65 Jahre Hiroshima

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05.08.2010


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65 Jahre Hiroshima

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Redebeitrag für die Hiroshimagedenkveranstaltung in Köln am 6. August 2010

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kölnerinnen und Kölner, liebe Gäste von nah und fern!

Angela Spizig



- Sperrfrist: 6. August 2010, Redebeginn, ca 17 Uhr -

- Es gilt der gesprochene Text -



Lieber Frau Dr. Börschel,

Sehr geehrter Herr Frieder Wagner,

Sehr geehrte Frau Anne Schulz,

Sehr geehrte Frau Claudia Haydt,

Sehr geehrter Herr Fatih Özcan,

Ich freue mich, dass Sie heute hierhin gekommen sind - zum Gedenken und zum Mahnen.

Gemeinsam gedenken wir der Opfer des Atombomben-Angriffs auf Hiroshima und Nagasaki vor 65 Jahren. Die Bemühung um Frieden und Verständigung dürfen nie nachlassen.

So ist dieses gemeinsame Erinnern auch eine Demonstration für Frieden und Abrüstung und für eine endgültige internationale Ächtung jeglicher Nuklearwaffen.

Der Kern der Demokratie ist die Kommune. Hier werden die politischen Entscheidungen gelebt. Wenn es um Krieg oder Frieden geht, sind Städte und Gemeinden und ihre Bürger unmittelbar betroffen. Deshalb dürfen die von den Einwohnern einer Stadt gewählten Vertreter auch nicht schweigen zu der atomaren Bedrohung, die eben nicht mit der Beendigung des Kalten Krieges aus der Welt geschafft wurde, was damals viele Menschen erwartet und erhofft hatten!

1984 hat sich die Stadt Köln zur "Atomwaffenfreien Zone" erklärt und 1985 beschloss der Rat der Stadt Köln den Beitritt zum weltweiten Städtebündnis "Mayors for Peace".

Unter dem Vorsitz des Bürgermeisters von Hiroshima, Tadatoshi Akiba, versuchte dieses Bündnis unermüdlich, die Atommächte von der Notwendigkeit der Abschaffung aller Nuklearwaffen zu überzeugen.

Hiroshima und Nagasaki - die Namen dieser beiden japanischen Städte symbolisieren nicht nur die Gräuel des Krieges.

Sie markieren auch eine historische Zäsur: Erstmals verfügt die Menschheit über eine Technologie, die alles Leben auf dieser Erde mit einem Schlag zerstören kann.

Die Atomwaffen zwingen uns in eine globale Interessens- und Verantwortungsgemeinschaft.

Spätestens seit 1945 ist unser Überleben nicht mehr im Gegeneinander, sondern nur noch im Miteinander möglich.

Die Bürgermeister von Hiroshima und Nagasaki appellierten deshalb an uns alle, großen Druck auf die Verhandlungen über Atomwaffen auszuüben.

Deshalb bin ich so dankbar für den unermüdlichen Einsatz des Hiroshima-Nagasaki-Arbeitskreises, denn ohne dieses weltweit vernetzte bürgerschaftliche Engagement wäre unsere Welt ganz gewiss ein noch viel unfriedlicherer und unsicherer Ort.

Darum zählt Oberbürgermeister Roters zu den Erstunterzeichnern des Appells "Für eine Zukunft ohne Atomwaffen!", die `Mayors for Peace
zusammen mit zahlreichen Nichtregierungsorganisationen im Mai dieses Jahres an die Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrags gerichtet hat. Mehmet Fatih Özcan wird uns ja gleich über die Konferenz berichten.

Unser Engagement war nicht vergeblich.

Die atomaren Großmächte geloben nukleare Abrüstung.

Im Start-Nachfolgeabkommen, dass die Präsidenten Obama und Medwedew Anfang April unterzeichnet haben, verpflichten sich beide Atommächte, die Zahl der einsatzbereiten Nuklearsprengköpfe auf jeweils 1.550 zu verringern. So positiv dieser Schritt auch wäre, es wären noch immer 3.100 Sprengköpfe zuviel. ( - der US-Kongress und die Duma müssen dem Abkommen noch zustimmen, und ob sie das tun, ist keineswegs gewiss -)

Viel furchteinflößender empfinde ich die Bedrohung die von den Atomsprengköpfen im Besitz von Pakistan, Nordkorea und Iran ausgehen. Länder die für eine internationale Abrüstung und Zusammenarbeit schwierig zu gewinnen sind und die wenig Interesse an den Forderungen unserer Friedensbewegungen zeigen.

"Atomwaffenfrei bis 2020" - das ist die Vision von Herrn Akiba, die wir hier in Köln nach besten Kräften unterstützen wollen, die Bürgerinnen und Bürger ebenso wie die Politiker, die Mitarbeiter der Medien, die Verantwortlichen in den Kirchen, die Lehrer und Lehrerinnen. Es gibt niemanden unter uns, den dieses Thema nicht anginge.

Auf diese Weise können wir besonnenen Politikern den Rücken stärken in ihrem Bemühen um Abrüstung, Ausgleich, Verständigung - um den Frieden in der Welt.

Die Stadt Köln und hier besonders auch die Bezirksvertretung Innenstadt, waren, gemeinsam mit den Menschen aus der Kölner Friedensbewegung, in den vergangenen Jahren nicht untätig.

Vor dem Dom wurden unermüdlich Unterschriften mit der Forderung nach Abschaffung der Atomwaffen gesammelt und vom Kölner OB an seinen Kollegen in Hiroshima zur Vorlage bei den Vereinten Nationen weitergeleitet.

Die Ausstellung "Die Atombombe und der Mensch" wurde mehrfach in Köln gezeigt. Kundgebungen an den Jahrestagen des Atomangriffs wurden zur Tradition.

Fest verbunden ist für mich der Jahrestag mit Herrn Kazuo Soda einem der Überlebenden von Nagasaki. Er war fast immer dabei und für seinen großen persönlichen Einsatz für den Frieden erhielt er den Aachener Friedenspreises 2001.

Sein Motto lautet: "Lasst uns unsere einmalige Erde schützen vor Atomwaffen - und damit vor ihrem Untergang! Nie wieder Krieg!"

Im August 2004 konnte der Hiroshima-Nagaski-Park am Ostasiatischen Museum eingeweiht werden. Damit haben die Kölnerinnen und Kölner ein wichtiges Zeichen gesetzt.

Wenn Angst und Verzagtheit die Diskussion bestimmen, werden die Unterschiede zwischen Nationen, Religionen und Menschen betrachtet, anstatt die bestehenden Gemeinsamkeiten zu suchen.

Gemeinsam für den Frieden - das ist unser Ziel!

Als `Mayors for Peace
, als `Bürgermeister für den Frieden, wollen wir diesem Wahnsinn Einhalt gebieten. Die Vision der `Kampagne 2020: bis zum Jahr 2020 soll die Welt atomwaffenfrei sein.

Mit international vernetzten, bürgerschaftlich getragenen Druck und mit solchen Veranstaltungen kann das durchaus gelingen!

Ich danke den Organisatoren dieser Veranstaltung, die sich seit vielen Jahren unermüdlich für dieses Ziel einsetzen.

Lassen Sie uns gemeinsam das Ziel unermüdlich verfolgen: "Atomwaffenfrei bis 2020".



Angela Spizig ist Bürgermeisterin der Stadt Köln. Vita siehe hier

E-Mail: christoph (Punkt) goormann (at) stadt-koeln (Punkt) de

Website: www.stadt-koeln.de/bm/4/index.html
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