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Antikriegs-
tag 2001


vom:
31.08.2001


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Antikriegstag 2001:

  Reden/Kundgebungsbeiträge

Grußwort des Ehrenpräsident des internationalen Komitees BuchenwaId-Dora und Kommandos (IKBD)

Pierre Durand

Es ist eine große Ehre für mich, an der Eröffnung dieser Ausstellung teilzunehmen die unseren in Außenkommandos von Buchenwald deportierten Frauen, Müttern und Schwestern gewidmet ist. Hier oben auf dem verfluchten Ettersberg wußten wir nichts, davon, daß die SS-Verwaltung unseres Lagers auch junge Mädchen und Frauen kontrollierte, ausbeute, mißhandelte und tötete, die - wie wir - aus ganz Europa stammten. Und dennoch stelltet Ihr in den letzten Kriegsjahren einen großen Teil der Lagerstärke von Buchenwald.

Im Namen des Internationalen Komitees möchte ich Dr. Knigge danken, daß er die Arbeit, die wir heute vorstellen, unterstützt und unter seine Verantwortung genommen hat. Ich danke unserer Freundin Irmgard Seidel, die Sekretär unseres Internationalen Komitees und wichtige Mitarbeiterin der Gedenkstätte Buchenwald ist, für die geduldig durchgeführten Forschungsarbeiten, die sie seit Jahren auf einem Gebiet unternimmt, das vorher viel zu sehr vernachlässigt wurde. Ihr verdanken wir ganz wesentlich diese Ausstellung und wir erweisen ihr unsere ganze Dankbarkeit. Und ich will hier - da ich unmöglich alle nennen kann - auch zwei unserer Freundinnen der verschiedenen Länder nennen, Agnes Triebel oder Danuta Brzosko-Medryk, die ihr bei, der Arbeit geholfen haben.

Als wir hier waren, in der Mehrzahl junge Männer, die gezwungenermaßen in einer Weit ohne Frauen lebten, wußten wir immerhin, daß es auch deportierte Frauen gab. Oberst Fabien, ein bedeutender Vertreter der französischen Widerstandsbewegung, mit dem ich zusammen gekämpft habe, hat mir von seiner Frau erzählt, die bei Nacht und Nebel verschwunden ist; er hat seinen Gefährten kurz vor der Überquerung des Rheins gesagt: "Jetzt suche ich Andrée ..." Von meiner eigenen Mutter, einer hervorragenden Widerstandskämpferin, und meiner Schwester, die uns sehr geholfen hatte, wußte ich - seit ich hier war - nichts mehr und der Gedanke, daß sie ein ähnliches Schicksal erleiden könnten wie ich verfolgte mich.

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Antikriegs-
tag 2001
Meine lieben Freundinnen, meine lieben Kameradinnen, die ihr alle Opfer wart, ganz gleich wo Ihr herkamt, zu welcher Religion oder politischen Tendenz Ihr Gehörtet und aus welchen Gründen Ihr verhaftet und deportiert wurdet, ich möchte Euch sagen, wie glücklich wir sind, daß ihr auf diese Weise geehrt werdet. Ihr habt sicher noch mehr gelitten als wir, Ihr seid die Überlebenden einer Hölle, die naturgemäß noch schrecklicher war als unsere. Ihr habt Widerstand geleistet, tausend Schwierigkeiten überwunden und untereinander Solidarität geübt. Ihr habt unter den schwierigsten Bedingungen - und dabei denke ich vor altem an die deutschen Antifaschistinnen, die im Lager Lichtenburg inhaftiert waren, bevor Ravensbrück eingerichtet wurde - für unsere gemeinsamen Ideale von Freiheit und Unabhängigkeit gekämpft.

Ich möchte diese Rede, die schon zu lang geworden ist, mit einem heiteren Ton beschließen und wende mich hierbei hilfesuchend an zwei Dichter, die Ihr alle auch in Euren Ländern kennt: Aragon und Victor Hugo.

Ersterer sagte:

Die Zukunft des Mannes ist die Frau.
Sie ist die Farbe seiner Seele.
Sie ist sein Flüstern und sein Lärmen.
Und ohne sie ist er nur ein Hohn.
Ist er ein Kern ohne Frucht.

Und der andere schrieb:

Wenn Gott nicht die Frau erschaffen hätte,
hätte er auch keine Blume gemacht...

Ich umarme Euch.


Internet: http://www.buchenwald.de
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