Juli 2005: mindestens 5000 Menschen werden im Rahmen des ersten Sozialforums in Deutschland die thüringische Stadt Erfurt einnehmen. Die öffentlichen Räume und Plätze der Stadt wurden geöffnet für die sozialen Bewegungen und alle Menschen, die mit ihnen diskutieren, streiten und feiern wollen.

Viele aktuelle Ereignisse und Debatten setzten den Rahmen für Erfurt: Die Regierungskrise und die Realität von Hartz IV und Agenda 2010. Der G8-Gipfel in Schottland Anfang Juli und damit verbunden die Diskussion um globale Armut und Bushs globalen Krieg. Die Diskussion um die EU-Verfassung und das eventuelle "Nein" der französischen Bevölkerung beim Referendum und die Frage nach der Rolle Europas in der Welt. Der 60. Jahrestag der Befreiung und der Kampf gegen NPD und den neuen Faschismus heute.

Das Sozialforum bietet einen Raum zum Austausch über diese und viele weiteren Fragen und ist zugleich eine Manifestation einer Gegenkultur zum globalen Kapitalismus.

Seit dem ersten Sozialforum 2001 in Porto Alegre hat die Sozialforumsbewegung eine Erfolgsgeschichte geschrieben. Viermal hat sich das Weltsozialforum bereits getroffen, drei mal das Europäische Sozialforum, ebenso zahlreiche weitere regionale und lokale Sozialforen. Sie haben es geschafft eine über mehrere Jahrzehnte zersplitterte Linke in einen gemeinsamen Diskussionsprozess zu bringen und eine neue Kultur der Debatte und gemeinsame Initiativen hervorgebracht.

So sind Initiativen wie die zum weltweiten Aktionstag am 15.2. 2003 vom Europäischen Aktionstag in Florenz ausgegangen, und auch die zahlreichen Aktivitäten gegen das neoliberale Europa und die EU-Verfassung sind gewachsen über die Vernetzung im Rahmen der Sozialforen.

Alternativen zum Neoliberalismus spielen eine wichtige Rolle auf den Sozialforen. Das "sozial" bei Sozialforum steht aber nicht ausschließlich für die soziale Frage, sondern ist "gesellschaftlich" zu verstehen. Die globale Bewegung versucht die Trennung von Ökonomie und Politik aufzuheben, in dem sie die Verbindungen zwischen verschiedenen Fragen und Themen sucht und diskutiert.

Für Erfurt hat die offene Vorbereitungsgruppe der Initiative für ein Sozialforum in Deutschland dementsprechend vier Themenbereiche ausgewählt, um das Diskussionsangebot zu bündeln:

1) Arbeitswelt und Menschenwürde
2) Globalisierung und die Rolle Deutschlands in der Welt
3) Menschenrechte und politische Teilhabe
4) Eine lebenswerte Welt - anders leben

Zu den vier Bereichen können Arbeitsgruppen, Seminare und Großveranstaltungen angeboten werden. Diese Veranstaltungen werden in Eigeninitiative und Eigenregie der beteiligten Akteure vorbereitet.

Kultur ist integraler Bestandteil des Sozialforums, in einer gesonderten Vernetzungsphase am Abend können die beteiligten Bewegungen, Initiativen und Individuen Informationen austauschen und Verabredungen treffen. In dieser Zeit soll auch die Versammlung der Sozialen Bewegungen vorbereitet werden.

Da das Sozialforum ein offener Raum ist und in seinem Namen keine Beschlüsse gefasst werden, spielt die Versammlung der Sozialen Bewegungen eine wichtige Rolle, um entstehende Initiativen zu bündeln und gemeinsame Schwerpunkte für Kampagnen und Aktivitäten festzulegen.

Hauptinstrument der Kommunikation in der letzten Phase der Vorbereitung wird das Internet sein. Alle Informationen und Veranstaltungsideen werden auf die Homepage gestellt. Gruppen und Organisationen können Veranstaltungen anmelden und andere Veranstaltungen unterstützen. Teilnehmerinnen und Teilnehmer können sich anmelden und Informationen erhalten, wie sie das Sozialforum auch finanziell unterstützen können und wie sie es bewerben können.

Erfurt steht bereit. Nun kommt es auf jede weitere Person an, die sich an Vorbereitung und Mobilisierung zum Sozialforum beteiligt und dazu beiträgt, dass wir in Erfurt einer anderen Welt ein Stück näher kommen.

Info

Sozialforum 2005

Eröffnungsveranstaltung: Donnerstag, 21.7. 18.00

Demonstration: Samstag, 23.7. 14.30-16.30 Uhr

Versammlung der sozialen Bewegungen, Sonntag, 24.7.

Weitere Infos über Programm, Ablauf, Übernachtungen, Mobilisierungsmaterial etc.: www.sozialforum2005.de