Redebeitrag für den Ostermarsch Sachsen-Anhalt in Dolle am 18. April 2022

 

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Liebe Freundinnen und Freunde des Friedens,

ich wünsche euch erst einmal allen von Herzen ein gesundes und friedliches Osterfest.

Mein Name ist Klaus Czernitzki, ich bin aktives Mitglied der BI Offene Heide und für DIE LINKE im Kreistag Börde.

Heute, am Ostermontag als dritter Redner auf einer Demo für den Frieden ans Mikro zu treten, ist nicht so einfach, wenn man Wiederholungen vermeiden möchte.

Der Krieg in der Ukraine überschattet nicht nur die Berichterstattung in allen Medien, sondern natürlich auch die Diskussionen unter den Friedensaktivisten auf den Ostermärschen.

So ein Ostermarsch wird viele Monate im Voraus geplant.

Auch die Bürgerinitiative Offene Heide hat sich für diesen Ostermarsch in Dolle schon seit einigen Monaten Gedanken über den Ablauf der Veranstaltung und das Motto des Aufrufes gemacht.

Durchbrechen wir gemeinsam den Teufelskreis - Klimawandel, Militär und Krieg.

So steht es in großen Buchstaben als Überschrift im Aufruf und auf unserem Kopf-Transparent.

Wir wollen damit auf die verheerenden Auswirkungen von Krieg auf das Klima und die Umwelt aufmerksam machen.

Wenn ich jetzt kaum auf das aktuelle Problem Ukrainekrieg eingehe, so liegt das daran, dass meine Vorredner-Innen dazu schon ausführlich gesprochen haben.

Doch eines lasst mich an dieser Stelle einmal deutlich und typisch deutsch sagen:

Krieg ist große Scheiße, egal wo und von wem dieser geführt wird.

Die Bürgerinitiative Offene Heide setzt sich mit ihren Friedenswegen seit 29 Jahren für friedliche Lösungen ein, gegen das Töten von Menschen durch Menschen, und gegen das Üben von Töten hier in der Colbitz Letzlinger Heide. Genauso lange, also lange vor der Friday for Future Bewegung, setzen sich die Aktivisten der BI für den Erhalt der Natur hier in der rund 80-tausend Hektar großen Kulturlandschaft mit ihrem riesigen Trinkwasserreservoir ein. Da zählt auch nicht, dass die Bundeswehr darauf verweist, sie würde nicht mit scharfer Munition schießen.

Dort, liebe Freundinnen und Freunde, wo die Panzer durch die Heide preschen, dort wächsts keine Pflanze und dort wird auch kein Tier heimisch. Wir fordern deshalb: Bundeswehr raus aus unserer Colbitz Letzlinger Heide –

Für den Schutz von Menschen, Natur und Umwelt!

Ja liebe Freundinnen und Freunde, schon das bloße Üben schädigt unsere Umwelt. Denken wir nur an den CO2 Ausstoß den die Panzer verursachen, wenn sie sinnlos durch die Natur krachen und die Heide plattdrücken.

So ein Leopard 2 Panzer verbraucht weit mehr als 400 Liter Treibstoff auf 100 km. Wenn ein Standard Kleinwagen so viel Liter Sprit schlucken würde, müsste wir alle 10 km an eine Tankstelle fahren. Ich kenne niemanden, der so ein Auto fahren würde.

Doch bevor so ein Leopard rollen kann, muss er erst einmal hergestellt werden. Wie hoch die Emissionen sind, die bei der Produktion von Waffen und Munition anfallen, lässt sich nur erahnen, weil hierfür keine Statistik geführt wird - so die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage aus dem Jahr 2019 der LINKSfraktion im Bundestag.

Solche Zahlen sind versteckt in vielen anderen Statistiken.

Kampfflugzeuge zum Beispiel fallen unter die Rubrik des Luft- und Raumfahrzeugbaus. Gesamtausstoß in der Bundesrepublik: rund 200.000 Tonnen CO2.

(Wohlgemerkt für die Produktion -- ohne eine Flugstunde)

Schuss- und Artilleriewaffen tauchen in den Kategorien „Reparatur von Metallerzeugnissen“ und „Installation von Maschinen und Ausrüstung“ auf.

Die Emissionen für Strom und Wärme werden unter Energie berichtet.

Der Grundstoff vieler Waffen, der „emissionsrelevante“ Stahl, wird bei der Eisen- und Stahlproduktion verbucht, die zuletzt mehr als fünf Prozent der deutschen CO2-Emissionen verursachte.

Wir Bürger sollen weniger Auto fahren und weniger heizen!

Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, gibt es zahlreiche Vorschläge.

Die Maßnahmen werden daran gemessen, wie sehr sie den Ausstoß von CO2 (Kohlenstoffdioxid) verringern. Denn je mehr davon in der Atmosphäre ist, desto heißer wird es auf unserem Planeten.

