Ein breites Bündnis – „Von der Antifa bis zur CDU“

von Ludger Dowe

Dieser Beitrag beschreibt exemplarisch den Gründungsprozess und die Arbeit eines breiten Bündnisses in einer Region – Düren-Jülich, westlich von Köln gelegen. Es wurde 2006 ins Leben initiiert, als Aktivitäten der bis dahin allein im benachbarten Kreis Aachen bestehenden NPD und der mit ihr verbundenen Kameradschaft Aachener Land (KAL) wahrgenommen wurden.

Im Raum Düren-Jülich war bis dahin nur die Antifa gegen diese Gruppierungen aktiv. Jetzt trafen sich mit den Antifa-Aktiven VertreterInnen der beiden Kirchen, der Gewerkschaften, einzelner Parteien  und der Friedensinitiative, um konkrete Schritte für ein Bündnis gegen Rechts zu besprechen. Nach einigen Wochen war klar: Wir wollen ein breites Bündnis „Gemeinsam gegen Rechts“ schaffen!

Eine Sprechergruppe, verschiedene Arbeitsgruppen und eine  mindestens jährlich zusammenkommende Vollversammlung sollten die Arbeit ermög-lichen. Bei der Gründung am 30. Januar 2007 wurden in der mit 700 Menschen gefüllten evangelischen Kirche im Stadtzentrum durch die Vorbereitungsgruppe VertreterInnen aus beiden Kirchen, aus dem DGB, der Antifa und Pax Christi für die Sprechergruppe vorgeschlagen. Nachdem unmittelbar vor der Versammlung bereits ein heftig diskutierter Stadtratsbeschluss gefasst wurde, dem Bündnis beizutreten, wurde entgegen den Vorüberlegungen der Vorbereitungsgruppe, einen Sprecherrat ohne Parteienvertreter zu installieren, aus der Versammlung heraus der CDU-Bürgermeister und ein im Integrationsausschuss der Stadt Düren mitarbeitender Migrant vorgeschlagen. Alle sieben wurden – einige mit einer Reihe von Gegenstimmen – gewählt.

Vielfältige Aktivitäten
Danach begann in mehreren Arbeitskreisen die konkrete Arbeit, nachdem schon am Gründungsabend mehrere hundert Menschen Mitglied geworden waren. Auch die Zahl der Gruppen, Institutionen, Schulen und Parteien wuchs schnell auf über 50 und bis Ende des Jahres auf 100.

Vier dieser Arbeitskreise sind nach wie vor aktiv. Es gab in der Folgezeit z.T. in Kooperation mit der Antifa, der Stadtbücherei, Kirchengemeinden und dem Jugend- und Kulturzentrum KOMM eine Reihe von thematischen Veranstaltungen.

Der Arbeitskreis „Aktion, Information“ kümmert sich vor allem um die Aktivitäten nach außen. Die regelmäßigen Infostände im Stadtzentrum Düren, aber auch in anderen Kommunen, bieten vielen Gruppen die Möglichkeit der aktiven Beteiligung. Eine breite Palette von Informationsmaterialien steht dabei zur Verfügung.

Ein Plakatwettbewerb für Schulen war sehr erfolgreich. In der hochrangig besetzten Jury war u. a. der Kölner Kabarettist Wilfried Schmickler. Die öffentliche Präsentation im Rathaus mit Prämierung der besten Plakate fand ein großes mediales Echo. Geeignete Plakate werden gedruckt und im Wahlkampf eingesetzt.

Weitere Ausstellungen („Opfer rechter Gewalt in Deutschland ab 1980“ der Initiative „Opferperspektive“ in Potsdam und die im letzten Herbst publizierte Ausstellung des Forums Jugend und Politik der Friedrich-Ebert-Stiftung „Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen) mit Dürener „Spuren“ im Katalog und der Ausstellung fanden im Rathausfoyer nicht nur bei der Eröffnung reges Interesse.

Die Kontakte zu Schulen, Jugendverbänden und dem Stadtjugendring sind Inhalte des Arbeitskreises „Schule und Jugend“. Er organisierte u.a. ein Treffen mit Schülerzeitungsredakteuren, was zu Artikeln und Aktivitäten in Schulen führte.

Die Arbeitsgruppe „Kultur und Sport“ rief zu einem Wettbewerb mit dem Kulturzentrum „Endart“ auf, an dem 20 Bands teilnahmen. Die Besten wurden mit einem Preisgeld prämiert. Unmittelbar vor der Kommunalwahl ist ein „Lauf gegen Rechts“ geplant, getragen von der Gruppe, dem größten Dürener Sportverein und einem Gymnasium am Stadtrand.

Die Arbeitsgruppe „Integration“ initiierte ein Antidiskriminierungstelefon, das als Meldestelle Fälle von Diskriminierung aufnehmen soll. Die ausschließlich ehrenamtlichen MitarbeiterInnen kooperieren mit Fachkräften verschiedener Beratungsstellen.

Ein erfolgreicher Ansatz
Das Bündnis arbeitet nun seit zwei Jahren kontinuierlich, weil nicht in erster Linie einzelne Aktionen gegen Auftritte der NPD und der Kameradschaften Ziel sind, sondern weil es um den Versuch geht, rechtsextreme, rassistische und antisemitische Einstellungen und Verhaltensweisen, die in allen Teilen der Bevölkerung verankert sind, zu verändern.

Die Breite des Bündnisses hat sich bewährt. Es gab kontroverse Diskussionen, die dennoch zu konstruktiven Beschlüssen führten und sie hat vor allem vielen Institutionen und Einrichtungen erleichtert, sich dem Bündnis anzuschließen und eigene Ideen, Aktionen und Veranstaltungen einzubringen, wodurch eine große Öffentlichkeit für das Anliegen erreicht wird.

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Der Autor Ludger Dowe, ehemaliger Leiter der Kreisvolkshochschule in Düren, ist Mitglied der Sprechergruppe des Bündnisses und aktiv u. a. bei Bündnis 90 / Die Grünen, bei Pax Christi und der Dürener Geschichtswerkstatt.