6x jährlich erscheint unsere Zeitschrift "FriedensForum" und informiert über Neuigkeiten aus der Friedensbewegung. Gerne schicken wir dir ein kostenfreies Probeheft zu!
Die Söldnerfreunde aus Oberndorf:
Heckler & Koch - "in a world of compromise some don't.."
vonUnangekündigte Besuche vor den Werkstoren der Rüstungsindustrie konfrontieren uns immer wieder mit einer von vornherein klaren Situation: Die, die wir dringend im Sinne eines "Sagt Nein!" erreichen müßten, nämlich die in der Rüstungsindustrie Beschäftigten, ziehen fluchend und uns beschimpfend an uns vorbei, die Augen nach unten, das Gesicht bei jeder Kamera schnell zur Seite gewandt.
Und wir sitzen vor dem Tor, vor oder unter unserem Transparent, verketten das Werkstor, die Forderungen sind klar ... Nur: Was bringt's ?? Wie groß muß der Skandal sein, um über die wenigen direkt Beteiligten hinauszudrängen???
Heckler & Koch in Oberndorf am Neckar, oben auf dem Hügel, der nach 1945 verschämt in Lindenhof umbenannt wurde, vorher Adolf-Hitler-Siedlung hieß, ist ein Garant für Skandale! Deutsche Präzisionswaffen im ehemaligen Jugoslawien, als Killerstatussymbol in Südamerika - "Alles legal!" kommentiert die Firmensprecherin den weltweiten Terrorwaffenvertrieb.
Wo ansetzen? Das "Büro für notwendige Einmischungen" in Kooperation mit R.I.B., BuKo, Medico, Robin Wood, Grünen und Jusos, DFG-VK und Ohne Rüstung leben drehte am 19. März vor dem Heckler & Koch - Werkstor den Spieß um. Morgens um 6.30 brachten wir unser von Heliumballos getragenes Transparent an:
"Deutsche Waffen finden ihr Ziel - Für die Opfer kein Asyl - SAGT NEIN!" Pressekonferenz im Freien. Jürgen Grässlin vom Rüstungs Informations-büro Baden-Württemberg dokumentierte die Chronologie der H&K-Skandale, Gerti Kiermeier, DFG-VK München, ging auf die Opfer der Oberndorfer Geschäftemacher ein. Forderung aller Beteiligten: Eine Verursacherhaftung gegen die Rüstungsindustrie!
Zu Ex-Jugoslawien: Goran, Deserteur, ein "Mensch aus Sarajewo" hielt ein beeindruckendes Plädoyer für pazifistische Lösungen. Während hier noch nicht einmal ansatzweise alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind, poltern die Militärs.
Inzwischen kam auch die Oberndorfer Polizei, von uns herzlichst zu unserer Pressekonferenz begrüßt. Denn - wir hatten eine Anzeige gegen H & K aufzugeben (siehe nebenstehenden Kasten).
Das "Büro für notwendige Einmischungen" will nach dem Tag X das "outen" von Rüstungsfirmen bzw. Zulieferern fortsetzen. Die Aktion in Oberndorf bzw. die Anzeige gegen Heckler & Koch ist nur ein Auftakt. Unterstützen werden wir hier auch die Landminenkampagne von Medico International. Im Zusammenhang mit Artikel 16 GG fordern wir auch - im Sinne einer Demilitarisierung - Asylrecht für Deserteure. Z.B. eine Kampagne "Friedensnobelpreis für Deserteure" könnte ein wichtiger Diskussionsbeitrag zu Ex-Jugoslawien sein.
Eine entsprechende Resolution haben wir am Tag der Heckler & Koch-Aktion auf der Europabrücke Kehl/Straßburg an Wilfried Tellkämper (Grüne im EP) übergeben, verbunden mit einer kurzfristigen Verkehrsberuhigungsmaßnahme.
R.I.B. hatte im Zusammenhang mit den Anzeigenschaltungen von Heckler & Koch in "Soldier Of Fortune" bei der Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Schriften die Indizierung der Gewaltpostille gefordert. Aber - Deutschland 1993! - erfolglos.
