Erstellt: 16.09.1998 | zu: Zivile Konfliktbearbeitung - Inhalt 29.09.1998, 10.00-12.00 h In der Ev.-Luth. Landvolkshochschule Bayern, Stadtparkstr. 2-9 a, 91786 Pappenheim: Verleihung des Fr. Siegmund-Schultze Förderpreises an die israelische Friedensgruppe YESH GVUL Ev. AG zur Betreuung der Kriegsdienstverweigerer (EAK) Der Friedrich Siegmund-Schultze Förderpreis für gewaltfreies Handeln wird 1998 verliehen an die israelische Friedensgruppe "Yesh Gvul" (deutsch: "Es gibt eine geographische und moralische Grenze"!) Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung der Kriegsdienstverweigerer (EAK) verleiht zum vierten Mal den nach Friedrich Siegmund-Schultze benannten Förderpreis für gewaltfreies Handeln. Der Preis soll - lt. Stiftungsbegründung - "die Aufmerksamkeit auf bestimmte Initiativen oder Personen lenken, die zivilen Widerstand gegen Gewalt praktizieren und zu Friedenshandeln ermutigen." Angesichts der täglichen Meldungen über verletzende und tötende Gewalt gegen Menschen, wollen die privaten und kirchlichen Stifter dieses Preises stellvertretend für die Gesamtkirche "Beispiele für vorbildliches, überzeugendes Bemühen um konsequent friedliche Streitbeilegung aufspüren" und würdigen. Mit der Preisvergabe sollen zugleich Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie eine "Kultur aktiver und lebensfreundlicher Gewaltfreiheit" (Ökumenische Weltversammlung in Seoul 1990) gefördert werden kann. Programm der Preisverleihung: Begrüßung: Bischof i.R. Dr. Christoph Demke, EAK-Bundesvorsitzender Laudatio: Professor Dr. Micha Brumlik, Vorsitzender der "Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen beim Deutschen Evangelischen Kirchentag" Erwiderung der Preisträger: Peretz Kidron, internationaler Sprecher (Jerusalem) Friedensgebet Musikalische Beiträge: Zivi-Orchester München | |
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Aus der Pressemitteilung zur Preisverleihung: Nicht jedem Befehl gebührt Gehorsam. Friedenspreis für Israels "selektive Verweigerer"! Der mit 10.000,-- DM dotierte Siegmund-Schultze Förderpreis für gewaltfreies Handeln wird in diesem Jahr von der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung der Kriegsdienstverweigerer (EAK) an die israelische Friedensgruppe Yesh Gvul (deutsch: "Es gibt eine geographische und moralische Grenze!") verliehen. Mit dem Preis, der 1998 zum vierten Male vergeben wird, soll beispielhafter "Widerstand gegen Gewaltstrukturen und Gewaltanwendung" ausgezeichnet werden. Die meisten Israelis unterliegen der Wehrpflicht: Männer 3 Jahre, Frauen 20 Monate; Männer leisten für 20 (!) weitere Jahre jährlich eine Reserveübung, die in der Regel einen Monat dauert. Die Mitglieder von Yesh Gvul erfüllen ihre gesetzliche Dienstpflicht und nehmen an allen Aktionen nationaler Verteidigung teil, aber sie bestehen darauf, Pflichten zu verweigern, die sie mit ihrem Gewissen und ihrem politischen Urteil nicht vereinbaren können. Diesem Yesh Gvul-Konsens folgend, verweigerten Anfang der achtziger Jahre hunderte von Soldaten ihre Teilnahme an der Libanon-Grenzüberschreitung, hunderte mehr haben sich geweigert, die Repressalien der israelischen Armee gegen die palästinensische Intifada zu unterstützen. Seit Jahren verweigern Yesh Gvul Mitglieder ihre Teilnahme an militärischen "Polizeiaktionen" in den von Israel besetzten Gebieten. Diese ungewöhnliche Form selektiver Kriegsdienstverweigerung berücksichtigt einerseits die allgemeine sicherheitspolitische Lage Israels, andererseits demonstriert sie eine überzeugende friedensethische Handlungskonsequenz in einer bestimmten Situation. Die Mitglieder von Yesh Gvul bewerten die Stimme des eigenen Gewissens höher als militärische Befehle. Als Soldaten, die nicht automatisch gehorsam sind, lehnen sie Gewaltanwendung gegen die palästinensische Bevölkerung ab und praktizieren damit zivilen Ungehorsam im israelischen Militär. Ihr Gewaltverzicht setzt für eine gewaltfreie Konfliktregelung Zeichen, die international - auch in der Friedensbewegung - mehr Beachtung und Anerkennung erfahren sollten. Der aus privaten Spendenmitteln finanzierte Preis erinnert an das friedensethische Wirken des Theologen Siegmund-Schultze (1885 - 1969), eines Wegbereiters der Ökumene. Bereits am Vortag, Montag, den 28. September, ab 16.00 h wird die EAK-Mitgliederversammlung mit einem Vortrag von Dr. Friedrich Schreiber (neun Jahre ARD-Korrespondent in Tel Aviv und Autor des Buches "SHALOM-Israel: Nachrichten aus einem friedlosen Land", München 1998) und im Gespräch mit einem Vertreter der Gruppe Yesh Gvul die Thematik breiter erörtern. Kontakt in Israel: Yesh Gvul, c/o Peretz Kidron (internationaler Sprecher), D 23 Ein Karem, Jerusalem 95744/Israel, Tel. & Fax: +972-2-64 34 171 oder Tel.: +972-2-533 27 70 Anmeldung und Information: EAK, Carl-Schurz-Str. 17, 28209 Bremen, Tel.: 0421-244037, Fax: 0421-3491961 | |
Einige weitere Texte (per Zufallsauswahl) zum Thema Nahost, Israel/Palästina: FF3/98 - Deutsche Linke und Israel FF3/98 - Deutsch-Israelischer Arbeitskreis FF3/98 - Die Tragödie der Palästinenser FF3/98 - Wer totgesagt wird FF3/98 - Zeitleiste FF3/98 - Jugendforum der DIG | ||
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