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Demos
13.10.2001


vom:
17.10.2001


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Demonstrationen 13.10.2001:

  Demo in Stuttgart

Rede auf der Auftaktkundgebung der Friedensdemo "Aufstehen! Für Frieden" am 13. Oktober in Stuttgart

Krieg darf um Gottes willen nicht sein!

Prälat Martin Klumpp

Das haben wir vor 20 Jahren gesagt, auch vor 30 Jahren: nach dem zweiten Weltkrieg hat meine Mutter mich das gelehrt. Es gilt auch heute: Krieg darf um Gottes willen nicht sein.

Kriege beginnen in den Gefühlen und in den Köpfen. Darum: Lasst uns hier verzichten auf alle aggressiven Formulierungen, auf alle kampfartig klingenden Parolen. Wenn jemand Wut hat auf jene, die Krieg führen, dann ist das verständlich. Solche Wut soll aber nicht subversiv in uns herrschen dürfen. Wir müssen aufpassen, das wir nicht vom Frieden reden und unterschwellig Aggression verbreiten.

Nüchtern und besonnen stelle ich fest: Die USA haben bis jetzt differenzierter reagiert als viele von uns anfangs dachten. Die Mehrheit unserer Bevölkerung bejaht die jetzigen militärischen Schläge.

Für uns gilt um so mehr: Krieg darf um Gottes willen nicht sein. Das muss man zeigen und sagen dürfen; auch jetzt in dieser Situation! Wir wollen uns mit dieser Meinung nicht in eine extreme Ecke stellen lassen.

Protest - heißt Pro; Zeugnis für den Frieden.

Fünf Zeugenworte für den Frieden nenne ich:

1.Ungerechtigkeit, Armut, Wut wegen Benachteiligung; das gibt es in vielen Ländern. Zu Gewalt und Terror berechtigt dieses niemals. Man kann jedes Verbrechen psychologisch erklären; rechtfertigen soll man es damit nicht. Deshalb sage ich: Der kriegerische Terror gegen die USA ist schrecklich und gewissenlos. Unser Mitgefühl gilt den Toten, den Verletzten, den Trauernden und den Geschädigten. Genauso gilt: Krieg ist kein Mittel, den Terror zu überwinden. Damit bringen wir dem Terror nur noch mehr Menschenopfer.

2.Konflikte, von denen wir wissen, dürfen nicht liegen gelassen werden. Ihre Bearbeitung darf nicht mit Macht verhindert werden. Wir brauchen eine globalisierte Weltfriedenspolitik, die Krieg präventiv verhindert.

3.Gerechtigkeit und Frieden küssen sich. Vorschlag: So viel Geld wie wir für Rüstung und für innere Sicherheit ausgeben, sollten wir insgesamt auch für Entwicklungshilfe und soziale Krisenprävention einstellen. Das wäre Friedenspolitik.

4.Lasst uns Acht haben auf unsere Gefühle und auf unsere Sprache:

- Hütet euch sowohl vor antiamerikanischer Emotionalität und genauso vor einer antiislamischen Emotionalisierung. Beides fördert nicht den Dialog, schafft eher neue Feindbilder.

- Hütet euch vor einer religiösen Verklärung unseres westlichen Lebensstils, als ob wir ein Monopol auf Richtig-Leben oder als ob wir ein Recht auf Überlegenheit hätten.

- Hütet euch vor allem Potenzgehabe, als ob perfekte Waffentechnik imposant und spannend wäre. Verweigert die Faszination an perfekter Technik, die uns in manchen Fernsehbildern suggeriert wird. Auch moderne Waffen sind vor allem schrecklich.

5.Die Religion besagt, dass alle Menschen in allen Ländern gleiche Würde haben. Keine religiöse Verklärung nationaler Lebensstile. Keine religiöse Verklärung einer Wirtschaftsordnung. Kein religiöses Märtyrergefühl, als ob dieses zur Gewalt berechtige.

Ob wir endgültig Frieden für die ganze Welt gestalten können, muss ich offen lassen. Dass wir dem Frieden dienen und auf Frieden hoffen, statt Krieg, wo auch immer, dafür zeugen wir.


Martin Klumpp ist Prälat der Ev. Kirche in Stuttgart

E-Mail:   praelatur.stuttgart@elk-wue.de
Internet: http://www.elk-wue.de/cms/landeskirche/praelaturen/praelatstuttgart


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