Geschichte
der
Friedens-
bewegung

update:
06.10.2006


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Geschichte der Friedensbewegung

 Geschichte im Detail

Interview zur Geschichte des Netzwerk-Büros

Naturfreundejugend, Dietrich Ohm

Für den Politischen Rundbrief der Naturfreundejugend Rheinland hat Dietrich Ohm den Geschäftsführer des Netzwerk Friedenskooperative nach der Arbei damals und heute befragt.

Dietrich Ohm: Hallo Manni,
Die Friedensbewegung gibt es sicher schon so lange, wie es Auseinandersetzungen zwischen Krieg und Frieden gibt. Aber das Büro? Wie lange gibt es das Büro schon und wer steckt eigentlich dahinter, wer arbeitet mit Euch zusammen?


Mani Stenner: Während der "Nachrüstungsdebatte" um neue atomare Mittelstreckenraketen Anfang der achtziger Jahre bildete sich der "Koordinierungsausschuss der Friedensbewegung" als politisch breites Bündnis. Dieser KA - und organisatorisch dessen Bonner Büro - führte u.a. die Großdemonstrationen mit hunderttausenden Menschen auf dem Bonner Hofgarten durch. Ich selbst bin seit 1985 dabei. Der KA wurde Ende der achtziger zu einem weniger zentralistischem Netzwerk umgewandelt, das viel Service- und Infoarbeit für lokale Gruppen leistet. Seither gab es viel Auf und Ab, Durststrecken und immer wieder größere Kampagnen und Aktionen, die das Netzwerk Friedenskooperative koordiniert hat. Neben den klassischen Friedensorganisationen wie z.B. Pax Christi oder den Ärzten gegen Atomkrieg (IPPNW) arbeiten wir eng mit Flüchtlings- und Bürgerrechtsgruppen, Anti-AKW-Initiativen und der globalisierungskritischen und Eine-Welt-Bewegung zusammen.

Wenn Du auf Deinen langjährigen Einsatz für den Frieden zurückschaust, welches waren für die dich die Aktionen, die den größten Eindruck bei Dir hinterlassen haben?

Sicher manche der Hofgarten-Demos, die wir "gemanagt" haben wie gegen den damaligen Irakkrieg 1991 und die am 21. November 1992 gegen die faktische Abschaffung des Grundrechts auf Asyl und die folgende Blockade des Bundestags. Wir haben uns zwar jeweils gegen die Bundespolitik nicht durchsetzen können, aber es war spannend, breite Aktionsbündnisse von Sozis über Christen bis zur autonomen Antifa zustande zu kriegen. Und auf der Bühne neben Herbert Grönemeyer oder den Toten Hosen zu stehen mit 200.000 Menschen vor Dir auf dem Hofgarten - das ist schon ein toller Anblick. Und einige Menschen, die ich über die oft mühsame Arbeit zu verschiedenen Themengebieten kennengelernt habe, haben meinen Horizont erweitert - der den Dialog mit Türken suchende Kurde, der sanfte, analytisch messerscharfe Politikprofessor, der Mönch mit dem Straßenprojekt für islamistische Jugendliche, der Bulle mit dem aufrechten Eintreten für Bürgerrechte, ... etliche mehr.

Na gut, Demonstrationen, Mahnwachen, Unterschriften und Petitionen - manch einer wird sagen, dass das doch alles nichts nützt, die Amerikaner und ihre Verbündeten lassen sich davon doch nicht abhalten, mal kurz in den Irak einzufallen. Wo siehst du die Erfolge der Friedensbewegung?

