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Oster-
marsch
2003


vom:
24.04.2003


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Rede anlässlich des Ostermarsches 2003 in Dolle/Colbitz-Letzlinger Heide am 20. April

Frieden ist Leben. Krieg ist Tod.

Jürgen Weißbach

Liebe Friedensfreunde!

Ich grüße die Älteren unter uns, die Jugendlichen und besonders herzlich die Kinder. Frieden ist Leben, Krieg ist Tod und Leid.

Krieg und Frieden sind keine Naturereignisse. Beide werden von Menschen gemacht. Und für den Frieden brauchen wir einen besonders langen Atem. Das wissen alle, die sich für die Offene Heide engagieren, nur zu gut.

Gerda Krause hat mit der Erinnerung an die grausame Geschichte von Isenschnibbe bei Gardelegen deutlich gemacht, wie viel Tod und Leid es hier in der Colbitz-Letzlinger Heide in den letzten Kriegsjahren gegeben hat.

Ich zitiere einige Sätze aus dem 18. Jahrhundert:

"Alles Reden über die Kraft des menschlichen Verstandes und unsere hervorragenden Tugenden sind nichts anderes als scheinheilige Phrasen und der Jargon des Stolzes und der Unwissenheit, solange es in der Welt Krieg gibt. Menschen kann man so lange nicht als vernunftbegabte Wesen ansehen, bis sie den Krieg nicht mehr kennen. Solange dieses Gespenst unkontrolliert herumgeistert - wo bleiben Verstand, Tugend, Menschlichkeit?"

Diese Worte sind über zweihundert Jahre alt und stammen von dem Engländer John Wesley, dem Gründer der Methodistenkirche. Mitglied dieser Kirche ist heute auch der Präsident der USA, George W. Bush. Die amerikanische, methodische Bischofskonferenz ist, wie der Papst und viele andere Kirchenobere auch, gegen Krieg und hat alle Anstrengungen unternommen, George W. Bush zu einem Verzicht auf den Angriffskrieg im Irak zu bewegen. Vergeblich. George W. Bush ist kein würdiges Mitglied seiner Kirche.

Noch immer gibt es viele Menschen, die Gewalt und Krieg zumindest für ein letztes Mittel der Politik halten. Dies ist falsch, einfach falsch. Eigentlich weiß man das schon seit den großen Philosophen der Antike, seit der Niederschrift des Neuen Testaments der Bibel, seit der christlichen Überlieferung Jesu. Die moderne Friedensbewegung kann sich aber auch in der Tradition der großen europäischen Aufklärung sehen, einer der wichtigsten Geistesströmungen dieser Welt, die aus dem Alten Europa kommt.

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Es ist imponierend, wie dieser Geist des Friedens und der Aufklärung offenbar noch immer auch in der modernen Jugend lebendig ist, wie viele Schülerinnen und Schüler sich gerade bei den beeindruckenden Protesten gegen den Irak-Krieg eingereiht haben. Zum Teil haben sie es getan, in dem sie sich gegen fragwürdige Ordnungsanweisungen durchsetzten. Aber: Was kann es wichtigeres geben, als eine neue Art lebendiger Schulstunde zum Thema Frieden, Gewaltverhinderung, Vernunft, Menschlichkeit, Demokratie und Freiheit?! Dabei war immer klar, dass gegen Tyrannei und Diktatur angegangen werden muss. Aber Freiheit kann nicht durch Krieg herbeibomben.

Wir haben als DGB Sachsen-Anhalt nach den schändlichen Terroranschlägen auf New York und dem Vergeltungskrieg in Afghanistan an unserem Gewerkschaftshaus in Magdeburg ein großes Plakat aufgehängt. Es trägt den Schriftzug "Terror und Krieg treffen immer Unschuldige". Das ist eine ewige Wahrheit, an die wir leider noch immer erinnern müssen.

Die Wahrheit ist einfach, und wir als Friedensbewegung müssen uns nicht als Träumer empfinden, weil unser Ziel oftmals so schwer erreichbar erscheint.

Gegenwärtig befindet sich die Weltgeschichte wiederum in einer gefahrvollen Situation: Der Angriffskrieg der USA, der Briten und der sogenannten "Koalition der Willigen" gegen den Irak hat stattgefunden gegen den Willen der UNO, trotz des weltweiten noch nie so umfassend gewesenen Protestes von vielen Menschen, in allen Kontinenten. Das ist um so tragischer, als die USA einstmals wesentlich die UNO-Charta mit herbeigeführt haben.

Diese Ereignisse haben aber auch gezeigt, dass die weltweite Friedensbewegung eine unverzichtbare Kraft gegen Gewalt, Krieg und Terror ist.

Mit dem Sturz der irakischen Diktatur ist ein Krieg gewonnen, nicht aber der Frieden. Die aktuellen Nachrichten sind der traurige Beweis. Wir werden also weitermachen müssen, - unbeirrt und mit langem Atem! Und wir werden die Kraft unserer Jugendlichen und Kinder dafür brauchen. Kraft für die Zukunft.

Es gibt keinen Grund, verzagt zu sein. Frieden, Gewaltlosigkeit, Vernunft und Menschlichkeit bleiben unsere Ziele. Nur so gelangen wir zu einer wahren Freiheit. Dazu gehört auch, dass die Colbitz-Letzlinger Heide wieder gänzlich der Natur und den Menschen gehört, - ohne Truppenübungsplatz, ohne Panzer. Die Menschen wollen die Heide genießen wie an diesem schönen Frühlingstag. Ostern bedeutet nicht nur für die Christen unter uns Leben. Frieden ist Leben.


Dr. Jürgen Weißbach ist Vorsitzender des DGB Sachsen-Anhalt

E-Mail:   offeneheide@t-online.de
Internet: http://www.offeneheide.de
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