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Ostermär-
sche 2001


vom:
29.05.2001


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Ostermärsche und -aktionen 2001:

  Reden/Kundgebungsbeiträge

ausgew. Reden zum Ostermarsch Rhein/Ruhr 2001

div. RednerInnen

Auftaktkundgebung Duisburg: Christian UIiczka

Duisburg: Alt OB Jupp Krings

Wattenscheid: Begrüßungsrede Hannes Bienert (ANTIFA WAT)





Auftakt zum Ostermarsch Rheinland und Ruhr 2001 am Karsamstag, 14. April, auf dem König-Heinrich-Platz

Eröffnung durch Christian Uliczka, Friedensforum Duisburg

Meine Damen und Herren, Friedensfreunde aus Nijmegen, die kommen wollten, seh` ich leider noch nicht, lieber Alt-Oberburgermeister von Duisburg Jupp Krings, liebe Leute von Duisburg und aus Duisburgs Nachbarschaft an Rhein und Ruhr,

namens des Friedensforums Duisburg heiße ich Sie und Euch willkommen am winterlich kalten Karsamstag 2001 in der Mitte von Duisburg. Alle, die schon hier sind, und auch die, die hoffentlich noch kommen werden, sind herzlich eingeladen, sich einzureihen in den Ostermarsch, der hier heute morgen beginnt, den Ostermarsch Rheinland und Ruhr 2001.

Ja: Rheinland u n d Ruhr. Erstmals in vier Jahrzehnten Geschichte der Ostermärsche tun Rhein und Ruhr sich zusammen zum Ostermarsch. Und zwar ...

(hier übernimmt Moderatorin Gabi zum Bekanntgeben technischer Details über Fahrt nach und Friedensfest in Düsseldorf)

So soll es laufen. Und wir appellieren an alle Friedensfreunde: Kommt alle mit nach Düsseldorf!

Ostermarsch 2001. Das heißt auch: vom Anfangsjahr 1961 an gerechnet, ist dies das 41. Mal, daß Menschen zu Ostern auf die Straße gehen und so für ihre Überzeugung werben, die Überzeugung, daß Militär Waffen und Krieg Probleme nicht lösen, sondern schaffen, daß Menschlichkeit nur im Frieden gedeiht und daß wir alle den Frieden brauchen.

Hin und wieder machen manche, denen dieses Signal unbequem ist, vor allem aus der grünen Ecke, den Versuch, unsere Botschaft dadurch um ihre Wirkung zu bringen, daß sie den Medien erzählen, der Ostermarsch habe sich überlebt. Das ist, wie wir aus Erfahrung sagen können, auch, was das Medienecho angeht, Unfug. Das werden wir auch diesmal zeigen.

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Allerdings läßt sich nicht leugnen, des der so genannte Kosovo-Krieg, richtig benannt: der völkerrechtswidrige Angriffskrieg der NATO gegen Jugoslawien, den Friedensgedanken nachhaltig schwächt und uns in unserem Engagement schwer behindert. Europa ist um mehr als ein halbes Jahrhundert zurückgeworfen worden, dadurch, daß seine tonangebenden Staaten uns Krieg als auch in Europa wieder führbar demonstriert haben. Und Deutschlands grundgesetzwidrige Beteiligung an dem Verbrechen ist der Sündenfall der deutschen Nachkriegsgeschichte, ein epochales moralisches Versagen, das unsere Gesellschaft und zwangsläufig damit auch uns auf unabsehbare Zeit belasten wird.

Was daran obendrein deprimiert, ist, daß gerade rotgrün, in schändlichem Kotau vor der NATO-Führungsmacht, den unaufhebbar scheinenden Bann gegen das Kriegführen gebrochen hat, statt das gewachsene Gewicht des vereinigten Deutschland für die Bewahrung des Friedens auf die Waage zu bringen. Zusätzlich bedrückt uns auch die Erfahrung, wie kritiklos die Öffentlichkeit bei uns selbst fadenscheinigsten Tatarenmeldungen glaubt, wie bereitwillig die Medien sich selber gleichschalten, wie wenig Widerspruch es gab und wie unmündig unsere angeblich demokratisch gereifte Gesellschaft in Wirklichkeit noch ist.

