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Antikriegstag 2005

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Antikriegstag 1. September 2005, Fellbach

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, Freunde des Friedens!

Manfred Molz (in Fellbach)

- Sperrfrist: Redebeginn, 1.9., 18.30 Uhr-

- Es gilt das gesprochene Wort -



Die bloße Abwesenheit vom Krieg ist kein echter Frieden. Es ist die trügerische Waffenruhe vor dem nächsten Ausbruch des Irrsinns - irgendwann, irgendwo und wir werden beteiligt sein.

Vorher aber werden die Gründe konstruiert. Es wird getrickst, gefälscht, gelogen. Das erste Opfer ist stets die Wahrheit!

Dazu lieferte der lrakkrieg wieder einmal bestes Anschauungsmaterial. Krieg hat immer zahlreiche Vorläufe. Diese erkennen und entlarven ist unsere Aufgabe. Diese auszurotten unsere Pflicht.

Deshalb müssen wir unsere Stimmen erheben ohne Rücksicht auf irgendwen - ohne Rücksicht auf vermeintliche Freunde, oder sogenannte Verbündete.

Die Weltmacht USA, die sich mit allen Mitteln die globale Vormachtstellung endgültig sichern will, muss von der Staatengemeinschaft in ihre Schranken gewiesen werden.

Die Erde mit all ihren Gütern gehört allen Menschen ohne Unterschied, ohne Einschränkung. Die Diktatur US-amerikanischer Politik führte zu zwei Kriegen, am Golf und im Irak.

Soll jetzt ein 3. Krieg im Iran folgen? Eine Kreatur, die solche Hirngespinste produziert gehört nicht ins Weiße Haus sondern in eine Irrenanstalt.

Ausgerechnet diese USA, die mit übelsten Methoden rund um den Erdball



Unfrieden säte



Befreiungsbewegungen unterdrückte aber Diktatoren unterstützte



demokratische Regierungen stürzte



Volksgruppen, wie die Taliban, selbst aufrüstete, gegen die sie heute Krieg führt,



und selbst vor den abscheulichsten Verbrechen wie in Hiroshima und Nagasaki nicht zurückschreckte spielt den Weltpolizisten nach dem Motto: "Am amerikanischen Wesen soll die Welt genesen"



das ist absurd, das ist geradezu grotesk!


Und wie immer war der US-Geheimdienst in seiner dubiosen Art und Weise beteiligt. Selbst die US-Medien waren weitgehend auf Linie getrimmt und erinnerten mit ihrer Berichterstattung an die Gleichschaltung, wie wir sie aus Hitler-Zeiten kannten.

Wer im übrigen mehr über die dunklen Machenschaften amerikanischer Politik wissen will, lese nach in Chomskys Buch ",Hybris" oder bei Todenhöfer in "Wer weint denn schon um Abdul und Tanaya?"

Aber der Irak-Krieg hatte ja noch andere sogenannte "Gutwillige": z.B. die Briten mit Toni Blair oder die 12 bis 18 Polen. Gutwillige? Oder besser: Vasallen ohne Rückgrat?

Während unsere Angie Merkel vom US-Trip mit ",brauner Halskrause" zurückkehrte, blieb Schröder bei seinem beachtlichen NEIN zum Irakkrieg.

Doch heute verteidigen wir angeblich unsere Freiheit am Hindukusch. Warum tun dies nicht auch die Schweizer, Dänen oder Litauer?

Wisst ihr Freunde, wenn ich mich verarschen will, dann brauche ich dazu keinen Verteidigungsminister namens Struck. In den Armeen der Welt wird zum staatlich legalisierten Morden gedrillt. Ungeheure Summen an Geld werden in eine gigantische Vernichtungsmaschinerie gepumpt. In den Rüstungskonzernen werden gewaltige Kapazitäten an Wissen, Können und Geist fehlgeleitet, verschwendet, missbraucht. Dies alles, Geld und Geist, in humanen Bereichen sinnvoll eingesetzt, könnte die Menschheit von Hunger, Not und Elend befreien.

Statt dessen werden Menschen gezwungen auf Menschen zu schießen, denen sie im Leben nie begegnet wären, nur weil Politik versagt. Das habe ich noch nie verstanden!

Mit der sprachlichen Verbrämung vom ",Bürger in Uniform" wird davon abgelenkt, dass in dieser Uniform im Falle eines Falles ein potentieller Mörder steckt, nämlich dann, wenn Politiker versagen.

Jagen wir doch diese Versager selbst in ihr eigenes Verderben, in das sie Unschuldige treiben. So aber wird staatlich legalisiertes Morden durch Uniformen, Titel und Orden vertuscht und gleichzeitig honoriert.

Der vom Sprengsatz Zerfetzte, vom Giftgas elendig Verreckte ist in der Heimat dann ein Gefallener - welch eine Ironie! Fast jeder Ort hat sein Denkmal mit hunderten Gefallenen. Das Denkmal steht wie zum Hohn oft genug neben einer Kirche.

