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Antikriegstag 2005

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Kranzniederlegung zum Antikriegstag 2005 am 1. September am Mahnmal in den Ruhranlagen in Mülheim

Meine sehr geehrten Herren und Damen!
Liebe Mitbürger und Mitbürgerinnen!

Dagmar Mühlenfeld (in Mülheim a.d. Ruhr)

- Es gilt das gesprochene Wort! -

- Sperrfrist: Redebeginn, 1.9., 15 Uhr -





"Nicht der Krieg, der Frieden ist der Vater aller Dinge".

Es war Willy Brandt, unser Friedensnobelpreisträger des Jahres 1971, der eine vom griechischen Philosophen Heraklit überlieferte Erkenntnis "umkehrte" ...

... und ihr somit eine ganz andere, eine neue Bedeutung gab. Vor wenigen Wochen jährte sich der Beginn des 1. Weltkrieges zum inzwischen 91. Male ...

... und heute vor 66 Jahren begann mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen der 2. Weltkrieg. Lassen Sie uns gemeinsam ein wenig darüber nachdenken, dass der Frieden der Vater aller Dinge ist ...

... trotz der Tatsache, dass nach Beendigung des 2. Weltkrieges weit mehr als 200 neue Kriege und bewaffnete Konflikte weltweit stattgefunden haben bzw. heute noch stattfinden...

... und insbesondere der Nahe und der Mittlere Osten nach wie vor große Unruheherde sind ...

... und dies wohl auch - zumindest in naher Zukunft - bleiben werden. Hat man uns Deutschen einstmals nachgesagt, dass wir eine gewisse Unfähigkeit zur Trauerarbeit in uns trügen...

...so hat sich inzwischen bei uns eine durchaus positiv einzuschätzende Erinnerungs- und Trauerarbeit entwickelt, die nach meiner Einschätzung die Hoffnung in sich birgt, dass wir dauerhaft den Frieden als den Vater aller Dinge ansehen.

Denn vom amerikanischarmenischen Schriftsteller William Saroyan wissen wir "Wer sich der Vergangenheit nicht erinnern kann, der ist dazu verdammt, sie zu wiederholen".

Und vor diesem Hintergrund sehe ich es als eine gute deutsche Eigenschaft an, wenn wir uns immer wieder bewusst mit der Vergangenheit und dabei insbesondere dem nationalsozialistischen Unrechtsregime und seinen Folgen auseinandersetzen.

Macht uns dies doch sehr sensibel für neues Unrecht.

Dabei kann die Vergangenheit aber keineswegs durch Verdrängen bewältigt werden. Vielmehr bedarf es der intensiven Beschäftigung mit der Entstehung, der Handhabung und der Folgen ...

... so dass wir aus den Erfahrungen der Vergangenheit Erkenntnisse und Lehren für die Zukunft gewinnen.

Frieden und Freiheit sowie die Unantastbarkeit der menschlichen Würde sind für uns unverzichtbare Güter.

Wie andere feste Gedenktage im Jahresverlauf, so ist auch der heutige Antikriegstag ein unbedingt notwendiges Ereignis zu einer aktiven, einer gemeinschaftlichen Erinnerung.

Mit dem schändlichen Überfall Deutschlands auf Polen begann heute vor 66 Jahren der 2. Weltkrieg ...

... der als der größte Krieg in der Menschheitsgeschichte unermessliches Leid für die Menschen in 61 Staaten mit sich brachte.

Er veränderte die Weltordnung ...

... seine Wunden sind beileibe nicht verheilt ...

... seine Narben werden bleiben!

Mehr als 55 Mio. Männer, Frauen und Kinder fanden ihren Tod ...

... und mehr als 6 Mio. Menschen wurden in den Konzentrationslagern der Faschisten gefoltert und umgebracht.

Mehr als 60 Mio. Menschen verloren ihr Obdach und ihre Heimat und etwa 10 Mio. Menschen gelten als vermisst.

Der Krieg und seine Folgen waren ursächlich für physische und psychische Verletzungen...

... Millionen junger Menschen wurden ihrer Gesundheit und ihrer Jugend beraubt ...

... Eltern verloren ihre Kinder, Kinder ihre Eltern und wurden so zu Waisen.

Ihrer, aber auch all der anderen Opfer dieses NS-Unrechtregimes zu gedenken, haben wir uns heute hier gemeinsam eingefunden.

Wir gedenken ihrer und wir trauern um sie ...

... und wir wollen mit dieser Besinnung uns der Voraussetzungen für den Frieden vergegenwärtigen.

Mir scheint es für die künftige Entwicklung von ganz gravierender Bedeutung zu sein, dass wir uns in Erinnerung rufen, dass etwa 2/3 der Weltbevölkerung in Armut und in Elend leben.

Und angesichts dieser Tatsache sind wir aufgerufen, für diese Menschen einzutreten, sie in ihrem Kampf gegen Hunger, gegen Folter und Elend entschlossen zu unterstützen.

Wie viel wäre zu gewinnen, würden die bis lang für Waffen und Rüstungsvorhaben aufgewendeten Finanzmittel umgeleitet und künftig eingesetzte für einen Kampf für Humanität und Würde auf unserem Erdball?

Ich bin fest davon überzeugt, es gäbe bald keinen Terror mehr. Denn den Terroristen wäre jeder Rückhalt in der Bevölkerung genommen.

"Frieden kannst du nur haben, wenn du ihn gibst".

Gerne schließe ich mich dieser Erkenntnis von Marie von EbnerEschenbach, der österreichischen Schriftstellerin (1830 - 1916), an und fordere uns auf, dafür einzutreten, dass von deutschem Boden künftig Werke und Werte des Friedens ausgehen ...

... daran erinnernd, dass der Frieden der Vater aller Dinge ist.

Der Geist des Friedens muss weltweit den Krieg besiegen. Sonst werden wir alle nicht überleben!

Der Antikriegstag 2005 ist uns Mahnung und Verpflichtung !





Dagmar Mühlenfeld ist Oberbürgermeisterin der Stadt Mülheim an der Ruhr.

E-Mail: Martina.Mersmann@stadt-mh.de

Website: www.muelheim-ruhr.de/die_oberbuergermeisterin_dagmar_muehlenfeld.html
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