Atomteststopp: Aktionswoche in Genf

von Jürgen Hops Haßbach
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Seit etwa vier Wochen geistert das Thema Atomwaffensperrvertrag am Rande der Medienberichterstattung herum. Mal ist etwa von den enor­men Anstrengungen der USA zu hören, wie sie neue Mitglieder für die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen gewinnen, das andere Mal ist vom entsagungsreichen Verzicht Deutschlands auf eine nukleare Be­waffnung die Rede, der geradezu eine starke und glaubwürdige Rolle bei den Sperrvertragsverhandlungen vorbestimme.

Aber neben der Habenseite von USA, Frankreich und den anderen Atom­mächten inklusive ihrer Verbündeten (z.B. auch Deutschland), darf die Soll­seite wie in jeder ordentlichen Rech­nung nicht vergessen werden. Hier sieht die Bilanz jedoch weniger günstig aus. Besonders die im Sperrvertrag unter Artikel VI von den Nuklearmächten geforderte Abrüstung wurde weitgehend nicht verwirklicht. Noch heute stehen 48000 Atomsprengköpfe zum Einsatz bereit. Genug Potential um das Leben auf der Erde über 26-mal zu vernichten. Streng genommen handelt es sich um einen glatten Vertragsbruch, wird doch bei den nuklearen Habenichtsen jeder Versuch sich Atomwaffen zu beschaffen sofort sanktioniert!

Deutlich wird die Haltung zur vorge­schriebenen Abrüstung während der, von der Öffentlichkeit kaum mehr wahrgenommenen Verhandlungen zum Atomteststopp in Genf. Hier sind es vor allem die fünf Mächte des Atomclubs, die maßgeblich am Verschleppen eines Vertragsabschlusses Anteil haben. Hier sollte auch unsere Regierung Einfluss auf Frankreich nehmen. Frankreich ist einer der stärksten Verhandlungsbrem­ser überhaupt und wird im Herbst 1995 mit größter Wahrscheinlichkeit sogar wieder damit beginnen, mit Atombom­bentestzündungen die Bewohner des Pa­zifiks weiter zu verstrahlen. Hier sind politische Interventionen geboten!

Mit jedem neuen Atomtest wird die nu­kleare Aufrüstungsspirale ein Stück weiter gedreht.(Mit jedem neuen Atomtest werden mehr Menschen ver­giftet) Mit jedem neuen Atomtest wird der Auftrag des Atomwaffensperrver­trags verletzt und die Staaten ohne Atomwaffenprogramm dazu aufgefor­dert, das selbe zu tun und ihrerseits den Sperrvertrag zu missachten, indem sie in die atomare Aufrüstung einsteigen. Als Konsequenz hätten wir tatsächlich bis zu 20 Atomstaaten zu fürchten, die sich mit ihren Schreckensarsenalen bedrohen und bekriegen. Was das bedeutet, soll­ten wir uns 50 Jahre nach Hiroshima und Nagasaki immer wieder in Erinne­rung rufen.

Aber selbst wenn sich dies nicht be­wahrheiten sollte, eine ständige Neu­entwicklung von immer "besseren" Atomwaffen durch die Nuklearmächte kann nicht länger hingenommen wer­den. Das wieder anfahren von verder­benbringenden Atombombentests muß gebannt werden.

Darum hat sich eine internationale Alli­anz von Friedensorganisationen zusam­mengeschlossen, um in Genf den festge­fahrenen Verhandlungen auf die Beine zu helfen und die Weltöffentlichkeit über die Leichtfertigkeit aufzuklären mit der eine Reihe von Diplomaten die Zu­kunft des Weltfriedens verspielt. In die­sem Rahmen wird am Ort des Gesche­hens, vom 24. Juni bis 1. Juli 1995, eine Aktionswoche stattfinden, die bisher von Friedensorganisationen aus einem halben Dutzend Ländern unterstützt wird. Neben einer Großkundgebung am 3o. Juni und verschiedener Aktionen vor dem UN-Gebäude, werden Menschen aus den verseuchten Atomtestgebieten über ihre Lebensumstände berichten. Schon im Vorfeld wird es in den einzel­nen Staaten zu vorbereitenden Aktionen kommen. Z.B. ist in Deutschland die Herstellung einer mehrere hundert Me­ter langen Transparentschlange angelau­fen, von der aus sich in Genf Tausende von Handabdrücken den Delegierten entgegenstrecken werden, mit der Auf­forderung: "Stoppt die Atomtests - Test­stopp jetzt!"

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