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Atomteststopp: Aktionswoche in Genf
vonSeit etwa vier Wochen geistert das Thema Atomwaffensperrvertrag am Rande der Medienberichterstattung herum. Mal ist etwa von den enormen Anstrengungen der USA zu hören, wie sie neue Mitglieder für die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen gewinnen, das andere Mal ist vom entsagungsreichen Verzicht Deutschlands auf eine nukleare Bewaffnung die Rede, der geradezu eine starke und glaubwürdige Rolle bei den Sperrvertragsverhandlungen vorbestimme.
Aber neben der Habenseite von USA, Frankreich und den anderen Atommächten inklusive ihrer Verbündeten (z.B. auch Deutschland), darf die Sollseite wie in jeder ordentlichen Rechnung nicht vergessen werden. Hier sieht die Bilanz jedoch weniger günstig aus. Besonders die im Sperrvertrag unter Artikel VI von den Nuklearmächten geforderte Abrüstung wurde weitgehend nicht verwirklicht. Noch heute stehen 48000 Atomsprengköpfe zum Einsatz bereit. Genug Potential um das Leben auf der Erde über 26-mal zu vernichten. Streng genommen handelt es sich um einen glatten Vertragsbruch, wird doch bei den nuklearen Habenichtsen jeder Versuch sich Atomwaffen zu beschaffen sofort sanktioniert!
Deutlich wird die Haltung zur vorgeschriebenen Abrüstung während der, von der Öffentlichkeit kaum mehr wahrgenommenen Verhandlungen zum Atomteststopp in Genf. Hier sind es vor allem die fünf Mächte des Atomclubs, die maßgeblich am Verschleppen eines Vertragsabschlusses Anteil haben. Hier sollte auch unsere Regierung Einfluss auf Frankreich nehmen. Frankreich ist einer der stärksten Verhandlungsbremser überhaupt und wird im Herbst 1995 mit größter Wahrscheinlichkeit sogar wieder damit beginnen, mit Atombombentestzündungen die Bewohner des Pazifiks weiter zu verstrahlen. Hier sind politische Interventionen geboten!
Mit jedem neuen Atomtest wird die nukleare Aufrüstungsspirale ein Stück weiter gedreht.(Mit jedem neuen Atomtest werden mehr Menschen vergiftet) Mit jedem neuen Atomtest wird der Auftrag des Atomwaffensperrvertrags verletzt und die Staaten ohne Atomwaffenprogramm dazu aufgefordert, das selbe zu tun und ihrerseits den Sperrvertrag zu missachten, indem sie in die atomare Aufrüstung einsteigen. Als Konsequenz hätten wir tatsächlich bis zu 20 Atomstaaten zu fürchten, die sich mit ihren Schreckensarsenalen bedrohen und bekriegen. Was das bedeutet, sollten wir uns 50 Jahre nach Hiroshima und Nagasaki immer wieder in Erinnerung rufen.
Aber selbst wenn sich dies nicht bewahrheiten sollte, eine ständige Neuentwicklung von immer "besseren" Atomwaffen durch die Nuklearmächte kann nicht länger hingenommen werden. Das wieder anfahren von verderbenbringenden Atombombentests muß gebannt werden.
Darum hat sich eine internationale Allianz von Friedensorganisationen zusammengeschlossen, um in Genf den festgefahrenen Verhandlungen auf die Beine zu helfen und die Weltöffentlichkeit über die Leichtfertigkeit aufzuklären mit der eine Reihe von Diplomaten die Zukunft des Weltfriedens verspielt. In diesem Rahmen wird am Ort des Geschehens, vom 24. Juni bis 1. Juli 1995, eine Aktionswoche stattfinden, die bisher von Friedensorganisationen aus einem halben Dutzend Ländern unterstützt wird. Neben einer Großkundgebung am 3o. Juni und verschiedener Aktionen vor dem UN-Gebäude, werden Menschen aus den verseuchten Atomtestgebieten über ihre Lebensumstände berichten. Schon im Vorfeld wird es in den einzelnen Staaten zu vorbereitenden Aktionen kommen. Z.B. ist in Deutschland die Herstellung einer mehrere hundert Meter langen Transparentschlange angelaufen, von der aus sich in Genf Tausende von Handabdrücken den Delegierten entgegenstrecken werden, mit der Aufforderung: "Stoppt die Atomtests - Teststopp jetzt!"