Die öffentliche Meinung ist relevant auch für die Mächtigen. Kurz vor dem Irakkrieg 2003 sprach die New York Times nach einem weltweiten Aktionstag mit mehr als 12 Millionen DemonstrantInnen von der "zweiten Supermacht". Beim Irak hat sich die US-Administration darüber hinweggesetzt, aber die vorhandenen Pläne für einen militärischen Regimewechsel im Iran sind ins Stocken geraten - wegen der Diskussion um das Irak-Desaster in den USA, aber auch weil die Europäer nicht mitziehen würden. In der Bundesrepublik haben wir die Ausweitung der Bundeswehreinsätze nicht verhindern können, das letzte Beispiel ist die in unseren Augen unvernünftige Entsendung der Bundesmarine nach Nahost. Aber die langjährige Arbeit von Friedensgruppen hat dazu beigetragen, dass es hierzulande noch eine weitverbreitete Skepsis gegen Krieg und Militär gibt.

Ganz aktuell: Auf welche Konflikte habt Ihr im Moment Euer besonderes Augenmerk gerichtet.....?

Nach dem Waffenstillstand im Libanon sollte die eventuelle Chance für eine Gesamtlösung der Konflikte im Nahen und Mittleren Osten dringend angegangen werden. Wir propagieren Vorschläge dazu. Nötig ist die Einbeziehung aller Konfliktparteien, also PLO, Hamas, Hisbollah, Syrien, Iran. Ziel kann nur sein, bei einer Zweistaatenlösung für den Schlüsselkonflikt Israel/Palästina umstrittene Territorien wie Shebaa-Farmen und die Rückgabe der Golanhöhen an Syrien einzubeziehen und dafür die Sicherheit Israels und seine Anerkennung durch die arabischen Nachbarn zu erreichen. Mit der Einberufung einer "Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit für den Nahen und Mittleren Osten" kann neben gegenseitigen Vorteilen bei wirtschaftlicher Zusammenarbeit auch über eine atomwaffenfreie Zone in der Region geredet werden. Mit Sicherheitsgarantien für den von US-Basen umzingelten Iran wäre dann auch der aktuelle Irankonflikt lösbar. Die deutsche Außenpolitik könnte eine Menge für eine solche Perspektive tun - mehr als durch die Marine an der libanesischen Küste.

.....und gibt es dazu in der nächsten Zeit größere Aktionen, ist da was geplant.....?

Beim Nahost-Thema und dem Irankonflikt geht es z.Zt. um die Propagierung von Vorschläge für Zivile Konfliktbearbeitung. Das findet in vielen Diskussionsveranstaltungen, in Briefen, online-Kampagnen und Informationsmaterialien statt.

Größere Aktionen sehe ich - wenn nicht ein neuer Krieg akut droht - im Juni 2007 anlässlich des G8-Gipfeltreffens in Heiligendamm. Da sind wir mit den Umweltschutzgruppen und der globalisierungskritischen Bewegung an den Vorbereitungen für Gegengipfel, Großdemo und Blockadeaktionen beteiligt.

.....und wo würdest Du nachlesen, um etwas mehr darüber zu erfahren?

Für Irankonflikt und Nahost gibt es über uns Broschüren bzw. Dossiers mit sachkundigen Analysen und Vorschlägen. Auch zu den Infos über die Vorbereitungen zu den G8-Aktionen finden sich Links auf unserer Homepage. Außerdem dort die Terminkalender von Veranstaltungen und Aktionen zu diesen und mehr Themen. Insofern: Ein Blick auf www.friedenskooperative.de reicht als Start für ziemlich viele Infos. Kontinuierlich erfährt mensch viel über das Magazin FriedensForum, das 6xjährlich erscheint. Sonst helfen wir auch gern mit kopiertem oder gedrucktem Material:

Netzwerk Friedenskooperative, Römerstr. 88, 53111 Bonn, Tel. 0228/692904, Fax: 0228/692906, Mail: friekoop@bonn.comlink.org, web: www.friedenskooperative.de

Du hast nicht gefragt, wie wir uns finanzieren :

Förderverein Frieden e.V., Kto-Nr. 33 0 35 bei Sparkasse Bonn (BLZ 380 500 00)

Wir danken wir für dieses Gespräch.





E-Mail: ohm (at) naturfreundejugend (Punkt) de
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