Auch zwei Jahre danach wird der Krieg nicht aufgearbeitet. Lähmung hat sich über das Land gelegt.

Kompetente Beobachter können noch so oft und noch so überzeugend belegen, daß es eine "humanitäre Katastrophe" im Kosovo vor Kriegsbeginn nicht gegeben habe, man schweigt es tot. Kein Wort darüber, daß eben der Krieg das Kosovo trotz KFOR-Präsenz zu einer von Nicht-Albanern weitgehend "ethnisch gesäuberten" Räuberhöhle gemacht hat, zu einem Pulverfaß für den ganzen Balkan. Statt dessen ereifert man sich darüber, ob man
wohl schafft, Milosevic vor das Haager Tribunal zu bringen. Und niemand fragt, ob nicht weit eher diejenigen dorthin gehören, die unter massiver Verletzung der Genfer Konvention Ölraffinerien und Chemiefabriken in Pancevo und Novi Sad haben zerbomben lassen.

Es ist an uns, diese Lähmung zu überwinden. Wir müssen den Krieg und die durch ihn aufgeworfenen Fragen zum öffentlichen Thema machen. Auch unser Ostermarsch gibt uns Gelegenheit dazu,

Dabei schließen wir unsere Augen keineswegs vor Friedensstörungen anderswo. So sehen und mißbilligen wir, um nur zwei Beispiele zu nennen, durchaus, wie der Irak auf Dauer wirtschaftlich stranguliert und immer wieder von neuem bombardiert wird, auch heut` nacht noch, und wie Israel im Gazastreifen und in der Westbank einen unerklärten Krieg führt und die Menschenrechte der Palästinenser gezielt verletzt.

Erstrangige Adressatin unseres Engagements ist aber, neben den Medien, naturgemäß die politische Macht im eigenen Land. Vor ihr verlangen wir diesmal vor allem, daß sie, auch als Konsequenz aus diesem leicht vermeidbaren Krieg, das Streben nach Perfektionierung militärischer Schlagkraft aufgibt und zum Entwickeln von Strukturen ziviler Konfliktbewältigung übergeht.

Gehen wir also im Sinne unserer Losung auf die Straße:

Die Politik zivilisieren:

 das heißt Kriege verhindern Einsatzkräfte auflösen

 kein Umbau der Bundeswehr in eine Angriffsarmee

 Entwicklung ziviler Strukturen zur Lösung inner- und zwischenstaatlicher Konflikte

Marschieren wir für den Frieden!





Duisburg: Alt OB Jupp Krings

Christian Uliczka hat mich für das Friedensforum gebeten, hier auf dem König Heinrich Platz zu sprechen. Wie Ihr seht, habe ich zugesagt und will damit erneut unterstreichen, dass dieser Platz das geistig kulturelle Zentrum Duisburgs ist. Das Friedensforum gehört hier hin, die Spielbank nicht.

Duisburg hat noch mehr gute Platze. Der Dellplatz zum Beispiel, der Platz wo oft der Ostermarsch begann. Ich erinnere mich, dass Oskar Lafontaine eingeladen wurde, den Ostermarsch zu eröffnen. Die Ruhrgebiets SPD machte daraus ein Problem. Ich sagte ihm danach: "Oskar komm nach Duisburg und ich gehe mit Dir". Damals warnte Oskar vor dem NATO Doppelbeschluß in Europa eine Raketenfront zu erreichten. Wie aktuell diese Diskussion ist. Bush wünscht ein weltweites sternennahes Abwehrsystem zu errichten. Spionageflüge über China wären dann überflüssig.

