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26.07.2011


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Hiroshimatag 2011

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Hiroshima mahnt. - Hiroshima / Nagasakitag 2011

"Strahlenopfer sind Strahlenopfer"

Musterrede (Netzwerk Friedenskooperative)

Text als pdf siehe hier



[Text Beginn]

Liebe Freundinnen und Freunde,

"Unsere Vorstellungskraft versagt, wenn es um Atomwaffen geht. Unsere Vorstellungskraft versagt, wenn wir an das Leiden denken, dass durch Atomwaffen ausgelöst wird. Wenn wir heute über Hiroshima und Nagasaki sprechen, denken wir schnell: "Das darf ncht noch einmal passieren". Das ist Teil des nuklearean Tabus und zugleich das Damoklesschnwert, das seit 66 Jahren über unseren Köpfen schwebt."

Das schrieb Stephan Weil Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover und gleichzeitig Vizepräsident der Mayors for Peace am Anfang seines Grußwortes für die Gedenkveranstaltungen in Hannover. Die Mayors for Peace haben sich zur Aufgabe gemacht die vollständige atomare Abrüstung bis zum Jahr 2020 erreichen. Ihnen gehören weltweit rund 5000 Bürgermeister an. Menschen wie die Mayors for Peace sind es unteranderem, die die grausamen Lehren aus den Atombombenabwürfen vor 66 Jahren am leben erhalten und sich für die Abaschaffung aller Atombomben einsetzen. Damit so etwas grausames wie am 06.08.1945 in Hiroshima und am 09.08.1945 in Nagasaki nie wieder geschieht.

Damals starben tausende Menschen augenblicklich einen grausamen Tod, viele andere einen langen und qualvollen Strahlentod in den Jahrzehnten danach. Leider sind wir heute nicht nur wegen den menschenverachtende Abwürfen der Atombomben mit unseren Gedanken bei den Menschen in Japan. Denn auch heute gibt es wieder unzählige Strahlenopfer in Japan.

Im März diesen Jahres suchte ein starkes Erdbeben und ein Tsunami Japan heim. Ganze Landstriche wurden verwüstet und in Fukushima Daiichi trat der "Größte Anzunehmende Unfall" ein als Kernschmelzen einsetzten. Die Umgebung um Fukushima wurde weiträumig verstrahlt und es drohte sogar die Verseuchung der Millionenmetropole Tokio. Nach den schweren Unfällen in Harrisburg, Tschernobyl und nun Fukushima muss die Menschheit endlich lernen, dass Atomenergie nicht zu bändigen ist. Atomkraft birgt ein unkalkulierbares und unverantwortliches Risiko!

Laut Betreiber "TEPCO" und der japanischen Regierung ist die Lage in Fukushima unter Kontrolle. Doch bei all den Fehlinformationen die "TEPCO" und die japanische Regierung in den letzten Monaten veröffentlicht haben, ist diese Einschätzung mehr als zweifelhaft. Fukushima wird auf Jahrtausende verstrahlt bleiben. Die Atomkerne und Brennstäbe müssen noch auf Monate, wenn nicht auf Jahre gekühlt werden, um eine noch größere Katastrophe zu verhindern. Schon jetzt gibt es Berichte von Menschen mit violetten Flecken auf der Haut, die geschwollene Schilddrüsen haben oder unter Nasenbluten oder Blutungen des Zahnfleisches leiden. Ganz zu schweigen von den zahlosen Strahlenopfern unter den Arbeitern die verzweifelt gegen die Katastrophe gekämpft haben und immer noch kämpfen!

Strahlenopfer sind Strahlenopfer! Wann begreifen wir Menschen endlich, dass wir mit dem Feuer spielen? Atomenergie ist nicht zu beherrschen! Genauso wie die Verbreitung von Atomwaffen nicht zu beherrschen ist!

Das Ende des kalten Krieges hat viele Menschen hoffen lassen, dass eine friedlichere Welt entstehen würde, in der niemand mehr Angst vor einem atomare Holocaust haben muss. Dieser Optimismus ist inzwischen der bitteren Erkenntnis gewichen, dass die Anzahl an Staaten mit Atomwaffen stetig gestiegen ist. Denn neben den Atommächten USA, China, Frankreich, Großbritanien und Russland, sind auch Israel, Pakistan, Indien und Nordkorea im Besitz der schrecklichsten aller Waffen gekommen. Hinzu kommt die Befürchtung, dass auch der Iran eines Tages in den Besitz der Bombe kommen könnte.

