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Oster-
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2003


vom:
25.04.2003


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Rede zum 12. Internationalen Bodenseeostermarsch "Eine friedliche Welt ist möglich" am 19. April 2003 Konstanz

Sabine Mandak

Eine friedliche Welt ist möglich, wenn es nach den Menschen im Chocó, im Regenwald Kolumbiens geht.

Die Menschen im Chocó sind Nachfahren der schwarzen SklavInnen und auch indianische Urbevölkerung und sie möchten nichts anderes als in Frieden leben und fischen, Landwirtschaft betreiben und Holz schlagen, auf dem Land das ihnen gehört ohne dabei die Lebensgrundlagen zu zerstören.

Trotzdem müssen diese Menschen im Chocó in ständiger Angst leben. Unzählige von ihnen haben Plünderungen, Vertreibungen und Verschleppungen selbst erlebt, viele sind ermordet worden. Gleich zwei gewalttätige Gegner haben sie gegen sich:

Die Paramilitärischen Einheiten werden unterstützt von Großgrundbesitzern, Konzernen und sogar dem Staat und der zweite Gegner das sind die Guerillas, die schon lägst nicht mehr auf der Seite der kleinen Bauern stehen, sondern ihre eigenen Geschäftsinteressen verfolgen. Einer Welle der Gewalt schaut die Regierung tatenlos zu: 100 Tote und ebenso viele Verletzte waren die schreckliche Bilanz eines einzigen Bombenangriffs der Guerillas im Dorf Bella Vista im vergangenen Jahr.

Warum werden die Dörfer bedroht?

Paramilitärs und Guerillas versuchen, die Bevölkerung mit aller Gewalt aus ihren Dörfern zu vertreiben: die Gründe sind u.a. der enorme Artenreichtum der Pflanzen, Rohstoffe und die militärstrategisch interessante Lage. Beste Geschäfte wären möglich, aber die Bevölkerung verweigert den Verkauf ihres Landes.

Sie setzt der Gewalt gewaltlosen Widerstand entgegen:

Die Dorfgemeinschaften überlegen nicht, wo sie am billigsten Waffen zu ihrer Verteidigung beschaffen könnten. Sie überlegen und erproben Strategien, wie sie sich am besten verhalten, wenn Guerillas oder Paramilitärs auftauchen, sie treten nur alle gemeinsam auf, denn einzelne Vertreter werden schnell verschleppt oder erschossen, ein ganzes Dorf nicht. Sie kehren auch beharrlich immer wieder zurück, wenn sie vertrieben werden.

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Sie erarbeiten verbindliche Regeln für die nachhaltige Holznutzung, die Fischerei und das soziale Zusammenleben, von "Lockangeboten" der Konzerne wollen sie nichts wissen.

Und die Dorfgemeinschaften hoffen auf unsere Unterstützung, auf Berichterstattung in Europa immer wenn die Kolumbianische Regierung von der Berichterstattung erfährt, bedeutet das zumindest für einige Zeit bessere Lebensbedingungen für die Menschen im Chocó.

Gewaltlosigkeit als Antwort auf Gewalt.

Dem gegenüber steht die Ideologie eines PRÄVENTIVSCHLAGES von George W. Bush. Nicht warten bis etwas passiert, sondern zuschlagen bevor der Gegner überhaupt eventuell etwas tun könnte.

Diese wahnsinnige Idee des Präventivschlags schraubt die Spirale der Gewalt noch höher, setzt sich über alle völkerrechtlichen Vereinbarungen hinweg und öffnet der willkürlichen kriegerischen Auseinandersetzung Tür und Tor. Es ist die Regierung Bush, die im Alleingang entscheidet, wo und wann sie einen Präventivschlag ansetzt. Es ist die Regierung Bush, die das Völkerrecht missachtet nach eigenem Gutdünken und zu ihrem eigenen Nutzen!

Wir verurteilen diese Politik der Gewalt auf das Schärfste, es ist eine Politik bei der das Recht des Stärkeren siegt.

