Zur Idee einer globalen Friedensordnung

von Volker Bialas
Hintergrund
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In der Zeit vom 6. bis 8. Oktober 1995 fand an der Universität Hannover unter dem Thema "Idee und Perspektive einer globalen Friedensord­nung - 200 Jahre Kants Entwurf 'zum ewigen Frieden'" ein internationales, gemeinsam von Institut für kulturelle Friedens- und Konfliktfor­schung Hannover und von der Projektgruppe "Globale Friedensord­nung" veranstaltetes Symposium statt, dessen Beiträge nun als Buch vorgelegt werden. Das Symposium kann über die Thematik hinaus aus als Versuch eingeschätzt werden, die Konfliktforschung mit dem Dis­kurs  über die philosophisch begründete Idee des Friedens in Verbin­dung zu bringen und das Thema einer Weltfriedensordnung zum Ge­genstand der friedenswissenschaftlichen Erörterung werden zu lassen.

Noch vor vier Jahren lockte der 4. Inter­nationale Kongress der Initiative "Kulturwissenschaftler für Frieden und Abrüstung" 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Friedensfreundin­nen und -freunde nach Hannover. Zunächst schien die Welt nach dem ver­kündeten Ende des Kalten Krieges auf eine globale Friedensordnung hin ver­änderbar zu sein, aber bereits der Golf­krieg II hatte vielen deutlich gemacht, daß das alte Denken auch die Strukturen der "Neuen Weltordnung" zu bestimmen gedachte. Die Hemmschwelle zur Kriegsbereitschaft - die sich heute nur anderer legitimatorischer Floskeln als noch vor Jahren bedient - ist deutlich niedriger geworden; regional begrenzte Kriege werden mehr als zuvor für führ­bar und für gewinnbar gehalten, und die zutiefst menschenverachtende Andro­hung planetarischer Vernichtung durch den Einsatz nuklearer Waffensysteme besteht weiterhin.

Mit dem Voranstehenden zusammen­hängende Fragestellungen um die neue Weltordnungspolitik und um die ver­schärften Bedingungen des globalen Verteilungskamfes, aber auch Zusam­menhänge zwischen neoliberalen Wirt­schaftskonzepten und Verelendung,  zwischen Produktivkraftentwicklung und Umweltverschmutzung. bilden die inhaltlichen Beziehungspunkte einer von Philosophen, Historikern und Kon­fliktforschern gebildeten Arbeitsgruppe zum Thema "Globale Friedensordnung". Diese hatte gemeinsam mit dem von Hans-Jürgen Häßler in Hannover im Jahre 1992 gegründete Institut zu einem äußerlich bescheidenen, aber inhaltlich durchaus gewichtigen Symposium ein­geladen, für das der 200. Jahrestag von Kants Schrift "Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf" einen klassi­schen Bezugsrahmen mit hohem Aktua­litätsgehalt abgab.

Die Referate sind in dem genannten Buch (Würzburg: Königshausen & Neumann) dokumentiert: I. Ewiger Frieden und neue Weltordnung (u.a. Hermann Klenner, Till Bastian, Hans Heinz Holz); II. Kants Entwurf: Histo­rität und Aktualität (u.a. Alberto Burgio, Peter Dörsam); III. Von der Idee zur Realität (u.a. Wolfgang Scheler, Endre Kiss, Ernsdt Woit); IV. Wertesysteme, neue Ethik (u.a. Dejan Pavlov Kreculj, Volker Bialas, KariVäyrynen). Im Rahmen des Symposiums wurden einige Zwischenergebnisse zum Komplex "Von der Idee zur Realität: Modelle globaler Friedenssicherung vor dem Hintergrund gegenwärtiger Weltord­nungspolitik" vorgelegt; diese Erörterun­gen werden nun in der Projektgruppe fortgesetzt, fokussiert auf die Determi­naten der - noch genauer zu bestimmen­den - Konzeption des gegenwärtigen Zeitalters oder der Epoche.

Weitere Zwischenergebnisse der Pro­jektgruppe sollen am Rande eines Philo­sophie-Kongresses im September 1996 in Pavia/Italien diskutiert werden.

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