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Eurofighter stoppen! - Inhalt


vom:
13.07.1998


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Eurofighter stoppen!:

  Die Kampagnenzeitung

Konversion... die große Illusion?

Gerd Rathgeb

Wo bleiben eigentlich die öffentlichen und medienwirksamen Aufforderungen von Daimler-Benz und den gewerkschaftlichen Aufsichtsräten der Großkonzerne an die Bundesregierung, endlich die politischen Rahmenbedingungen so zu verändern, daß die öffentlichen Verkehrsmittel, der Güter-Bahntransport, alternative Antriebssysteme, regenreative Energien usw. eine Chance bekommen?


Dagegen fordern die führenden Daimler- und DASA-Manager seit Jahren die Bundesregierung auf, unbedingt den Eurofighter zu bauen, da ohne ihn die soziale Katastrophe über Deutschland hereinbrechen würde und 18.000 Arbeitsplätze auf der Strecke blieben. Derselbe Konzern hat in den letzten 5 oder 6 Jahren allein 40.000 Arbeitsplätze abgebaut ... und hat dabei nie das Szenario einer sozialen Katastrophe an die Wand gemalt, im Gegenteil es als zwingende Maßnahmen dargestellt, um "die Konkurrenzfähigkeit" zu erhalten.

Viele führende Gewerkschafter und Betriebsräte sind gespalten. Als Gewerkschafter und auf Kongressen wird die Konversionsnotwendigkeit und die Forderung nach sinnvollen und ökologischen Produkten erhoben, dieselben Leute agieren dann als Betriebs- oder Aufsichtsräte auf einmal ganz anders, verwandeln sich in opportunistische Interessenvertreter, ohne auf die längerfristigen Wirkungen kurzfristiger und nur an den Profiterwartungen orientierter ökonomischer Entscheidungen hinzuweisen und Alternativen, auch in den Betrieben, zu diskutieren.

Das "Parade"-Beispiel ist der Eurofighter. Alle wissen es, die DASA- und Daimler-Manager genauso wie die Arbeitnehmervertreter, daß dieses Flugzeug militärisch sinnlos, ökonomisch unverantwortlich und unsozial ist, weil es Milliarden bindet, die in anderen Bereichen fehlen. Trotzdem soll es gebaut werden.

Während wegen 18.000 Arbeitsplätzen sinnlose Rüstungsgüter hergestellt werden, sollen beim größten Bahntechnik-Hersteller der Welt (ABB und Daimler, Berlin Hennigsdorf) 2.500 Arbeitsplätze abgebaut werden. Wo bleibt der Protest? Beim Eurofighter wird mit Arbeitsplätzen argumentiert, im Zukunkftsbereich Bahn, man denke nur an den dringend notwendigen Ausbau des Bahn-Gütertransports, werden Arbeitsplätze gestrichen.

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Eurofighter stoppen! - Inhalt
Während angeblich aus "sozialen" Gründen der völlig überflüssige Eurofighter hergestellt werden soll, fehl das "Euro-2 Liter-Auto", auf das alle Welt immer noch wartet. Obwohl fertige Pläne in den Schubladen liegen und morgen mit der Produktion begonnen werden könnte, scheint dies, nach Aussagen der Flugzeug- und Raketenbauer, nicht zu gehen. Dies ist nichts anderes als eine bewußte Irreführung, die darauf basiert, daß mit den jetzigen Fahrzeugen und den gesetzlichen Rahmenbedingungen noch genügend Gewinne eingefahren werden, wohlwissend, daß es viel ökologischer ginge.

Während die DASA-Manager in Sonntagsreden von Umsteuern und Konversion reden, werben sie für den Flugzeugbau, trennen sich gleichzeitig von der Produktion von Solaranlagen und drehen anderen, zukunftsorientierten Bereichen die Luft ab, weil die Kapitalrendite kurzfristig nicht die Größenordnung von 12 oder 15% erreicht. Gerade von Daimler-Benz mit seinen ungeheuren Resourcen wäre zu erwarten, daß überall dort eingestiegen, geforscht und entwickelt wird, wo es um die verantwortliche Zukunftsgestaltung geht. Stattdessen wird nicht selten um die Weiterentwivcklung der Vergangenheit gerungen.

Es gibt gewerkschaftliche- und betriebliche Gruppen, die sich mit Umwelt- und Konversionsfragen beschäftigen, Vorschläge machen und auch Mitbestimmung in der Produktentwicklung fordern und gefragt sein wollen, wenn es z.B. um die Umwelt geht. Es sind wenige, sie haben oft wenig Unterstützung und bilden sich meist dann, wenn es eigentlich zu spät ist, d.h. die Standort- und wirtschaftspolitischen Entscheidungen schon gefällt sind. Das liegt natürlich an den Machtverhältnissen und fehlenden Mitbestimmungsrechten, aber auch daran, daß diese Fragen nicht als gemeinsam zu lösende begriffen werden, die Arbeitnehmer und ihre Organisationen sich bis heute noch zurückhalten, wenn es um "die Ergebnisse der Produktion" geht und es politisch keinen Konsens gibt, was ökologisch und sozial verantwortbare Produkte der Zukunft sind. Man denke an Gen-Technik, Verkehrstechnik und Energiefragen als Beispiele.

Meine Erfahrungen hier bei Daimler-Benz in Untertürkheim zeigen, daß es sehr viele Techniker und Ingenieure gibt (in unserem Arbeitskreis Umwelt treffen sich zwischen 30 und 60 Personen), die innovative Produkte wollen, die oft frustriert sind über ihre alltägliche Forschungs- und Entwicklungsarbeit, die mitsprechen wollen, wenn es um die Frage des Sinnes, der ökologischen Verträglichkeit und der Nachhaltigkeit der Produkte geht. Selbstverständlich macht es (für die meisten ..) mehr Spaß und Freude, an der Entwicklung einer Brennstoffzelle zu arbeiten, als an dem Design eines Handschufachs.

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Solche Gruppen sind Hoffnungsschimer. Bei ihnen geht es um die Zukunft. Bei ihnen geht es um den ständigen Versuch, die Ökonomie, die Ökologie und das Soziale zusammenzubringen, über den Tag hinaus- und nicht nur an kurzfristig zu realisierende Gewinne zu denken. Es geht um das Umsteuern, um die Konversion und um Produkte, die Platz haben auf der Erde, ohne sie zu zerstören.


Gerd Rathgeb ist Betriebsrat bei Daimler-Benz, Stuttgart
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