Mein Vorschlag:

Verzichten wir auf die Vorbereitung eines Krieges!

Verzichten wir auf die Produktion von Panzern, Kampfflugzeugen, Kriegsschiffen, Bomben und Raketen.

Damit wird schon ein großer Beitrag für den Klimaschutz geleistet.

Und stellen wir uns vor, auch die 100 Mrd. Sondervermögen, die in der Bundesrepublik zusätzlich in die Rüstung gesteckt werden sollen, investieren wir in den Klimaschutz und erneuerbare Energien.

Das hätte den doppelten Effekt, einmal sparen wir uns den CO2 Ausstoß bei der Herstellung von Waffen zum anderen der mögliche schnellere Umstieg von schmutziger, fossiler auf saubere, erneuerbare Energie.

Zu lange schon wurden auf dieser Welt Waffen und Munition hergestellt, so dass es dafür reicht, unseren Planeten mehrmals zu vernichten.

Egal wieviel es noch werden, mehr Waffen machen unsere Welt nicht sicherer.

Immer wieder kommt es zum aktiven Einsatz von Waffen in einem heißen Krieg.

Im Krieg sterben Menschen, oft viele Menschen. Und das ist schlimm, schon deshalb sollte es nie und nirgendwo Krieg geben.

Doch mit jedem Krieg ist die gesamte Menschheit und unser Planet Erde gefährdet.
So u.a. durch die Gefahr der territorialen Ausbreitung und des damit verbundenen Worst-Case-Szenarios eines Atomkrieges. Selbst wenn wir das mal ausschließen wollten, so ist jeder Krieg die größte, von Menschenhand gemachte Umweltzerstörung, die ich kenne und das dreifach!

In der Vorbereitung

Durch die unmittelbaren Folgen im heißen Krieg

Und durch die langfristigen Folgen

Zur Vorbereitung habe ich mich bereits geäußert.

Von den unmittelbaren Folgen eines Krieges hat jede und jeder von uns, nicht zuletzt aus aktuellem Anlass, so seine Bilder im Kopf.

Schwere Fahrzeuge, Raketen, große Feuer -> die dicken schwarzen Rauch verursachen.

Im Krieg brennen nicht nur Panzer, LKWs und Häuser, sondern auch die Ernte auf den Feldern und ganze Wälder. Die Natur selbst wird als Lebensgrundlage der Menschen zum Kriegsziel und bewusst zerstört.

Selbst, wer in den 60er Jahren noch zu jung war, kennt die Bilder aus dem Vietnamkrieg,

als die USA mit Agent Orange versuchten, das Volk auszuhungern und die dichten Wälder zu entlauben. Noch heute leiden Millionen Menschen unter Spätfolgen und noch immer werden Kinder mit schwersten Fehlbildungen geboren.

Auch sind die konventionellen Rohstoffquellen nicht nur der Grund für Kriege,

sondern auch Ziel im Krieg. Wir alle kennen die Bilder von brennenden Ölquellen im Golfkrieg mit einer Rauchwolke tausend Kilometer lang und 400 Kilometer breit.

Erinnern will ich an die Ölpest am Persischen Golf im Folge des Golfkrieges 1991, als eine der größten maritimen Ölkatastrophen.  Knapp eine Milliarde Liter Rohöl (etwa 860.000 Tonnen) wurden freigesetzt und gelangten in den Golf vor der Küste Kuwaits.

Die Regeneration wird dort viele Jahrzehnte dauern. Hier zeigen sich die langfristigen Folgen von Krieg.

Mit solchen haben wir es auch aus dem 2. Weltkrieg, zu tun, der schon vor 77 Jahren beendet wurde.

Allein in deutscher Nord- und Ostsee lagern Altlasten von ca. 1,6 Millionen Tonnen konventioneller Munition und 5.000 Tonnen chemischer Kampfstoffe, die im Zweiten Weltkrieg durch Militäroperationen oder danach durch Verklappung versenkt wurden.

Krieg, Militär und Rüstungsindustrie gehören zu den Hauptverursachern von Treibhausgasemissionen, Feinstaubbelastungen und Umweltkatastrophen weltweit.

Deshalb lasst uns unsere Kräfte bündeln. Wir brauchen eine enge Zusammenarbeit un dein enges Wirken miteinander vom Umwelt- und Friedensbewegung.

Wir brauchen keine Investitionen in Technik, die das Leben von Menschen und unsere Natur gefährdet -- erst recht nicht ins Grundgesetz geschrieben.

Nicht Aufrüstung und Krieg,

sondern Abrüstung, Diplomatie und Frieden sind die Antworten auf die drängendsten Probleme unserer Zeit

Deshalb Schluss mit Mrd. für das Militär

Investieren wir diese Gelder in den Klima- und Umweltschutz sowie in Soziales und Bildung

für eine sichere Zukunft aller Menschen auf einer intakten Erde.

 

Klaus Czernitzki ist aktiv bei der BI OFFENe HEIDe.