Denkmal - groß geschrieben in einem Wort oder denk`mal - klein geschrieben in zwei Worten?

Wo sind auf den Schrifttafeln - direkt neben den Opfern - jene Verbrecher aufgelistet, die diese Gefallenen mit falschem Patriotismus ins Verderben jagten?

All die Namen Jener aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Klerus, die das Kriegsgeschehen vorbereiteten, unterstützten und davon sogar noch profitierten.

Eine Kirche,



die einem trockengelegten Bush gestattet sich auf Christus oder Gott zu berufen



die militarisierten Kapitalparteien erlaubt, das ",Hohe C" im Namen zu führen



die die Waffen beider Seiten gleichzeitig segnet



die mit Militärseelsorge jungen Menschen aus ihren Gewissensnöten hilft und ihnen so das Morden erleichtert



deren Papst wie selbstverständlich eine Ehrenkompanie der Bundeswehr abschreitet ist heuchlerisch, ist unglaubwürdig!


Doch wenn 70 / 80% der Kriege Religionskriege sind, dann wäre es doch nur logisch, diese Religionen endlich abzuschaffen.

Ohne Ansehen der Person:

Den Militaristen, den Kriegsgewinnlern, den Waffenhändlern und -schiebern muss entschieden das Handwerk gelegt werden - sie alle sind Handlanger des Verbrechens!

Eine Gesellschaft, die einen Schreiber ungeschoren und einen Pfahls billig davon kommen lässt, hat den Modergeruch der Korruption angenommen. Motto: "Eine Hand wäscht die andere, nur sauber wird keine!

Auch Betriebsräte müssen umdenken.

Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie machen doch nur dann einen Sinn, wenn Kriege akzeptiert und gewollt sind. Das ist der Widersinn in höchster Potenz! Das Umlenken auf Zivilproduktion dagegen hätte Größe, wäre Charakter.

Die Welt kann nicht den Konzernen, Kapitalisten und Geldhaien überlassen bleiben - egal wie sie heißen, egal wer sie sind. Die Verbindung Konservatismus, Kapitalismus, Faschismus mussten wir mit dem 2. Weltkrieg bereits bitter durchleben.

Nun hat die Politik ein Europa der Militärs und Konzerne geschaffen. Das belegt die vorgelegte europäische Verfassung. Diese massive Militarisierung und die Allmacht der Konzerne ist der Absolutismus der Moderne zu Lasten des Sozialen.

Europa wäre mit dieser Verfassung in einer schlechten Verfassung. Da ist das NEIN der Franzosen und Niederländer bereits ein Strahl der Hoffnung. Uns hat man diese Möglichkeit verweigert. Ein merkwürdiges Demokratieverständnis. Ich sprach davon, dass die USA einen Großteil der Übel dieser Erde in Gang setzten oder selbst verschuldeten. Hierin hat der Terrorismus seine stärksten Wurzeln. Hinzu kommt die unglaubliche Arroganz der US-Politik, die sich außerhalb der Völkergemeinschaft stellte - ich nenne die Stichworte UNO und Kyoto die die Menschenrechte mit Füßen tritt - ich nenne nur Guantanamo.

Im Nahen Osten kann das Terrorismusproblem nur gelöst werden, wenn den Palästinensern eine ehrenhafte Lösung geboten und ihr Recht auf Selbstbestimmung respektiert wird. Das heißt, Israel, die Fußmatte Amerikas,



räumt die annektierten und besetzten Gebiete,



räumt alle Siedlungen in Palästina (nicht nur die im Gazastreifen),



und Palästina wird eigenständiges Staatsgebiet. Israel selbst darf nicht vergessen wie es entstand.


Das "Alte Europa" (so Rumsfeld) stellte sich gegen die USA. Es wäre nötig, auch gegenüber Israel und anderen bestimmte Wahrheiten ungeschminkt auszusprechen.

Ich halte fest:

Terror bekämpft man nicht mit Gegenterror, nicht mit Bombenteppichen auf Dörfer und Städte.

Kriege - das ist meine Überzeugung - sind ebenfalls Terror. Folglich sind alle Betreiber (Bush und Co. und alle anderen) als Terroristen anzuklagen und zu verurteilen. Freunde des Friedens, hier und heute, am Antikriegstag gedenken wir der Opfer der vorausgegangenen Verbrechen.

Aber wir müssen vor einem erneuten Gedenken das DENKEN setzen. Das NEUE DENKEN heißt schlicht Frieden bewirken. Schon bei der Bundestagswahl sollte dieses NEUE DENKEN seinen Ausdruck finden. Das Herz - das Herz der Menschen schlägt links.

Denn, wir wollen Völker befrieden anstatt bekriegen. In diesem Sinne müssen wir streiten



Manfred Molz ist ehem. Bezirkssekretär der IG Metall-Bezirksleitung Stuttgart und 2. Vorsitzender des DGB OV Fellbach.
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