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Oster-
marsch
2003


vom:
24.04.2003


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Rede beim Ostermarsch 2003 in Hannover, 19.04.03

Manfred Böttcher (verdi)

Liebe Friedensfreundinnen und Freunde.

Zu den Ereignissen am 11. September 2001 sagte George W. Bush in einer Fernsehansprache am 18. März dieses Jahres: " Die Vereinigten Staaten haben nichts getan, um diese Bedrohung zu verdienen oder dazu einzuladen." Herr Bush, sie haben ein Wahrnehmungsproblem !

Tatsache ist, der Terrorakt am 11. September 2001 ist ein unentschuldbares Verbrechen.

Tatsache ist aber auch, dass die Industrienationen, allen voran die USA, durch ihre Politik mit der sie 3. Weltländer und die Ärmsten der Armen ausbeuten, den Nährboden für Terrorismus schaffen.

Sie sind also nicht nur für ihr Tun sondern auch die Folgen verantwortlich! Ihre Antwort Herr Bush ist nicht etwa eine Politik der gerechteren Aufteilung des Reichtums.

Nein ! Ihre Antwort heißt Krieg!

Die "Koalition der Willigen" betreib nun schon seit 31 Tagen ihr grausames Geschäft. In ihrem Namen wurden und werden Kinder, Frauen und Männer getötet. Sie zerstören zivile Infrastruktur wie Brücken, Radio- und Fernsehsender. Sie setzen Streubomben und uranhaltige Munition ein Wie schon 1991 wird das ganze Land mit dieser Munition radioaktiv verseucht. Kurz um, die "Koalition der Willigen" ist nicht einen Deut besser als Bin Laden oder Saddam Hussein. Ihr Geschäft ist Terror und Tod. Unrecht mit Unrecht zu beantworten ist nicht nur primitiv, es ist und bleibt ein Verbrechen.

Einige deutsche Politiker fühlen sich derzeit berufen, diese Politik mit dümmlichen Aussagen in der Öffentlichkeit zu kommentieren. Zum Beispiel Jörg Schönbohm (CDU) Er sagte: " Der Krieg - nach dem er begonnen hatte, war er unvermeidlich" Was für ein Schwachsinn Herr Schönbohm! Es gab in den letzten Wochen noch viele solcher Zitate Die Damen und Herren mutieren langsam zu Politclowns.

Liebe Friedensfreundinnen und Freunde.

Warum wird nun aber solch ein Irrsinn wie der Angriff auf den Irak überhaupt veranstaltet !? Vielleicht weil Geoge W. Bush wie jeder weis, früher zu oft und zu heftig ins Wiskeyglas geguckt hat. Oder weil ihm ein göttlicher Mission zur Entwaffnung und Befreiung des Iraks erteilt wurde. Vielleicht will er ja auch nur beenden was sein Vater nicht geschafft hat. Natürlich ist diese Art der Betrachtung zu platt! Diesen Stil überlassen ich besser Herrn Schönbohm. Nein ! Die wahren Gründe liegen in den wirtschaftliche Interessen der USA und seiner Handlanger. Menschenleben spielen hier keine Rolle. Wichtig ist, daß der Profit stimmt und abgesichert wird. Der Krieg im Irak ist also keine göttliche Fügung. Nein, er ist von langer Hand vorbereitet um wirtschaftliche Interessen zu sichern.

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2003
Ich habe in meinem politischen Leben folgende Regel gelernt:

" Wenn du die Wahrheit wissen willst, stell dir immer die Frage: Wem nutzt es?"

Die US - Administration wollte den Irak entwaffnen und die Massenvernichtungswaffen beseitigen. Stimmt das wirklich Herr Bush? Beweise über die Existenz dieser Waffen gibt es bis heute nicht. Also, alles nur Propaganda zur Kriegsvorbereitung ? Mittel zum Zweck ? Damit nicht genug.

In den letzten Tagen droht Georg W. Bush unverhohlen den Syrern mit militärischen Schritten. Er behauptet, daß Syrien den Regierungsmitgliedern von Saddam Unterschlupf gewährt. Weiter spricht er die Vermutung aus, daß die Massenvernichtungswaffen evtl. frühzeitig nach Syrien geschafft wurden. Ich verstehe sie also richtig Herr Bush !?

Als nächstes überfallen sie Syrien und suchen nach Saddam und den Massenvernichtungswaffen.

Wenn sie bei der Suche dann alles kurz und klein gebomt haben und weder Saddam noch die Waffen entdecken konnten, geht es weiter in den Iran. Vielleicht werden sie dort fündig. Wenn nicht, stellt sich die Frage wer bei ihrem Kreuzzug als nächstes ins Visier gerät. Falls sie dann eines Tages bei ihrer erfolglosen Suche an den Grenzen des alten Europas stehen sollten, müßten auch die letzten Zweifler begriffen haben das es nicht um Saddam oder Massenvernichtungswaffen geht. Wenn mich nicht alles täuscht haben doch auch die USA Saddam Hussein und Bin Laden aufgerüstet. Wieder muß es heißen: Man ist nicht nur für sein tun, sonder auch für die Folgen verantwortlich.

Wir stellen also fest: Es geht um Öl und Wirtschaftsinteressen.

Was spricht für diese Behauptung?

