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Hiroshima- / Nagasakitag 2008

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Redebeitrag für die Hiroshima-Gedenkveranstaltung in Köln am 6. August 2008

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kölnerinnen und Kölner, liebe Gäste von nah und fern!

Angela Spizig (in Köln)

- Es gilt das gesprochen Wort -

Sehr geehrter Herr Kazuo Soda,
Lieber Bezirksbürgermeister Andreas Hupke,
Sehr geehrter Herr Wagner,
Sehr geehrter Herr Kieser,
Lieber Klaus der Geiger,
Sehr geehrte Frau Forner

Ich freue mich, dass Sie heute hierhin gekommen sind - zum Gedenken und zum Mahnen.

Gemeinsam gedenken wir der Opfer des Atombomben-Angriffs auf Hiroshima und Nagasaki vor 63 Jahren. Die Bemühung um Frieden und Verständigung dürfen nie nachlassen.

So ist dieses gemeinsame Erinnern auch eine Demonstration für Frieden und Abrüstung und für eine endgültige internationale Ächtung jeglicher Nuklearwaffen.

Der Kern der Demokratie ist die Kommune. Hier werden die politischen Entscheidungen gelebt. Wenn es um Krieg oder Frieden geht, sind Städte und Gemeinden und ihre Bürger unmittelbar betroffen. Deshalb dürfen die von den Einwohnern einer Stadt gewählten Vertreter auch nicht schweigen zu der atomaren Bedrohung, die eben nicht mit der Beendigung des Kalten Krieges aus der Welt geschafft wurde, was damals viele Menschen erwartet und erhofft hatten. Im Gegenteil!

1984 hat sich die Stadt Köln zur "Atomwaffenfreien Zone" erklärt und 1985 beschloss der Rat der Stadt Köln den Beitritt zum weltweiten Städtebündnis "Mayors for Peace".

Unter dem Vorsitz des Bürgermeisters von Hiroshima, Tadatoshi Akiba, versuchte dieses Bündnis unermüdlich, die Atommächte von der Notwendigkeit der Abschaffung aller Nuklearwaffen zu überzeugen.

Mayors for Peace ruft ihre momentan (Juni 2008) 2.277 Mitgliedsstädte in 129 Ländern auf, die Kampagne zu unterstützen, um sich so in die Verhandlungen über Atomwaffen einzumischen.

63 Jahre nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki stehen die Verhandlungen über die Abschaffung der Atomwaffen vor dem Aus.

Die Atommächte weigern sich, abzurüsten und die meisten Nicht-Atomwaffenstaaten sehen keine Handhabe dagegen.

Die Bürgermeister von Hiroshima und Nagasaki appellierten deshalb an uns alle, großen Druck auf die Verhandlungen über Atomwaffen auszuüben.

Ziel ist die verbindliche Vereinbarung eines Zeitplans für die Abschaffung aller Atomwaffen, mit dem Abschluss einer Atomwaffenkonvention auf der Konferenz in 2010, um eine atomwaffenfreie Welt bis 2020 zu erreichen.

Dieses Ziel ist nicht unrealistisch. Schließlich haben wir bereits eine Chemiewaffen- und eine Biowaffenkonvention. Fehlt noch eine Atomwaffenkonvention. Die Idee des Bürgermeisters von Hiroshima, für eine solche Atomwaffenkonvention einzutreten, mit der die Abrüstung aller Atomwaffen bis zum Jahr 2020 verbindlich vereinbart wird, hat unter den Nichtregierungsorganisationen weltweit gezündet.

"Atomwaffenfrei bis 2020" - das ist die Vision von Herrn Akiba, die wir hier in Köln nach besten Kräften unterstützen wollen, die Bürgerinnen und Bürger ebenso wie die Politiker, die Mitarbeiter der Medien, die Verantwortlichen in den Kirchen, die Lehrer und Lehrerinnen. Es gibt niemanden unter uns, den dieses Thema nicht anginge. Auf diese Weise können wir besonnenen Politikern den Rücken stärken in ihrem Bemühen um Abrüstung, Ausgleich, Verständigung - um den Frieden in der Welt.

Die Stadt Köln und hier besonders auch die Bezirksvertretung Innenstadt, waren, gemeinsam mit den Menschen aus der Kölner Friedensbewegung, in den vergangenen Jahren nicht untätig.

Vor dem Dom wurden unermüdlich Unterschriften mit der Forderung nach Abschaffung der Atomwaffen gesammelt und vom Kölner OB an seinen Kollegen in Hiroshima zur Vorlage bei den Vereinten Nationen weitergeleitet.

Die Ausstellung "Die Atombombe und der Mensch" wurde mehrfach in Köln gezeigt. Kundgebungen an den Jahrestagen des Atomangriffs wurden zur Tradition.

Und fast immer war Herr Kazuo Soda dabei, ein Überlebender von Nagasaki und Träger des Aachener Friedenspreises 2001.

Jedes Jahr begibt er sich auf seine ganz persönliche Pilgerreise nach Europa, um zu berichten, zu mahnen und Mut zu machen.

Sein Motto lautet: "Lasst uns unsere einmalige Erde schützen vor Atomwaffen - und damit vor ihrem Untergang! Lasst uns mit vereinten Kräften sinnlosem Sterben ein Ende setzen - überall auf der Welt! Nie wieder Krieg!"

Im August 2004 konnte der Hiroshima-Nagaski-Park am Ostasiatischen Museum eingeweiht werden. Damit haben die Kölnerinnen und Kölner ein wichtiges Zeichen gesetzt.

Bei zunehmender terroristischer Bedrohung und vieler lokaler Kriegsherde, ist bedachtes Handeln und Reden besonders notwendig. Sehr schnell ist die allgemeine Stimmung auf Konfrontationskurs gebracht, während sich deeskalierende Maßnahmen nur schwer durchsetzen lassen. Zu schnell wird das eigene Sicherheitsbedürfnis durch Aufrüstung befriedigt und dabei das berechtigte Sicherheitsbedürfnis der vermeintlichen Gegner ignoriert.

Wenn Angst und Verzagtheit die Diskussion bestimmen, werden die Unterschiede zwischen Nationen, Religionen und Menschen betrachtet, anstatt die bestehenden Gemeinsamkeiten zu suchen.

Gemeinsam für den Frieden - das ist unser Ziel!

Ich danke den Organisatoren dieser Veranstaltung, die sich seit vielen Jahren unermüdlich für dieses Ziel einsetzen.

Lassen Sie uns gemeinsam das Ziel verfolgen:

"Atomwaffenfrei bis 2020".



Angela Spizig ist (3.) Bürgermeisterin der Stadt Köln.

E-Mail: angela (Punkt) spizig (at) stadt-koeln (Punkt) de

Website: www.stadt-koeln.de/bm/4/index.html
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