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Ein Beitrag zur Kultur gewaltfreier Konfliktlösung
Peace Brigades International
vonDas Leben einer von Ermordung oder Entführung bedrohten Person zu schützen, ohne dabei eine Waffe zu tragen; zwischen Konfliktparteien in Krisengebieten zu vermitteln, ohne politische Macht und Mandat irgendwelcher Regierungen; Trainings und Seminare zu gewaltfreiem Widerstand durchzuführen inmitten gewalttätiger Auseinandersetzungen, kurz, friedenschaffende und friedenserhaltende Initiativen auf der Grundlage aktiver Gewaltfreiheit dort zu ergreifen, wo Gewalt in ihrer brutalsten Ausprägung den Alltag bestimmt, alles dies sind keine bloßen Wunschvorstellungen naiver, traumtänzerischer Pazifisten, sondern Realitäten in den Projekten der Internationalen Friedensbrigaden (Peace Brigades International, PBI).
Zum Beispiel Guatemala...
Seit fünf Jahren befindet sich ein Team Freiwilliger aus den USA, Kanada und verschiedenen europäischen Staaten in Guatemala, einem Land, das 40.000 Verschwundene und Ermordete zu beklagen hat. In einer Atmosphäre von Angst und Bedrohung eskortieren PBI-Mitglieder Angehörige von Menschenrechtsorganisationen, Gewerkschafter und andere von Ermordung bedrohte Menschen. Einige von ihnen werden seit Jahren auf ihren Wegen zu Arbeit, zu Versammlungen und Demonstrationen durch diese Form internationaler Präsenz geschützt, ihr Aktionsradius erweitert. Durch Bereitstellung von Räumlichkeiten und schützende Präsenz bei öffentlichen Auftritten konnte sich Menschenrechtsarbeit in Guatemala erst richtig entfalten.
Die Ausreise besonders gefährdeter Personen zu ermöglichen, Vermittlungen und Verhandlungen für Betroffene bei Behörden, Militärs usw. durchzuführen, ergänzen die Arbeit der PBI ebenso wie die Durchführung von Workshops zu Fragen der Verteidigung der Menschenrechte.
Zunehmende Bedeutung gewinnen Einsätze zur Lösung lokaler Konflikte. Monatelang leisteten die Freiwilligen Schutzdienst vor den Toren einer Textilfabrik, um Übergriffe von Polizei und Militär zu verhindern.
Die teilweise unter hohem Risiko gefahrenen Einsätze werden von ausgebildeten Freiwilligen übernommen, die bereit sind, innerhalb international besetzter Gruppen zu arbeiten und sich zum Prinzip Gewaltfreiheit zu bekennen.
PBI sieht ihre Rolle vor allem als dritte Kraft zwischen den Konfliktparteien. Als nicht-parteiische (non-partisan) Gruppe versteht sie ihre Interventionsaufgabe als Ergänzung zum direkten gewaltfreien Kampf der betroffenen und unterdrückten Bevölkerung selbst. Sie konzentriert sich auf Schutz- und Vermittlungsaufgaben, wobei die Vermittlungsbemühungen nicht zur Erhaltung eines ungerechten Status Quo führen dürfen. PBI kommt auf Anfrage einheimischer Betroffener zum Einsatz und wird grundsätzlich nicht eigenmächtig von außen aktiv.
Einsätze in vielen Konfliktregionen der Welt
An die 1981 nach Vorbild der indischen Friedensarmee Shanti Sena gegründete internationale Organisation werden immer häufiger Anfragen gerichtet. Leider können sie nicht zuletzt aufgrund fehlender Finanzmittel nicht immer aufgegriffen werden.
Neben dem Projekt in Guatemala ist ein Team in El Salvador tätig, gerufen von mehreren Menschenrechtsorganisationen. Nicaraguanische Institutionen und Regierungsvertreter fragten PBI an, gemeinsam nach Möglichkeiten zu suchen, das Konzept der Sozialen Verteidigung auf die Situation in Nicaragua zu übertragen. Erste Workshops mit Vertretern von Volksbewegungen fanden statt.
Vor mehreren Wochen wurde ein Eskortendienst für von Ermordung bedrohter Rechtsanwälte im von Pogromen geplagten Sri Lanka eingerichtet, das um Initiativen zur Versöhnung von Singalesen und Tamilen ergänzt wird. 1990 werden Teams ihre Arbeit in Israel-Palästina und in Nord-Irland aufnehmen.
Unterstützungsmöglichkeiten
Nachdem in den ersten Jahren des Bestehens der PBI der Kreis der Freiwilligen und der so unerläßlichen Unterstützer relativ klein blieb, hat ein organisches Wachstum der Organisation in den Projekten und in den Unterstützerländern eingesetzt. Als im Juli diesen Jahres in Trier der Internationale Rat der PBI tagte, waren bereits Mitglieder aus 16 Ländern vertreten. Sie kamen aus den USA, Kanada, Zentral- und Südamerika, Asien und Europa.
In der Bundesrepublik wird die politische, organisatorische und finanzielle Unterstützungsarbeit für die Friedensbrigaden von der Arbeitsgemeinschaft Frieden in Trier koordiniert. Sie sucht Freiwillige, hilft bei der Ausbildung, bei Informations- und Pressearbeit und betreibt Finanzbeschaffung. Von dort wir auch die Bildung lokaler Unterstützungsgruppen in anderen Städten gefördert, wie zuletzt in München, wo seit einigen Monaten eine PBI-Gruppe besteht.
Möglichkeiten der Mitarbeit bei PBI gibt es auf verschiedenen Ebenen:
Einsatz als Freiwillige-r
Voraussetzung für die Teilnahme an Projekten sind eine gewaltfreie Grundeinstellung, Teilnahme an Trainings, physische und psychische Gesundheit, Belastbarkeit in Konfliktsituationen, Fremdsprachenkenntnisse oder die Bereitschaft, die benötigte Sprache zu erlernen. Die Dauer eines Einsatzes sollte sechs Monate nicht unterschreiten.
Mitarbeit in Unterstützergruppen
Sie beteiligen sich an Öffentlichkeitsarbeit über Projekte, unterstützen einzelne Freiwillige, organisieren sogenannte Urgent actions, wenn Teammitglieder von Ausweisung bedroht sind, und helfen bei der Finanzbeschaffung.
Förderstatus
Lebensrettende Maßnahmen von PBI scheitern oft am fehlenden Geld. PBI braucht Menschen, die kontinuierlich spenden. Die Arbeit ist gemeinnützig.
Das Beispiel PBI zeigt, daß schon wenige mutige, engagierte Leute viel bewirken können. Ihr Einsatz hat Modellcharakter, jedes der Projekte ist "ein Experiment mit der Wahrheit" (Gandhi). Für all jene, die Friedensarbeit nicht auf das Deklamatorische begrenzt sehen möchten, ist PBI ein Angebot, den Anspruch umfassender Gewaltfreiheit in die Tat umzusetzen und mit der Etablierung einer neuen Kultur der Konfliktlösung Formen physischer und psychischer Gewalt zu überwinden.
Weitere Informationen sind erhältlich bei: Arbeitsgemeinschaft Frieden e. V., Palaststraße 3, 5500 Trier, Telefon 0651-43571-2, Kto.-Nr. 113 746 bei der Kreissparkasse Trier-Saarburg (BLZ 585 501 30), Stichwort Peace Brigades International.