Ostern 2001 sagen wir erneut: Weg mit den Raketen. Weg mit den gespenstischen Feindbildern. Soziale Konflikte bedrohen den Frieden.

Für diese Botschaft ist Duisburg der richtige Ort. Als Willy Brandt den Friedensnobelpreis erhielt, da stiftete er das Geld für das Institut "Entwicklung und Friedenu. Und dieses Institut ist ein Institut der Duisburger Universität. Wie mag Willy Brandt darüber gedacht haben, dass sozialdemokratische Bildungspolitiker den Fachoberschülern den Zugang zur Universität verweigern wollen?

Ich erinnere mich an die letzte Kuratoriumssitzung der Stiftung "Entwicklung und Frieden". Das war mitten im Arbeitskampf um Krupp Rheinhausen. Willy Brandt kam etwas verspätet zur Sitzung. Die Stahldebatte im Bundestag wollte er noch begleiten. Ich erschrak, als ich Willy Brandt durch die Türe der Bonner Landesvertretung gehen sah. Die Krankheit zeichnete seine Gesichtszüge. Es dauerte bis er in die Debatte einstieg. Ost-West war bis dahin das Thema. Doch Willy Brandt drehte den Kompaß auf Nord-Süd und sah die Hungerströme von Afrika und Asien, die nach Europa wanderten. Es waren für ihn Hungerströme und keine Wirtschaftsasylanten. Wie stellen sich die Industrienationen des Nordens auf diese Problematik ein. Das war sein Thema in der letzten Phase seines Lebens. Es wäre ihm nicht in den Sinn gekommen, nach der Aschenbrödelmentalität vorzugehen: Die guten ins Töpfchen die schlechten ins Kröpfchen und die guten bekommen die Green Card. Basta.

Ostern 2001. Wer sensibel ist hört auch andere Signale. Ich erlebte im Vorjahr, dass der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Lehmann in der Essener Grugahalle auf die Frage, was Jesus heute zum Christentum in einer globalisierten Wirtschaft sagen würde. Lehmann antwortete: "Er würde das Gebot der Nächstenliebe konkreter fassen. Er würde heute sagen: Liebe deinen Fremden."

Ostern 2001. Das Ruhrwort, die Kirchenzeitung des Bistums Essen und sicher nicht das Zentralorgan für linke Spinner schreibt in einer Serie über christliche Friedenskämpfer über Dom Helder Camora, über Martin Luther King. Habt bitte Geduld, Euch anzuhören, was Martin Luther King der Welt zu sagen hat, kurz bevor er ermordet wurde. Seine Friedensmärsche mit dem Appell der Gewaltlosigkeit, sie sind Modell der Ostermärsche.

Als Martin Luther King den Friedensnobelpreis erhielt, sagte er: "Ich weigere mich zu glauben, der Mensch sei nur ein treibendes Wrack, Strandgut im Strom des Lebens. Ich weigere mich, die Ansicht zu übernehmen, die Menschheit sei so tragisch der sternlosen Mitternacht des Rassismus und des Krieges verhaftet, dass der helle Tagesanbruch des Friedens und der Brüderlichkeit nie Wirklichkeit werden könnte. Ich weigere mich, die zynische Meinung zu übernehmen, eine Nation nach der anderen müsse eine militärische Stufe der Leiter hinabsteigen bis in die Hölle thermonuklearer Vernichtung. Ich glaube, dass unbewaffnete Wahrheit und bedingungslose Liebe das letzte Wort in der Wirklichkeit haben werden."

Martin Luther King träumte diese Vision einer Welt in Frieden. Er glaubte daran, dass jeder einzelne diese Bewegung in Gang bringen kann. Diesen Gedanken fasste er in das Bild, dass der Flügelschlag des Schmetterlings alles verändern kann.