Der Irak soll nach Kriegsende von aktiven und pensionierte US Generälen sowie Lobbyisten der Waffen - und Ölindustrie regiert werden.

Die Richtigen Verbindungen sind schon manchen Dollar wert. Schell zum Beispiel hofft auf einen guten Helfer. Phillipp Carol, EX Chef von Schell USA, soll nach dem Krieg die Modernisierung von Iraks Ölindustrie organisieren. Chevron - Texako hat beste Kontakte zum Weißen Haus. Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice saß von 1991 - 2000 im Chevron Aufsichtsrat. Auch der US Präsident Bush, sein Vize Präsident Cheney und der US Handelsminister Donald Evans haben Karriere in der Ölindustrie gemacht. John Browne, Konzernchef der BP Amoco Gruppe ist ein guter Bekannter von Toni Blair. Er hofft für seinen Vize auf einen Top Posten in Iraks Ölindustrie.

Also, alles im Griff und nichts dem Zufall überlassen.

Das es um Öl und reine Wirtschaftsinteressen geht wird auch an folgendem beispielhaft deutlich:

Noch vor einer Woche war die Sicherung des Nationalmuseums in Bagdad - ein Weltkulturerbe - durch die US Invasoren nicht möglich. "Wir haben hierfür kein Mandat. Es reichen die derzeitigen Kräfte nicht aus." So der Sprecher in der täglichen Pressekonferenz der US - Militärs. Gleichzeitig werden aber die Ölförderanlagen im Irak von den US - Militärs gesichert. Weiter kann festgestellt werden: 3,5 Milliarden Tonnen Öl werden pro Jahr weltweit gefördert. Die USA allein verbrauchen hiervon 888 Millionen Tonnen. Jede 4. Tonne Öl wird laut Mineralölverband in den USA verbraucht. Ohne das Öl des Iraks werden die Reserven, die im Zugriff der USA liegen nur noch 50 Jahre reichen, mit dem Öl des Iraks 130 - 150 Jahre. Auf billiges Öl sind die USA besonders angewiesen. Wegen immer höherer Ölimporte stehen sie mit 3,7 Billionen Dollar bei den Lieferanten in der Kreide. Neben den vielen Menschenopfern und der Zerstörung werden Unsummen an Dollars durch einen Krieg vernichtet. Experten schätzen, daß der Angriffskrieg auf den Irak ca. 80 Milliarden US Dollar kosten wird. Die globalen Kosten des Krieges werden laut dem amerikanischen Ökonomen William D. Nordhaus von der Universität Yale auf knapp 2 Billionen US Dollar geschätzt. Dies ist eine gigantische Summe mit 12 Nullen. Nutznießer wird die Rüstungsindustrie sein. Die Menschen in den Kriegsgebieten zahlen eine blutige Zeche.

Das dieser Krieg viel Leid über Unschuldige gebracht hat steht außer Frage. Das mit der gigantischen Summe von 80 Milliarden US Dollar reiner Kriegskosten, besser die Not auf unserer Erde hätte gelindert werden sollen, dürfte wohl auch unstreitig sein.

Um es einmal deutlich zu machen:

Mit einer Summe von 80 Milliarden US Dollar könnte jedem Menschen auf diesem Planeten, von Säugling bis zum Greis ein Betrag von 13,- $ ausgezahlt werde.

Die Summe würde ebenfalls reichen um jedem Bundesbürger einen Betrag von 976,- $ zu zahlen. Oder wie es Oberbürgermeister Schmalstieg sagte: Mit dieser Summe könnte über 50 Jahre der gesamte Haushalt der Landeshauptstadt Hannover bestritten werden. Auch könnte man mit den Kriegskosten 1 Jahr lang 13,3 Millionen Kindergartenplätze finanzieren, oder 1 Million Arbeitsplätze durch ein Sofortprogramm.

Von der Finanzierung unseres Sozialsystems einmal ganz abgesehen.

Es bleibt also festzustellen:

Der Krieg kostet viele Menschenleben und bringt unendliches Leid über die Betroffenen. Der Krieg gegen den Irak ist ein Verstoß gegen das Völkerrecht und somit ein Verbrechen! Die Allianz der Willigen ist eine Kriminelle Vereinigung! In erster Linie wurde der Krieg wieder einmal für wirtschaftliche Interessen und um die Absicherung der Ölreserven geführt. In zweiter Linie ging es vielleicht auch um Massenvernichtungswaffen und den Sturz von Saddam Hussein. Der Beweis wurde bisher jedoch nicht erbracht. Welche Schlüsse müssen gezogen werden:

Um Kriege zu verhindern müssen am Reichtum dieser Welt alle Nationen und Menschen gleichermaßen teilhaben können.

Die Friedensbewegung muß auch eine Bewegung gegen Globalisierung des Kapitals und der Ausbeutung sein.

Wenn es gelingt in diesem Sinne ein weltweites Netzwerk zu knüpfen haben wir einen großen Schritt in eine friedliche Zukunft getan.

Wie hat es einmal Ernesto Che Guevara treffend formuliert: Er sagte: " Vor allem bewahrt euch stets die Fähigkeit, jede Ungerechtigkeit, die irgendwo auf der Welt begangen wird, aufs Tiefste zu empfinden."



E-Mail:   manfred.boettcher@verdi.de
Internet: http://www.verdi.de
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