Netzwerk Friedenskooperative



Demos
13.10.2001


vom:
16.10.2001


 vorheriger

 nächster
 Artikel

Demonstrationen 13.10.2001:

  Demo in Berlin

Redebeitrag zur Schlusskundgebung der Demonstration "Aufstehen für den Frieden" am 13. Oktober 2001 in Berlin

Der Frieden braucht keine Bomben

Johannes Schnettler (Pax Christi)

Liebe Freunde und Freundinnen im Einsatz für den Frieden!

Es kann im Kampf gegen den Terrorismus keinen Kreuzzug gegen Andersgläubige geben. Das haben viele Vertreter christlicher Kirchen in den Tagen nach dem 11. September immer wieder betont. Sie haben recht. Denn sie wissen wovon sie reden.

Religiöser Hass hat in der Geschichte der drei Religionen Judentum, Islam und Christentum wiederholt zur Vernichtung der Andersgläubigen geführt. Aus der Geschichte lernen heißt daher für diese drei Religionen, sich zu besinnen auf die gemeinsamen Wurzeln.

Alle sind wir Kinder Abrahams.

Nur im Dialog und wechselseitigem Respekt voreinander können wir den einen Schöpfer der Welt preisen als Gott, Jahwe, Allah. Nur im Dialog und wechselseitigem Respekt voreinander können wir in Frieden und Gerechtigkeit leben.

Dieser gemeinsame Wille ist seit dem 11.September in vielen Initiativen öffentlich bekundet worden.

Seit Sonntag dieser Woche füge ich hinzu: Es darf keine Bomben auf Afghanistan geben, weil dadurch neues Unrecht geschaffen und die Spirale der Gewalt gefährlich wächst.

Deshalb sind wir hier, um Nein zu sagen zu den Mitteln des Krieges.

Aber unser Nein ist nicht gleichgültig gegenüber dem Unrecht, das am 11. September den Vereinigten Staaten von Amerika widerfahren ist. Die Gewalt hat sich in ihrer ganzen Brutalität gezeigt und an die 6.000 unschuldige Menschen in den Tod gerissen. Die Hinterbliebenen leiden am Schmerz um den Verlust ihrer vertrauten Menschen.

Frieden wird nur sein, wenn den Opfern Gerechtigkeit widerfährt. Deshalb demonstrieren wir hier in Berlin und in Stuttgart im Gedenken an die Opfer.

Frieden wird aber nur sein, wenn Gerechtigkeit wächst. Und Gerechtigkeit kann nur wachsen, wenn die Gewalt keine Chance hat. Deshalb verurteilen wir hier in Berlin und Stuttgart mit Nachdruck jede Art von Terror weltweit. Wir verurteilen alle Regierungen weltweit, die den Terror und seine Strukturen unterstützen.

 zum Anfang


Demos
13.10.2001
Frieden wird nur sein, wenn die Gerechtigkeit zum Zuge kommt. Deshalb fordern wir die Ergreifung der Verantwortlichen und ihrer Hintermänner. Sie müssen vor ein internationales Gericht gebracht und für ihre Taten bestraft werden. Ihre Netzwerke und Strukturen müssen aufgelöst werden.

Auf diesem Weg waren die Vereinigten Staaten von Amerika und mit ihnen die internationale Staatengemeinschaft in den ersten Wochen nach den Terroranschlägen ein gutes Stück vorangekommen. Es gab den unbedingten Willen der Staatengemeinschaft, den Terror gemeinsam zu bekämpfen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Diese diplomatischen Bemühungen werten wir als einen politischen Erfolg. In diesem Punkte haben die Vereinigten Staaten von Amerika unsere uneingeschränkte Solidarität.

Liebe Freundinnen und Freunde, die Bomben, die seit Sonntag auf Kabul, Dschalalabad, Kandahar und andere Orte Afghanistans abgeworfen werden, sind nicht die geeigneten Mittel, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Darin sind wir uns einig mit nicht wenigen Menschen in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Ich freue mich daher euch ein Grußwort der dortigen Pax Christi Sektion übermitteln zu können.

" Wir grüßen euch, ihr Kräfte des Friedens und danken euch, dass ihr unsere Stimme des Protestes gegen die Bomben auf Afghanistan in Europa stark macht.

Während Bomben auf Afghanistan regnen, bekräftigt Pax Christi USA ihre Position, dass- auf welche Provokation auch immer - Gewalt nicht Gewalt beenden oder einen gerechten Frieden schaffen kann. Die Gewalt des Krieges ist, wenn sie erst einmal entfesselt wurde, schwer zu kontrollieren.