Obwohl der Iran beteuert, dass sein Atomenergieprogram ausschließlich zivilen Nutzen hat, sind starke Zweifel angebracht. Denn Atomkraft und Atomwaffen gehen Hand in Hand. Sie sind im Grunde genommen zwei Seiten derselben Medaille. Atomkraftwerke benötigen, wie Atombomben angereichertes Uran. Hinzu kommt, das einige Typen von Atomkraftwerken sogar waffenfähiges Plutonium als Abfallprodukt herstellen das besonders gut für den Bau von Atomwaffen geignet ist. Es ist also nur ein kleiner technischer Schritt den man gehen muss hin zur Bombe, wohl aber ein großer moralischer Schritt. Dies verdeutlicht, dass jeder Staat mit Atomkraftwerken praktisch in der Lage ist Atomwaffen zu bauen. So zum Beispiel auch Deutschland, Japan, Brasilien oder einer der anderen 27 Staaten mit Atomenergie. Atomkraftwerke abschalten bedeutet also auch Friedenspolitik! Aber trotz Fukushima werden weltweit immer noch neue Atomkraftwerke gebaut.

Erst vor kurzem hat Deutschland 200 Leopard 2 Panzer an Saudi Arabien geliefert, damit diese ein Gleichgewicht zu Iran bilden können. Doch diese Politik des Aufrüstens führt nur zu einer weiteren Eskalation. Sie drängt den Iran weiter in eine Ecke, aus der er sich eines Tages vielleicht nur noch mit Atomwaffen glaubt befreien zu können. Wir müssen mit dem Wahnsinn aufhören und jegliche Rüstungsexporte einstellen die diese Konflikte nur noch weiter anheißen. Eine Isolation Irans kann nur der falsche Weg sein. Nordkorea sollte uns ein mahnendes Beispiel sein. Auch hier war die Politik der Isolierung einer der Auslöser die Bombe zu entwickeln um so der atomaren Macht USA zu trotzen.

Sollte es zu einem Krieg kommen zum Beispiel gegen den Iran, so kann man davon ausgehen, dass in einem solchen Konflikt eine weitere Grausamkeit des Atoms zum Einsatz kommt. Nämlich mit Uran angereicherte Munition. Diese Munition, die schon im Irak, Bosnien und Jugoslawien, Afghanistan und jetzt auch in Libyen zum Einsatz kommt, ist äußerst gesundheitsschädlich. Sie verursachen eine Unzahl von Krebserkrankungen, chronische Niereschäden und genetische Defekte die insbesondere bei Kindern schon nach wenigen Jahren auftreten können. Uranmunition muss geächtet werden und darf, genauso wie Atomwaffen, nicht mehr zum Einsatz kommen!



Lieben Freundinnen und Freunde,

Die Menschen scheinen Nicht viel aus Hiroshima und Nagasaki gelernt zu haben. Im kalten Krieg hätte sich die Menschheit beinahe selber ausgerottet. Auch heute noch gibt es mehrere Tausend Atomsprengköpfe auf der Welt die in der Lage sind, unsere Erde mehrere Male zu zerstören. Auch hier in Deutschland haben wir immer noch Atomwaffen gelagert. In Büchel in der Eifel gibt es noch rund 20 Atomwaffen. Diese abzuziehen, sollte ein erster Schritt sein für ein nuklearwaffen freies Deutschland und letztendlich für eine nuklearwaffenfreie Welt. Dafür müssen wir uns einsetzen und Druck auf unsere Regierung ausüben. Dafür setzt sich beispielsweise auch die Kampagne "Unsere Zukunft atomwaffenfrei" ein.

Die Menschheit muss endlich erkennen, dass Atomwaffen abgeschafft gehören, denn sie können den nuklearen Holocaust bedeuten. Genauso muss die Menschheit erkennen, dass Risikotechnologien wie Atomkraftwerke keine Alternative darstellen, wie es Tschernobyl und Fukushima unter Beweis gestellt haben!

Wir müssen uns an unsere Verantwortung erinnern die wir gegenüber zukünftigen Generationen besitzen. Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Erde, unsere Lebensgrundlage, weiter verstrahlt wird. Sei es mit Uranmunition, havarierten Atomkraftwerken oder gar durch Atombomben. Wir müssen endlich aufwachen und diesem verantwortungslosen Treiben ein Ende setzen. Wir müssen gemeinsam gegen Atomenergie und Atomrüstung kämpfen!

Atomkraftwerke abschalten! Atomwaffen abschaffen!

Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!

[Text Ende]





Autor: Philipp Ingenleuf, Netzwerk Friedenskooperative

Zeichen: 7.377 Zeichen

Dauer: 4:30 min.

Text als PDF URL: http://www.friedenskooperative.de/gifs/hiro11Muster.pdf



E-Mail: friekoop (at) bonn (Punkt) comlink (Punkt) org

Website: www.friedenskooperative.de
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