Auf der Strecke bleibt die Zivilbevölkerung. Die Bilder aus dem Irakkrieg haben Schrecken und Leid des angeblich so "sauberen" "zielsicheren" Kriegs gezeigt.

Leid bei der Zivilbevölkerung des Irak, Leid bei den Menschen im Chocó und in vielen anderen Ländern.

Sie zahlen den Preis für den Kampf um Ressourcen sei es Bauxit, aussterbende Pflanzenarten, Tropenholz, Wasser oder Öl.

Sie zahlen den Preis dafür, dass strategisch wichtige Punkte besetzt werden können.

Sie zahlen den Preis dafür dass wichtige Verkehrsverbindungen zerstört oder gesichert werden können je nach dem, wie es den Aggressoren passt.

Kann eine friedliche Welt trotz alledem möglich werden? Eine Welt der Solidarität - ohne Krieg. Wenn ja, welche Voraussetzungen braucht sie?

Soziale Mindeststandards und ökologische Nachhaltigkeit in einer weltweiten Vernetzung sind Meilensteine auf dem Weg dorthin.

Vernetzung und Globalisierung sind möglich. Die Welthandelsorganisation WTO zeigt wie`s funktioniert. Allerdings in eine Richtung, die die Gräben zwischen Arm und Reich noch weiter aufreißt, statt sie zu glätten. Weltweite Handelsabkommen und Zollabkommen sind möglich, also müssen auch international festgelegte Mindeststandards für Arbeitsbedingungen, für Sozialstandards oder Umweltschutzbestimmungen möglich sein.

Sonst bleibt der weltweite Handel eine Ausbeutung von Arbeitskräften, Rohstoffen und der Umwelt in Ländern der Dritten Welt. Und die Unzufriedenheit, die Wut derer die ausgenützt werden.

Und die Gewinner bleiben die AktienbesitzerInnen, die sich an den hohen Renditen erfreuen und wir, die wir uns über die billigen Produkte hergestellt in Fernost freuen.

Wir müssen der Globalisierung der Wirtschaft und der Dienstleistungen, wie GATS (General Agreement on Trades in Services allgemeines Abkommen über Handel mit Dienstleistungen) sie vorsieht, einer Globalisierung, die derzeit mit irrsinniger Geschwindigkeit vorangetrieben wird diese Globalisierung von Sozial- und Umweltstandards entgegensetzen. Und es ist ebenso notwendig, die Kernaufgaben des Staates der öffentlichen Hand klar festzuschreiben, damit die Grundversorgung der Menschen gesichert wird, bzw. gesichert bleibt!

Eine SOLCHE Globalisierung wird die Gegensätze zwischen armen und reichen Ländern verringern, gerechtere Lebensbedingungen schaffen und die Chance auf weltweiten Frieden zumindest erhöhen.

Es ist traurig, aber wahr, dass nach 12 Jahren Bodensee Ostermarsch dieser Friedensmarsch notwendiger denn je ist. Aber es ist gut und wichtig, dass SIE heute hier sind, um für diesen Frieden einzustehen, dass SIE heute hier sind, um diesen Frieden einzufordern, sich NICHT zurücklehnen und denken "mir geht`s eh ganz gut", sondern ein deutliches Zeichen setzen:

wir brauchen ein Umdenken, wir brauchen neue Ansätze politischen Handelns, eine gerechte Verteilung der Ressourcen und des Wohlstandes, einen Zugang zu Bildung und Kultur für jede und jeden.

Es ist genug da für alle, wenn die Verteilung stimmt!

Und für diese gerechtere Verteilung lohnt es, sich einzusetzen.



Kontakt: Tel.: +43/1/40110-6698, Fax: +43/1/40110-6793


Sabine Mandak ist Abgeordnete im Österreichischen Nationalrat (=Parlament) und Kinder- und Jugendsprecherin der Grünen

E-Mail:   sabine.mandak@gruene.at
Internet: http://www.gruene.at/team/mandak.php
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