Ostermarsch 2001, das ist keine Massenbewegung wie die Love-Parade, das gibt nicht mehr als drei Sätze in den Tagesthemen. Doch wir befinden uns mit Martin Luther King in guter geistiger Freundschaft. Wir befinden uns auf dem richtigen Weg Frieden zu stiften in einer friedlosen Welt.





Wattenscheid: Begrüßungsrede Hannes Bienert (ANTIFA WAT)

(Es gilt das gesprochene Wort)

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,
liebe Wattenscheider,

als Sprecher der ANTIFA WAT, Mitorganisatorin des OM Rhein/Ruhr 2001 begrüße Ich die Radlerinnen und Radler für den Frieden, wie eh und je vor der Friedenskirche in WAT. Natürlich wie Immer: In WAT mit Serbischer Bohnensuppe, Fladenbrot, Pizza und Bockwurst. Nicht zu vergessen den heißen Kaffee. In diesem Jahr habe Ich Euch noch einen besonderen Gruß auszurichten. Und das tue Ich gerne:

Zur heutigen Kundgebung unter dem Motto
Für Frieden gegen Kriege - gegen Rechtsradikalismus - gegen Antisemitismus und Rassismus

haben wir den Bezirksvorsteher des Stadtbezirks Wattenscheid zur Teilnahme am diesjährigen OM eingeladen. Er schickte uns ein Antwortschreiben mit folgenden Worten:

(siehe Schreiben)

Liebe Ostermarschierer, seit über 40 Jahren gehört der OM in WAT zur Tradition der Friedensbewegung.

Die Kundgebung des OM Rheinland/Ruhr 2001 in WAT steht in diesem Jahr bewusst unter der Losung:

Faschismus ist keine Meinung sondern ein Verbrechen!

Die konsequente Bekämpfung des Faschismus und der unermüdliche Einsatz für den Frieden - beide sind die zwei Seiten einer Medaille. Sie sind unlösbar miteinander verbunden. Daher begreift sich die ANTIFA WAT als eine Friedensorganisation und gleichzeitig ebenso als eine antifaschistische Initiative gegen Alt- und Neonazis aller Couleurs. Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg! Diese mahnenden Worte aus dem Schwur von Buchenwald haben heute leider wieder - oder besser gesagt immer noch - die gleiche Bedeutung wie 1945, an dem Tag der Selbstbefreiung der Buchenwaldhäftlinge von Folter und Zwangsarbeit unter dem Joch des Hitler-Faschismus.

Im Sinn dieser Worte, gegen Krieg und Faschismus müssen wir alles In unseren Kräften stehende tun, damit sich so etwas nie mehr wiederholt!. Denn - um es mit den oft zitierten, aber dennoch Immer noch gültigen Worten von B. Brecht zu sagen:

"Der Schoß ist fruchtbar noch aus dem das kroch"



Liebe Ostermarschierer, bei all unseren Bemühungen im Kampf gegen Krieg und Faschismus gehört auch der Blick über den eigenen Zaun. Unsere solidarische Verbundenheit mit dem kurdischen Volk in ihrem Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung, oder Im Kosovo, bekunden wir heute gleichermaßen den fortschrittlichen Kräften in der Türkei In ihrem Kampf um Demokratie und Menschenrechte. Unsere starke Waffe dabei Ist und bleibt die internationale Solidarität.

Als Friedensbewegung erheben wir schärfsten Protest gegen Unterdrückung und Krieg, denn Kriege lösen keine Probleme. Ich schließe mit einer alten OM-Losung der 60er Jahre:

Unser größter Feind ist der Krieg.

Last not least gilt mein Dank der ev. Gemeinde für die Unterstützung - Strom, Tische aus der Friedenskirche - und ich hoffe, Ihr seid gut versorgt, wie immer, mit der traditionellen Serbischen Bohnensuppe und habt Euch gestärkt für die weitere Fahrt über Herne und Bochum zur Abschlussveranstaltung Bahnhof Langendreer.

Gegen Faschismus und Krieg! Es lebe die Internationale Solidarität!

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