Die wichtigsten Daten des Afghanistankriegs 2001-2021

Chronik des Afghanistankriegs

Schwerpunkt
Schwerpunkt
  • 2001, 11. September: Terroranschlag auf World Trade Center und Pentagon in den USA durch die Entführung von vier Linienmaschinen durch Mitglieder von Al Kaida.
    Mit der Freigabe eines Kongress-Berichts 2016 und von CIA-Akten 2021 wurde deutlich, was auch vorher schon vermutet wurde, nämlich dass die Attentäter Unterstützung aus Saudi-Arabien erhalten hatten, ohne dass das die USA dazu brachte, den Status von Saudi-Arabien als Verbündeten im Nahen und Mittleren Osten in Frage zu stellen.
  • 2001, 12. September: Die NATO tritt zusammen und beschließt den Bündnisfall, der bis heute nicht aufgehoben wurde. Die UN-Sicherheitsratsresolution S/RES/1368 vom selben Tag verurteilte den Anschlag. Es ist umstritten, ob sie auch einen Angriff auf Afghanistan autorisierte.
  • 2001, 26. September: CIA-Operation „Jawbreaker“ wird entsandt, um afghanische Verbündete beim Sturz der Regierung zu identifizieren und sich das Entsenden einer hohen Zahl an Bodentruppen zu ersparen. Auch britische Geheimdienstler stoßen dazu. Man einigt sich vor allem mit der sog. Nordallianz, geführt von dem Tadjiken Mohammed Fahim und dem Usbeken Abdul Rashid Dostum. Im Süden Afghanistans sichert man sich die Unterstützung u.a. von Hamid Karzai, einem Führer der Paschtunen, die gegen die Taliban kämpften.
  • 2001, 7. Oktober: Angriff der US-geführten Allianz von NATO-Staaten in der Operation Enduring Freedom, zunächst militärisch getragen von den USA und Großbritannien. Die sog. Nordallianz von afghanischen Kämpfern unterstützt den Angriff vom Boden aus und beginnt Ende Oktober, Städte von den Taliban zu erobern.
  • 2001, 27. November – 5. Dezember: Petersberg-Konferenz in Bonn: Die Konferenz wurde von den USA organisiert. Als Grundlage diente der Fünf-Punkte-Plan des UN-Sonderbeauftragten für Afghanistan, Lakhdar Brahimi. Teilnehmende waren neben Vertreter*innen der UN, der USA, weiterer NATO-Staaten, Russland, Iran, Pakistan und Indien verschiedene Politiker aus Afghanistan, die die Gegnerschaft zu den Taliban einte. Sie setzte eine Übergangsregierung und Hamed Karzai ein.
  • 2001, 20. Dezember: Der UN-Sicherheitsrat billigt die Entsendung einer International Security Assistance Force (ISAF)-Mission (S/RES/1386 vom 20. Dezember 2001) nach Kapitel VII der UN-Charta („Friedenserzwingung“). ISAF ergänzte die Operation Enduring Freedom. Ihre Aufgabe war die Stabilisierung des Landes. Sie ist zunächst in Kabul und bald auch im Norden Afghanistans im Einsatz.
  • 2001, 22.Dezember: Der Bundestag stimmt einer Beteiligung an ISAF zu.
  • 2002, 10.-21. Juni: Eine „Loya Jirga“ bestätigt die Übergangsregierung im Amt.
  • 2003: Die NATO übernimmt den Oberbefehl über die ISAF. (Zuvor war sie von einzelnen Staaten geführt wurden, zuerst Großbritannien.) 42 Länder beteiligen sich an der Mission.
  • 2003, 7. Juni: Erstmals kommen vier Bundeswehrsoldaten in Afghanistan um.
  • 2003, Dezember: Das Bundeswehrmandat wird auf Kundus ausgedehnt.
  • 2004, 4. Januar: Verabschiedung einer neuen Verfassung
  • 2004, 9. Oktober: Präsidentschaftswahlen, Karzai wird im Amt bestätigt.
  • 2005: Erneute Zunahme der Kämpfe, Wieder-Erstarken der Taliban
  • 2005, 28. September: Parlaments- und Provinzwahlen. Knapp 2.800 Kandidat*innen bewarben sich um 249 Sitze.
  • 2006, 1. Juni: Die NATO-geführte ISAF übernimmt den Oberbefehl in Süd- und Südostafghanistan. Die Bundeswehr ist für Nordafghanistan zuständig.
    http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Afghanistan/nato.html
  • 2007, März: Der Bundestag stimmt zu, der ISAF Aufklärungsflugzeuge (AWACS) für Flüge über dem gesamten Land zur Verfügung zu stellen. Im Juli werden Tornados entsandt.
  • 2008, Juli: Die Bundeswehr übernimmt die Leitung der „Quick Reaction Force“ von Norwegen.
  • 2008: „Gesetz der nationalen Versöhnung, generellen Amnestie und nationalen Stabilität“ in Kraft getreten. Damit sind alle Warlords amnestiert, auch für Kriegsverbrechen.
