Antikriegs-
Tag 2011

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03.09.2011


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Antikriegstag 2011

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag zum Antikriegstag am 01. September 2011 am Kriegsgefangenen Friedhof Füchtenfeld in Witmarschen

Liebe Mitglieder des Arbeitskreises Frieden und des Deutschen Gewerkschaftsbundes,

Meinhard Hüseman (in Witmarschen)



- Es gilt das gesprochene Wort! -



Sehr geehrte Damen und Herren,

zum heutigen Gedenken an den Beginn des 2. Weltkrieges mit dem Überfall auf Polen erinnern wir uns der Verbrechen, die von den Nationalsozialisten begangen wurden. Die im Emsland und der Grafschaft Bentheim errichteten Lager dokumentieren das Leid der Gefangenen und Internierten. Ich danke den Organisatoren für die Einladung und die Gelegenheit, Grußworte sprechen zu dürfen.

Je länger die Zeit voranschreitet, die uns vom Überfall auf Polen trennt, umso weniger Zeitzeugen gibt es, umso mehr verblassen die Taten. Von den Überlebenden wird in absehbarer Zeit niemand mehr da sein. Um so wichtiger ist es, sich der Verbrechen zu erinnern. Dabei wird es nicht reichen, ein Denkmal einzurichten oder einen Gedenktag zu bieten. Immer wichtiger wird es werden, die Geschichte zu lehren, insbesondere den nachfolgenden Generationen die Zusammenhänge über die Entstehung des 2. Weltkrieges und die Eskalation der Gereueltaten als niemals wieder gutzumachendes Verbrechen zu vermitteln. Diese Aufgabe kann für sich alleine nicht gelingen. Den Menschen muss die freiheitliche demokratische Grundordnung eine Pflicht sein, die Menschen müssen die Freiheit und Gleichheit eines jeden beachten, die Menschen müssen sich von menschenverachtenden Verunglimpfungen distanzieren, die Menschen müssen in ihrer Gesamtheit gegen Krieg sein und sich für den Frieden einsetzen.. Das ist eine Grundaufgabe unserer Gesellschaft, um nie wieder Faschismus - um nie wieder Nationalsozialismus zuzulassen.

Und ich frage mich, wo wir heute stehen - wie bedrohlich ist es, dass es Ende 2009 allein in Deutschland 195 rechtsextremistische Organisationen und Personenzusammenschlüsse gab. (lt. Bundesamt für Verfassungsschutz).

Zu Beginn des 2. Weltkrieges konnten die Menschen sich von den Ideologien des Nationalsozialismus keine Vorstellung machen. Der Mehrheit der Bevölkerung fehlte es an der Erfahrung in der Auseinandersetzung mit Rassismus und Antisemitismus. und der antidemokratischen Weltanschauung der Nationalsozialisten. Heute kann sich darauf niemand mehr zurückziehen, unsere und die nachfolgenden Generationen werden alle Möglichkeiten geboten, Kenntnisse zu erlangen, und niemand wird sich mehr entschuldigen können. Umso mehr ist es bedauerlich, dass nur wenige ein Interesse an der Geschichte haben, die Zusammenhänge wirklich erkennen und die in den letzten Jahren verstärkt aufgestellten Denkmale eher als touristisches Ziel nutzen denn als Erinnerung und als Mahnung an die Verbrechen des Nazi-Regimes.

Die Gedenktage im Zusammenhang mit dem 2. Weltkrieg sind aktueller denn je. Die Kriege im Irak, in Afghanistan und Palästina sowie zahlreiche bewaffnete Konflikte und Bürgerkriege in den Regionen Afrikas, und vielen anderen Ländern dieser Erde zeigen uns täglich den Tod und das Leid von Millionen von Menschen. Wir werden konfrontiert mit Gewalt und Hunger und sehen es uns an und schalten den Fernseher wieder aus. Deutsche Soldaten sind mit Beschluss des Deutschen Bundestages in Krisengebieten eingesetzt und in Afghanistan im Krieg verwickelt.

Anstrengungen, Konflikte auf dem Verhandlungsweg beizulegen scheitern an Machtanspruch, Machtmissbrauch und Korruption. Die Bevölkerung hat keine Chance, da ihr die elementarsten Grundbedürfnisse versagt werden.



Sehr geehrte Damen und Herren,

die Tage des Gedenkens dürfen nicht vernachlässigt werden, um das dunkelste Kapitel unserer Geschichte nicht zu vergessen. Sie dürfen nicht vergessen werden, um zu zeigen, dass nur mit einer Demokratie allgemeine persönliche und politische Rechte garantiert werden - mit fairen Wahlen und unabhängigen Gerichten. Sie dürfen nicht vergessen werden, um das Bewusstsein der Menschen gegen Krieg und kriegerische Handlungen in der Welt immer wieder neu zu entfachen.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit



Meinhard Hüseman ist Bürgermeister der Stadt Nordhorn.

E-Mail: barbara (Punkt) ludden (at) nordhorn (Punkt) de

Website: www.nordhorn.de
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