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vom:
07.01.2002


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Hintergrundinfos Terroranschläge / Afghanistan:

  Hintergrund-Informationen

HIIK-Konfliktbaromter 2001 - Afghanistan

Heidelberger Institut für Intern. Konfliktforschung



Afghanistan (AI-Kaida, Taliban) - USA

Afghanistan (Nordallianz)

Was ist das HIIK?

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Afghanistan (AI-Kaida, Taliban) - USA

Intensität: 4
Veränderung: Eskalation um drei Stufen
Beginn: 1996
Konfliktparteien: Al-Kaida, Taliban vs. USA, GB, Nordallianz
Konfliktgegenstand: Ideologie, Sonstiges

Der Konflikt zwischen der islamistischen Terrororganisation Al-Kaida (die Basis) und den USA beginnt 1996 mit der "Kriegserklärung" ihres Führers Osama Bin Laden. Die USA machen Al Kaida für die Anschläge auf ihre Botschaften in Kenia und Tansania am 7.8.98 verantwortlich. Sie fordern von Afghanistan, die Auslieferung Bin Ladens, der 1996 aus dem Sudan zurückgekehrt ist. Nachdem die herrschenden Taliban dem nicht nachgekommen sind, verhängte der UNO-Sicherheitsrat am 15.10.99 Sanktionen gegen Afghanistan.

Nach dem Anschlag auf den amerikanischen Zerstörer USS Cole im Oktober 2000 im Golf von Aden erhöhten die USA den Druck auf die Taliban. Der Konflikt eskaliert durch die am 11.9. auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington D.C. sowie auf vier Passagierflugzeuge verübten Anschläge. Dabei werden mehr als 4.000 Menschen getötet. Osama Bin Laden wird von US-Präsident George W. Bush für die Anschläge persönlich verantwortlich gemacht. Die USA verlangen von den Taliban ultirnativ die Überstellung Bin Ladens, was diese jedoch ablehnen. Vermittlungsbemühungen Pakistans scheitern.

Am 7.10. beginnen die USA mit ihrem Vergeltungsangriff auf die Al-Kaida und die sie unterstützenden Taliban in Afghanistan. Im Vorfeld ist die US-Regierung bemüht, ähnlich wie zur Zeit des Golfkrieges, international Verbündete - auch in der arabischen Welt - zu gewinnen. Der Angriff ist Teil einer umfassenden Kampagne gegen den Terrorismus, die neben militärischen auch wirtschaftliche, fmanzpolitische und diplomatische Maßnahmen umfasst. Die politischen Ziele in ihrem "Internationalen Kampf gegen den Terrorismus" sind der Sturz des Talibanregimes in Afghanistan und die Ergreifung oder Tötung von Osama Bin Laden sowie die Zerschlagung seiner Organisation. Die strategischen Ziele sind die Zerstörung der Lager und Ausbildungszentren von Al-Kaida, die Beseitigung der logistischen und militärischen Ressourcen der Taliban und die Ausschaltung ihrer Stellungen an den Fronten zur Nordallianz.

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Ihren Krieg in Afghanistan führen die USA und Großbritannien v.a. aus der Luft und nutzen die Nordallianz (siehe auch: Afghanistan (Nordallianz)) als verbündete Bodentruppen. Anfangs beschränken sie sich auf den Einsatz von in Afghanistan operierenden Spezialeinheiten. Am 15.11. gelingt es den USA, bei einem Luftangriff auf Gebäude nahe den Städten Kandahar und Kabul zahlreiche mutmaßliche Mitglieder der Organisation Al-Kaida zu töten. Am 26.11. setzen die USA zum ersten Mal Bodentruppen in größerem Umfang ein. Anfang Dezember konzentrieren die USA ihre Angriffe auf Kandahar und die Bergregion Tora Bora an der Grenze zu Pakistan, wo sich Bin Laden versteckt halten soll. (Hendrick Lehmann, hs)



Afghanistan (Nordallianz)

Intensität: 4
Veränderung: keine
Beginn: 1993
Konfliktparteien: Taliban vs. Nordallianz
Konfliktgegenstand: Ethnische, religiöse, regionale Autonomie; Ideologie, System, nationale Macht

Die militärische Gesamtsituation im Bürgerkrieg zwischen den Taliban und der Nordallianz um die Herrschaft in Afghanistan verändert sich bis September nur wenig. Die Taliban, deren Truppen sich überwiegend aus Paschtunen rekrutieren, die während der sowjetischen Intervention nach Pakistan geflohen sind, kontrollieren seit 1998 über 90% des Landes. Die Nordallianz repräsentiert die überwiegend im Norden lebenden Minderheiten der Tadschiken, Usbeken und der schlitischen Hazara. Die Milizen der Nordallianz, im wesentlichen die tadschikischen Einheiten, beherrschen nur noch den Nordosten Afghanistans. Ihr charismatischer Führer; der Tadschike Achmed Schah Masud, wird einen Tag vor den Anschlägen in den USA bei einem Attentat von mutmaßlichen Anhängern Osama Bin Ladens getötet.

Einheiten der Taliban unternehmen zwischen Juli und September mehrere Vorstöße im Osten der Takliar Provinz. Mit dieser Sommeroffensive wollen die Tahban den endgültigen Sieg im Bürgerkrieg erreichen.