  • 2009: Strategiewechsel bei USA) (wo Barack Obama neuer Präsident war) und ISAF; Es soll mehr in den zivilen Wiederaufbau investiert werden.
    Gleichzeitig drastische Zunahme des Drohnenkriegs und Stationierung von 40.000 zusätzlichen Soldat*innen.
  • 2009, 4. September: Oberst Klein in Kundus ordert einen von den USA geflogenen Angriff auf zwei von den Taliban entführte Tanklastzüge. Dabei werden vermutlich 135 Menschen, darunter viele Zivilist*innen, die an den liegen gebliebenen Tanklastzügen Benzin abzapften, getötet.
  • 2010: Veröffentlichungen durch Wikileaks zeichnen ein kritisches Bild der Besatzung und berichten über Massaker.
  • 2011, 2. Mai: Osama bin Laden wird in Pakistan durch ein US-Sonderkommando getötet.
  • 2011, 5 Dezember: Internationale Afghanistankonferenz in Bonn. Den Vorsitz hatte erstmalig Afghanistan. Die sog. „Petersberg II“-Konferenz wurde von 85 Staaten und 15 internationalen Organisationen plus der UN besucht. Es ging um die Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die afghanische Regierung.
  • 2012, 20.-21. Mai: Die NATO beschließt in Chicago den Rückzug aus Afghanistan bis Ende 2014. Es soll aber eine Nachfolgemission als Ausbildungsmission geben.
  • 2014, 14. Juni: Stichwahlen für afghanische Präsidentschaft. Karzai durfte nicht mehr antreten. Zwei Konkurrenten erklären sich zum Sieger: Ashraf Ghani und Abdullah Abdullah.
  • 2014, 31. Dezember: Das Ende der ISAF.
  • 2015, 1. Januar: Die Mission „Resolute Support“ beginnt. Gleichzeitig nimmt der Einfluss der Taliban immer weiter zu. 2015 nehmen sie sogar vorübergehend Kundus ein. Und auch die Aufstandsbekämpfung durch die USA geht weiter.
  • 2015: Der Islamische Staat macht sich in Afghanistan bemerkbar.
  • 2017, 14. April: Die USA (jetzt unter Präsident Donald Trump) werfen ihre größte nicht-atomare Bombe auf Stellungen des IS in der Provinz Nangahar ab. Die Folgen werden bis heute geheim gehalten.
  • 2018: Afghanistan löst den Irak als das „tödlichste Land der Erde“ in Bezug auf terroristische Anschläge ab.
  • 2018, November-Dezember: Die USA nehmen Verhandlungen mit den Taliban auf.
  • 2019, Dezember: Die Washington Post veröffentlicht die „Afghanistan Papers“, einen 2000-Seiten Bericht mit internen Vermerken zum Krieg aus Regierung und Verwaltung der USA
  • 2020, 29. Februar: Die USA und die Taliban einigen sich nach Gesprächen, die 2018 begonnen hatten und von den USA zwischenzeitlich in 2019 unterbrochen worden waren, in Doha auf einen Truppenabzug. Der soll bis zum Mai 2021 abgeschlossen sein. Die afghanische Regierung war nicht Teil der Verhandlungen, sondern wurde lediglich aufgefordert, ihrerseits mit den Taliban Gespräche aufzunehmen.
  • 2021, 14. April: Der neue US-Präsident Joe Biden verlängert den Termin für den US-Truppenabzug bis zum 9. September 2021.
  • 2021, 15. April: Die NATO beschließt, alle Truppen ab dem 31. Mai aus Afghanistan abzuziehen.
  • 2021,1. Mai: Der Truppenabzug aus Afghanistan beginnt.
  • 2021, Mitte Juni: Die Taliban sind auf dem Vormarsch; Medien und Politiker*innen sagen voraus, dass sie nach dem Abzug der westlichen Truppen wieder die Macht übernehmen werden.
  • 2021, 15. August: Die Taliban nehmen Kabul kampflos ein und bilden eine neue Regierung. Präsident Ghani ist aus dem Land geflohen. In den Folgetagen drängen sich Menschen an dem von den USA kontrollierten Flughafen von Kabul, um noch einen rettenden Flieger ins Ausland zu bekommen.
  • 2021, 26. August: Der Islamische Staat greift den Flughafen an und tötet dabei mindestens 92 Menschen, darunter 13 US-Soldat*innen. Die Bundeswehr beendet ihren Evakuierungseinsatz. Die US-Regierung kündigt an, sich zu rächen.
  • 2021, 29. August: Drohnenangriff der USA in Kabul auf ein vermeintlich mit Sprengstoff gefülltes Fahrzeug. Zehn Zivilist*innen werden getötet.
  • 2021, 31. August: Die letzten Truppen verlassen Kabul. Deutschland hat ganze 138 Ortskräfte ausgeflogen.

Zusammenstellung der Daten: Christine Schweitzer, Redaktion Friedensforum.

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