Begründung: Das Blatt sei zwar gewaltverherrlichend etc. - aber in Englisch verfasst. Somit eine Gefährdung deutscher Jugendlicher nicht gegeben. Bleibt nur noch die Forderung nach Verbot des Englischunterrichts an deutschen Schulen im Sinne einer Gewaltprophylaxe nachzureichen. In Bonn sitzen halt die besten Satiriker ...
P.S. Der Hamburger Verfassungsschutz mahnt besondere Vorsicht in Hinblick auf deutsche neonazistische Söldner auf kroatischer Seite an. Nach Rückkehr dieser Söldner in die Bundesrepublik drohe der Aufbau einer rechten Terrorgruppe in Deutschland.
P.P.S. "Soldier of Fortune" im März 1993. Neben der Anzeige von Heckler & Koch, Motto "In A World Of Compromise, Some Don't" findet sich auch ein Artikel über kroatische Söldner ...
Anzeige gegen die Firma Heckler & Koch GmbH in Oberndorf/Neckar:
"Wir fordern die Staatsanwaltschaft Rottweil auf, wegen des Verdachts der Unterstützung einer kriminellen Vereinigung gem. 129 StGB ein Ermittlungsverfahren gegen die Firma Heckler & Koch, Oberndorf, einzuleiten.
Die deutsche Firma Heckler & Koch (und nicht etwa ihre US-amerikanische Tochtergesellschaft H&K Inc.) wirbt regelmäßig für ihre Waffen in dem US-amerikanischem Söldnermagazin SOLDIER OF FORTUNE, zuletzt in der Ausgabe vom März 1993. SOLDIER OF FORTUNE wird auch auf dem deutschen Markt vertrieben und richtet sich somit auch an Deutsche. Dieses Magazin stellt keine herkömmliche Zeitschrift dar, sondern durch sie wird ein Informationssystem zur Förderung des Söldner-Unwesens betrieben. Dort werden u.a. Fortbildungsseminare für Söldner bzw. Kampfkurse angeboten, mithin das bewusste und gewollte Töten von Menschen geübt und deren "Erfolg" in Kampfeinsätzen ausgiebig dargelegt.
Foto: Polizist, der Himmel kann weg
Durch die Schaltung von Anzeigen in SOLDIER OF FORTUNE bilden die Verantwortlichen von H&K als dessen deutsche Unterstützer eine auch nach deutschem Recht strafbare kriminelle Vereinigung gem. 129 StGB. Diese Vorschrift soll die erhöhte kriminelle Intensität erfassen, die in einer festgefügten Organisation ihren Ausdruck findet, die Kraft der ihr innewohnenden Eigendynamik eine erhöhte Gefährlichkeit für wichtige Rechtsgüter der Gemeinschaft mit sich birgt. Diese ist dadurch begründet, daß eine kriminelle Vereinigung den einzelnen Beteiligten die Begehung von Straftaten erleichtert und bei ihnen das Gefühl persönlicher Verantwortung zurückdrängt. Weiter macht sich H&K einer Straftat gem. 109f. StGB schuldig, die das Werben eines Deutschen zugunsten einer ausländischen militärischen Einrichtung - und das sind die Söldnerorganisationen -unter Strafe stellt."
Die Anzeige wurde am 19.März 93 von der Oberndorfer Polizei bei der Pressekonferenz vor dem H&K-Werkstor aufgenommen. Unterzeichner: Jürgen Grässlin/RIB; Frank Eyssen/Büro für notwendige Einmischungen; Tobias Pflüger/RIB; Paul Russmann/Ohne Rüstung leben; Martin Jung/Die Grünen Tübingen; Gerti Kiermeier/DFG-VK München; Christine Urban/BuKo Bremen; Winni Hermann/Sprecherin Die
Grünen LV Baden-Würtemberg; Angelika Beer/BuVo Die Grünen; Christian Lange/Lv Juso BaWü