Büchel

Sechs-Tage-Dauermahnwache

von Rainer Schmid

Hier folgt ein Kurzbericht von meiner Sechs-Tage-Dauermahnwache (25.-30. August 2015) vor dem Haupttor des Fliegerhorstes in Büchel, wo etwa 20 US-Atomraketen lagern; jede etwa 20-mal so stark wie die Hiroshima-Bombe. Die deutschen Soldaten üben jeden Tag, wie man die Atombomben mit Tornado-Kampfflugzeugen ins Ziel bringt. Man sieht und hört die Tornados starten und landen. Ich stand jeden Tag mindestens zehn Stunden lang (von 8 bis 18 Uhr) vor dem Haupttor. In der Hand hielt ich ein drei Meter hohes Holzkreuz mit der Aufschrift: „Atomwaffen abschaffen – jetzt!“

Erstaunlich, was man als Einzelperson auslösen kann: Das TV-Team von frontal21 war da. Außerdem zwei Lokalzeitungen (Wochenspiegel und Rheinzeitung) und das Radio (swr4). Lokale Unterstützer haben einmal am Tag nach mir geschaut. Und auch die Polizei kam ab und zu vorbei.

Aus den fahrenden Autos hat man mir manches zu gerufen: "Da sind keine Atomraketen!" "Protestier‘ in Berlin, dort wird entschieden!" "Demonstrier doch gegen die Ausländer!" Die lustigste Beleidigung fand ich: "Du Theoretiker!" Andere Autofahrer haben sich gefreut, haben mir Kaffee vorbeigebracht oder ein belegtes Brötchen.

Ein paar Soldaten kamen zu mir. Ihr Hauptargument: „Ihr werdet die Atomwaffen nie weg bekommen! Die werden immer hier bleiben.“ Aber ich denke, wenn viele Menschen sich engagieren, und vor allem mit Gottes Hilfe bekommen wir diese Atomraketen weg. Meine Forderung: Global zero!!! Und zwar sofort !!!

Insgesamt war die Mahnwache anstrengend wie eine Radtour über die Alpen. Gestaunt habe ich, wie viel Verkehr unter der Woche am Haupttor ist. Tagsüber fährt sicher pro Minute ein Fahrzeug durch das Haupttor; das heißt, es ist richtig viel los. Auch viele Fremdfirmen und Zivilangestellte fahren rein und raus. Wusstet Ihr, dass es spezielle Bundeswehr-Kehrmaschinen gibt für die Start- und Landebahn? Und orange Bundeswehr-Gulli-Reinigungsfahrzeuge für die Kasernen-Kanalisation? Die Lokalpresse hat gemeldet: In den Flugplatz Büchel werden bald 120 Mio. Euro investiert. Die Modernisierung der Atomwaffen kostet 4-5 Milliarden Dollar. Als sparsamer Schwabe tut mir das weh. Es ist sinnlose Geldverschwendung! Auf den Autos steht „Wir. Dienen. Deutschland.“ Das ist inhaltlich falsch. Korrekt müsste es heißen: „Wir. Belasten. Deutschland.“

Warum ich vor dem Haupttor stand? Es besteht die Gefahr, dass diese Atombomben aus menschlichem oder technischem Versagen oder aufgrund militärischer Missverständnisse zum Einsatz kommen. Eine Atombombe kann eine Großstadt vernichten.

Die Organisation der Mahnwache war einfach. Mein Fahrrad und den Anhänger habe ich im Zug und Bus nach Büchel transportiert. Geschlafen habe ich in einem preiswerten Waldgasthof (30 Euro/Nacht) in dem Dorf Schmitt. Der Wirt ist Holländer und hat viel Verständnis für FriedensaktivistInnen. Als Einzelperson musste ich die Mahnwache nicht anmelden.

Mein Vorschlag: Mehrere Friedensorganisationen zusammen könnten mit vereinten Kräften eine ganzjährige Dauerpräsenz (52 Wochen) vor dem Atomwaffenlager Büchel organisieren.

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