Nach dem Scheitern ihrer Offensive und nach den Anschlägen vom 11.9. in den USA ändert sich das militärische Kräfteverhältnis grundlegend. Am 7.10. beginnnen die Streitkräfte der USA und Großbritanniens mit Luftangriffen auf Stellungen der Taliban. Die Luftangriffe und neue russische Waffenlieferungen ermöglichen der Nordallianz eine große Offensive. Am 9.11. erobern ihre Truppen die Stadt Masar-e-Sharif, wobei es zu Hinrichtungen von Soldaten der Taliban gekommen sein soll. Bei einem Aufstand in einem Gefängnis in der Stadt Masar-e-Sharif werden mehrere hundert ausländische Taliban-Gefangene getötet. Nach der Einnahme rückt die Nordallianz weiter auf die Hauptstadt Kabul vor; die schließlich am 14.11. nach einem Rückzug der Taliban besetzt wird. Nach zehntägiger Belagerung und zwei verstrichenen Ultimaten

fällt am 25.11. Kundus, die letzte Taliban-Hochburg im Norden. Zuvor haben sich etwa 2.500 Kämpfer der Taliban ergeben. Einen Tag später bereitet die Nordallianz den Sturm auf die letzte Stadt der Taliban, Kandahar, im Süden des Landes vor. Unterstützt wird die Nordallianz durch amerikanische Marineinfanteristen, die zuvor in der Nähe gelandet sind. In ihrer Hauptstadt leisten die Taliban erstmals seit Beginn der Offensive der Nordallianz energischen Widerstand.

Am 28.11. treffen sich Vertreter dreier afghanischer Exilgruppen sowie der Nordallianz auf Vermittlung der UNO zu einer Konferenz auf dem Petersberg in Königswinter. Die Taliban sind von dieser Konferenz ausgeschlossen. Am 5.12. unterzeichnen die Vertreter ein Abkommen, das die Bildung einer 30-köpfigen Übergangsregierung unter dem Paschtunen Hamid Karsai vorsieht, die innerhalb von sechs Monaten eine große Ratsversammlung aller afghanischen Stämme einberufen soll. Beide Gremien bilden laut Vertrag ein Übergangsparlament, das bis Anfang 2004 demokratische Wahlen vorbereiten soll. (hl, hs)



HIIK

Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK) am INSTITUT FÜR POLITISCHE WISSENSCHAFT DER UNIVERSITÄT HEIDELBERG ist ein gemeinnütziger eingetragener Verein. Es widmet sich der Erforschung, Dokumentation und Auswertung innerstaatlicher und internationaler politischer Konflikte. Das HIIK ging 1991 aus einem u.a. von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziell unterstützten Forschungsprojekt "KOSIMO" (Konflikt-Simulations-Modell) hervor, welches von Prof. Dr. Frank R. Pfetsch (Universität Heidelberg) geleitet wurde.



Konflikt

Konflikte sind Interessengegensätze (Positionsdifferenzen) um nationale Werte (Unabhängigkeit, Selbstbestimmung, Grenzen, Territorien, etc.) von einiger Dauer und Reichweite zwischen mindestens zwei Parteien (Staaten, Staatengruppen, -Organisationen, organisierte Gruppen), die entschlossen sind, sie zu ihren Gunsten zu entscheiden. Dabei muss auf mindestens einer Seite die organisierte Staatsmacht involviert sein.

Intensität von Konflikten

Konflikte der Intensitäten "latenter Konflikt" (1) und "Krise" (2) verlaufen vorwiegend gewaltlos, während Konflikte der Intensitäten "ernste Krise" (3) und "Krieg" (4) hauptsächlich gewaltsame bis kriegerische Formen annehmen. Angegeben wird jeweils nur die höchste Intensitätsstufe im Jahresverlauf eines Konflikts.

Latenter Konflikt (1)

Damit ein Interessengegensatz oder eine Positionsdifferenz um bestimmte Güter als latent erkannt werden kann, müssen darauf bezogene Forderungen artikuliert werden, muss eine Gruppe ihre jeweiligen Interessen vorgebracht haben und dies von der anderen Seite wahrgenommen werden.

Krise (2)

Intensivierung eines latenten Spannungszustandes durch Mittel, die im Vorfeld militärischer Drohungen liegen. Vorhandene Konfliktbeziehungen erreichen das Stadium einer Wende, die die Wahrscheinlichkeit einer Gewaltandrohung erhöht.

Ernste Krise (3)

Eine ernste Krise ist ein Spannungszustand zwischen Konfliktparteien, der mit der öffentlichen Drohung verbunden ist, Gewalt einzusetzen oder in dem für kurze Zeit tatsächlich Gewalt eingesetzt wird.

Krieg (4)

Kriege sind Formen gewaltsamen Konfliktaustrags, die dadurch gekennzeichnet sind, dass

a)die organisierten Kampfhandlungen von etwa gleich starken Gegnern durchgeführt werden; dies äußert sich meist darin, dass sie

b)von einiger Dauer sind und

c)intensiv geführt werden, d.h. Opfer kosten und Zerstörung anrichten.

Konfliktgegenstände

Das Konfliktbarometer unterscheidet zwischen folgenden Konfliktgegenständen, wobei bis zu drei Konfliktgegenstände pro Konflikt angegeben werden können:

 Territorium, Grenze, Wasser

 nationale Unabhängigkeit, Sezession

 Ethnische, religiöse, regionale Autonomie

 Ideologie, System

 nationale Macht

 internationale Macht; geostrategische Lage

 Ressourcen Sonstige

Abgrenzung der Regionen

Die Abgrenzung der Regionen erfolgt nach geographischer, kultureller und konfliktbestimmter Zusammengehörigkeit. Das Konfliktbarometer unterscheidet zwischen den Regionen Europa, Afrika, Amerika, Asien und Vorderer und Mittlerer Orient.

Das vorliegende Konfliktbarometer 2001 gibt den aktuellen Stand unserer Forschung wieder. Dadurch können sich Abweichungen von Daten älterer Ausgaben ergeben.

Redaktionsschluss: 1. Dezember 2001



E-Mail:   info@hiik.de
Internet: http://www.hiik.de
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