Eine Internationale Konferenz für die friedliche Nutzung des Weltraums

"No Star wars"

von Wolfgang Schlupp- HauckPeter Rieth
Initiativen
Initiativen

Das Global Network Against Weapons and Nuclear Power in Space wächst. Es wurde 1992 in den USA gegründet. Zunächst waren es nur ein paar Gruppen in den USA, später kamen Friedensgruppen aus Deutschland und England hinzu. Anlässlich der Jahrestagung 2001 versammelten sich vom 4.-6. Mai in Leeds 200 Vertreter von Friedensgruppen und Wissenschaftler aus inzwischen 18 Nationen.

Schwerpunkt des Treffen waren die Raketenabwehrpläne der US-Regierung. Gerechtfertigt werden sie mit einer angeblichen Bedrohung durch Raketenpotentiale der sogenannten Schurkenstaaten, wie Iran, Irak, Lybien und Nordkorea. Präsident Bush greift damit alte Sternenkriegspläne der Reaganregierung wieder auf. Der New Yorker Journalistikprofessor Karl Grossman machte daruf aufmerksam, dass die zurzeit diskutierte Raketenabwehr nur einen kleinen Teil der geplanten Militarisierung des Weltraums ausmacht. "Hier ist der Plan", ruft er aus und hält eine Kopie der "Vision 2020", des US Space Commands in die Höhe. Er zeigt Bilder mit den unterschiedlichsten Waffensystemen bis hin zu Weltraumlasern, mit denen die USA bis zum Jahr 2020 die totale Kontrolle über Weltraum und Erde erringen wollen. Schon heute bezeichnet sich das US-Weltraumkommando als "Masters of Space".

Der ursprüngliche Widerstand gegen NMD ( National Missile Defense) soll zurzeit dadurch gebrochen werden, dass die USA den Betroffenen Teilhabe am Schutzschild und regionale, sogenannte TMD (Theater Missile Defense) anbietet.

Der Koordinator des Global Network, Bruce Gagnon aus Florida, verwies darauf, dass diese Systeme auf absehbare Zeit nicht funktionsfähig sein werden. Trotzdem werden 30 Milliarden Dollar in den nächsten 5 Jahren in die Forschung gesteckt. Bereits diese Entwicklung gefährde den Abrüstungsprozess. Alla Yaroshinkaya aus Moskau erklärte: "Sowohl die russische, als auch die chinesiche Regierung sehen ihre Abschreckungsfähigkeit gefährdet und werden mit einer deutlichen nukelaren Aufrüstung antworten." Cheong Woosik aus Korea befürchtet, dass der vorsichtig begonnene Annäherungsprozess zwischen Nord- und Südkorea zum Erliegen kommen würde. Bahig Nassar aus Ägypten kritisierte, dass die USA mit Israel an der Entwicklung von Raketenabwehrsystemen arbeiten und damit in der Region einen neuen Aufrüstungsprozess auslösen. Der japanische Professor Atsushi Fujioka sagte, die USA wollen die prosperierende Wirtschaft Asiens kontrollieren: "So verkaufen sie Raketen an die einen und die Abwehrsysteme an die anderen. Auf diese Weise schwächen sie den asiatischen Wirtschaftsraum und verschaffen der eigenen Rüstungsindustrie gewaltige Aufträge." Um Waffen verkaufen zu können brauche man auch die Bedrohung durch einen Gegner. In diese Rolle würden China und Nordkorea gedrängt. "Die Raketenabwehr wird - sollte sie jemals technisch realisierbar sein - die Welt nicht sicher machen, sondern viele neue Gefahren produzieren", erklärte Bruce Gagnon.

Für die Teilnehmer stellte sich die Frage: "Warum die USA trotz enormer Kosten eines drohenden neuen Wettrüstens und gefährlicher Destabilisierung an den Plänen festhalten. Karl Grossman erklärte die Funktion des Raketnabwehrsystems vor dem Hintergrund der Vison 2020. Darin heißt es: Die USA wollen die dominierende Macht im Weltraum sein. Beherrschen sie den Weltraum, so können sie auch die Erde darunter kontrollieren und damit ihre globalen Investitionen schützen." (Protect Global US-Investment). Die unverblümte Sprache in Vision 2020 zeige, dass die Militarisierung des Weltraums zur Absicherung der weltweiten US-amerkanischen Interessen dient.

Auch in Europa hat es eine deutliche Wendung in der Weltraumpolitik gegeben. Die ehemals rein zivile Weltraumorganisation ESA wird ins neue militärische Sicherheitskonzept eingebaut. Die europäischen Satelliten sollen für militärische Zwecke genutzt werden. Europa kann den USA zwar den ersten Platz nicht streitig machen, will sich aber auf Platz zwei positionieren.

Dave Knight vom englischen CND (Kampane für nukelare Abrüstung) erklärte, das wirkliche Problem seien nicht irgendwelche Staaten, sondern die vorhandenen Massenvernichtungswaffen. "Würden sie abgerüstet, bräuchte es keine Raketenabwehr."

Schritte dahin könnten sein:
 

  •  Abzug aller Atomwaffen aus Europa,
     
  •  Einfrieren von Test und Produktion neuer Raketen
     
  •  Erneuerung des Weltraumvertrages der Vereinten Nationen von 1972.
     

"Wir müssen den politischen Druck entschieden erhöhen, um dies politisch durchzusetzen", forderte Dave Knight die Teilnehmer auf.

Für den 13. Oktober wird weltweit zu Protesten gegen die Weltraumrüstung aufgerufen.

Informationen zu den Aktionen des Global Networks: www.space4peace.de, über die Tagung: www.peacevisons.org.uk oder Pressehütte Mutlangen, Forsstr. 3, 73557 Mutlangen Tel. 07171 75661

Ausgabe

Rubrik

Initiativen
Wolfgang Schlupp-Hauck ist Vorsitzender die Friedenswerkstatt Mutlangen. Er begleitet seit 2003 die Atomwaffenverhandlungen bei der UNO. Er ist aktiv in der Kampagne „Büchel ist überall – atomwaffenfrei jetzt“.
Peter Rieth ist Mitarbeiter der Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen.