müsse die Bundesregierung erst noch darlegen. Die Union zeigte sich dagegen bereit, das Mandat der Bundeswehr in Afghanistan noch vor der Wahl auszuweiten. Ihr Verteidigungsexperte Christian Schmidt (CSU) sagte: "Es besteht das Angebot, die notwendigen Konsequenzen kurzfristig zu ziehen." Einen Beschluss könnte der Bundestag in der kommenden Woche fassen: "Wir sind bereit, an uns wird es nicht scheitern."

Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD, Rainer Arnold, wies Vorwürfe aus der Union zurück, die Bundesregierung habe beim Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr eine Sicherheitsdebatte unverantwortlich lange hinausgezögert. "Es ist absurd, zu glauben, dass einige Soldaten mehr die Sicherheitslage entscheidend verbessern können", sagte Arnold der "Netzeitung". Gegen einzelne Terroristen oder Selbstmordattentäter gebe es "keinen absoluten Schutz".

Zum Antikriegstag am 1. September wollen Friedensgruppen und Gewerkschaften auf Kundgebungen gegen die Verlängerung des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr demonstrieren. 66 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkrieges müsse sich die Europäische Union als "Bündnis für zivile Konfliktbearbeitung" profilieren, erklärte das Netzwerk Friedenskooperative gestern in Bonn.

Das Verbot eines Angriffskrieges im deutschen Grundgesetz sei durch die "regierungsamtliche Neudefinition der Aufgaben der Bundeswehr" unterhöhlt, kritisiert die Friedenskooperative weiter. Zahlreiche Soldatengottesdienste und öffentliche Rekrutenvereidigungen zum 50-jährigen Bestehen der Bundeswehr seien eine "Wiederbelebung religiös überhöhter militaristischer Rituale" und ein "Werbefeldzug an der Heimatfront".



Quelle: Schweriner Volkszeitung, 31.08.05

Friedensfest am Südufer des Pfaffenteiches

Buntes Programm und zahlreiche Info-Stände

Schwerin - Das Friedensfest zum Weltfriedenstag am 1. September hat in Schwerin bereits Tradition. In diesem Jahr steht es unter dem Motto "Frieden? Wo?". Von 14 bis 18 Uhr wird es auf der Bühne am Südufer des Pfaffenteiches ein buntes Programm geben, an dem sich Schüler, Künstler und Vereine beteiligen. Mit dabei sind das Puppentheater der Weinbergschule (14.10 Uhr), die deutsch-mosambikanische Kulturinitiative (14.30 Uhr), der Westclub One (15 Uhr), das Jugendhaus Lankow (15.30 Uhr), die RAA (16 Uhr), Ataraxia (16.30 Uhr) und die Band "Zunami" (17 Uhr).

Gäste können einen Wunschbau gestalten

Die Besucher können zudem Friedenssymbole herstellen. Diese werden - mit Schild der jeweiligen Hersteller versehen - als Friedenskette aufgehängt. Um 16.15 Uhr sollen per Los drei Symbole ermittelt werden, die einen Preis erhalten.

Rund um den Platz sind Informationsstände aufgebaut. Vereine und Initiativen aus Schwerin und Umgebung informieren über ihre Arbeit und machen Angebote: ein Wunschbaum wird gestaltet, der Bauspielplatzbus bietet Spiele, es kann gebastelt werden und vieles mehr.

Gesicht zeigen gegen Waffentransfer

Die Schweriner Gruppe von amnesty international (ai) informiert über die Kampagne "Waffen unter Kontrolle". Ziel ist die strikte Kontrolle und Transparenz aller Rüstungstransfers durch ein verbindliches internationales Abkommen, das spätestens zur nächsten UN-Kleinwaffenkonferenz 2006 verabschiedet werden soll. Im Zuge dieser Kampagne wird die Schweriner Gruppe ai beim Friedensfest für die Aktion "Eine Million Gesichter" Fotos von Menschen machen, die für diese Forderung Gesicht zeigen. Auch wer nicht am 1. September zum Pfaffenteich kommen kann, kann sich an dieser Aktion - per Internet - beteiligen. Bei allen Aktivitäten soll das Gespräch nicht zu kurz kommen. Bevor gegen 17.40 Uhr die Friedenstauben in die Luft steigen, gibt es genug Gelegenheit, sich zu treffen und auszutauschen.



Quelle: Aalener Nachrichten, 31.8.05

Kundgebung für den Frieden

Aalen (pm) - Anlässlich des Antikriegstages ruft der DGB-Ostwürttemberg zusammen mit dem Aalener Bündnis für Frieden zu einer Kundgebung am 1. September um 17 Uhr auf dem Marktplatz auf. Als Redner werden der DGB-Regionsvorsitzende Karl-Heinz Wiedmann und der evangelische Stadtpfarrer Bernhard Richter sprechen.

Das Ensemble "T.O.A. der STOA", wird die Veranstaltung mit dem Theaterstück "Die Ohrfeige" von Karl Valentin eröffnen. Nach Beendigung der Kundgebung findet in der evangelischen Stadtkirche ein gemeinsames Friedensgebet statt. Mit der Veranstaltung am 66-sten Jahrestages des Beginns des Zweiten Weltkrieges soll ein Zeichen dafür gesetzt werden, dass rechtsextremer Ideologie und Gewalt mit allen Mitteln des demokratischen Rechtsstaates entgegengetreten werden soll. Der DGB-Ostwürttemberg und das Aalener Bündnis für Frieden treten auf der Grundlage der Überwindung von Armut, sozialer Ausbeutung, politischer, religiöser und sexueller Diskriminierung treten für eine zivile Konfliktlösung und die Vermeidung ein.



Quelle: Braunschweiger Zeitung, 01.09.05

"Krieg ist keine Alternative"

Gedenkveranstaltung zum Antikriegstag auf dem Wolfenbütteler Hauptfriedhof

Von Karl-Ernst Hueske

WOLFENBÜTTEL. Am Vorabend des 1. September (1939 Beginn des Zweiten Weltkrieges), also am 31.August, laden traditionell Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) und der SPD-Stadtverband Wolfenbüttel zu einer Gedenkveranstaltung an die Opfer der Kriege und der Nazi-Gewaltherrschaft auf dem Hauptfriedhof an der Lindener Straße ein. Die Gedenkrede hielt in diesem Jahr der DGB-Regionsvorsitzende Gundolf Algermissen.

Er erinnerte zunächst an die Schicksale der von einem Rollkommando der Nationalsozialisten in der Auguststadt in der Nacht vom 6. auf den 7.Juli 1933 verhafteten und brutal zusammengeschlagenen Willi Bock, Fritz Fischer, Emil Fröhlich, Ernst Goldbach, Karl Heise, Fritz und Richard Liebold, Alfred Müller, Alfred Perkampus, Kurt Strupat und Albert Stübig. Letztgenannter nahm an der gestrigen Gedenkveranstaltung noch persönlich teil.

"Die Schicksale dieser Kollegen müssen uns stets daran erinnern, dass unsere Demokratie und die persönliche Freiheit das höchste Gut sind, das wir als Gewerkschafter, als Politiker, als Bürger der Stadt Wolfenbüttel täglich verteidigen müssen", lautete die Schlussfolgerung des Regionsvorsitzenden.

Algermissen berichtet, dass der DGB in diesem Jahr das Motto "Krieg ist keine Alternative" zum Antikriegstag gewählt habe. Alle Gewerkschafter seien sich in der Ächtung von Massenvernichtungswaffen einig. Der DGB fordere zudem eine stärkere Kontrolle des Waffenhandels und die Bestrafung aller Kriegsverbrechen und das Ende des Irakkrieges. Algermissen verknüpfte diese Bemerkungen mit der Feststellung: "Unseren zu ehrenden Kollegen würde unser aktuelles Engagement sicher gefallen."

Es schlossen sich Kranzniederlegeungen von SPD und DGB am Grab der ermordeten Gewerkschafter, am russischen Ehrenmal sowie am internationalen Gedenkstein an.



Quelle: junge Welt, 01.09.05

Kapitalismus pur

von Johannes M. Becker (*)

Zwei Seiten einer Medaille: Militärische Aufrüstung und soziale Abrüstung. Acht Thesen zum Antikriegs- und Weltfriedenstag 2005

Eine absurde Lage: Auf der einen Seite wird aufgerüstet, was das Zeug hält, das heißt, was die Bevölkerung schluckt, und es wird mit den Säbeln gerasselt. Die Auf- und Umrüstung der Bundeswehr geht weiter, die EU perfektioniert die "Schnelle Eingreiftruppe" und die "Battle Groups", baut den Airbus 400 M. Die USA drohen unverhohlen mit Interventionen in Iran, in Kuba, in Venezuela. Auf der anderen Seite spielt Sicherheitspolitik, die sich als Friedenspolitik versteht, im laufenden deutschen Wahlkampf so gut wie keine Rolle. Arbeitslosengeld (ALG) II, Ein-Euro-Jobs, die Zerschlagung des öffentlichen Ausbildungs- und Beschäftigungssektors sowie die Verlotterung der öffentlichen Infrastruktur gehen ungestört weiter - und außer der "Linkspartei", und auch die eher am Rande, baut niemand im laufenden Wahlkampf die Brücke zwischen diesen Themen.

1. Das Ende des Ost-West-Konfliktes hat das Gesicht Europas verändert - in sozialer wie in sicherheitspolitischer Hinsicht.

Mußte das System des Kapitalismus (früher: "soziale" Marktwirtschaft tituliert) nach 1945 seinen Menschen noch beweisen, daß es besser funktioniert als das benachbarte Konkurrenzsystem, so besteht diese Notwendigkeit seit 1989/90 nicht mehr. Der Kapitalismus ist entfesselt. Er hat keine Rücksichten mehr zu nehmen.

Der mediale Umgang und der der herrschenden Politik mit dem verflossenen "realen Sozialismus" läßt an diesem kein gutes Haar. Alles wird pauschal für schlecht oder gescheitert erklärt, die Menschen in den dortigen Staaten werden großteils neben ihrem Guthaben auch ihrer Geschichte beraubt, sind entmutigt und fühlen sich marginalisiert. Besonders ausgeprägt ist das in den fünf neuen Bundesländern.

Die Entfesselung des Kapitalismus wirkt noch umso stärker, als auch in den Entwicklungsländern fortschrittliche Alternativmodelle entweder gescheitert sind oder durch Interventionen von außen, in aller Regel von den dominierenden Staaten des Kapitalismus, zerstört wurden und werden (Chile, Nikaragua, Granada, Portugal ...). Die Informationspolitik über noch existierende oder im Entstehen begriffene Alternativmodelle wie in Kuba und Venezuela ist in aller Regel entstellend.

2. Die Logik ist in allen kapitalistischen Staaten die gleiche: Kapitalismus pur steht auf der Tagesordnung.

Die "Durchrechnung" aller Lebensbereiche nach kapitalistischer Effizienz wird von allen Staaten betrieben, mit nur unwesentlichen Differenzierungen. Dies geschieht unabhängig von der Couleur der jeweiligen Regierungen - in Frankreich und in der Bundesrepublik Deutschland beispielsweise haben sich die sozialdemokratischen Parteien noch als die besten Durchsetzer des Neoliberalismus erwiesen. Ihnen fehlte fast vollständig die Opposition. Die unmittelbaren Folgen sind Massen- und Langzeitarbeitslosigkeit und die Verarmung immer größerer Teile der Bevölkerung.

3. Sicherheitspolitisch der beste Ausdruck der neuen Lage sind die Kriege gegen Jugoslawien (1999), Afghanistan (2001) und Irak (2003).

Hier agierte die Führungsmacht des Kapitalismus, die USA, die übrigens 50 Prozent der erdweiten Rüstungsausgaben tätigt, von niemandem eingeengt und völkerrechtswidrig, dies zum Teil unter Mitwirkung ihrer europäischen "Juniorpartner".

4. Die westeuropäischen Staaten nutzen die neue weltpolitische Lage zu einer "Emanzipation" besonderen Stils: Sie widersetzen sich dem neuen Unilateralismus, der Einseitigkeit, in der Sicherheitspolitik durch eine verstärkte und nun koordinierte Aufrüstung.

Bis zum Jugoslawien-Krieg 1999 waren die EU-Staaten in ihren koordinierten Rüstungsanstrengungen gleichsam paralysiert durch zwei unterschiedliche Strategien, d.h. durch die Frage, ob die EU sich unter dem Dach der NATO (und damit unter der Dominanz der USA) oder eigenständig, mit Hilfe des Instrumentariums der WEU, militarisieren solle. Sie tut dies nun weitgehend eigenständig.

So wird eine "Schnelle Eingreiftruppe" von 60.000 Soldaten geschaffen, die EU wird mit "Galileo" ein erdumspannendes Satellitensystem aufbauen, sie rüstet sich mit einer Flotte von Truppentransportern aus (Airbus 400 M). Sie will hiermit die Option zu Kampfeinsätzen ohne territoriale Begrenzung eröffnen. Eine europäische "Rüstungsagentur" ist gebildet worden. Die UNO wie auch die OSZE spielen in der Politikkonzeption auch der EU nur noch eine untergeordnete Rolle.

5. Die Erde wird hierdurch nicht friedlicher, nicht einmal der Zustand des Patts, des mehrfachen Overkills, zu Zeiten des Ost-West-Konfliktes wird hier wiederhergestellt.

Nun stehen sich zwei konkurrierende kapitalistische Mächte gegenüber, die unter Umständen um eine Neuaufteilung der Erde und ihrer spärlicher werdenden Ressourcen ringen werden. Das Beispiel Irak spricht Bände. Bundeskanzler Gerhard Schröder hat vor Kriegsbeginn gesagt: "Nicht jetzt und nicht an der Seite der USA". Deutsche Interessen werden heute "am Hindukusch" und gar "weltweit" (Verteidigungsminister Peter Struck) verteidigt. Neuestes Beispiel ist der Sudan.

6. Der Verfassungsentwurf der EU schreibt eine ungeschminkte Militarisierung.

Hierin droht der EU der 25 nun neben einer Verpflichtung zur Aufrüstung auch die Umgehung des einzigen demokratisch legitimierten Organs der EU, des Europaparlaments, bei der Entscheidung über Krieg oder Frieden. Das Europäische Parlament wird lediglich regelmäßig "auf dem laufenden" gehalten und kann "Anfragen" stellen. Nicht einmal eine Kontrolle der Außenpolitik des Ministerrates durch den Europäischen Gerichtshof soll die EU-Verfassung ermöglichen.

Die EU will offenbar die Konkurrenz mit den USA offensiv angehen. Es geht um Märkte und um Rohstoffe, schließlich um politischen Einfluß in der Ersten wie in der Dritten Welt.

7. Was haben militärische Aufrüstung und soziale Abrüstung miteinander zu tun?

Um Kriege führen zu können, um zumindest die Option hierzu zu haben, müssen zum einen die materiellen Ressourcen bereitgestellt werden, was durch die "Entlastung" der Haushalte von Sozialkosten und durch die Aufrechterhaltung der Rüstungshaushalte geschieht.

Zum anderen muß ein politisches Klima geschaffen werden, es muß ein Feindbild her. Im Inneren: die in der "sozialen Hängematte" liegenden Erwerbslosen, SozialhilfeempfängerInnen, "Fremdarbeiter" etc. Im Äußeren: "der" Islam, der internationale "Terror", die Antiglobalisierungs"chaoten" ...

8. Was kann die demokratische und Friedensbewegung gegen diese Tendenzen tun?

Gegen die aufgezeigte Politik muß auf der Straße und mit einer parlamentarischen Linksopposition agiert werden. Über die Realität der sozialen Verhältnisse, das heißt, die ungemein rasch sich verändernde Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums, muß weiter und verstärkt aufgeklärt werden.

Die EU sollte sicherheitspolitische Aufgaben ausschließlich auf supranationale Organisationen (UNO, OSZE) übertragen, sie sollte eine Politik des sozialen Ausgleichs mit der Dritten Welt angehen, das heißt, neue terms of trade fixieren, nicht weiter eine Abschottung ihrer Märkte betreiben. Die Ablehnung der Verfassung sollte genutzt werden zu einer basisdemokratischen, europaweiten Debatte der Gegner von Sozialabbau und Aufrüstung. Überdies ist jeglicher Rüstungsexport sofort zu stoppen.

(*) Dr. Johannes M. Becker ist Koordinator des Zentrums für Konfliktforschung an der Philipps-Universität Marburg



Quelle: Sächsische Zeitung, 1.9.05

Geschichten auf, unter und zwischen den Brücken

Von Ines Eifler

Gedenkweg. Heute werden traditionell etwa 60 Pilger an der Görlitzer Neiße entlang wandern.

Brückenruinen an der Neiße sind Zeugen der Geschichte von Polen und Deutschen, ragen als Symbol für Brüche, abgerissene Wege und brachial geschaffene Grenzen in die Gegenwart. Sie erinnern an Katastrophen und eine grausame Vergangenheit, die heute, im 60. Jahr nach Kriegsende und genau 66 Jahre nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen, das Verhältnis der beiden Nachbarn noch immer belastet.

Die verwitterten Stümpfe der Leschwitz-Posottendorfer Brücke in Görlitz-Weinhübel sind die erste Station des Ge(h)-Denk-Weges, zu dem die Evangelische Görlitzer Innenstadtgemeinde, die Evangelische Akademie und die Versöhnungskirchgemeinde wie in jedem Jahr am Weltfriedenstag auch heute Nachmittag einlädt. Seit 1995 gehen immer am 1. September etwa sechzig Pilgernde am Fluss entlang in Richtung Norden von einer zur nächsten Görlitzer Brücke, die einst das östliche mit dem westlichen Neißeufer verbanden oder es heute wieder tun. Machen Station am Weinhübler Franziskanerkloster, um an Franz von Assisi zu denken, der durch seine Predigten für einen geschwisterlichen Umgang aller Geschöpfe miteinander als Friedensbote gilt. An den Krieg, nicht nur an dessen Ende und die Brückensprengungen, erinnern die Überbleibsel des KZs in Weinhübel, wo auch Christen interniert waren, bevor sie ein schlimmeres Schicksal in anderen Lagern ereilte.

Kein bloßer Mahnweg im Gedenken an Zerstörung und Krieg, die ewige Last der Geschichte betrauernd, ist dies, sondern es geht um Versöhnung, heute und hier, ganz lebensnah, freilich unter Einbeziehung der deutschen und polnischen Schicksale, von Zeitgenossen, die aus eigenem Erleben berichten.

An den Brücken hält man also inne und betet, ebenso aber werden hier Geschichten aus Krieg und Nachkrieg, von Vertriebenen, denen man 1945 ihre deutsche oder polnische Heimat nahm, und auch von heutigen, freundschaftlichen Begegnungen zwischen Deutschen und Polen erzählt. Unterm Viadukt, der Eisenbahnbrücke, spricht ein Pfaffendorfer Ehepaar über "Entdeckungen im Nachbarland", ermutigt zur Neugier auf andere, zu Zivilcourage und Menschlichkeit.

Ein Stückchen weiter den Fluss hinab, unter dunklen Uferbäumen, bekommt die Gruppe an der Obermühle einen Pilgertrunk gereicht. Pilgertrunk? "Ja, einfach ein Glas Wasser nach dem ersten Stück gemeinsamen Weges", erklärt Regionalbischof Hans-Wilhelm Pietz, "als urchristliches Zeichen der Gastfreundschaft."

Zum ersten Mal jedoch führt ein Stück des Wegs durch Polen, ist es nicht nur ein kleiner Abstecher. Auf der Stadtbrücke begegnen sich Görlitzer und Zgorzelecer Christen, und in der Beteiligung der polnischen Bürger an diesem Jahrestag des Überfalls auf ihr Land sieht Pietz ein ganz besonderes Signal: "Sie heißen uns freundlich willkommen, und wir danken für das friedliche Zusammenleben an der Neiße." Es gehe nicht um Abgrenzung, sondern nur aus der Erinnerung und dem Eingestehen von Schuld heraus komme es zu Erneuerung und Veränderung.

Beginnt der Weg auch an den Zeichen der Zerstörung, an KZ und Brückenstumpf, sein Ende liegt mitten



Quelle: afp, 01.09.05, 7 Uhr

Aachener Friedenspreis wird verliehen

Aachen (AFP) - Die deutsche Schauspielerin Hanne Hiob und der US-Jesuitenpater Roy Bourgeois erhalten heute den Aachener Friedenspreis. 60 Jahre nach Kriegsende soll damit der Einsatz der 82-jährigen Hiob gegen Faschismus und Rassismus und das Engagement des 66-jährigen katholischen Priesters Bourgeois gegen die Folter gewürdigt werden.

Der Aachener Friedenspreis wird in der Regel zum Antikriegstag am 1. September an Persönlichkeiten oder Organisationen verliehen, die sich für den Frieden "von unten" einsetzen. 1988 wurde die Auszeichnung von einem Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften und Bürgergruppen ins Leben gerufen.



Quelle: Neues Deutschland, - Kommentar -, 01.09.05

Friedenslehre

Von Olaf Standke

In Uganda steht seit heute Frieden auf dem Lehrplan, auch dank deutscher Hilfe. Das verdient am Antikriegstag ein "Sehr Gut". Natürlich sind damit die gewaltsamen Auseinandersetzungen nicht von heute auf morgen beigelegt, aber vielleicht fördert die Vermittlung der Vorteile ziviler Konfliktlösungen ja die Befriedung des ostafrikanischen Landes. Vor allem im Norden wütet seit fast 20 Jahren ein brutaler Bürgerkrieg. Friedensforscher zählen weltweit fast 90 bewaffnete Konflikte. Vor allem Irak macht täglich neue Schlagzeilen, obwohl doch USA-Präsident Bush den Krieg schon lange für beendet erklärt hat. Und die Kriegsgefahr in der Region wächst wieder, weil Washington längst Iran im Visier hat.

So sind wenige Tage vor der Bundestagswahl die Parteien hier zu Lande auch gefragt, wie sie der Gefahr eines neuen Militärschlages begegnen wollen. Und wie sie im Rahmen der angestrebten UNO-Reform eine präventive Friedenspolitik endlich zur von allen Mitgliedstaaten respektierten Kernaufgabe der Vereinten Nationen machen wollen. Was auch bedeutet, sich für die Überwindung von Armut, sozialer Ausbeutung und jeglicher Diskriminierung stark zu machen und - in Krisengebiete wie Uganda statt deutsche Waffen friedenspädagogische Lehrmittel zu schicken.



Quelle: Thüringer Zeitung, 1.9.05

Ausstellung in Nordhausen zeigt Feldpostbriefe

Nordhausen (dpa/th) - Feldpostbriefe aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg zeigt eine Ausstellung, die heute (Donnerstag) zum Weltfriedenstag im Altstadt-Museum Nordhausen eröffnet wird. Die mehr als 800 Dokumente wurden von Nordhäusern zur Verfügung gestellt. Mit den Karten und Briefen lassen sich zum Teil rührende und tragische Familiengeschichten nachverfolgen. Die Ausstellung ist bis zum 25. September täglich außer montags von 10.00 bis 17.00 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.



Quelle: wdr.de, 01.09.05

Aachener Friedenspreis wird verliehen

Auszeichnung für Brecht-Tochter und US-Priester

Die Münchner Schauspielerin Hanne Hiob und der amerikanische Theologe Roy Bourgeois werden am Donnerstagabend (01.09.05) mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet. Damit würdigt der Verein ihren Kampf gegen Krieg, Gewalt und Folter.

"Zur Zeit erwacht die Antikriegsbewegung in den USA", sagte Roy Bourgeois am Donnerstag (01.09.05) bei einer Pressekonferenz vor der Preisverleihung. Der Stimmungswandel in den USA beim Irakkrieg verschaffe der amerikanischen Friedensbewegung Rückenwind. Der katholische Priester wird zusammen mit der Schauspielerin und Brecht-Tochter Hanne Hiob am Donnerstagabend mit dem Aachener Friedenspreis 2005 ausgezeichnet. Der mit je 1.000 Euro dotierte Friedenspreis ehrt Menschen, die "von unten her" zu Frieden und Verständigung der Völker beigetragen haben.

"Viele Menschen merken, dass die Begründung für den Krieg auf Lügen basiert", sagte Bourgeois. Erstmals gebe es auch Soldaten, die nach einem Heimatbesuch nicht mehr in den Irak zurückkehren wollten und sich für Frieden engagierten. Bourgeois wird für seinen Kampf gegen die Militärschule Fort Benning im US-Bundesstaat Georgia ausgezeichnet. Lateinamerikanische Soldaten würden dort in Kampftechniken und Foltermethoden ausgebildet, die sie als Terrorkommandos in den eigenen Ländern einsetzten. Sein Engagement brachte ihm vier Jahre Gefängnis ein. Bourgeois war Berufsoffizier in der US-Armee, ehe er unter dem Eindruck des Vietnam-Krieges Priester wurde.

Wird geehrt: Hanne Hiob

Hanne Hiob wird als "Widerstandskämpferin gegen Rechts" für ihr Lebenswerk geehrt. Die Schauspielerin ist nicht nur als Tochter des Dramatikers Bert Brecht bekannt geworden, sondern, wie der Verein "Aachener Friedenspreis" mitteilte, auch dadurch, dass sie sich seit mehr als 30 Jahren unerschrocken und mit aller Kraft gegen Faschismus, Rassismus und Krieg eingesetzt habe. Die Losung "Nie wieder Faschismus - nie wieder Krieg" sei stets ihr Leitmotiv geblieben, die Vergabe des Preises ein Zeichen dagegen, den Faschismus wieder salonfähig zu machen.

Der Aachener Friedenspreis wird traditionell am 1. September, dem Antikriegstag, verliehen. In diesem Jahr findet die Preisverleihung zum 18. Mal statt.



Quelle: Aachner Zeitung, 01.09.05

Gegen Folter und Faschismus

Aachen: Die Münchner Schauspielerin Hanne Hiob (82) und der katholische US-Theologe Roy Bourgeois (67) erhalten am Donnerstagabend den Aachener Friedenspreis. Damit werden der jahrelange Protest des Maryknoll-Paters Bourgeois gegen Folter und Menschenrechtsverletzungen in Lateinamerika und der Einsatz Hanne Hiobs gegen Faschismus und Rassismus gewürdigt. Hiob ist die erste Tochter Bertolt Brechts aus dessen Ehe mit der Wiener Opernsängerin Marianne Zoff. Bourgeois organisiert seit 1980 Protestaktionen gegen das Training lateinamerikanischer Soldaten an einer Militärschule in Fort Benning im US-Bundesstaat Georgia, das nach Angaben der Bürgerinitiative Aachener Friedenspreis Folterungen einschließt. Das habe ihm bislang insgesamt vier Jahre Haft eingebracht.

Die Verleihung des Preises ist wie jedes Jahr am 1. September, dem Antikriegstag, in Aachen. Er geht zum 18. Mal an Persönlichkeiten oder Organisationen, die sich "von unten" für den Frieden einsetzen. Bisherige Preisträger waren unter anderen die Flüchtlingsorganisation "Pro Asyl", eine Hilfsorganisation für Kindersoldaten in Mosambik und die ökumenische US-Gruppe "Pastoren für den Frieden".

Hiob spielte auf allen großen europäischen Bühnen. Nach Ende ihrer Theaterlaufbahn 1976 trat sie mit eigenen Brecht-Abenden, Lesungen und antifaschistischen Veranstaltungen auch in Schulen auf. Ihr Lebenswerk setze ein Zeichen "gegen alle neonazistischen Versuche, den Faschismus wieder salonfähig zu machen", hieß es.

Seit mehr als 30 Jahren sei sie eine "unerschrockene Widerstandskämpferin gegen Rechts und gegen den Krieg". Mit der Auszeichnung werde ein Signal gegen Rechtsradikalismus und eine wachsende Militarisierung in Deutschland gesetzt.

Hinweis: Näheres unter
http://www.aachener-friedenspreis.de



Quelle: Saarbrücker Zeitung, 01.09.05

Brecht-Tochter Hanne Hiob mit Aachener Friedenspreis ausgezeichnet

Aachen (dpa) - Zum ersten Mal hat eine Kulturschaffende den Aachener Friedenspreis erhalten - die Schauspielerin und Brecht- Tochter Hanne Hiob. Die 82-Jährige wurde am Donnerstag für ihr Lebenswerk im Kampf gegen Faschismus und Rechtsradikalismus ausgezeichnet.

Internationaler Preisträger ist der katholische Theologe und amerikanische Friedensaktivist Roy Bourgeois. Der mit 2000 Euro dotierte Preis ehrt Menschen, die "von unten her" zu Frieden und Verständigung der Völker beigetragen haben. Er wird am Antikriegstag, dem 1. September, verliehen.

"Hanne Hiob ist mit ihrem Leben eine Symbolfigur für das Überleben des Nazireiches und für den Kampf gegen Rechtsradikalismus", sagte der Vorsitzende des Friedenspreis-Vereins, Otmar Steinbicker. Nach dem Ende ihrer Theaterlaufbahn arbeitete Hiob nach Angaben des Vereins mit Lesungen und Theateraktionen gegen Faschismus, Rassismus und Krieg. Bekannt wurde sie vor allem mit dem "Anachronistischen Zug", der das gleichnamige antifaschistische Gedicht Bertold Brechts in Szene setzte.

"Einen Oskar habe ich nie bekommen, eine Anerkennung der Leistungen am Theater hat nicht stattgefunden", sagte Hanne Hiob in einer vorab veröffentlichten Rede. Sie sei verwundert gewesen, "dass es doch jemanden gibt, der wenigstens mein politisches Wirken auszeichnen will". Der Verein des Aachener Friedenspreises versteht sich als Bürgerinitiative, die aus der Friedensbewegung entstanden ist.

Der Priester Roy Bourgeois kämpft seit rund 20 Jahren gegen das Training lateinamerikanischer Soldaten an der Militärschule Fort Benning im US-Bundesstaat Georgia. Rund 2000 Soldaten werden nach seinen Angaben jährlich von US-Amerikanern in Kampftechniken und Foltermethoden ausgebildet. Nach der Rückkehr in ihre Heimat würden viele Absolventen Mitglied von Terrorkommandos. Wegen seiner Teilnahme an gewaltfreien Protestaktionen hatte der ehemalige Berufsoffizier Bourgeois vier Jahre im Gefängnis gesessen.



Quelle: Schwäbisches Tagblatt, Tübingen, 02.09.2005

Deutsche Soldaten sollen abziehen

(bek). "Für uns ist der 1. September eine Verpflichtung zu einer klaren antimilitaristischen Politik." Bei der Kundgebung des Friedensplenums am Tübinger Holzmarkt sparte Claudia Haydt von der Informationsstelle Militarisierung nicht mit Kritik an Regierung und Opposition: Soldaten auf dem Balkan und in Afghanistan - "deutsche Außenpolitik ist ganz klar und offen Machtpolitik, Interessenspolitik, Militärpolitik und damit Kriegspolitik", meinte Haydt. In die gleiche Kerbe schlug Julia Günther vom Friedensplenum, die in Hinblick auf die Bundestagswahl die Forderungen der Friedensaktivisten vorstellte: Nein zu Aufrüstung, zur EU-Verfassung, zu Atomwaffen, zum Einsatz deutscher Truppen und zu Rüstungsexporten.

Über den "Zusammenhang zwischen Krieg und Sozialabbau" referierte die TÜL-PDS-Stadträtin Gerlinde Strasdeit. "Wir brauchen ein Umlenken", forderte sie. "Investitionen nicht in Rüstung, sondern in neue Energieträger, Bildung, Kindergärten und Gesundheit." Ausführlich ging sie auch auf den aktuellen Tarifstreit bei den Universitätskliniken ein. "Rüstung bedeutet Krieg nach außen, Sozialabbau bedeutet Krieg nach innen", war ihre These.

Etwa 30 Leute verfolgten am Donnerstag die Kundgebung, die das Friedensplenum alljährlich am 1. September veranstaltet. An diesem Datum hatte Nazi-Deutschland vor 66 Jahren Polen überfallen und damit den Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Die Initiative, daran mit einem Antikriegstag zu erinnern, ging in den 50-er Jahren von den Gewerkschaften aus.



Quelle: Schwäbisches Tagblatt, 02.09.2005

Mitmachen bei echter Abrüstung!

Mach mit bei der Rüstungsindustrie und auch bei Kriegen:Im Wahlkreis und im Wahlkampf verkaufen sich die Grünen gerne als Friedenspartei. Wir erinnern uns: Die Regierungszeit von Rot-grün begann mit dem Angriffskrieg gegen Jugoslawien. Von wegen Friedensparteien, Sozialdemokraten und Grüne betreiben in Wirklichkeit seit Jahren Aufrüstungs- und Kriegsvorbereitungspolitik.

So zum Beispiel am Dienstag dieser Woche im Auswärtigen Ausschuss des Europäischen Parlaments: Eine Mach-Mit-Initiative der grünen Angelika Beer. Sie legte eine Stellungnahme vor zur Förderung des europäischen "Verteidigungsgütermarktes" (zu einem Bericht des CSU`lers Joachim Würmeling). Eine ganz große Koalition von Konservativen, Liberalen, Nationalisten, Grünen und Sozialdemokraten war sich einig. Nur die Linksfraktion stimmte im Auswärtigen Ausschuss gegen Maßnahmen zum Ausbau des EU-Rüstungsmarktes. Die europäische Rüstungsindustrie soll nach dem Willen der Grünen direkt durch die EU unterstützt werden. Das kostet. Die Kommission wird denn auch aufgefordert, dafür "alle Anstrengungen zu unternehmen", sprich: kräftig zu zahlen. Die Initiative der KSK-Aktivistin ("Kommission sponsert Krieg"). Dies verkauft Angelika Beer in grünen Kreisen als Beitrag zur Abrüstung. Schließlich spare man Geld bei einer standardisierten Ausrüstung von EU-Interventionstruppen und EU-Battle Groups mit Waffen und Militärtechnik. Das Schriftstück segelte denn auch nicht unter dem Titel "Kriegsvorbereitung" in die parlamentarische Welt sondern unter dem Label "Verbraucherschutz" weiter in den für Binnenmarkt zuständigen Ausschuss. Die Konservativen stehen offen und ehrlich zu diesem Militarisierungskurs. SPD und Grüne reden in Tübingen noch anders, als sie in Brüssel und Berlin handeln.

Ich fordere eine Beendigung des Militarisierungskurses in der EU. Ich will "Mitmachen" bei echter Abrüstung! Deshalb ist es gut, dass mit den Abstimmungen in Frankreich und den Niederlanden Sand ins Getriebe dieses EU-Verfassungsvertrags geraten ist, denn der Text sieht eine Verpflichtung aller Einzelstaaten zur militärischen Aufrüstung vor.

Wir brauchen jetzt keine grünen Makler, vielmehr sind Initiativen gegen die Kriegsplanungen der USA im Iran notwendig. Die EU muss sich den Eskalationsstrategien in den Verhandlungen mit dem Iran deutlich widersetzen statt mitzumachen. Atomwaffen sind überall abzuschaffen, auch diejenigen der EU-Staaten, die sogar in die aktuellen EU-Militärplanungen mit einbezogen werden. Wer neue Rüstungsspiralen verhindern will, muss sich einsetzen gegen europäische Interventionsstreitkräfte, EU-Battle-Groups und schnelle Nato-Eingreiftruppen. Das Mandat der Bundeswehr in Afghanistan soll bis zum Oktober im Deutschen Bundestag verlängert und ausgeweitet werden. Die Linkspartei fordert, dass die Bundeswehr aus den Einsatzgebieten in Afghanistan und anderswo zurückgeholt wird. Der geheime Krieg der Bundeswehr am Hindukusch droht zum heißen Krieg zu werden. 60 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges, der am 1. September 1939 von Deutschland mit dem Überfall auf Polen begonnen wurde, droht Krieg als Mittel der Politik wieder zum Alltag zu werden. Deutsche Soldaten in aller Welt sind keine Botschafter des Friedens.

Es kann daher nicht schaden, dass die Friedensbewegung eine Stimme im Deutschen Bundestag erhält. Deshalb empfehle ich: Geben Sie Heike Hänsel von der Linkspartei beide Stimmen. : die Erststimme im Wahlkreis und - erst recht - die wahlentscheidende Zweitstimme.

Tobias Pflüger, parteiloser Europaabgeordneter der Linkspartei



Quelle: junge Welt, 02.09.05

"Sympathie" für Linkspartei

Rüdiger Göbel

Friedensbewegung beging Weltfriedenstag mit mehr als 160 Veranstaltungen. Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan gefordert

Weitgehend unbeachtet von den großen Agenturen und Medien haben Friedensgruppen und Gewerkschaften am Donnerstag mit mehr als 160 Veranstaltungen an den Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 66 Jahren erinnert. Am 1. September 1939 hatte die faschistische Wehrmacht mit dem Angriff auf Polen den deutschen Expansionskrieg begonnen. Mit diesem Krieg brachte Deutschland zum zweiten Mal im 20. Jahrhundert ungeheures Leid über Millionen Menschen, besonders in Osteuropa: 55 Millionen Menschen wurden getötet, davon allein mehr als 20 Millionen Bürger der Sowjetunion, unzählige wurden verletzt und verstümmelt, Hunderttausende zu Zwangsarbeit verschleppt, Tausende Dörfer und Städte wurden zerstört.

Viele der Kundgebungen, Mahngänge und Gedenkfeiern zum Weltfriedenstag waren explizit gegen die Einsätze der Bundeswehr im Rahmen der Operation "Enduring Freedom" sowie gegen die anstehende Verlängerung und Ausweitung des Afghanistan-Mandates. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) forderte in einer Erklärung zum 1. September, Deutschland müsse "innerhalb der internationalen Staatengemeinschaft die Ächtung aller Massenvernichtungswaffen von Landminen bis zur Atomtechnologie durchsetzen". Waffenlieferungen in Krisen- und Kriegsgebiete seien "unmoralisch und gewissenlos". Die Eskalation der Gewalt im Irak, unter der vor allem die Zivilbevölkerung leide, sei ein trauriges Beispiel dafür, daß militärische Interventionen ohne UN-Mandat keine Lösung darstellen. "Der Aufbau einer friedlichen und demokratischen Gesellschaft im Irak ist nicht in Sicht. Eine Friedensperspektive wird dieses Land erst dann haben, wenn die Besatzung beendet ist und das irakische Volk über seine politische Zukunft in freier Selbstbestimmung entscheiden kann."

Peter Strutynski vom "Bundesausschuß Friedensratschlag" sah in den gestrigen Aktivitäten einen "kraftvollen Auftakt der Friedensbewegung zu ihrem eigenen, überparteilichen, aber doch Partei ergreifenden Wahlkampfbeitrag". Auch wenn er keine Empfehlung für eine Partei abgeben wolle, werde doch deutlich, daß die Sympathien eindeutig dem antretenden Linksbündnis gelten. "Eine starke Fraktion im Bundestag, die sich als Ansprechpartner der Friedensbewegung verstünde, wäre nach sieben Jahren rot-grüner Enttäuschung ein klarer Fortschritt", so Strutynskis zurückhaltender Wahltip. Tatsächlich hat bis dato noch keine der größeren Friedensgruppen direkt zur Wahl der Linkspartei aufgerufen.

Dabei war es einzig die Linkspartei, die auf einer Großkundgebung in Frankfurt am Main am Donnerstag an den Überfall auf Polen vor 66 Jahren erinnerte. Spitzenkandidat Oskar Lafontaine forderte den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan und die Schließung der US-Militärbasen in Deutschland. Keine andere der am 18. September zur Wahl antretenden Parteien bezog sich gestern auf den Weltfriedenstag.



Quelle: Esslinger Zeitung, 02.09.05

Jedes Opfer hat ein Gesicht

ESSLINGEN: Am Postmichelbrunnen wird an den Beginn des Zweiten Weltkriegs erinnert

Von Peter Dietrich

Das Gegenteil von Erinnerung und Gedächtnis, meinte der Schriftsteller Elie Wiesel, sei nicht Vergessen, sondern Gleichgültigkeit. Bei der Gedenkfeier zum Antikriegstag erinnerte Dekan Dieter Kaufmann an die Worte dieses Holocaust-Überlebenden.

Weil die Innere Brücke gerade eine Baustelle ist, wurde die diesjährige Gedenkfeier von Friedensbündnis und DGB-Ortsverband an den Postmichelbrunnen verlegt, die Kranzniederlegung an der Nikolauskapelle entfiel. "Das ist der harte Kern der Friedensbewegung von Esslingen", begrüßte Thomas Bittner, Vorsitzender des DGB-Kreisverbandes Esslingen-Göppingen, die 70 Teilnehmer. Die Feier erinnert daran, dass am 1. September 1939 die Nazitruppen Polen überfallen hatten, es war der Beginn des Zweiten Weltkrieges.

60 Millionen Menschen, betonte der evangelische Dekan Kaufmann, starben in Folge dieses Datums. Eine Zahl, die nicht zu fassen sei: Jedes Opfer habe ein Gesicht, jeder Tote einen Traum vom Leben im Frieden und Hoffnung auf einen Fetzen Glück gehabt. Das Datum erinnere auch den Völkermord an Millionen von Juden, die im besetzten Polen hinter den Frontlinien systematisch umgebracht wurden.

Ohne Kenntnis der Geschichte, betonte Kaufmann, gebe es keine politische Orientierung in der Gegenwart. Frieden sei nicht selbstverständlich, sondern kostbar, ein Ergebnis guter Politik und demokratischen Bewusstseins.

Das Völkerrrecht stärken

Erinnern mache wachsam, wenn Krieg wieder auf die Tagesordnung gesetzt werde, Waffenembargos fast unbemerkt aufgehoben werden sollen, weitere Unsummen in die Rüstung fließen. Die Geschichte zeige, wozu der Mensch fähig sei: "Wir erheben uns nicht über die, die vor uns waren. Wir erkennen die Anfälligkeit des Menschen für einfache, schnelle Antworten auf Kosten anderer. Wir sehen unsere Verpflichtung, wachsam zu sein." Voraussetzung für den Frieden seien Rechtstaatlichkeit, Abbau krasser ökonomischer Ungleichheiten, Stärkung der internationalen Organisationen und des Völkerrechts und eine Kultur gegen Intoleranz und nationalistische Tendenzen.

Mitglieder des Friedensbündnisses präsentierten Lieder und Texte: Sie erinnerten daran, dass Menschen ihr Geld nicht essen können, dass nur die Erde dem Menschen Wohnung geben kann. Und mit der Ballade vom bedrohlichen Nachbarn zeigten sie, dass die Eskalation der Gewalt oft schon zuhause beginnt.



Quelle: Aalener Nachrichten, 2.9.05

DGB und Kirche rufen zu Frieden auf

AALEN (sma) In ihrer Kundgebung haben das Aalener Bündnis für Frieden und der Deutsche Gewerkschaftsbund Ostwürttemberg (DGB) gestern zu mehr Frieden und Gerechtigkeit aufgerufen. Frieden könne nur herrschen, wenn auch zwischen den Religionen Friede eintrete.

Mit dem 1. September 1939 nahm eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte seinen Lauf, erinnerte DGB-Chef Karl-Heinz Wiedmann. Nie wieder dürfe von deutschem Boden aus Krieg ausgehen, mahnte er. Wiedmann Stellt sich klar gegen Nationalsozialismus und den Irakkrieg. ",Wir können Frieden nur bewahren, wenn wir alles daran setzen, Armut, soziale Ausbeutung, politische, kulturelle und religiöse Diskriminierung zu überwinden", sagte er.

Bernhard Richter evangelischer Stadtpfarrer, rief zu Frieden und Toleranz zwischen den Religionen auf. Frieden werde auf Dauer nur möglich sein, wenn auch zwischen den Religionen Frieden herrsche, sagte er. Im Anschluss an die Kundgebung fand in der Stadtkirche ein Friedensgebet statt.



Quelle: Schwäbische Post, 02.09.05

Antikriegstag / Zentral Veranstaltung von DGB Ostwürttemberg und dem Bündnis für Frieden in Aalen

"Wer heute zündelt, marschiert morgen irgendwo ein"

Von Frank Bühl

Seit 1957 gedenkt der Deutsche Gewerkschaftsbund am 1. September - jenem Tag, als vor 60 Jahren der Zweite Weltkrieg mit dem deutschen Angriff auf Polen begann - den Opfern der Kriege. Zur zentralen "Antikriegstag"-Kundgebung für Ostwürttemberg hatte sich gestern etwa ein Dutzend interessierter Zuhörer auf dem Aalener Marktplatz versammelt.

Ostwürttemberg - Sowohl DGB-Regionsvorsitzender Karl-Heinz Wiedmann als auch Pfarrer Bernhard Richter bedauerten im Namen der beiden Veranstalter, des DGB Ostwürttemberg und des Aalener Bündnis für Frieden, diese schwache Resonanz.

Krieg und Terror seien stets Angriffe auf die Würde des Menschen, sagte Wiedmann. Auch der "nur wegen Ölvorkommen" entfesselte US-amerikanische Angriffskrieg gegen den Irak, mit dem "Gewalt und Terror" ins Land "gebombt" worden seien "Wir brauchen keine Angriffskriege", stellte Wiedmann auch einen Hinblick auf einen drohenden Konflikt mit dem Iran klar.

Aber auch der soziale Friede bröckle. Die Arbeitsmarktreformen hätten in Deutschland nicht zu mehr Arbeitsplätzen, sondern nur "zu weniger Auszahlungen" geführt. ",Wir brauchen Abrüstung statt Sozialabbau", forderte Wiedmann mit Verweis auf den 26,6 Milliarden-Euro-Etat des Bundesverteidigungsministeriums, mit dem - entgegen dem verfassungsgemäßen Auftrag der Landesverteidigung - weitere Auslandseinsätze der Bundeswehr finanziert werden sollten.

Ebenso vehement geißelte Wiedmann das Wiederaufleben rechtsradikalen Gedankenguts. "Die Demokratie muss ausgerechnet die schützen, die sie lieber heute als morgen abschaffen wollen", meinte er in Anspielung auf den kürzlichen Neonazi-Aufmarsch in Heidenheim. Bei den Auftritten rechtsradikaler Parteien in Landesparlamenten werde es jedem "aufrechten Deutschen zum Kotzen" schimpfte er.

"Wir werden darauf achten, dass die soziale Marktwirtschaft auch nach der Wahl eine solche bleibt", sagte Pfarrer Bernhard Richter, der jeder Form religiösen Extremismus eine Absage erteilte: Moslems in Aalen erlaube man zwar, eine Moschee zu bauen, Christen in moslemischen Ländern würden aber an der Religionsausübung gehindert. "Toleranz gehört zum Frieden", stellte Richter klar. ",Wer heute zündelt, wird morgen wieder irgendwo einmarschieren", verurteilte auch er die US-Drohgebäuden gegenüber dem Iran.



Quelle: WDR Hörfunk-Nachrichten, Nachrichten aus Aachen und der Euregio, 02.09.2005, 7 Uhr

Verleihung des Aachener Friedenspreises

Mehrere hundert Menschen haben am Doonerstagabend in einem Festakt die diesjährigen Träger des Aachener Friedenspreises gewürdigt. In der Aula Carolina erhielt die Schauspielerin und Brecht-Tochter Hanne Hiob die Auszeichnung für ihr Engagement gegen Rechtsradikalismus und Neonazismus. Der amerikanische Priester Roy Bourgeois wurde für seinen jahrzehntelangen Einsatz in der Friedensbewegung der Vereinigten Staaten geehrt. Beide Preisträger seien couragiert für Frieden und Völkerverständigung eingetreten, so die Stifter des Aachener Friedenspreises.



Quelle: Frankischer Tag, 03.09.05

Kein Krieg und Wahlkampf

Eberner SPD erinnerte an Überfall auf Polen am 1. September 1939

von Tanja Kaufmann

EBERN. Feierlich gedacht wurde in diesem Jahr schon dem Ende des Zweiten Weltkrieges vor 60 Jahren - am Jahrestag des Kriegsbeginns vor 66 Jahren erinnerte der SPD-Ortsverein Ebern mit dem "Antikriegstag" an vergangenes Leid und aktuelle Kriege.

Seit dem 1. September 1957 besteht der von Gewerkschaften und Friedensinitiativen alljährlich begangene Gedenktag, der mit dem Motto "Nie wieder Krieg" nie an Aktualität verliert. Zum ersten Mal fand der Antikriegstag nun in Ebern statt.

Rund 40 Menschen waren in die Gaststätte am Losberg gekommen, um mit "Weitblick" sowohl dem Jahrestag des Überfalls des Deutschen Reiches auf das Nachbarland Polen und damit dem Beginn von Krieg und unsäglichem Grauen zu gedenken, aber auch um die Kriegsgefahr in der heutigen Zeit nicht aus den Augen zu verlieren.

"Der 1. September ist Mahnung und Verpflichtung zugleich", sagte SPD-Ortsvereins-vorsitzende Brunhilde Giegold. Kriege und Gewalttaten seien auf der ganzen Welt erschreckende Tagesordnung.

Doch sie gab sich auch kämpferisch: Mit allen Mitteln eines demokratischen Rechtsstaates müsse man etwa Rechtsextremisten im eigenen Land entgegentreten.

Deutlich wurde sie auch in der Anspielung auf das eigenmächtige Gebärden "weltpolizeilicher" Staaten: "Die Vereinten Nationen haben eine wichtige Rolle in der Erhaltung des Weltfriedens. Deshalb müssen sich auch alle Mitgliedsstaaten an deren Richtlinien halten!"

Im Irak sei in diesem Zusammenhang eine Friedensperspektive nur ohne autoritäre Besatzung und mit selbst bestimmender Bevölkerung möglich.

Zum "Antikriegstag" war auch die unterfränkische SPD-Abgeordnete und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Susanne Kastner ins Freibad gekommen. Sie unterbrach damit ihre Wahlkampftour und steuerte - ganz ohne roten Badeanzug und parteipolitische Konkurrenzbeschimpfung - ihren nachdenklichen Beitrag zum Antikriegstag bei: Susanne Kastner las aus Anna Seghers` im Exil verfassten Roman "Das Siebte Kreuz", dessen zentrales Thema der aktive innere Widerstand gegen den Nationalsozialismus ist.

"Den toten und lebenden Antifaschisten Deutschlands gewidmet" ist das Werk ein warnendes Zeitzeugnis und dabei, so die vortragende Susanne Kastner, "immer aktuell und auch 60 Jahre nach Kriegsende leider notwendig".

Auch Brunhilde Giegold griff mit Erich Frieds "Traurigem Märchen" den nötigen Widerstand einer kritischen Bevölkerung auf, der "ganz einfach, aber auch nicht ganz leicht" ist.

Den passenden Rahmen zum pazifistischen Gedenktag boten Klaus Stöcker und Peter "Fuffi" Schmitt, die mit nachdenklich stimmenden Texten und Anti-Kriegs-Liedern Klassiker der Arbeiterklasse von Brecht bis Kästner aufboten.

Dabei entpuppte sich Peter Schmitt als eine Art "unterfränkischer Hannes Wader", der das Publikum mit ausgezeichnetem Gesang unterhielt und zuweilen zum Mitsingen animierte.

Auch die Lieder aus verschiedenen Jahrzehnten und unterschiedlicher Beweggründe, "Die Moorsoldaten" (entstanden im KZ 1933), "We shall overcome" (altes Kirchenlied farbiger Amerikaner, von Joan Baez bekannt gemacht) bis zum inbrünstigen "Die Gedanken sind frei", spiegelten an diesem Abend die Allgegenwart kriegerischer Bedrohung und die Notwendigkeit mahnender Erinnerung wider.



Quelle: WDR, Hörfunknachrichten, Nachrichten aus OWL, 03.09.2005, 12 Uhr

Gedenken in Stukenbrock

Zum Antikriegstag wird am Samstagnachmittag der Opfer von Stukenbrock gedacht. Zwischen 1941 und 1945 starben in dem Lager im Kreis Gütersloh rund 65.000 Kriegsgefangene. Der Arbeitskreis "Blumen für Stukenbrock" veranstaltet die Mahnwache auf dem Russischen Soldatenfriedhof bereits seit 38 Jahren. Diesmal steht die Gedenkfeier unter dem Motto "Frieden ist ein Menschenrecht".

Der Arbeitskreis erwartet auch Gäste aus Russland, Polen, Frankreich und Kasachtan.



Quelle: epd, Landesdienst West, 4.9.05

"Blumen für Stukenbrock" fordert Abrüstung

Stukenbrock (epd). Der Arbeitskreis "Blumen für Stukenbrock" hat die künftige Bundesregierung aufgefordert, sich für Abrüstung und friedliche Konfliktbewältigung einzusetzen. Frieden sei ein Menschenrecht, sagte der Vorsitzende Werner Höner am Samstag auf der traditionellen Gedenkfeier zum Antikriegstag auf dem ehemaligen sowjetischen Soldatenfriedhof in Stukenbrock bei Gütersloh. Er verlangte internationale Verbote von Rüstungsexporten und Atomwaffen.

Die ostwestfälische Friedensinitiative zeigte sich besorgt über einen möglichen US-Angriff auf den Iran wegen des Atomstreits mit dem Westen. Der Krieg gegen den benachbarten Irak habe gezeigt, dass Kriege nicht Probleme lösten, sondern sie verschlimmerten, sagte Höner. Im Irak sei das Völkerrecht mit Füßen getreten worden.

Im Kriegsgefangenenlager "Stalag 326" bei Stukenbrock waren zwischen 1941 und 1945 etwa 65.000 sowjetische Kriegsgefangene und zahlreiche Zwangsverschleppte aus Polen, Frankreich, Italien und Jugoslawien zu Tode gekommen. Seit 1967 gedenkt der Arbeitskreis "Blumen für Stukenbrock" in einer jährlichen Mahn- und Gedenkveranstaltung der Toten.

Internet:
http://blumen-fuer-stukenbrock.de



Quelle: Darmstädter Echo, 05.09.05

Der Bergfried soll als Mahnmal dienen

Antikriegstag: DGB-Kreisverband stellt seine Pläne für eine Zwangsarbeiter-Gedenkstätte auf dem Breuberg vor

NEUSTADT. Eine Gedenktafel und eine Ausstellung auf dem Bergfried von Burg Breuberg oberhalb von Neustadt soll an die Zwangsarbeiter erinnern, die im nationalsozialistischen Deutschland dort und an anderen Stellen in der Umgebung festgehalten und zur Werktätigkeit in den nahen Industriebetrieben genötigt wurden. Das Streben nach diesem Erinnerungssymbol manifestierte der Kreisverband des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zum Antikriegstag am 1. September vor Ort.

Bezug nehmen die Gedenktafeln auf Grundlagen, die Wolfgang Stapp mit seinem Buch "Verschleppt für Deutschlands Endsieg - Ausländische Zwangsarbeiter im Breuberger Land 1939 bis 1945" geschaffen hat. Unterstützt worden war er bei seinen Recherchen vom Archiv der Stadt Breuberg, die zudem ebenso zu den Initiatoren der geplanten Ausstellung gehört wie der DGB, die Naturfreunde und Stapp selbst. Auch der Odenwaldkreis steht dem Unterfangen laut Staier positiv gegenüber. Gemeinsam bestiegen am Donnerstag die Verfechter dieser Präsentation den Turm der Burg, besprachen mögliche Platzierungen und Gestaltungen der Gedenktafeln. Oben auf dem Bergfried - hier haben sich Zwangsarbeiter durch Einmeißeln ihrer Namen verewigt - diskutierte die Gruppe darüber, wie es möglich sein könnte, diese einschlägigen Dokumente der Nachwelt zu erhalten und zu erläutern. Verhindert werden soll, dass sie von den Spuren der Zeit und Witterung verwischt werden oder in menschliche Vergessenheit geraten.

Auf der Schautafel vor dem Bergfried soll eine Übersicht über Zwangsarbeit im Breuberger Land, also von Mümling-Grumbach bis Lützelbach, gegeben werden. Innen sollen zwölf weitere kleine Schilder das Thema näher beleuchten. Auf diesen Schautafeln soll zum einen allgemein über die Situation der 7,6 Millionen Betroffenen in Deutschland informiert werden. Zum anderen sollen Amtspapiere aus Höchst und Breuberg den Umgang mit Zwangsarbeitern in der Region darstellen. Sterbelisten zeugen von mysteriösen Todesfällen, teilweise durch Erschießen, und von einer extrem hohen Baby- und Kleinkindersterberate.

Dokumente belegen auch die Denunziation und ihre Folgen, besonders für gemischte Paare. Protokolle zeigen, wie etwa im ehemaligen Reifenwerk Veith, der heutigen Pirelli, die Arbeitskraft der Zwangsarbeiter willkürlich ausgebeutet wurde.

"Vor 48 Jahren", so DGB-Kreisvorsitzender Harald Staier, "am 1. September 1957, wurde auf Initiative des Deutschen Gewerkschaftsbundes unter dem Motto "Nie wieder Krieg` zu gewerkschaftlichen Aktionen zum Antikriegstag aufgerufen. In der Folge setzen die Gewerkschaften bis heute deutliche Zeichen gegen den Krieg jedweder Ausprägung, menschliche Verachtung, Gewalt und Rassismus. " (glb)



E-Mail: friekoop@bonn.comlink.org

Website: www.friedenskooperative.de
 voriger

 nächster




       
Bereich:

Netzwerk
Die anderen Bereiche der Netzwerk-Website
          
Themen   FriedensForum Ex-Jugo Termine   Aktuelles