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vom:
28.04.2000


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Ostermarsch am 22.04.2000

Rede in Brauschweig

Sigrid Probst

Ich spreche heute hier als Mitglied des Friedenszentrums, als Mitbegründerin der Flüchtlingshilfe und Kriegskind. Ich habe nicht vor, über Milosevic und andere zu sprechen - die gehören längst abgesetzt. Das vergangene Jahrhundert ist nicht nur das Jahrhundert der neuen Info-Gesellschaft und vieler neuer Technologien, es ist auch das Jahrhundert der schrecklichsten Kriege, der Erfindungen grauenvoller Waffensysteme, der Kassettenbomben, der Giftgase. Alles kam und kommt zum Einsatz, bis heute, wie wir wissen. Alfred Nobel lässt grüßen ...

Was wurde daraus gelernt? Der Irrsinn des Ersten Weltkrieges, auch der hatte etwas mit Größenwahn zu tun, endete mit einem Desaster mit Millionen von toten Sollten auf allen Seiten, einem Versailler Vertrag und dessen Folgen. Warum werden Schülerinnen und Schüler nicht nach Verdun und zum Hartmannsweilerkopf gefahren? Dort kann man an den Gebeinhäusern noch den ganzen Wahnsinn immer noch betrachten. Jeder 1., 2., 3. Soldat, der zum Einsatz auf diesen sogenannten strategisch wichtigen Punkten geschickt wurde, wusste, dass er da nicht lebend wieder herauskam. Für Kaiser, Gott und Vaterland!

Der Zweite Weltkrieg? Vieles ist zur Zeit, in den Medien gut dokumentiert, anzusehen. Deutschland sei ein Volk ohne Raum - so rechtfertigte man sich, und diesen Raum brauchte ein rassisch reines Volk. Deutsches Militär walzte fast ganz Europa nieder. Diesmal für den Führer, Gott und sein Volk. Wieder war Gott dabei! Der Vortrag eines Professors der katholischen Kirche machte im Herbst 1999 deutlich, wie Kirche und Religion sich schuldig gemacht haben mit der Aufforderung, auch für Gott in diesen Krieg zu ziehen, um dann im Dreck zu verrecken. Missbrauchte Soldaten, missbrauchte Menschen, für wen und für was? Diese Frage muss immer gestellt werden !!

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Ich möchte, dass jeder Knopfdruckkrieger oder demnächst -kriegerin erfahren, wie schlecht es vielen ihrer Vorgänger später ergangen ist. Das ist dann kein Video- oder Computerspiel. Das Militär nennt es auch "chirurgische Eingriffe". Wo war damals das Unrechtsempfinden der meisten Deutschen? Diese Geschichte wird uns so schnell nicht loslassen. Ein Kontinent war mit Toten übersät. Jedem wurde klar, dass nicht mehr nur die Soldaten an der Front starben, sondern die Opfer im eigenen Land besonders hoch waren.

Der Vietnamkrieg war ein ebenso irrsinniger, schrecklicher Krieg, bei dem wir hier - einige sind unter uns - wenigstens auf der Straße unseren Protest deutlich zeigen konnten. Es hilft den vielen Toten und heute noch leidenden Menschen nicht, wenn sich über 20 Jahre später höchste Militärs des Pentagons bekennen und sich für diesen Irrsinn entschuldigen.

Im Golfkrieg gegen den Irak war vielen von uns klar, dass es nicht um die Befreiung und Herstellung einer Demokratie in Kuwait ging. Der Überfall Saddams war völkerrechtswidrig. Und was haben jetzt
wir gemacht? Damals haben wir uns mit 18 Mrd freigekauft. Welche Errungenschaften und welcher Friede sind da zu erkennen?

Der Friedensforscher Prof. Ekbert Jahn sagte neulich: "Die Nachkriegszeit ist jetzt beendet." Nach über 50 Jahren wurde wieder mit deutscher Beteiligung Krieg geführt. Diese Bundeswehr kann man mir nicht mehr als Verteidigungsarmee verkaufen. Es wurden Menschenrechtsverletzungen begangen im Namen der Menschenrechte. Im Krieg gibt es keine Menschenrechte mehr. Sie sind einfach abgeschafft! Das Militär hatte eine ausführende Funktion, die Politiker haben entschieden. Sie tragen die Verantwortung und wir haben alles zu bezahlen ...

Am 15. April war ich im Reichstag zu einer öffentlichen Veranstaltung der Bündnisgrünen zum Thema "Der Krieg im Kosovo - ein Jahr danach". Bitte erlaubt mir einige Worte dazu. Hier wurde wenigstens ein Versuch gemacht. Ich zitiere Äußerungen aus dieser Veranstaltung:

-Es war ein Interventionskrieg mit humanitärem Hintergrund

-Gewaltfreie Politik ist nur in der Opposition möglich

-Politisch-moralisches Recht offenbar ebenfalls nur in der Opposition möglich

-Dieser Krieg muss die absolute Ausnahme sein (Angelika Beer wörtlich)

-Im Daytoner Vertrag war das Kosovo nicht einbezogen

-Es war ein Bilderkrieg, sehr medienwirksam

-Nicht genug ist im Voraus getan worden!

-Das Parlament hat versagt. Bei Anfragen stand meistens "Keine Erkenntnis" in der Antwort

Liebe Leute, hätte ich beinahe gerufen, besorgt euch in Zukunft Material von ai, von den IPPNWlern oder anderen Bürgerorganisationen! Die wissen schneller mehr. Verlasst euch nicht auf das erst "freigegebene" Material. Oder benutzt euern Verstand. Die Nichtregierungsorganisationen wussten, dass 10 Tonnen abgereichertes Uran abgeworfen wurden. Aber es gibt auch Christian Ströbele. Der sprach Klartext. Zitat: "Ich werde es nie in meinen Kopf bekommen, wie Menschen für Ökologie und Umwelt stehen und andererseits diesen Zerstörungen zustimmen." Man hat es hier in seinem Umfeld auch erleben können. In Berlin kamen auch Entschuldigungen, Bedauern zum Ausdruck, aber es gab auch Herumeiereien.Die Bilanz sei niederschmetternd. Alles sei ein Fehlschlag. Man spricht von mindestens 20 Jahren tiefstem Hass. Was fangen wir nun hier mit allem an? "Wir sind wieder dabei", sagen einige fast stolz.

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Wir sagen: "Nein, so nicht! Wir brauchen eine eigenständige deutsche Friedenspolitik! Wir brauchen keinen Kadavergehorsam gegenüber den USA und der NATO! Wir brauchen, wenn schon Einsätze, dann die besten Friedensgruppen der Welt, bestehend aus ÄrztInnen, SoziologInnen, IngenieurInnen, FriedensschlichterInnen. Sind wir nun borniert, konsequent, selbstgerecht? Ich glaube nicht. Wie gerne würden wir einmal nicht Recht bekommen! Ich fürchte, wir werden weiter Ostermärsche organisieren müssen. Nicht das Militär führt zum Frieden, sondern die Politik muss Frieden stiften!


Sigrid Probst, 2. Bürgermeisterin von Braunschweig

E-Mail:  m.staats@tu-bs.de
Internet: http://www-public.tu-bs.de:8080/~i8070803/menue.htm
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