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Oster-
marsch
2003


vom:
25.04.2003


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Rede beim Ostermarsch 2003 in Kiel am 19. April

Klaus Potthoff

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

in den etwa zehn Minuten, die mir zur Verfügung stehen, kann und will ich Euch nicht eine Analyse dieses Krieges liefern und differenzierte Handlungsoptionen darstellen. Das erwartet Ihr wohl auch nicht. Aber ich möchte Anstöße geben zum Nachdenken, Diskutieren und auch zum Handeln.

Dieser Krieg hat vieles zerrissen und wird vieles zerreißen

 Die Vereinten Nationen in der Vorkriegsphase, durch eine Friss-Vogel-oder-stirb-Stategie der USA.

 Europa und die Europäische Union vor und während des Krieges durch ein Rückfall in Dillettantismus und nationale Eitelkeiten

 Die Gesellschaften in den kriegsführenden Ländern

und in der heißen Phase

 Menschen, Häuser, überlebensnotwendige Infrastruktur und Kulturschätze im wahrsten Sinne des Wortes.

Es ist nicht der erste Krieg, gegen den wir protestieren und es wird nicht der letzte sein.

 Viele Kriege - vor allem in Afrika, dem vergessenen Kontinent - sind grausamer und brachten und bringen unendlich viel Leid über die zivile Bevölkerung. Und wir waren sehr still.

 Der scheinbare Erfolg der Sieger im Irakkrieg wird die ermutigen, für die Krieg nicht das Ende sondern die Fortsetzung von Politik ist. Deswegen müssen wir hartnäckig bleiben in unserem Protest gegen diesen Krieg.

Warum hat dieser Krieg dann so viele Menschen auf die Straße gebracht?

 Er zerstörte die Hoffnungen auf eine demokratische Weltinnenpolitik auf der Basis der Vereinten Nationen endgültig.

 Er demonstrierte eine offensichtliche Missachtung des Völkerrechts durch die USA und Großbritannien ohne dass Sanktionen zu erwarten sind.

 Er ist Teil der neuen "alten Strategie" der US-Administration zur hegiomonalen Neuordnung der Welt nach US-Muster. Und der Protest richtet sich daher auch gegen die Arroganz derer, die fundamentalistisch ihre Ideologie zur universalistischen Leitlinie machen wollen.

ABER:

Einfache Antworten reichen nicht !

 Inszenierte Kriege und embedded-(Des-) informationspolitik entziehen sich einer zeitnahen Bewertung, wer weiß heute und den nächsten zwei Jahren, was wirklich in diesem Krieg geschehen ist?

 Die vermeintliche Realpolitik der jetzigen US-Administration hat viele idealistische und ideologische Komponenten: Der gewonnene Krieg wird mit einem verlorenen Frieden bezahlt werden und wird der idealistischen Position gefährlich, die als Begründung für diesen Krieg herhalten muss.

Welche Antworten können wir geben?

 Setzen wir fort, was am 15. Februar begonnen wurde: Die Globalisierung des Protestes gegen Krieg und Ungerechtigkeit. Pitt von Bebenburg beschrieb diesen Protest in der FR als global, gewaltfrei und realistisch.

 Suchen wir den Kontakt mit denen, die diesen Krieg und die dahinterstehende Ideologie bewusst oder unbewusst befürworten und reden wir mit ihnen. Konkret :Sprechen wir mit den Menschen in den USA, die wir kennen und bringen ihnen die Erfahrungen des alten Europa nahe.

 Sagen wir ihnen, dass die Energieversorgung durch militärische Macht viel schlechter gesichert ist als durch Energieeinsparung und alternative Energien.

 Sagen wir ihnen, dass der Schutz vor terroristischen Attacken in einer multilateralen Weltordnung und unter Beteiligung der VN größer ist als in einer US-Amerika dominierten militärisch ausgerichteten Ordnung

 Helfen wir denen, die wie das irakische Volk Hilfe brauchen. Zeigen wir, dass jeder für den Aufbau der Zivilgesellschaft angelegte Euro mehr für den Frieden bringt als Tausend für Waffen und Gewalt.

 Freuen wir uns, dass es in Deutschland eine gewisse Übereinstimmung zwischen Gesellschaft und der Regierung gibt, das war nicht immer so. Und arbeiten wir dafür, dass das so bleibt.

 Führen wir endlich die Diskussion über die Institutionen und die Mittel, die Kriege verhindern, Menschenrechte und Frieden sichern und die trifft, die diese verletzen und nicht die, die unter den Verletzungen dieser universalen Rechte leiden. Militär kann diese Aufgaben nicht erfüllen.


Prof. Dr. Klaus Potthoff ist Dozent am Schleswig-Holsteinischen Institut für Friedenswissenschaften an der Universität Kiel (SCHIFF)

E-Mail:   potthoff@schiff.uni-kiel.de
Internet: http://www.schiff.uni-kiel.de


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