Antikriegstag 2007


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Antikriegstag 2007

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Rededisposition zum Antikriegstag am 1. September 2007 in Karlsruhe.

Liebe Freundinnen und Freunde,

Ulrike Krumm (Karlsruhe)

Erste Vollversammlung des ÖRK 1948 Amsterdam: "Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein." = Unbedingte Maxime in der Berufung auf die höchste aller Autoritäten, jenseits menschlicher Begründbarkeit und Vernunftlogiken

Warum? Weil Opfer am eigenen Leib erlebt wurden - Nachwirkungen bis heute

Das ist der Unterschied: Wir sind keine unmittelbar betroffenen, wir haben den Krieg mitsamt seiner Opfer "outgesourct"

Trifft es einzelne (Bundewehrsoldaten), dann ist das zwar schrecklich - Opfer haben keine Nationalität - aber das Hochspielen solcher Ereignisse verblendet den Blick für die vielen anderen Opfer.

Solche Verschleierung scheint mir das maßgebende Stichwort zu sein.

Schon am 1. Sept. 1939: "Seit 5.?? wird jetzt zurückgeschossen."

Heute tarnt man durch Sprache: Friedensmission - robustes Mandat

Das ist auch in gewisser Weise schon biblisch bezeugt:

Die Erzählung von Kain und Abel wird oft so verstanden: Der ungerechte Gott, der Kains Opfer verschmäht - Kain kann eigentlich nichts dafür, dass er zum Mörder wird

Aber: Kain gibt "von den Früchten des Feldes" - über Qualität wird nichts gesagt - "drei lumpige üben" las ich in einer Auslegung

Abel gibt "von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett" - also richtig viel

Kain fällt es also schwerer sich von seinem Reichtum zu trennen

Opfer für Gott ist heute zwar obsolet geworden, aber im Kern: Reichtum muss begrenzt werden, Opfer für Gott ist eigentlich Opfer für Gerechtigkeit.

Zudem: Kain will die Kontrolle behalten, nichts aus der Hand geben - und diese wahre Motivation verschleiert er, indem er Abel aus schlechtem Gewissen tötet.

In solche "Tiefenschichten der Seele" dringt das Thema hinein. Es ist nicht auf der Ebene der Vernunftlogik zu lösen.

Das merken wir schon allein daran, wie schwer die vielen kleinen Klein- und Kleinstkriege zwischen uns Menschen einer Versöhnung zuzuführen sind: Man muss miteinander reden, wissen schon Schulkinder, und Streitschlichter werden ausgebildet - aber wie schwer ist das.

Dass Vernunftlogiken nicht mehr weit führen zeigt die Entwicklung der Lehre vom gerechten Krieg (Ambrosius und Augustin, Thomas von Aquin und Martin Luther):

ius ad bellum: gerechter Grund






legitime Autorität



rechte Absicht den Frieden wieder her zu stellen



Aussicht auf Erfolg



nur als letzte Zuflucht


ius in bello: Möglichkeit zwischen Kombattanten und nicht-Kombattanten zu






unterscheiden



Verhältnismäßigkeit von Mittel und Ziel


Wie kann in unserer jetzigen Staatsform Einverständnis über das Vorliegen all dieser Gründe hergestellt werden? Besonders "letzte Zuflucht" - sind alle anderen Möglichkeiten ausreichend - auch finanziell - ausgeschöpft worden?

Übrigens: Auch ob Dschihad in Form von Qital = bewaffneter Kampf gerechtfertigt ist, unterliegt ähnlich festen Regeln

Ich denke: Es geht nicht anders, es muss das stattfinden, was die Bibel Umkehr = Buße nennt:



-Transparenz über die wahren Gründe: wirtschaftliche Interessen (sichere Transportwege wegen Abhängigkeit vom Außenhandel, gesicherte Rohstoffzufuhr - so deutlich benannt in der Vorläufigen Fassung des "Weißbuchs zur Sicherheit Deutschlands und zur Zukunft der Bundeswehr" - der Titel spricht für sich)



-D.h. auch: Wege aus der Gewalt müssen



-Ursachen analysieren



-Profiteure benennen (dort und bei uns)



-Aufdecken der "Spiritualität des Krieges": Mythos von der "erlösenden Gewalt": Weil die Grundmacht der Welt böse ist, braucht es Gewalt, um über die bestehende Gewalt Herr zu werden. Statt dessen braucht es Gewalt, um bestehende Gewalt zu begrenzen, aber das ist noch überhaupt nicht der Weg zum Frieden (,Frieden schaffen ohne Waffen" nach Ghandi: Gewalt kann im Notfall Gewalt zwar begrenzen, aber niemals ein Mittel zum Frieden sein). Der kann nur friedlich sein. Aber man muss diesem Mythos einen Gegen-Mythos entgegenstellen: die Spiritualität der Gewaltlosigkeit.



-Spiritualität der Gewaltlosigkeit: Viel mehr investieren in zivile Konfliktbearbeitung / Mediation, und zwar so das nichts von außen vorgegeben wird sondern die Beteiligten selbst zu einer Lösung kommen: Martin Buber: Rede 1951 "Das echte Gespräch und die Möglichkeit des Friedens": "Notwendigkeit eines wirklichen Gesprächs, in dem die Völker einander trotz aller Gegensätze ernst nehmen."


Material zur Rede beim Antikriegstag 1.9.2007

Auswege aus der Gewalt müssen



-Ursachen analysieren



-Profiteure benennen



-Wege der Deeskalation aufzeigen (Friedensforum 4/2006)


Zitate aus dem geplanten Weißbuch Bundeswehr in Friedensforum 4/2006 (Ständer wichtige einzelne Zeitschriften): in ihrer Schnörkellosigkeit kaum zu fassen.

Zu oft werden Lösungen von außen vor- und aufgegeben, anstatt durch Mediation die Beteiligten eines Konflikts eigene Lösungen finden zu lassen. "Mediative deutsche Außenpolitik ist gefordert."

ZGP: Mythos von der "erlösenden Gewalt": Weil die Grundmacht der Welt böse ist, braucht es Gewalt, um über die bestehende Gewalt Herr zu werden. Statt dessen braucht es Gewalt, um bestehende Gewalt zu begrenzen, aber das ist noch überhaupt nicht der Weg zum Frieden. Der kann nur friedlich sein. Aber man muss diesem Mythos einen Gegen-Mythos entgegenstellen: die Spiritualität der Gewaltlosigkeit.

Martin Buber: Rede 1951 "Das echte Gespräch und die Möglichkeit des Friedens": "Notwendigkeit eines wirklichen Gesprächs, in dem die Völker einander trotz aller Gegensätze ernst nehmen." (DpfrBl 1/2007)



Ulrike Krumm ist Gemeindepfarrerin der Luthergemeinde in Karlsruhe.

E-Mail: ulkrumm (at) t-online (Punkt) de
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