Selbst wenn das Bomben andauert, glauben wir, dass es nicht zu spät ist für unser Land, auf dem Weg des Krieges umzukehren. Wir appellieren an unsere Politiker ihre kreativen Energien auf eine erneuerte Verpflichtung zum Aufbau einer internationalen Ordnung zu richten, die mehr gegründet ist auf Prinzipien als auf Interessen, mehr auf Gerechtigkeit als auf Macht.

Indem wir dafür arbeiten, diesen Krieg zu beenden, beherzigen wir die Worte von Dr. Martin Luther King jr., der uns lehrte: Die ultimative Schwäche der Gewalt ist, dass sie eine abwärtsgerichtete Spirale ist, die genau das erzeugt, was sie zu zerstören sucht. Statt das Übel zu vermindern, vermehrt sie es... Durch Gewalt tötest Du den Hasser, aber Du tötest nicht den Hass. Im Gegenteil: Gewalt erzeugt nur noch mehr an Hass."

Soweit die Grußbotschaft von Pax Christi USA.

Deshalb rufen wir den Regierungen der USA, Englands, der Bundesregierung und der anderen Nato Staaten zu:

Stoppt die militärischen Angriffe auf Afghanistan.

Haltet ein mit der Bombardierung.

Schaut auf die Folgen: Die Bomben töten Zivilisten und zwingen Tausende von Menschen zur Flucht. Das wertvolle Band der politischen Solidarität der Staatengemeinschaft droht zu zerbrechen und die Gefahr neuer Terroranschläge wächst.

Wisset: Es ist nie zu spät mit den Militärschlägen aufzuhören.

Setzt den Weg fort der politischen, polizeilichen und diplomatischen Verfolgung Bin Ladens und seiner Terrororganisation Al Kaida.

Und bedenkt: Die Netzwerke und Strukturen der Terroristen sind in Jahren aufgebaut worden. Sie lassen sich nicht durch Bombenabwürfe und Raketenbeschuss in wenigen Tagen zerstören. Ein langwieriger und verlustreicher Krieg kann aber keine Antwort sein.

Die Alternativen zu militärischen Mitteln sind vorhanden: Internationale Isolierung der Taliban Regierung durch die Staatengemeinschaft, wirtschaftliche Sanktionen und Intensivierung der geheimdienstlichen Ermittlungen. Aufbau internationaler Gerichtsbarkeit, polizeiliche Ermittlungen.

Uns rufe ich zu: Lassen wir nicht nach in unserem Einsatz für gewaltfreie Mittel zur Lösung der Konflikte. Der Gewaltverzicht hat eine eigene Stärke. Vor 12 Jahre wurde dies hier in Berlin und in anderen Städten Ostdeutschlands eindrucksvoll belegt. Es ist ein hoffnungsvolles Zeichen, wenn heute wieder Menschen in Leipzig Kerzen gegen die Gewalt anzünden und für ein Ende der Bombardierung einstehen.

Unser Einsatz für ein Beendigung der Kriegshandlungen muss aber auch einher gehen mit dem Einsatz gegen die weltweite Ungerechtigkeit. Es ist ein Skandal, wenn die Regierungen hier in Berlin, in den anderen Hauptstätten der Europäischen Union und in Washington bis heute nicht in der Lage sind, die von der UN seit Jahren geforderten 0,7% des Bruttosozialproduktes für Entwicklungshilfe bereit zu stellen.

Wo die Überwindung von sozialen Ungerechtigkeiten, Verelendung und Armut nicht gelingt, können die dadurch erlebten Demütigungen und Ausgrenzungen zur Begründung terroristischer Handlungen missbraucht werden. Sicherheit ist heute weniger denn je militärisch möglich, sondern muss vor allem sozial, kulturell, ökonomisch und politisch begriffen werden.

Die Sicherheit des Westens ist nicht zu erreichen ohne die Existenzsicherung für alle Menschen. Deshalb ist der Kommission der europäischen Bischofskonferenz zuzustimmen, die festhält: Das Ziel der Globalisierung ist nicht die Schaffung von Wohlstand für wenige, sondern Gerechtigkeit für alle.

Dieser Frieden braucht keine Bomben.


Johannes Schnettler ist Vizepräsident der deutschen Sektion der Internationalen Katholischen Friedensbewegung Pax Christi

E-Mail:   paxchristi.sekretariat@online.de
Internet: http://www.paxchristi.de
 zum Anfang

 vorheriger

 nächster
  
Artikel

       

Bereich

 Themen 

Die anderen Bereiche der Netzwerk-Website
         
Netzwerk   F-Forum  Termine  Jugo-Hilfe Aktuell