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vom:
13.08.2004


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Antikriegstag 2004:

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Erklärung zum Antikriegstag 2004

Zum 90. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs

DGB-Region NRW Süd-West / Aachener Friedenspreis

Vor 90 Jahren jubelten Millionen Menschen in Deutschland, Frankreich und anderen Ländern über den Beginn des Ersten Weltkriegs am 1. August 1914. Und auch Politiker, die noch kurz zuvor jeden Krieg abgelehnt hatten, stimmten für die Bewilligung von Kriegskrediten. Doch die Massenbegeisterung und der Siegestaumel sollten nicht lange währen. Nach nur vier Jahren zählte man Millionen Tote und verwüstete Schlachtfelder und übrig blieb die Erkenntnis: Die kleinen Leute sind die Leid tragenden. Der Krieg nutzt nur sehr wenigen Großen. 1939,nur 21 Jahre nach Ende des 1. Weltkrieges versuchte Deutschland erneut mit dem Zweiten Weltkrieg, die Welt zu seinen Gunsten zu verändern.

Wir sehen erschreckende historische Parallelen und fordern dringend dazu auf, die Lehren aus der Geschichte zu ziehen, um nicht noch einmal in die Schrecken eines Weltkrieges zu stolpern.

 Ein terroristischer Anschlag - die Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Sarajevo - löste den Ersten Weltkrieg aus. "Terrorismus" lautet heute erneut das Zauberwort für Kriegsbegründungen.
Ob in Afghanistan, Tschetschenien oder Irak: Bereits der vage Vorwurf des Terrorismus oder des Besitzes von Massenvernichtungswaffen reicht noch immer Politikern, Medien, aber auch vielen Menschen aus, um Feindbilder ohne kritische Prüfung zu übernehmen und dem Einsatz des Militärs zuzustimmen. Wir sind besorgt angesichts der zunehmenden Akzeptanz in Gesellschaft und Politik, politische Probleme mit Krieg lösen zu wollen.

 Wie ein Lehrbuchbeispiel zeigen die Ereignisse im Juli 1914, zwischen dem Mord in Sarajevo und dem Beginn des Ersten Weltkriegs, die fatale Wirkung von Bündnisverpflichtungen. Ging es anfangs um einen Terrorakt, so nutzte Österreich-Ungarn die Gelegenheit, einen Konflikt mit Serbien zu beginnen, der nach und nach die Staaten Europas auf die eine oder andere Seite zog. Als Kaiser Wilhelm II. seine "unbedingte Bündnistreue" mit Österreich-Ungarn erklärte, gab es kein Halten mehr.
Den diplomatischen Protestnoten folgten Mobilmachungen und am Ende standen sich die Soldaten dieser Länder in den Schützengräben gegenüber. Der Begriff der "uneingeschränkten Solidarität" erlebte nach dem 11.9.2001 eine gefährliche Neuauflage in der Konflikteskalation!

 Langfristige wirtschaftliche Interessen bildeten letztlich die entscheidende Grundlage dafür, dass 1914 die terroristische Tat einer kleinen Gruppe zum Anlass genommen wurde, einen großen Krieg mit Millionen von Toten zu beginnen. Die Kriegsziele, die am 20. Mai 1915 in einer Denkschrift des Zentralverbandes Deutscher Industrieller, des Bundes der Industriellen und weiterer Wirtschaftsverbände ganz unverblümt formuliert wurden, sprechen für sich: ein großes Kolonialreich, das den "vielseitigen wirtschaftlichen Interessen Deutschlands voll genügt", Überführung der wichtigsten belgischen Betriebe in deutsches Eigentum, die Eisenerzgruben im französischen Longwy und weite Gebiete im Osten.

Wir hören daher heute sehr genau hin, wenn von "unserem Öl" die Rede ist und die Bodenschätze der Länder des Nahen und Mittleren Ostens gemeint sind.

 Wir sehen es als gefährlich an, wenn die politisch Verantwortlichen unseres Landes sich in ihrer Militärplanung nicht mehr auf die Landesverteidigung beschränken. Im Widerspruch zum Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, das einen Angriffskrieg ausdrücklich verbietet, wird die einstige Verteidigungsarmee zur weltweiten Einsatztruppe umfunktioniert. Gleichzeitig soll die neue Verfassung der Europäischen Union schnelle Entscheidungen für Kampfeinsätze im Ausland ermöglichen. Als Begründung reicht da schon die vage Formulierung "zur Wahrung der Werte der Union und im Dienste ihrer Interessen". Praktische Kriegserfahrungen hat die Bundeswehr längst in ihren Einsätzen im Kosovo und in Afghanistan erworben.

Wer glaubt, wie der Bundesverteidigungsminister Peter Struck, am Hindukusch die deutsche Sicherheit zu verteidigen, der stellt deutsche Interessen über den Frieden. Das ist ein verhängnisvoller Umgang mit den Lehren aus zwei Weltkriegen.

In Kenntnis der geschichtlichen Zusammenhänge und aus Sorge um unser Land fordern wir Bundesregierung und Bundestag auf, zu einer Politik zurückzukehren, die auf den Einsatz von Gewalt zur Lösung politischer Probleme verzichtet und den Krieg ächtet.

Für diese Forderung werden wir uns gemeinsam auch am 1. September, dem traditionellen Antikriegstag, einsetzen.



Kontakt: DGB-Region NRW Süd-West, Dennewartstr. 17, 52068 Aachen, Tel.: 0241/9467120, Fax: 0241/9467129

E-Mail:   aachen@dgb.de


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