10 Jahre Tschernobyl

Der Tag wird kommen ...

von Mani Stenner
Initiativen
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Veranstaltungen, Diskussionen, Fernsehsendungen, Sonderseiten in Tages- und Wochenzeitungen, zahlreiche Bemühungen von Initiativen, die Forderung nach Stillegung aller Atomanlagen mit der Erin­nerung an den GAU von Tschernobyl zu verknüpfen .... Hat`s was gebracht?

Mit Ahaus, Biblis, Krümmel, Magde­burg und München hatten sich die Anti-AKW-Initiativen symbolträchtige Orte für die gemeinsame Demonstration "So­fortige Stillegung aller Atomanlagen - Energiewende jetzt!" zum 10. Jahres­tag der Reaktorkatastrophe von Tscher­nobyl ausgesucht. Mit zwischen 3 und 8 tau­send TeilnehmerInnen pro Standort und einem relativ geringen Medienecho wa­ren die Veranstalterkreise nicht so recht zufrieden. Schließlich hatten die Vorbe­reitungen, die vielen Treffen und oft mühsamen Absprachen recht viel Mühe gekostet. Schließlich waren Tschernobyl und die Atomkraft zum Jahrestag in al­len Medien stark vertreten und mit ge­lungenen Großdemonstratio­nen an deut­schen Standorten der Atom­wirtschaft hätte der gesellschaftliche Druck für Konsequenzen aus Tscherno­byl und den vielen anderen Vorfällen und Beinahe-GAUs erhöht werden kön­nen.

Ein Trost mag der Blick aufs Ganze sein: Im Vorfeld gab es mehr als tau­send Veranstaltungen und Aktionen, die sich mit den Folgen von Tschernobyl und der Notwendigkeit des Ausstiegs aus der Kernenergie auseinandersetzten. Die Aktionen um den Tschernobyl-Jah­restag haben sicher - zumindest politisch - die folgenden Proteste gegen den "Castor"-Transport von La Hague nach Gorleben gestärkt. Die Forderung nach Stillegung der Atomanlagen findet breite gesellschaftliche Zustimmung, nur: wie auch bei anderen politischen Themen engagieren sich zu wenige Menschen konkret.

Die aktiven Initiativen haben seit langer Zeit das Bohren dicker Bretter und den nötigen langen Atem gelernt und die Bemühungen um ein breites Bündnis zwischen Verbänden, Anti-AKW- und Friedensinitiativen können auch noch weitere Früchte tragen - in der Beharr­lichkeit des Widerstandes an den Stand­orten, in der Verbreiterung und Popula­risierung des Instrumentes Konsumen­tenboykott (Siemens-Kampagne) und der weiteren politischen und finanziel­len Verteuerung der Transporte bei je­dem Tag X. Es kommt der Tag, an dem sich - nach Ausstiegsbeschluß und Ab­schaltung aller AKWs - die Bürger­initiativen und Verbände an "Konsens­gesprächen" darüber beteiligen, wie wir mit dem strahlenden Müll, den wir uns und den künftigen Generationen bisher eingebrockt haben, am relativ verant­wortungsvollsten verfahren und die künftige Energieproduktion sozial- und umweltverträglich gestalten.

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